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Ist das Christentum buddhistisch inspiriert worden?

300 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Jesus, Buddha ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Ist das Christentum buddhistisch inspiriert worden?

01.01.2013 um 13:46
@Jimmybondy
Ich stelle nur ein sehr ausgeprägtes Cherry-Picking bei dir fest: Alles, was dir passt, wird hier zitiert und alles, was dir nicht passt, wird ignoriert.
Und das ganze unter dem Motto "ich stelle ja nur Fragen"


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Ist das Christentum buddhistisch inspiriert worden?

01.01.2013 um 14:03
@Jimmybondy
Zitat von JimmybondyJimmybondy schrieb:Von daher ist es verständlich, dass Irenäus soviel Wert darauf legt, "genau nachzuweisen", dass die Tradentenreihe der Gnostiker eben nicht stimme, dass sie eben ganz im Gegenteil dazu nicht auf den göttlichen Offenbarer, sondern auf den Urketzer Simon Magus zurückgehen. Irenäus versucht den Legitimationsversuch der Gnostiker gerade umzudrehen.
Ich denke das auch. ich denke, es könnte Simon Magus gewesen sein, aus dem später die Figur Jesus gemacht wurde.

" Urketzer" wurde Simon Magus von jenen genannt, die die Information unterdrücken wollten, dass das "Licht Gottes" Simon war. Heiler aus Samaria, in genau jener Zeit.

Gnosis bedeutet: Wissen.

Im unterschied zu Glauben, beruht Gnosis mM auf Selbsterfahrung und darausfolgende Erkenntnis.
gruß an dich


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Ist das Christentum buddhistisch inspiriert worden?

01.01.2013 um 14:05
@Cricetus
Zitat von CricetusCricetus schrieb:Wobei es durchaus umstritten ist, ob Markus sein Evangelium vor oder nach der Zerstörung des Tempels schrieb, weil die Vorhersage, dass die Römer den Tempel zerstören äußerst unwahrscheinlich ist und man damit eine ziemlich gute und sehr unwahrscheinliche Prophezeiung hätte.
Fraglich. Mit dem Danielbuch gab es nun mal die Ankündigung der Verwüstung des Heiligtums, daher war dies eine durchaus ankündbare Sache für spätere Apokalyptiker (Daniel 8,11). Vor allem aber heißt es in der Apokalypse Jesu, daß vom Tempel nicht ein Stein auf dem anderen bliebe - tatsächlich aber stehen Überreste des Heiligtums noch heute (Klagemauer). Das spricht eher für eine so nicht eingetroffene Vorankündigung.

Pertti


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01.01.2013 um 14:14
@perttivalkonen
Ich wollte ja nur sagen, dass an dieser Stelle durchaus auch heute noch Streit unter Theologen besteht, ob man das Markusevangelium kurz vor oder kurz nach 70 datieren soll.


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Ist das Christentum buddhistisch inspiriert worden?

01.01.2013 um 14:27
Zitat von CricetusCricetus schrieb:Ich stelle nur ein sehr ausgeprägtes Cherry-Picking bei dir fest: Alles, was dir passt, wird hier zitiert und alles, was dir nicht passt, wird ignoriert.
Und das ganze unter dem Motto "ich stelle ja nur Fragen"
Wie oft möchtest Du diese Anmerkung eigentlich noch tätigen?
Ich stelle fest das Du den Thread weiterhin blockieren willst, doch Du kannst Ihn nicht verhindern, negieren, blockieren.

Du bist hier der Troll für mich, Troll!


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Ist das Christentum buddhistisch inspiriert worden?

