@DragonRider Wer etwas behauptet, muss zunächst einmal nichts beweisen. Sonst erstürbe bei uns die Sprache.
Der Zuhörer kann, muss aber nicht : Beweise verlangen. Dann entscheidet er, ob er glaubt oder nicht.
Auch ein Beweis ist aber kein Zwang, dem der Zuhörer automatisch folgen muss. Er kann den Beweis auch für unzureichend oder ungeeignet erklären.
Dann liegt die Begründungslast wiederum bei ihm, im Falle, dass der erste Redner seine Weigerung nicht ohne weiteres annimmt.
Du behauptest nun mit einer Abwandlung des berühmten Lügner-Paradoxons des Eubulides
("Wir Kreter lügen immer."), die Allmacht Gottes widerlegt zu haben. Es sei denn, es gelte für Gott keine Logik.
Das Gegenteil ist der Fall. Das o. g. Paradoxon missachtet die erste Regel der Logik: "a non est non-a". "Kein Ding kann gleichzeitig es selbst und sein Gegenteil sein."
Somit ist es nicht der angenommene Gott, sondern der Sprecher, der mit der Logik nicht klarkommt.
Die unvermeidlichen Regeln unseres Denkens und so auch der Sprache zwingen uns, geradeaus zu denken und nicht die Katze sich in den Schwanz beißen zu lassen.
(Rein grammatisch ist das möglich, ohne dass jemand den Fehler auf den ersten Blick bemerkt. Aber solche sinnlosen Aussagen sind nicht imstande, einen Bezug zur Wirklichkeit herzustellen. Man kann mit einem Satz, der sich fruchtlos um sich selbst dreht, nichts Objektives treffen.
Ähnlich in der Bildsprache: Man kann eine Treppe zeichnen, die in sich selbst verschränkt wieder zu sich zurückführt durch optische Täuschung. Bauen kann man eine solche Treppe aber nicht.)
So ist auch dein 'Gott', den du als un-allmächtig-mächtig konstruierst, nicht möglich und darum nicht wirklich. Dein Satz widerlegt also die Allmacht Gottes in keiner Weise.
Der wirklich existierende Gott aber entzieht sich nicht nur der Logik nicht, sondern hat dem Menschen mit dem Verstand und der zugehörigen Logik die Fähigkeit gegeben, seine Existenz als solche zu erfassen und zu begründen.
Dies geschieht z. B. durch die 5 Gottesbeweise des Anselm von Canterbury, als da sind: die logische Notwendigkeit eines letzten Anfangs von allem, was geworden ist; die Notwendigkeit eines Mächtigsten, eines Besten, Vollkommensten usw.
Gott als Schöpfer ist für jeden Menschen aus seiner sichtbaren Schöpfung und aus dem inneren Gewissen mit der bloßen Vernunft zu erkennen.
Ein Zweites aber, was du ja auch unterscheidest, ist der Glaube an einen bestimmten Gott mit Eigenschaften, wie ihn die Religion beschreibt.
Diesen Glauben erlangt man nicht durch die Vernunft. Er geht über letztere hinaus. Er beruht auf der göttlichen Selbstoffenbarung in Tradition und Schrift. Da diese von Gott persönlich kommt, kann sie auch nur persönlich angenommen werden. Der göttlichen Gnade auf der einen Seite muss also auf Seiten des Menschen die freie Zustimmung antworten.
Von dieser wird dann die ewige Seligkeit oder ewige Verdammung des Einzelnen abhängen.