@Fabiano ich zitiere mal eine gelungene Aussage exaktzu dem topic:
In der Genesis 1,3 heißt es:
Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht.
Auch hier liegt die Betonung auf der Sprache. Gott erschafft durch den Befehl (nun ja, hohe Herren befehlen eben gerne). Die Sprache, so glaubten die Menschen schon lange, beschreibt nicht nur die Welt, sie erschafft Welten. Seit grauer Vorzeit erzählen die Menschen sich Geschichten und schaffen mit der Sprache die Vorstellung von Riesen, Zauberern und vergangenen Heldentaten. Aber die Sprache ist auch das Vehikel des Missverständnisses.
Ein prominentes Beispiel: Das Evangelium des Johannes beginnt folgendermaßen:
Im Anfang war das Wort,
und das Wort war bei Gott,
und das Wort war Gott.
Im Anfang war es bei Gott.
Alles ist durch das Wort geworden,
und ohne das Wort wurde nichts,
was geworden ist.
Das muss wirklich ein mächtiges Wort sein! Leider ist es im Original gar kein Wort. Das Original des Evangeliums ist in Griechisch geschrieben und für Wort steht dort Logos. Übersetzt heißt das Wort, Sprache, Rede, Spruch, Wort, Kunde, Lehre, Argument, Gedanke, Vernunft. Die zur Zeit der Bibelentstehung sehr verbreitete Schule der Stoiker betrachtete Logos im Sinne von Vernunft oder Vernunftprinzip als Urgesetz, als ruhenden Urgrund der Welt. Eine genaue Übersetzung von Logos gibt es also nicht, „Wort“ ist aber zweifellos irreführend. Gott wird in dieser Vorrede mit dem Vernunftprinzip gleichgesetzt, dem das gesamte Universum beherrschende Orndungsprinzip. Wenn es im weiteren heißt: „Und das Wort ist Fleisch geworden“, dann wird Jesus damit als Verkörperung (Inkarnation) des göttlichen Weltprinzips vorgestellt.