01.01.2013 um 15:06
@Cricetus
Zitat von CricetusCricetus schrieb:Ich wollte ja nur sagen, dass an dieser Stelle durchaus auch heute noch Streit unter Theologen besteht, ob man das Markusevangelium kurz vor oder kurz nach 70 datieren soll.
Ich kenne diese Diskussion. Nur lassen die Vertreter der Datierung nach 70 eben wieder ihre eigene Methodik außer Acht, wie es jene Bestreiter des "Marcus first" im angelsächsichen Raum grundsätzlicher tun. Der einzig gerechtfertigte Grund, Markus für später zu halten, ist der, daß die Apokalypse mit ihrer Fehlbeschreibung der benannten Details (kein Stein auf dem Anderen, Standbild im Tempel) älter als 70 ist, und der Verfasser diese Apokalypse nach 70 aufnahm, ohne sie zu "korrigieren". Angesichts der Korrekturen bei den Seitenreferenten Matthäus und Lukas ist das aber eine wackelige Annahme. Und eine Zusatzannahme obendrein, gegen die der Herr Occam was hat. Die Konsequenz der Datierung aufgrund des Inhaltes wie beschrieben ist, daß das Markusevangelium spätestens auf 70 zu datieren sei. Aber eben auch schwerlich vor 67.

Pertti


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01.01.2013 um 15:55
@Jimmybondy
Kannst du denn mal inhaltlich Stellung zur Debatte hier beziehen oder bleibst du bei "Klaus Berger ist super"?


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Ist das Christentum buddhistisch inspiriert worden?

01.01.2013 um 16:28
@Cricetus
Zitat von CricetusCricetus schrieb:Kannst du denn mal inhaltlich Stellung zur Debatte hier beziehen oder bleibst du bei "Klaus Berger ist super"?
Ich wüsste nichtmal wo Du ihn widerlegt haben willst nur weil Du "Rufolf Bultmann" und "Cherry blah blah" getippt hast. Zwinge doch bitte wem anders ein Gespräch auf, Danke.


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Ist das Christentum buddhistisch inspiriert worden?

01.01.2013 um 16:38
Zeit für den nächsten Thread? Hat der Hinduismus das Christentum beeinflusst?

Aus der Bhagavadgita - es spricht Krishna:

Aber jene, die mich mit überfließendem Herzen lieben, erzielen das Versunkensein in mich, und da sie dann in mir wohnen, wird ihnen offenbar, dass ich zugleich in ihnen wohne.

Man vergleiche das mit dem In-Jesus-Wohnen und das in ihm sein, so wird er in euch sein.
Dort gibt es, allerdings um wirklich Wesentliches älter als die Bibel, noch mehr Parallelen, die sodann auch Jesus aufweist bzw. er gesprochen haben soll. Krishna und Jesus gar nicht so unterschiedlich? :)


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Ist das Christentum buddhistisch inspiriert worden?

01.01.2013 um 17:30
Nochmal dies zum Thomasevangelium und zu Klaus Berger.

In der "Synopsis Quattuor Evangeliorum", einem wissenschaftlichen Standardwerk für das wissenschaftliche Arbeiten an den Evangelien zur Synoptischen Frage (und darüber hinaus) stehen auch weitere frühchristliche Belege aus anderen Schriften und von Kirchenvätern, wo Paralleltexte vorkommen. Seit Jahrzehnten steht am Ende des Werkes auch das gesamte Thomasevangelium abgedruckt. Und zwar eben wegen der hohen Authentizität, die manche Jesus-Logien im ThEv. aufweisen. Manche, aber eben nicht alle. Viele der dort vorkommenden Logien weisen einen hohen Grad der Ausgestaltung auf, viele sind in ihrem Duktus auch höchst unjesuanisch - auch im Vergleich mit eben jenen höchst authentischen Logien im ThEv. selbst.

Viele der Logien im ThEv. galten als gnostisch. Mittlerweile wird dies in der Gnosisforschung nicht mehr so eindeutig gesehen, sie erscheinen eher als "prägnostisch". Allerdings hat die Gnosisforschung der letzten Jahrzehnte auch für jene "Väter der verschiedenen gnostischen Strömungen" den gnostischen Charakter dieser Autoritäten abgesprochen, welcher erst unter den Anhängern jener Autoritäten später zum Vorschein kommt. Auch diese "Väter" gelten nunmehr häufig eher als "prägnostisch". Dabei haben diese Autoritäten oft in d3er Mitte des 2.Jh. gewirkt, in den Vierziger Jahren gelegentlich noch ohne ihre "prägnostische Ausprägung", ganz in der mehrheitskirchlichen Theologie. Damit würde sich also das prägnostische Gedankengut in der Mitte des 2.Jh. ausgestalten, wohingegen der eigentliche Schritt in die Gnosis erst irgendwann in der zweiten Hälfte des 2.Jh. aufkam.

