perttivalkonen schrieb: Laß doch einfach sowas, hier gehts um ne Sachdiskussion.
:D Du strafst dich selber Lügen
;)Die Schöpfungsgeschichte zu Beginn der Bibel Gen 1,1-2.4a entstammt der „Priesterschrift“, die im babylonischen Exil (6. Jh.v.Chr.) entstand und die Heilsgeschichte von der Schöpfung bis zum Einzug ins Gelobte Land beschrieb. Später wurde die Priesterschrift in die fünf Bücher Mose eingearbeitet. Die Priesterschrift stellt die Geschichte als eine patriarchale Genealogie dar, als Stammbaum: Gen 1,1-2.4a; 5; 10; 11. Man bekommt hier den Eindruck, daß die zyklische, spiralige Zeitauffassung des Matriarchats, wo die Schöpfung eine Aufeinanderfolge von Geburten durch die Göttermutter ist, nachträglich in eine abstrakte Abfolge „linearisiert“ wurde. Bei dieser Umarbeitung vom Funktionellen zum Kausalen ist die große Ungereimtheit entstanden, daß Gott Befehle gibt („Licht soll aufstrahlen!“), aber vollkommen im Dunkeln bleibt, wem er eigentlich diesen Befehl erteilt. So etwas passiert, wenn man organismisches Denken in ein mechano-mystisches Denken überführt.
Einer anderen Tradition, in der die Schöpfung weniger ein Geburts- als eine Opferhandlung ist, entstammt das „jahwistische Geschichtswerk“, das zur Zeit Salomos (9. Jh.) entstand. Auch diese Schrift wurde in die Bücher Mose eingearbeitet, so daß wir heute zwei Schöpfungsgeschichten vor uns haben. Die jahwistische Schöpfungsgeschichte (Gen 2,4b-25) fängt wie folgt an:
Als Gott, der Herr, Erde und Himmel machte, gab es zunächst noch kein Gras und keinen Busch in der Steppe; denn Gott hatte es noch nicht regnen lassen. Es war auch noch niemand da, der das Land bebauen konnte.
Othmar Keel und Max Küchler haben in ihrer vergleichenden Übersicht diese Stelle mit folgendem Auszug aus dem babylonischen Epos Enuma Elisch (um 1800 v.Chr.) parallel gesetzt:
Als der Himmel droben noch keinen Namen hatte, als unten das Festland noch keinen Namen trug, da war nichts vorhanden außer dem uranfänglichen Apsu (das Süßwasser – Seen und Grundwasser), ihren (der Götter) Erzeuger, (und) der Gebärerin Tiamat (das salzige Meerwasser), die sie (die Götter) dann alle gebar, die ihre Wasser durcheinander mengten. Als das (abgestorbene) Schilf sich noch nicht angehäuft hatte, als der Sumpfboden noch nicht zu sehen war, als noch kein einziger Gott da war, keiner beim Namen genannt wurde und noch keinem sein Geschick bestimmt war… (Synoptische Texte aus der Genesis, Fribourg 1971)
Schließlich wird die zum Untier Tiamat verteufelte Weltgebärerin vom patriarchalen Vatergott Marduk getötet. Diese Tat stellt die eigentliche Schöpfung dar. Im Enuma Elisch spiegelt sich also der Sieg des Patriarchats (die semitischen Babylonier) über das Matriarchat (die „schwarzköpfigen“ Sumerer) wider.
Daß man das typisch patriarchalische Abschlachten wirklich wörtlich nehmen muß, ist an einem bestimmten Brauch ersichtlich, der auf dem Mythos vom Mord an der zum Drachen dämonisierten Großen Mutter basiert. Vollzogen patriarchalisch infizierte Menschen die Schöpfung nach, indem sie ein Bauwerk errichteten, ging dies mit der kultischen Opferung von Menschen einher. Zum Beispiel wurden Kinder lebendig ins Fundament eingegraben, damit das künstlich Geschaffene genauso beständig sei, wie die natürliche Welt, die ihren Fortbestand der vorgeschichtlichen Großen Opferung zu danken hat (Ready Tannahill: Fleisch und Blut, München 1979, S. 37).
Die Urschlacht, in der wenigstens (wie auch immer) die Große Göttin erscheint, läßt sich in Gen 1,2 allenfalls noch ganz fern erahnen. Jedoch in den poetischen Werken des Alten Testaments, die viel von der kanaanitischen Naturreligionen bewahrt haben, finden sich noch eindeutige Hinweise auf diese „Urschlacht“. Im Buch Ijob steht, Jahwe habe mit seiner Kraft das Meer besiegt und mit seinem Können das Meerungeheuer Rahab umgebracht (Ijob 26,12). Jahwe fragt:
Wer hat das Meer mit Toren abgesperrt, als es hervorbrach aus dem Schoß der Erde? Ich war’s (…) Ich gab ihm seine vorbestimmten Grenzen, schloß es mit Tor und Riegel sicher ein. Ich sagte ihm: „Bis hierher und nicht weiter! Hier hört der Hochmut deiner Wellen auf!“ (Ijob 38,8-11)
Man vergleiche dies mit den parallelen Aussagen in Ps 74,12-17; 77,17-21 (wo dieses Thema auf interessante Weise mit dem Durchzug durch das Rote Meer verknüpft wird); 89,10f und 104,26. Wo schließlich die patriarchale Überhebung Jahwes ihren Höhepunkt findet, wenn er behaupten läßt, er habe die Meerungeheuer geschaffen, was natürlich impliziert, er sei ursprünglicher als die Große Göttin, die er abschlachtet. (Kanaanitische Göttinnen wie Aschera und Astarte waren mythologisch immer mit dem Meer verbunden, während Jahwe „ein Gott gegen das Meer“ war.)
