@pere_ubu Micha007 schrieb:
Es ist doch nicht @-Therion- Meinung, sondern nachweislich wurde die Bibel von der KK kanonisiert (zusammengestellt).
das stimmt so halt einfach nicht.
ich geh mal davon aus ,das es eine typische nachlässigkeit war.
der alttestamentarische kanon bestand schon längst vor gründung der katholischen kirche.
und auch der neutestamentarische kanon wurde auf den konzilen nur bestätigt , die schriften waren längst unter christen gesammelt und auch bereits zusammengefasst.
Frühe Bestätigung des Bibelkanons
du hast deine Meinung und ich meine :
Kanon und Kirche: künstliche Konstrukte
Das Judentum und das Christentum (wie auch der Islam) sind Buch-Religionen. Die Auswahl und die Anzahl der Bücher, die in die sog. „Heilige Schrift“ aufgenommen wurden, waren völlig willkürlich. Ursprünglich gab es 80 Evangelien! – Die Auseinandersetzungen mit Häretikern („Ketzern“) führte zur Gründung der Katholischen Kirche. Doch deren „Autorität“ wird nirgendwo in der Bibel legitimiert.
Von Norbert Knobloch
Die Anfänge des biblischen »Kanons«
Das Verzeichnis der Bücher, die in die sog. „Heilige Schrift“ aufgenommen wurden, wird „Kanon“ genannt (kanón, griech.: Maßstab), weil sie den „verbindlichen“ Maßstab für den Glauben darstellen. Das erste Kanon-Verzeichnis der Kirche, das alle heutigen Bücher der Bibel enthält, wurde auf der Synode von Rom (382) willkürlich festgelegt und auf den Synoden von Hippo Regius (393) und Karthago (397 und 419) „bestätigt“. Es geht auf den Bischof Athanasios von Alexandria zurück (s. u.) und beruht auf der (fehlerhaften) Übersetzung der griechischen Bibel ins Lateinische, der sog. „Vulgata“ (s. u.). Auf dem Konzil von Trient (1546) erklärte die Römisch-Katholische Kirche die Vulgata zur „Heiligen Schrift“ und als „unfehlbar“ und „unantastbar“, weil sie wortwörtlich „Gottes Wort“ sei. (Doch von der Kirche selber wurde in diese angeblich „unantastbaren“ Texte jahrhunderte-lang massiv eingegriffen – hinzugefügt, gestrichen, verändert, umgeschrieben und gefälscht.)
Das Judentum und das Christentum (wie auch der Islam) sind Buch-Religionen – obwohl in ihren Anfängen fast alle Gläubigen Analphabeten waren, also nicht lesen und schreiben konnten (deswegen wurde ursprünglich vor den versammelten Gläubigen, der Gemeinde, vorgelesen). Das hebräische / aramäische Alte Testament, das Buch des „Alten Bundes“ Gottes mit „seinem auserwählten Volk“ Israel, ist die „Heilige Schrift“ der legendären antiken „Zwölf Stämme“, auch Tanach oder Tenakh genannt. Es besteht aus der Thora („Gesetz“, „Gebot“, „Weisung“: die fünf Bücher des Mose oder der Pentateuch [„Fünf Schriftrollen“; von griechisch pente: fünf und teuchos: Behälter für die Schriftrollen]), den Nevi´im (Bücher der Propheten) und den Ketuvim („Schriften“: Psalmen, Sprüche, Lieder). Das griechische Neue Testament, das Buch des „Neuen Bundes“ Gottes mit allen Menschen, wird üblicherweise gegliedert in die vier Evangelien, die Apostelgeschichte, die Paulinischen Briefe, die Katholischen Briefe und die Offenbarung an Johannes („Apokalypse“).
Die aramäisch sprechenden Jesus, seine Jünger, die Apostel (vorausgesetzt, sie alle lebten tatsächlich) und die ersten jüdischen „Christen“ kannten keine anderen heiligen Schriften als den Tanach oder Tenakh. Das Alte Testament ist ursprünglich größtenteils in Althebräisch, zu einem kleinen Teil in Aramäisch geschrieben. Doch schon in der Antike konnten viele Juden in der Diaspora (griech.: Zerstreuung [einer konfessionellen Minderheit im Ausland]), z. B. in Ägypten, die hebräische Bibel nicht lesen und verstehen, denn die lingua franca (lat.: Verkehrssprache) des östlichen Mittelmeer-Raumes war zu jener Zeit das (Alt-) Griechische.
