@chobie chobie schrieb:Arminius wurde mit einem weiteren Kind nach Rom entführt, damit die Cherusker friedlich bleiben sollten.
Das wäre mir neu, da hätte ich doch gerne mal die Quelle.
chobie schrieb: Als Fürstensohn wurde er von den Römern dementsprechend behandelt und erzogen.
Wenn überhaupt, dann wäre er also eine Geisel gewesen. Geiseln wurden nicht entführt, die wurden freiwillig gegeben.
chobie schrieb:Er hatte alle Ränge und Privilegien, die für einen Angehörigen eines germanischen Stammes in Rom, bzw. bei den Römern und römischen Armee möglich waren.
Er war Eques Romanus, das ist sicher. Dass er in der Armee alles erreicht hat, glaube ich nicht, soviel ich weiß, war er nie Berufsoffizier.
chobie schrieb:Er hatte keinen Grund, das Leben eines Bauernsohnes zu führen, denn das waren die Germanen, wenn sie nicht gerade in Kaempfe verwickelt wurden.
Er war immernoch ein Fürst. Zudem strebte er ja nicht an, sich dann einfach hinzuhocken, sondern wollte eine Vereinigung mehrerer Stämme. Da dürfte er wohl kaum vorgehabt haben, sich nach getaner Arbeit wieder auf irgendeinen Hof zurückzuziehen, sondern dürfte eher eine Herrschaft im Stile Marbods im Sinn gehabt haben. Da hatte sich was mit Bauerssohn.
chobie schrieb:Die Germanen lebten schlicht und einfach in der Natur, als ärmliche Bauern.
Wenn nicht gerade eine römische Siedlung in der Nähe war.
Wie schon geschrieben, sowas in romantisierendes Gewäsch, der den Germanen eine gewünschte Schlichtheit und Einfachheit unterstellt, die es so nicht gab. Siedlungsgebiet und technischer Stand gaben nicht genug her, dass es für großartig was anderes als ärmliche Bauern gerreicht hätte, das ist alles.
chobie schrieb:Somit sind die Unterstellungen, Arminius hätte aus Machtgeilheit so gehandelt, nicht haltbar!
Weil es Germanen natürlich nicht um Macht ging. Marbod hat sein Reich nich der Macht wegen aufgebaut, den Stämmen, die munter zwischen den Seiten gewechselt sind, haben das nicht aus Berechnung getan, Adgandestrius ging es nicht um Macht, als er Rom die Ermordung des Arminius durch Gift anbot, genausowenig wie Inguiomer nicht aus Machtgründen zu Marbod überlief und die innerfamiliären Querelen, denen Arminius zum Opfer fiel, gingen natürlich um alles, außer Macht.
Tut mir Leid, aber du hast ein absolut romantisch verklärtes Geschichtsbild von den Germanen.
@Grymnir Grymnir schrieb:Ja, sie blickten auf sie herab, aber sie "zwangs-assimilierten" sie nicht. Eroberte Völker durften ihre Religionen (vor der Christianisierung) ihren Glauben meißt behalten. Später wurden sie frittiert, wenn sie nicht mitspielten...
Aber taten sie das tatsächlich aus einem wirklichen Toleranzdenken heraus? Für sie stand fest, dass es mehrere Götter gibt, damit ist es jetzt auch keine großartige Toleranzleistung anzuerkennen, dass es entweder zusätzliche Götter gibt oder dass die Götter woannders anders heißen und evtl. anders verstanden (bzw. missverstanden) werden.
Und wenn man die Existenz fremder Götter als gegeben ansieht, wäre es ja wohl töricht, diese zu verärgern. Das hätte dann nichts mit Toleranz zu tun.
Ob das die Denkweise war, weiß ich nicht, aber ich halte sie doch für wahrscheinlich.
Eine andere Möglichkeit wäre auch eine rein auf politischen Überlegungen beruhende: Für christliche Herrscher war das Christentum auch ein wichtiger Einigungsfaktor. Glauben alle an das selbe, gibt es einen Grund für Streitigkeiten weniger. Die Römer dagegen gingen anders heran: Sie wollten keine Unruhen riskieren. Außerdem brauchten sie die Religion als einigendes Element garnicht, da sie stattdessen den Militärdienst hatten, bei dem sie die Truppen der Provinzen möglichst weit von der Heimat entfernten, um sie von Germanen/Skythen/etc. zu Bewohnern des Römischen Reiches zu machen.
Eine Zwangsassimilation gab es also durchaus auch bei den Römern, nur dass sie dies nicht durch das Entreißen der Religion, sondern durch das Entreißen des Heimatgefühls erreichen wollten.