Jene ehedem als gnostisch gehandelten Logien des Thomasevangeliums drücken durchaus schon die Gedankenwelt jener prägnostischen Autoritäten aus wie Valentin und selbst noch dessen Schüler Herakleon, gerade was den Ursprung jenes "Göttlichen" im Menschen betrifft, welches durch Erkenntnis den Kosmos überwinden und zu seinem Ursprung zurückkehren kann. Damit aber läßt sich die Zeit, in der eben diese Logien entstanden sind, auch ziemlich genau datieren, eben auf die Vierziger Jahre des zweiten Jahrhunderts, als die Denker der Prägnosis aufkamen.

Klaus Berger hat seinen Beitrag zur Theologiegeschichte geleistet, zumindest durch von ihm losgetretene Kontroversen, das will ich nicht absprechen. Aber auch er ist kein Allrounder, wie ich in einem Vortrag hier in meiner Heimatgemeinde erleben mußte. Und auch die Gnosisforschung ist nicht sein Fachgebiet, weswegen er nur die Bestreitung des gnostischen Charakters der ThEv-Logien aufgriff und dies zur Rechtfertigung einer Frühdatierung mißverstand. Dabei hätte gerade der diachrone Vergleich des Inhalts jener Logien mit der Gedankenwelt des früchchristlichen Umfeldes eine synchrone Zuordnung und damit zeitliche Einordnung erlaubt, wie ich sie eben skizziert habe.

Das Thomasevangelium kann gegen Berger nicht vor dem Abschluß des ersten Drittels des zweiten Jahrhunderts abgeschlossen worden sein. Natürlich hindert dies nicht, daß manche einzelne Logien aus deutlich früherer Zeit stammen, aber dies ist ja schon längst, seit vielen Jahrzehnten bekannt und gewürdigt. Manche können sogar als authentischer überliefert gelten als ihre Pendants, wie sie sich in den neutestamentlichen Evangelien finden. Und sogar einige Logien, die nur hier, nicht aber im NT vorkommen, können aus solch früher Zeit, noch vor den biblischen Evangelien, stammen. Aber dies betrifft gerade nicht jene "prägnostischen" Logien.

Pertti


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Ist das Christentum buddhistisch inspiriert worden?

01.01.2013 um 18:09
@perttivalkonen
Die letzten Beiträge zur Datierung finde ich durchaus informativ und schlüssig. Wobei man natürlich trotzdem für Alternativen offen bleiben sollte.


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Ist das Christentum buddhistisch inspiriert worden?

01.01.2013 um 18:45
Ja, richtig, @libertarian

die Frage, wie lange die Prägnostik in der Gestalt der Logien des Thomas-Evangeliums existierte, bis sie von den "Vätern der Gnosis" in der Mitte des 2.Jh. ausgebaut wurden, kann nicht so genau beantwortet werden. Immerhin aber eingegrenzt. Und zwar mit Hilfe des Johannesevangeliums. Hier finden sich nochmals Vorformen der Gedankenwelt der "frühprägnostischen" ThEv-Logien. Wie ich bereits schrieb, findet sich im JoEv schon der Gedanke, daß die Erkenntnis frei macht, also quasi erlöst, schon hier findet sich der dualistische Gedanke, daß man entweder Gottes ist oder einer anderen Macht angehört (wiewohl es nier noch der Satan ist) usw. Auch der präexistente Logos, der zunächst bei Gott ist, klingt schon nach der späteren gnostischen Sicht. Allerdings ist der zu erlösende Mensch noch nicht der Pneumatiker, noch nicht der aus göttlicher Sphäre stammende "Funke", der zurückkehren wird, der Kosmos ist noch das Werk Gottes und kein böser, zumindest unwerter Gegensatz usw. usf. Die Gedankenwelt der frühen "Prognosis" mancher Sprüche des ThEv steht den prognostischen Vätern und selbst der Gnosis oft schon näher als der Gedankenwelt des JoEv. Insofern können wir das ThEv eben zwischen JoEv und den prognostischen Vätern der Gnosis einordnen, und zumindest die Spätstücke des ThEv als letzterem Datum sachlich näherstehend als dem Datum des JoEv. Eher also 130+ als 110-. Wobei ich 110 nicht generell ausschließen kann und mag, es ist halt nur nicht wirklich wahrscheinlich.