Deswegen wurden zwischen 300 und 100 v. u. Z. die hebräischen und aramäischen Bücher der jüdischen Bibel, des später so genannten Alten Testamentes, ins Altgriechische übersetzt. Dabei wurden verschiedene ältere und jüngere Fassungen der biblischen Bücher verwendet. So entstand die „Septuaginta“ (lat.: „Siebzig“). Nach der Überlieferung sollen nämlich angeblich genau siebzig jüdische Schriftgelehrte unabhängig voneinander in genau siebzig Tagen siebzig Übersetzungen für die Bibliothek von Alexandria zur Regierungszeit Ptolemäus II. (283 – 247 v. u. Z.) geschaffen haben, und die siebzig Übersetzungen sollen auch noch bis auf das letzte Wort exakt übereingestimmt haben – doch das ist natürlich nur eine fromme Legende. (Übrigens: Die erste direkte Übersetzung / Übertragung der griechischen Septuaginta ins Deutsche wurde, nach über zehnjähriger Arbeit von bis zu 80 Wissenschaftlern aller Fakultäten, erst 2009 fertiggestellt!)
Im ersten Jahrhundert nach Jesus Christus lasen sowohl Juden wie auch jüdische „Christen“ die griechische Septuaginta. Doch war die Übersetzung schon damals dem seinerzeit herrschenden hellenistischen Weltbild angenähert und angepaßt worden. (Es gibt nämlich keine wörtliche Eins-Zu-Eins-Übersetzung, wie jeder Dolmetscher weiß.) Im zweiten Jahrhundert fand der gemeinsame Gebrauch der Septuaginta von Juden und Christen dann auch ein Ende, weil die Christen sie in ihrem Sinne, also willkürlich-ideologisch, auslegten. Die des Hebräischen mächtigen Juden empörten sich darüber, daß die Christen wichtige Formulierungen der Septuaginta als „Offenbarung Gottes“ für sich in Anspruch nahmen, die jedoch einfach nur falsch aus dem Hebräischen ins Griechische übersetzt worden waren.
Die Entstehung des Kanons der biblischen Bücher, wie wir ihn heute kennen, war das Ergebnis heftiger ideologischer (theologischer) Auseinandersetzungen unter „orthodoxen“, traditionellen, konservativen, gemäßigten und reformatorischen Juden und Christen in den Jahrhunderten nach Jesu Tod. Es ist keineswegs selbstverständlich, daß gerade aus jenen Texten die heutige Bibel wurde, die wir heute in ihr vorfinden; auch geschah dies nicht in einem einmaligen Akt, sondern in einem langen Prozeß. Noch nach dem Konzil zu Konstantinopel im Jahr 692 (sog. „Trullanum“) verabschiedete die Griechisch-Orthodoxe Kirche Kanon-Verzeichnisse mit und ohne die Offenbarung an Johannes. Die Einteilung in Kapitel stammt aus dem 13. Jahrhundert; die Einteilung in Verse wurde erstmals in einer Druckausgabe des Jahres 1551 vorgenommen (Editio Princeps des holländischen Humanisten Desiderius Erasmus). Auch die Reihenfolge der Texte wurde mehrmals geändert.
In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten tauchten zahlreiche „Evangelien“ auf, die aus ideologisch-theologischen Gründen willkürlich nicht in den biblischen Kanon aufgenommen wurden, so beispielsweise das Ebioniter- / Nazaräer-, das Hebräer-, das Maria-, das Petrus-, das Thomas-, das Philippus, das Nikodemus-, das Bartholomäus- und das Ägypter-Evangelium, das Protevangelium des Jakobus, die Kindheits-Evangelien u. a. Diese nicht-kanonischen Schriften werden „apokryph“ („verborgen“) und „Apokryphen“ oder „Pseud-epigraphen (Pseudo-Schriften) genannt 1). Ursprünglich gab es 80 (achtzig!) Evangelien, doch auf der Synode von Laodicea (363 n. Chr.) unter Papst Liberius wurden nur vier anerkannt!
Der erste „Christ“, von dem wir heute wissen, daß er eine Art „Kanon“ von Schriften zusammenstellte, die nach seiner persönlichen, subjektiven Meinung die „heiligen“ und „verbindlichen“ Glaubenstexte waren, war Mitte des zweiten Jahrhunderts (um 140 n. Chr.) der aus Sinope in Pontus in Kleinasien stammende, gebildete, reiche römische Reeder Marcion, nach Hippolyt ein Gnostiker und Kyniker. Sein Kanon enthielt zehn Briefe des Apostels Paulus sowie ein Evangelium, das dem heutigen Lukas-Evangelium ähnelte. Das war alles. Es gab kein Altes Testament, nur ein Evangelium und zehn Briefe, also elf Bücher.
(Die heutige Bibel umfaßt 66 Bücher: 39 hebräische / aramäische [Altes Testament] und 27 griechische [Neues Testament]) Marcion „korrigierte“ und „harmonisierte“ die elf Bücher seines Kanons, indem er alle Hinweise auf den alttestamentarischen Gott, die Schöpfung, das Gesetz u. a. eigenmächtig und willkürlich kurzerhand einfach herausstrich. (Dafür wurde er um 144 n. Chr. von der römischen Gemeinde als „Ketzer“ [„Häretiker“] exkommuniziert.)
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