Jesus war doch ein Jude
01.12.2012 um 10:51
Interessanter Thread und vor allem interessante Beiträge. Ich versuch mal jetzt von meinem sicher auch nicht lückenlosen Wissen preiszugeben, was ich weiß.
Also, klar war Jesus Jude. Er wurde von einer jüdischen Frau geboren, und somit war er automatisch Jude. Interessanterweise "vererbte" damals die Frau die Religion an die nächste Generation, nicht der Mann. Jesus wurde, so berichtet die Bibel, an die ich mich jetzt mal als Quelle, was das Leben Jesu betrifft halte, nach jüdischem Ritual beschnitten und als Erstgeborener Gott dargebracht, was auch eine jüdische Sitte ist/war. Auch hielt er sich an die Speisegesetze, auch wenn er sie relativierte. Da ich keine Jüdin bin, weiß ich ja nicht, was sich von den alten Traditionen in die heutige Zeit fortsetzt. Ebenso lebte er seine Religion als Jude bis zu seinem Tod. Das heißt er machte schon als Kind regelmäßige Wallfahrten nach Jerusalem und feierte die jüdischen Feste mit. Am bekanntesten ist wohl das Passah-Fest. Wie damals und auch heute noch erwarteten die Juden ihren Messias, also den von Gott gesandten, der sozusagen der neue König werden sollte. Er sollte aus der Linie Davids abstammen. Damit Jesus also von der Linie Davids abstammte, wurde ihm sozusagen Josef, als Pflegevater gegeben. Über ihn besteht die Abstammung von David. Josef war zwar verarmt, aber dennoch von vornehmer Herkunft. Ausserdem wurde geweissagt, dass der Messias, so wie König David, in Bethlehem geboren werden sollte. Also musste eine Volksszählung als Grund dafür herhalten, dass Jesu Eltern sich zum Zeitpunkt seiner Geburt dort aufhielten. Was genau die Juden von ihrem Messias erwarten, kann ich leider so nicht wiedergeben. Da könnte vielleicht ein jüdischer User mehr erzählen.
Jesus wurde getauft, ist aber dadurch kein Christ geworden. Johannes, ein Verwandter von ihm, lebte als askethischer Wanderprediger und wies immer wieder auf Jesus als den Messias hin. Die Taufe hatte damals eine andere Bedeutung als heute. Sie diente nicht der Aufnahme in eine Religionsgemeinschaft, sondern war eher so eine Art Bußtaufe und markierte einen Wendepunkt im Leben. Als Aufnahmeritus in die Christliche Religion diente die Taufe erst später. Es gibt eine kleine christliche Splittergruppe, die diese Bußtaufe immer noch praktiziert.
Jesus zog mit einer Anhängerschar durch das Land und predigte zum Teil auch in Synagogen. Er legte das Alte Testament auf seine Art und Weise aus und prägte ein neues Gottesbild. Er betonte einerseits, dass er das Gesetz nicht ändern wollte, andererseits wollte er es aber menschlicher machen. Die Gebote und Gesetze der Thora sollten den Menschen helfen, sie nicht zusätzlich belasten. Seine Botschaft war eine Botschaft der Liebe und sein Gott war ein liebender Vater und kein strafender. Leider haben die späteren Christen das auf ihre Weise umgesetzt. Mit seienr Lehre und seinem Tun eckte er bei den gesetzestreuen Juden an. Er wandte sich z.B. den Armen und Kranken zu und heilte sie z.B. am Sabbath, was einen Gesetzesbruch darstellte. Jesus wollte aber auf diese Weise zeigen, dass der Mensch wichtiger sei, als das Gesetz. Außerdem verkehrte Jesus mit Menschen, die damals als sündig und unrein galten und, ganz unerhört, er zählte Frauen zu seinen Freunden und sprach mit ihnen und stellte sie auf eine Stufe mit den Männern. So bezeichnete er eine Frau z.B. als Tochter Abrahams, was damals eine absolute Unmöglichkeit war.
Anfangs wollte Jesus seine Botschaft nur an seine Religionsbrüder weitergeben. Erst später gab er seinen Aposteln den Auftrag, seine Lehre in alle Welt zu tragen.
Jesus wollte keine neue Religion gründen, sondern seine Religion erneuern. Als Christen werden seine Anhänger erst vielleicht fünzig Jahre nach seinem Tod bezeichnet.
Christen leitet sich von dem Beinamen Jesu "Christus" ab. Christus bedeutet so viel wie "der Gesalbte". Die Salbung mit Chrisam, einem wertvollen Öl bezeichnete damals die Königswürde. Auch Christen werden bei der Taufe gesalbt.
Christen gab es zur Zeit Jesu natürlich nicht, aber es gab eine Gemeinschaft, die in einem klosterähnlichen Verband in de Wüste lebte, nämlich die Essener. Sowohl Johannes als auch Jesus verbrachten vor ihrem öffentlichen Auftreten einige Zeit in de Wüste und es wird vermutet, dass sie bei den Essenern waren. Das Gedankengut der Essener ist der späteren Lehre Jesu sehr ähnlich. Dadurch entstand wahrscheinlich auch die Meinung, dass es schon vor Christus Christen gab. Aber da sich die Christen als Anhänger Jesu sehen, ist das nicht so.
So, eigentlich hasse ich so lange Beiträge, also entschuldigt bitte.