Pertti


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Ist das Christentum buddhistisch inspiriert worden?

03.01.2013 um 11:39
@snafu

Ja Danke nochmal.
Zitat von libertarianlibertarian schrieb:Zeit für den nächsten Thread? Hat der Hinduismus das Christentum beeinflusst?
Dem können wir auch gerne hier nachgehen. Ich nehm aber auch gern einen neuen Thread. Zumal dies nicht der erste Hinweis dieser Art ist, sich da also vielleicht "mehr" verbirgt.


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Ist das Christentum buddhistisch inspiriert worden?

03.01.2013 um 11:48
Hab hier ansonsten für Interessierte noch was aus dem Fundus:

http://www.theosophie.de/index.php?option=com_content&view=article&id=1464:die-in-dunkel-gehuellten-jahre-im-leben-des-meisters-jesus&catid=266:sunrise-11963&Itemid=82

Der gelehrte Bhikshu Subhádra sagt in den Anmerkungen zu seinem Buddhistischen Katechismus, der aus den heiligen Schriften der südlichen oder Hinayana Schule des Buddhismus für Europäer zusammengestellt und 1890 in London herausgegeben wurde:

Ein Jahrhundert vor der Geburt Jesu von Nazareth waren buddhistische Apostel bereits bis in den Kaukasus nach Westen vorgestoßen und in Alexandrien lebten viele Brüder und Laienanhänger. Daher kann es kaum einen Zweifel geben, daß Jesus von Nazareth, dessen Lehren in ihren wesentlichsten Teilen die gleichen wie die des Buddha sind, im Alter von zwölf bis dreißig Jahren ein Schüler buddhistischer Bettelmönche war, eine Zeit, über die die Evangelien überhaupt nichts berichten, und daß er unter deren Leitung Arhatschaft erlangt haben muß (ein Arhat oder großer Weiser wurde). Später kehrte er in sein Geburtsland zurück und predigte die Lehre seinem Volke.

Im Verlauf der Zeit wurde seine Lehre entstellt und mit vielen Irrtümern aus dem Alten Testament der Juden vermengt. Die grundlegenden Lehrsätze jedoch und der persönliche Charakter des Begründers des Christentums sind buddhistischen Ursprungs! Jesus war ein Arhat der Nirvana erreicht hatte und sein Name wird zu allen Zeiten von jedem Buddhisten verehrt werden.

- pp. 80-81

Die Erklärung Bhikshus, daß Jesus "in sein Geburtsland zurückkehrte", ist interessant. Abgesehen von der Möglichkeit, daß er eine Zeit lang in Alexandrien verweilte, studierte er auch in einem buddhistischen Lande? Wenn das stimmt, ist er dann vielleicht nach Indien gegangen, das damals der Mittelpunkt der buddhistischen Welt und durch die Regierung des erleuchteten Kaisers Asoka berühmt geworden war, der über zweihundert Jahre vor dem Erscheinen Jesu seine Missionare oder Bettelbrüder hinausgesandt hatte? Was meinte Subhádra außerdem, wenn er sagt, daß der persönliche Charakter des Meisters Jesus buddhistischen Ursprungs war? Welche Verbindung könnte da zwischen seiner menschlichen Persönlichkeit und der von Gautama dem Buddha bestanden haben? Das sind Punkte, die weiteres Studium wert sind.

Es ist leichter wenn man sich den Lehren zuwendet und besonders in der Bergpredigt die vielen Ähnlichkeiten in den Aussprüchen von Jesus mit jenen Buddhas, wie sie in den Schriften der südlichen oder Hinayana Schule bewahrt sind, sammelt. Der sanfte Buddha lehrte in Gleichnissen. Das gleiche tat der galiläische Meister. Jeder verkündete dieselben Wahrheiten, wie die Schüler beider Religionen bestätigen können.