Daß übrigens der Mord an der Göttin und der Exodus engstens miteinander verbunden sind, zeigt auch folgende Stelle bei Jes 51,9f:
Du warst es (…), der den Drachen Rahab durchbohrt und zerteilt hat. Du warst es, der das Urmeer austrocknen ließ. Und du warst es, der mitten durch das Meer einen Weg bahnte, damit das befreite Volk durchziehen konnte.
Die Utopie der Jahwe-Anhänger ist die vollständige Durchsetzung des Patriarchats, wenn alles „Böse“ und „Chaotische“ besiegt sein wird.
aus:
https://nachrichtenbrief.wordpress.com/tag/schopfungsgeschichte/Genesis: eine Travestie
21. August 2010
In der biblischen Schöpfungsgeschichte können wir die Schöpfergöttin noch immer finden. Zum Beispiel schimmert sie in Gen 1,12 durch, wo nicht etwa Jahwe, sondern Adama, also Mutter Erde die Pflanzen hervorbringt. Aus ihr wurde auch Adam geformt.
Ähnliche Anklänge an die Erd- und Muttergöttin finden sich in Gen 3,20, wo Eva die „Mutter alles Lebendigen“ genannt wird. Ja, man kann so weit gehen, daß Eva von Jahwe verdrängt wurde – daß Eva die ursprüngliche Schöpfergöttin war. Eva war diejenige, die auch Adam hervorgebracht hat. So interpretiert jedenfalls Gerda Weiler Gen 4,1, wo Eva sagt, sie habe mit dem Herrn einen Mann geboren.
Dieser Sohn ist eigentlich Adam, das uranfängliche Mannesgeschöpf. Doch die Bibel macht Kain daraus und rückt die erste Menschengeburt in die zweite Generation – eine häufig angewandte Methode in der Religionsgeschichte, mit der die Herrin aus ihrer universalen Stellung verdrängt wird. (Ich verwerfe im Lande die Kriege, München 1984, S. 63f)
Wenn in Gen 2,7 Vatergott Jahwe den Menschen aus Erde formt, ist daran zu denken, daß in den älteren Texten des Orients es eine Muttergottheit war, die den Menschen „töpferte“. So formt z.B. die sumerische Muttergöttin Nammu den Menschen nach dem Abbild der Götter aus Lehm.
In seinem Buch über „Die schöpferische Rolle der Frau in der Menschheitsgeschichte“ verweist Hans Biedermann auf den babylonischen Gilgamesch-Epos, in dem der Göttervater Anu „die Bildnerin Aruru“ beauftragte, einen großem Menschen zu formen, der ein Gefährte von Gilgamesch sein sollte. Daraufhin knetete Aruru Lehm und gestaltete eine Form, die Aruru schließlich anspie und auf diese Weise zum Leben erweckte. So entstand Enkidu (Die Großen Mütter, München 1989, S. 124).
In der Bibel formt der Gottvater den Menschen gleich selbst und haucht ihm auch selbst das Leben ein. Doch wenn der Mann Jahwe so als Töpfer auftritt (Ijob 10,9; Jes 45,9; Jer 18,6), dürfen wir nicht vergessen, daß die Töpferei unbezweifelbar Kulturgut der Frauen war, die die keramische Tradition hüteten (ebd., S. 45). Schon deshalb und nicht nur aus der historischen Entwicklung der Mythen heraus ist die Vorstellung im strengsten Sinne häretisch, der Vatergott habe Adam aus Lehm geschaffen! Dazu kann man Jes 29,16 paraphrasieren: Du bildest dir ein, du könntest die Rollen vertauschen! Der Ton kann doch nicht so tun, als wäre er der Töpfer! Oder kann das Werk zu seiner Schöpferin sagen: „Sie hat mich nicht gemacht“? Kann das Tongefäß von der Töpferin sagen: „Sie versteht nichts davon“?
https://nachrichtenbrief.wordpress.com/tag/apophis/Die Bibel, führte dazu, dass die Muttergöttin immer weiter zurück gedrängt wurde, die Urgöttin weichen musste, wenn man aber genau schaut, so sind ihre Spuren immer noch zu finden, s.o.
Und die Urgöttin hieß nun einmal Lilith.