@Jimmybondy Ziehen wir mal einen Vergleich von er Telepathie zum normalen Sehen.
1. Ergebnis (Final gespeicherte Erinnerung):
Ich schaue aus dem Fenster und nehme ein Auto wahr.
2. Wie kam es dazu?
- Da ist wirklich ein Auto, ich kann es ungehindert sehen und nehme es richtig wahr
- Da ist ein Bild eines Autos, ich nehme es aber fälschlich als Auto wahr
- Ich halluziniere, da ist kein Auto
- Da war kein Auto, aber in meiner Erinnerung habe ich das trotzdem gesehen
So, jetzt haben wir für den Bereich "visuelle Wahrnehmung" beispielhaft vier Möglichkeiten, wie sie entstanden sein könnte. In allen vier Fällen werde ich anschließend sagen: "Ich habe dann und dann ein Auto gesehen!". Es ist in allen vier Fällen eine echte Erinnerung und subjektiv wahr.
Jetzt sehen wir, dass in drei der vier Fälle gar kein Auto da war. Die Wahrnehmung unterscheidet sich in diesen Fällen eklatant von der Realität. Nichtsdestotrotz sind alle vier Wahrnehmungen gleichwertig subjektiv real. Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass das Auto da war.
Wenn ich also etwas sehe, dann kann es wirklich so gewesen sein oder eben nicht.
Bei der visuellen Wahrnehmung wissen wir, wie sie funktioniert, dass sie möglich ist. Deswegen - und nur deswegen - ist der erstgenannte Fall grundsätzlich plausibel.
Bei der Telepathie wissen wir das nicht. Wir haben nicht mal belastbare Theorien oder eine Idee, wie es funktionieren könnte (wenn man die armen überstrapazierten Quanten als Erklärung für alles Übersinnliche mal außen vor lässt).
Wir wissen nur, dass manchmal Menschen Dinge wahr nehmen, die sie unter "Telepathie" subsummieren würden.
Aber so wie Menschen eben die "echte" Erinnerung haben "da war ein Auto" - auch wenn da keines war. So muss das doch auch für "telepathische Wahrnehmungen" gelten.
Kurz:
Dass Menschen ab und an Dinge wahr nehmen, die sie als "Telepathie" einordnen würden, sagt erst mal nichts darüber aus, ob es real ist oder nicht.
Und je seltener, diffuser, nicht reproduzierbar etc. so etwas auftritt, desto weniger wahrscheinlich ist ein reales Ereignis. Denn die Wahrnehmungsfehler sind wie beim Autobeispiel ja auch alle "da".
Noch dazu kommt, dass "übersinnliche Wahrnehmung" einen enormen Reiz hat. Das nutzen Magier, Hellseher etc. Und sie bereitet uns ein Gefühl der Nähe und Vertrautheit. Sie gibt den Beweis, dass der Sohn, der starb und man just in dem Moment aus dem Schlaf schreckte, eine ganz besonders große Bedeutung hatte, wenn sogar so etwas passiert.
Telepathie ist prädestiniert dafür, eine falsche Erinnerung zu erzeugen. So wie z.B. auch Religion. Der Blitz als Beweis für einen Donnergott - jedenfalls bis man weiß, wie Blitze funktionieren. Aber die ersten nehmen ja schon wieder eine flache Erde an, da werden bald auch wieder Leute fest daran glauben, dass Blitze Zeichen eines Gottes sind.
Wenn man wissenschaftlich an das Phänomen "Telepathie" heran geht, kann man das genau wie die Blitze beschreiben. Man kann die Ursachen erklären. Man kann Testszenarien aufbauen usw.
Aber wie wenn einer sagt: "Der Blitz kommt von Gott, egal was du mir sagst!", kann man eben auch sagen "Telepathie ist real, egal was du mir sagst".
Aber das ist Glaube. Und Glaube führt nicht zu einem Erkenntnisgewinn. Sondern nur zu einem guten Gefühl, die Welt für sich erklärt zu haben.