@-Therion- Deiner Deutung, dass das Verlassen von allem, was einem lieb ist, dann verlangt wird, wenn es die Nachfolge Jesu behindert, stimme ich zu.
Es gilt für alle Jünger Jesu, also alle Christen.
Die besondere Nachfolge als Apostel hebt Jesus aber davon ab. z. B. als er den reichen Jüngling einlädt, ihm nachzufolgen, indem er alles zurückließe. Ebenso verlangte er von seinen direkten Jüngern, die mit ihm wanderten, und vor allem von den Aposteln, die er dann im Abendmahlssaal zu Priestern weihte, die Aufgabe allen Besitzes. Da war die Ehefrau und die Familie eingeschlossen.
Mit dem Wort: 'Wer es fassen kann, der fasse es!' schränkt er aber die Übernahme des Zölibats und sogar dessen Verständnis auf besonders Berufene ein.
Mit dem Zölibat der Priester hat die Kirche keine Missachtung der Ehe ausgesprochen. Diese ist ebenso ein Sakrament wie die Priesterweihe und eine Quelle von Gnaden
(vgl Hochzeit zu Kana).
Der Verzicht der Priester auf die Ehe wäre auch ohne Verdienst, wenn sie kein Gut, sondern ein Übel wäre.
Die Wertschätzung der Ehe ist auch dadurch belegt, dass Kastration ein Ausschlussgrund für das Priesteramt ist, wie die anderen körperlichen oder seelischen Defekte auch.
Der hl. Apostel Paulus rät, im Zweifelsfall lieber den moralisch sichereren Weg, also die Ehe, zu wählen (I Kor. 7. Hier spricht er zunächst die Väter an, die vor der Wahl stehen, ihre Töchter zu verheiraten oder nicht.)
Dann spricht für die Hochschätzung der Ehe im Christentum, dass die Symbolik von Braut und Bräutigam immer wieder für den neuen Bund Gottes mit den Menschen bzw. Jesu mit seiner Kirche verwendet wird.
Dieser Bund ist aber ein rein geistiger.
Es wäre darum eine Zerstörung der Symbolik, wenn das Vergleichsbild nebenher auch noch real in der Geschichte der Kirche auftauchte. Dies würde die Sprachebenen dort verwischen.
Somit musste Jesus in seiner eigenen Person frei von einer fleischlichen Verbindung sein.
Auch im jenseitigen Himmelreich wird ja nicht mehr geheiratet.
Alles Irdische wird in der neuen Erde verklärt und vollendet. Das heißt: Die jetzige Verbindung der Geschlechter ist dann nicht mehr aktuell. Jesus als der Erstling der neuen Schöpfung konnte also unmöglich nochmal in ein veraltetes Modell einsteigen.
Dies ist hohe Mystik. Und egal, wie viele Belegstellen man noch heranziehen würde - es gibt noch jede Menge - : Wer den Zölibat herauslesen will, tut es, und der andere tut das Gegenteil.