Der scharfsinnige französische Gelehrte und Orientalist des letzten Jahrhunderts, Renan, bemerkt in seinem Das Leben Jesu (p. 98), daß nichts im Judaismus Jesus für den herrlichen Stil seiner Unterredungen und Gleichnisse als Muster hätte dienen können. "Ohne Zweifel sind in den buddhistischen Büchern manche Gleichnisse in genau demselben Ton und derselben Form zu finden, wie die Gleichnisse in den Evangelien (siehe besonders der Lotos des guten Gesetzes). Aber es kann ohne weiteres in Betracht gezogen werden, daß die Gleichnisse in den Evangelien irgendwie buddhistisch beeinflußt wurden. Der Geist der Demut und der tiefen Empfindung, der das ursprüngliche Christentum und den Buddhismus gleicherweise beseelte, genügt, diese Ähnlichkeiten zu erklären."

Auf jeden Fall sind Ähnlichkeiten vorhanden! Und wenn es auch wahr ist, daß Renan durchaus nicht bereit war, irgendwelche tatsächliche Verbindung zwischen Buddhismus und Christentum zuzugeben, so ist es doch bemerkenswert, daß er in der dreizehnten Ausgabe seines Werkes, die er "mit größter Sorgfalt verbesserte und korrigierte", einen recht vielsagenden Abschnitt über die Möglichkeit des Wirkens jener buddhistischen Mönche, die weit und breit umherwanderten und ihre Schritte auch nach Judäa lenkten, einfügte. Vor den in letzter Zeit gemachten und viel in der Öffentlichkeit behandelten Entdeckungen an den Ufern des Toten Meeres war über die religiösen Gemeinschaften in jenem Gebiet nicht allzuviel bekannt. Jedenfalls stellt Renan bei deren Erörterung eine seiner intuitivsten Spekulationen an:

Das dem Geiste des alten jüdischen Volkes so entgegengesetzte Einsiedlerleben, das mit den Gelübden, wie die der Nazarener und Rechabiten nichts zu tun hatte, war über ganz Judäa verbreitet. Die Essener hatten ihren Sitz am östlichen Ufer des Toten Meeres in der Nähe vom Geburtsort des Johannes. ... Das Volk stellte sich das Haupt jeder Sekte als einen Klausner vor, der wie die Gründer religiöser Orden seine eigenen Regeln und Statuten hatte. Die Lehrer der Jüngeren waren auch zuweilen eine Art Einsiedler, die bis zu einem gewissen Grade den gurus der Brahmanen ähnelten. Könnte das nicht tatsächlich von einem schwachen Einfluß der munis Indiens zeugen? Vielleicht könnten einige der buddhistischen Wandermönche, die, wie später die ersten Franziskaner, die Welt überrannten, predigten und die Menschen, die ihre Sprache gar nicht kannten, bekehrten, ihre Schritte nach Judäa gelenkt haben, so wie sie sicher nach Syrien und Babylonien gegangen sind. Darüber wissen wir nichts Gewisses. ... Auf jeden Fall können wir annehmen, daß viele der externen Gebräuche des Johannes, der Essener und der jüdischen spirituellen Lehrer jener Zeit aus Einflüssen kamen, die damals erst kurz vorher aus dem fernen Osten aufgenommen wurden


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Ist das Christentum buddhistisch inspiriert worden?

03.01.2013 um 13:01
@Jimmybondy
Verehrter, nur schon die Bezeichnung "Katechismus" IST völlig irreführend! Der Inhalt diese Buch ist aufgrund der Zeitumstände, der mangelnden Quellen und der vielen fehlerhaften Übersetzungen völlig veraltet


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Ist das Christentum buddhistisch inspiriert worden?

03.01.2013 um 13:33
@Ikkyu

Ich nehme natürlich weiterhin gerne bessere Tipps entgegen, kein Prob. =)



Wikipedia: Buddhistischer Katechismus


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Ist das Christentum buddhistisch inspiriert worden?

