@truejustice Ich beziehe mich mal auf dein Eingangspost.
Ich persönlich denke, dass die Frage welcher der Parteien denn nun ignoranter ist auf ein unentschieden hinausläuft.
Wenn man die Masse bekennender Gläubiger und bekennender Atheisten anschaut, dann kann man zu der Auffassung gelangen, das die Gläubigen ignoranter sind, aber das wohl nur, aufgrund der Masse der Gläubigen im Verhältnis zu den Atheisten, die einen klaren Standpunkt gegen einen Gott vertreten.
Ich denke auch, dass es weniger am Atheismus oder am Glauben als solches liegt, sondern vielmehr an der persönlichen Reife, den persönlichen Erfahrungen, dem Umfeld und dem Horizont des einzelnen.
Ein Mensch, der in seinen Kinderjahren extrem schlechte Erfahrungen mit Menschen aus Religionen gemacht hat, und als Erwachsener Atheist wird ist da, denke ich bedeutend vorbelasteter, als jemand, der niemals die Ignoranz von Gläubigen kennengelernt hat.
Ein Problem der Religionen ist aber, dass sie wesentlich einfacher instrumentalisiert und als Druckmittel benutzt werden können, als der Atheismus. Man darf nicht vergessen, das viele, insbesondere unerfahrene Christen aus der charismatischen Szene, oft sehr schnell dabei sind, jemanden die Hölle anzudrohen.
Zusätzlich zu dem kommt sicherlich auch noch die geschichtliche Belastung der Religionen, dann der Terror im Namen des Islams, der seit einiger Zeit sein Unwesen treibt, und auch der immerwiederkehrende Schlagzeilen rund um Kindesmissbrauch durch Priester. Das ist alles nicht grad sehr förderlich.
Ich denke ein tiefgehendes Problem des Christentums dahingehend ist der Missionsbefehl, und das ist auch nicht abänderbar, weil durch die Bibel legitimiert. Damit macht sich das Christentum schon bis zu einem gewissen Grad zu einer aktiven/agressiven Religion, denn nicht jeder will unbedingt anmissioniert werden (verständlicherweise).
Bei vielen Christen gehört das Rekrutieren von Gläubigen allerdings zu ihrer aus der Bibel abgeleiteten Aufgabe-das wird auch immer wieder von den Kanzeln runtergepredigt. Gäbe es keinen biblischen Missionsbefehl, denke ich, wäre das alles zumindest was das Christentum angeht, doch wesentlich entspannter.
Was die Atheisten angeht, denke ich ist das Problem wohl tatsächlich, dass sie immer wieder Vernunft (Kopfdenken-logisches Denken) einfordern, wo es allerdings um eine Lebenseinstellung/Haltung geht.
Auch verwechseln sie den Glauben als Annahme von dem Glauben, der in Religionen gemeint ist. Da reagieren die Gläubigen dann mit Unverständnis drauf- und beide Parteien reden aneinander vorbei. Der Atheist denkt, der Gläubige ist nur stur- der Gläubige denkt wohl sowas wie "Sie haben Augen und sehen nicht, sie haben Ohren und hören nicht".-und wird natürlich bestätigt, denn auf der logischen Vernunftschiene, die alles materialistisch erklären will funktioniert "Glaube" nicht.
Ja mir ist auch aufgefallen das insbesondere in Deutschland die Atheisten die Wissenschaft für sich beanspruchen- gerade die Naturwissenschaft, dabei gibt es mindestens genausoviele Menschen die an Gott glauben in der Naturwissenschaft, als auch Atheisten, Agnostiker oder sonstwas.
Ich denke, das kann unter anderem daran liegen, dass seit einigen Jahren (Ich glaub ab 2003/2004 war das) der Kreationismus mit dem "intelligent Design" erstmal die Wissenschaftler in Deutschland alle aufgescheucht hat. Und Neokreationismus/ID ist definitiv vom christlichen Noramerika hier rübergeschwappt. Nicht das die Frage nicht schon uralt ist, ob es nun einen Schöpfer des Universums gibt oder nicht- die Versuche das aus der Natur abzuleiten sind mindestens ebenso alt.
Aber da gibt es das große Problem von Seiten der Christen, dass sie hier wiederum die wissenschaftlichen Theorien angreifen,die nebenbei nicht "Theorien" im Sinne des Sprachgebrauches sind, sondern schon Erklärungen und Ableitungen, die durch Unmengen von Daten aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen gedeckt sind.
Das hat in den letzten Jahren für sehr viel Unmut gesorgt und meiner Meinung auch zur Radikalisierung einiger Atheisten beigetragen.
Vor 2003/2004 konnte man als Christ und Wissenschaftler noch viel offener mit dem Glauben umgehen, heute merkt man schon deutlich, dass atheistische Wissenschaftler zunehmend reflexartig davon ausgehen, man vertrete gleich ID, wenn man sich mal mit der Frage beschäftigen will-ob es jenseits der materiellen Wissenschaften nicht doch einen Gott gibt.
Was mich nervt an den Atheisten ist im Prinzip dasselbe, wie du es schriebst-generell aber auch vor allen Dingen die ständige Forderung nach einem Beweis für einen Gott. Ich meine das gibt die wissenschaftliche Methode einfach nicht her-ansonsten wäre die Entscheidung ID als nichtwissenschaftlich abzulehnen fragwürdig. Eigentlich sollte das den Atheisten klar sein, wenn sie ihrem Wunsch nach einem naturalistischen/streng wissenschaftlichen Beweis kundtun. Ich denke auch, dass es ihnen klar ist, sie wollen damit nur den Gläubigen auf etwas offensichtliches stoßen- und damit ihre Weltsicht nahebringen. Eigentlich müsste ihnen aber klar sein, umso mehr sie die Gläubigen provozieren, umso mehr werden diese nach einem Beweis suchen- und vielleicht auch zunehmend die Wissenschaft dafür konsultieren. Und ob man in 50 Jahren auch noch so klar sehen kann, dass es sich bei ID um Pseudowissenschaft handelt, dafür kann keiner garantieren, das hat ganz viel mit den Menschen zu tun, die zu der Zeit in diversen Ausschüssen die wissenschaftliche und gesellschaftliche Meinung vertreten.
Religion und Atheismus- da wird oft auf 2 verschiedene Ebenen, diskutiert, wenn die vermixt werden, dann gibt es Streit. Die Atheisten haben den Vorteil, dass sie (noch) keine Schrift haben, die sie zum missionieren auffordert- wenn man jetzt das fliegende Spagettimonster und seinem Wirken hier auf Erden mal außer acht lässt.
Generell ist es aber dieser beißende Spott, der bei Gläubigen befremdlich wirkt, gepaart mit der strengen Logik, die wenig Raum für die Sensibilitäten lässt, welche aber zwangsläufig bei Glaubensfragen immer mitwirken. Der Spott und die rationale Heranangehensweise an das Thema Glauben, das sowohl Herz als auch Verstand anspricht hat meiner Meinung etwas damit zu tun, dass die Atheisten wenig die emotionale Komponente des Glaubens berücksichtigen/berücksichtigen wollen. Sicherlich hat es auch mit Ignoranz und Besserwisserei zu tun- , und mit dem festen Glauben datan die "Wahrheit" zu kennen, denn für den Neoatheismus würde ich behaupten ist es ja schon fast eine Tradition Gläubige vor den Kopf zu stoßen.
Schlau ist das zwar nicht,aber die^meißten sind auch noch sehr jung-im Alter legt sich das meißtens^^