03.01.2013 um 13:54
@Jimmybondy
Verehrter Jimmy, auch Wikipedia macht den Inhalt nicht besser


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Ist das Christentum buddhistisch inspiriert worden?

03.01.2013 um 13:57
@Ikkyu

Wiki zeigt jedenfalls nicht auf, das das Buch nun völlig unbrauchbar wäre.
Dir muss der Inhalt nicht gefallen, aber Widerlegungen sehen anders aus.

Wie gesagt ich nehme gern bessere Tipps entgegen, das würde es ja sogleich in Deinem Sinne auch besser machen. ^^


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Ist das Christentum buddhistisch inspiriert worden?

03.01.2013 um 14:57
Mann, ist der Artikel grottenschlecht! Einschließlich der zitierten Autoren.

* "Ein Jahrhundert vor der Geburt Jesu von Nazareth waren buddhistische Apostel bereits bis in den Kaukasus nach Westen vorgestoßen"

Das immerhin ist belegt.

* "und in Alexandrien lebten viele Brüder und Laienanhänger."

Das hingegen ist schon mal arg schwammig; die "Brüder" weilten zu Ashokas Zeiten dort, aber keine Quelle bezeugt einen späteren Aufenthalt. Die "Anhänger" sind gleich gänzlich erfunden.

* "Daher kann es kaum einen Zweifel geben, daß Jesus von Nazareth [...] im Alter von zwölf bis dreißig Jahren ein Schüler buddhistischer Bettelmönche war"

Ähm, wieso jetzt? Was legt das bittschön nahe und räumt die Zweifel aus? Weil mal Buddhisten im Westen waren?

* "dessen Lehren in ihren wesentlichsten Teilen die gleichen wie die des Buddha sind"

Hattenwa schon. Buddhismusfans entdecken "Buddhistisches", Sokratesfans entdecken "Sokratisches", Ägyptenfans entdecken Altägyptisches, jeder, wie er's gern hätte. Allgemeine Parallelentwicklungen sind auch noch drin, wie sie auch sonst weltweit gut bezeugt sind...

* "eine Zeit, über die die Evangelien überhaupt nichts berichten, und daß er unter deren Leitung Arhatschaft erlangt haben muß (ein Arhat oder großer Weiser wurde). Später kehrte er in sein Geburtsland zurück und predigte die Lehre seinem Volke."

Wir wissen nichts über diese Zeit Jesu, also war er im Ausland. Super Aufweis. Und dann auch gleich ne steile Karriere bis hin zum Arhat (und später gar bis ins Nirwana).

* "Im Verlauf der Zeit wurde seine Lehre entstellt und mit vielen Irrtümern aus dem Alten Testament der Juden vermengt."

Hmmm, das ist immer wieder "beeindruckend". Wir haben also ne Überlieferung von Jesus, aber die ist nur teils authentisch, teils jedoch nachträglich abgeändert. Woher aber wissen wir denn nun, welches der authentische Teil ist und welches der abgeänderte? Richtig! Wir suchen es uns einfach aus, und zwar nach Gusto, was wir am liebsten so hätten!

Und eines ist man klar, wenn der Jude Jesus später jüdisches Gedankengut vertritt, dann muß dies natürlich das Ergebnis späterer jüdischer Einmengung sein, kann unmöglich zum Authentischen gehören. - Wie blöd ist das denn!

* "Die grundlegenden Lehrsätze jedoch und der persönliche Charakter des Begründers des Christentums sind buddhistischen Ursprungs! Jesus war ein Arhat der Nirvana erreicht hatte"

Zack! und schon is alles Tatsache. Null Aufweis, haufenweise Wunschdenken, ausgedachte historische Fakten, Umkehrung jeglicher Logik, aber Hauptsache, man ist überzeugt davon!

Kein "Könnte doch", "Denkbar wäre", "mag vielleicht", "Eventuell"... Denn eins ist man klar, je mehr Eventualitäten aneinandergereiht werden, um zu einem bestimmten Ergebnis zu kommen, desto klarer wäre, daß dieses Ergebnis an historischer Wahrscheinlichkeit verlöre.

* "Die Erklärung Bhikshus, daß Jesus "in sein Geburtsland zurückkehrte", ist interessant. Abgesehen von der Möglichkeit, daß er eine Zeit lang in Alexandrien verweilte, studierte er auch in einem buddhistischen Lande? Wenn das stimmt, ist er dann vielleicht nach Indien gegangen"

Genau! Wenn ein "Bhikshu Subhádra" Jesus schon zu fiktiven Buddhisten während eines fiktiven Ägyptenaufenthalts schickt, dann ist daraus gerechtfertigt, ihn gleich nach Buddhaland reisen zu lassen!

* "wenn man sich den Lehren zuwendet und besonders in der Bergpredigt die vielen Ähnlichkeiten in den Aussprüchen von Jesus mit jenen Buddhas, wie sie in den Schriften der südlichen oder Hinayana Schule bewahrt sind, sammelt. Der sanfte Buddha lehrte in Gleichnissen. Das gleiche tat der galiläische Meister. Jeder verkündete dieselben Wahrheiten, wie die Schüler beider Religionen bestätigen können."

Wie schon gesagt, Ähnlichkeiten sind da, sie sind aber auch unabhängig voneinander denkbar. Viele Ähnlichkeiten hingegen entstehen auch im Kopf des Betrachters.

Mit Gleichnissen jedenfalls arbeiteten auch griechische Philosophen, mit Gleichnissen kamen schon die Schriftpropheten des AT daher, Gleichnispredigten finden sich sogar unter den ältesten AT-Texten aus altisraelitischer Zeit, Jahrhunderte vor Buddha.

* "Der scharfsinnige französische Gelehrte und Orientalist des letzten Jahrhunderts, Renan, bemerkt in seinem Das Leben Jesu (p. 98), daß nichts im Judaismus Jesus für den herrlichen Stil seiner Unterredungen und Gleichnisse als Muster hätte dienen können. "Ohne Zweifel sind in den buddhistischen Büchern manche Gleichnisse in genau demselben Ton und derselben Form zu finden, wie die Gleichnisse in den Evangelien (siehe besonders der Lotos des guten Gesetzes). Aber es kann ohne weiteres in Betracht gezogen werden, daß die Gleichnisse in den Evangelien irgendwie buddhistisch beeinflußt wurden."

Renan verabscheute wie viele seiner Zeit die nichtarische semitische Kultur (inc. Judentum und Islam) als etwas Minderwertiges. Ihm war es wichtig, das Christentum von seinen semitischen Wurzeln abzuheben und es auf arisches Niveau zu heben. Wie viele andere dieser Denkweise begeisterten ihn daher die arischen Religionen, zu denen natürlich auch der Buddhismus gehört, von dem Renan sehr angetan war.

Aber einfach nur mal hie und da ein "Ohne Zweifel" und "kann ohne weiteres in Betracht gezogen werden" einzuweben, ist kein Aufweis, sondern nur ein rhetorischer Ersatz wür wirklichen Aufweis.

* "Der Geist der Demut und der tiefen Empfindung, der das ursprüngliche Christentum und den Buddhismus gleicherweise beseelte, genügt, diese Ähnlichkeiten zu erklären."

Nun, solchen Geist der Demut und der tiefen Empfindung entdeckten viele dann auch im schamanistisch geprägten Umgang mit Natur und Mitmenschen nordamerikanischer Indianer. Sind die auch vom Buddhismus beeinflußt worden? Oder gibts halt parallele Entwicklungen menschlichen Geistes unabhängig voneinander?

* "Und wenn es auch wahr ist, daß Renan durchaus nicht bereit war, irgendwelche tatsächliche Verbindung zwischen Buddhismus und Christentum zuzugeben"

Ich nenn das das Gespür des Wissenschaftlers dafür, daß trotz aller persönlicher Überzeugung einer solchen Herkunft, ihm die faktischen Beweise nun mal fehlten.

* "so ist es doch bemerkenswert, daß er in der dreizehnten Ausgabe seines Werkes, die er "mit größter Sorgfalt verbesserte und korrigierte", einen recht vielsagenden Abschnitt über die Möglichkeit des Wirkens jener buddhistischen Mönche, die weit und breit umherwanderten und ihre Schritte auch nach Judäa lenkten, einfügte."

Klar, er griff halt nach jedem Strohhalm, der als vages Indiz zur Stützung seines Wunschs nach buddhistischem Einfluß auf Jesus gewertet werden könnte. Machen andere ja ebenso, wie man hier im Thread lesen kann.

* "Das dem Geiste des alten jüdischen Volkes so entgegengesetzte Einsiedlerleben, das mit den Gelübden, wie die der Nazarener und Rechabiten nichts zu tun hatte"

Also ich staune nur, woher Renan das wissen will. Die Rechabiter lebten in Gemeinschaft außerhalb der Städte, lebten nicht in festen Häusern, hatten ein Regelwerk, das ihren Alltag und ihre Lebensweise bestimmte, hatten eine Autorität, die sie "Vater" nannten. Und die Nazarener lebten asketisch, enthielten sich gewisser Speisen, bezogen sogar ihr Haupthaar in ihr Nazarenersein ein... Hingegen wissen wir selbst heute nicht wirklich, wie konkret das Leben der Essener im einzelnen wirklich aussah. Das, was wir wissen, paßt jedenfalls zu Israel wie zum Judentum.

* "Das Volk stellte sich das Haupt jeder Sekte als einen Klausner vor, der wie die Gründer religiöser Orden seine eigenen Regeln und Statuten hatte. Die Lehrer der Jüngeren waren auch zuweilen eine Art Einsiedler, die bis zu einem gewissen Grade den gurus der Brahmanen ähnelten. Könnte das nicht tatsächlich von einem schwachen Einfluß der munis Indiens zeugen?"

Für die frühe bis späte Königszeit Israels sind im mittelpalästinischen Raum Gemeinschaften bezeugt, welche zumeist "Prophetensöhne" genannt werden. Sie hatten mehrere Niederlassungen, oft in der Nähe von Heiligtümern, zuweilen aber auch fernab von menschlichen Ansiedlungen. Hier ernährten sie sich durch das Sammeln von Pflanzenkost, bauten sich Unterkünfte, pflegten religiöse Praktiken und religiöse Gesänge, und sie hatten Oberhäupter, die gelegentlich "Vater" genannt wurden, der ihnen vorstand, vor dem sie saßen. Wobei diese Autoritäten auch zeitweise gänzlich allein für sich zurückgezogen lebten.

So stehts im AT in den Königsbüchern, aber das scheint Renan ja irgendwie entgangen zu sein. Hauptsache, die Essener lassen sich nicht auf Israelitisch-Semitisches zurückführen.

* "Vielleicht könnten einige der buddhistischen Wandermönche, die, wie später die ersten Franziskaner, die Welt überrannten, predigten und die Menschen, die ihre Sprache gar nicht kannten, bekehrten, ihre Schritte nach Judäa gelenkt haben, so wie sie sicher nach Syrien und Babylonien gegangen sind. Darüber wissen wir nichts Gewisses."

Der letzte Satz sagt eigentlich alles: Renan wünscht und hofft und spekuliert nur.

* "Auf jeden Fall können wir annehmen, daß viele der externen Gebräuche des Johannes, der Essener und der jüdischen spirituellen Lehrer jener Zeit aus Einflüssen kamen, die damals erst kurz vorher aus dem fernen Osten aufgenommen wurden"

Wie denn, wenn wir nichts Gewisses wissen! Und wenn sich diese Gebräuche eben auch israelitisch-alttestamentlich herleiten lassen.

**********

Fazit: Wieder einmal wurde aus dem Net ein Bonmot gefischt, in dem nichts belegt, aber vieles zusammengewünscht und etliches als Tatsache verkauft wird.

Pertti


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Ist das Christentum buddhistisch inspiriert worden?

03.01.2013 um 15:00
P.S.: Der Theosophie-Artikel geht noch viel weiter. Aber genauso grottenschlecht.


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