vegan33 schrieb:Ich würde nicht zögern. Wenn es jemals dazu kommen sollte würde Ich auch Selbstjustiz anwenden und die Sache selbst in die Hand nehmen.
Dann bist du ein irrationaler Mensch. Du würdest dich auf die gleiche Stufe mit dem Mörder stellen und glaubst dabei auch noch, als Held durchzugehen.
Ist dir auch klar, dass dieser Kerl auch eine Familie hat? Eine Mutter vielleicht, die ihr Kind trotz allem bedingungslos liebt? Oder vielleicht hat er selber kleine Kinder, die genauso empfinden? Glaubst du, die würden jemals zu dir kommen und dir dafür danken, dass du ihnen den Vater genommen hast? In ihren Augen wärst du genauso ein widerwertiger Mörder wie dein Feind es in deinen Augen war. Wie gesagt, durch Rachemord begibst du dich mit deinem Feind auf dieselbe niedere Stufe. Daher erwarte lieber keinen Applaus dafür.
Und es wäre nicht auszuschließen, dass diese Kinder im Erwachsenenalter ihren Vater rächen würden, indem sie jemanden aus deiner Familie umbringen. Denn sie empfinden dieselbe Wut wie du. Keine Aktion ohne Reaktion. Und deiner Logik nach wäre diese Tat vollkommen legitim. Folglich müsstest du denen dafür danken, dass sie dich, den Dreckskerl, für so eine Ungerechtigkeit ihnen gegenüber bestraft haben. Aber würdest du es dann wirklich tun?? Ganz klar: NEIN. Und spätestens dann, wo du erkennen musst, dass dieser eine Rachemord, den du in der Hoffnung auf Gerechtigkeit begangen hast, letztlich den Tod deines Familienmitglieds gekostet hat, wirst du dich kaum mehr so gut dabei fühlen, wie du es hier verkündest. Wäre der Tod deines Feindes das Leben deiner Liebsten wert? Wohl kaum.
Fazit: Unmoralisches Verhalten hat unmoralisches Verhalten verursacht. Es ist falsch, die Dinge nur aus der eigenen Perspektive zu betrachten. Das, was einem selbst auf den ersten Blick als gerecht erscheint, nimmt eine komplett andere Wendung an, wenn man es aus der gegnerischen Perspektive betrachtet.
(Ich finde, du solltest dir den ersten Abschnitt meines letzten Beitrags nochmal durch den Kopf gehen lassen.)
Rache hat noch nie Frieden auf Erden gepachtet und noch weniger Gerechtigkeit. Ganz im Gegenteil: Eine einzige amoralische Handlung aus Rache setzt eine mörderische Spirale aus Gewalt und Gegengewalt in Gang. Letztendlich können dabei sogar Unschuldige zu Schaden kommen, weil in diesem Teufelskreis die Grenzen der Moral immer mehr verwischen, bis sie gänzlich verschwinden.
Genauso entstehen Gangviertel, wo jeder jedem Feind ist und kaum einer bis zum 30. Lebensjahr überlebt. Genauso entstehen auch Kriege, in denen die unschuldige Zivilbevölkerung die meisten Opfer bringt. Weil es eben jene selbsternannte Moralapostel, wie du einer bist, gibt, die nur an Vergeltung und nicht an deren Folgen denken können und wollen. Und indem sie das Todesurteil für einen Feind unterschreiben, unterschreiben sie diesen gleichzeitig für dutzende, hunderte oder sogar tausende Unschuldiger, die in dieses kranke Treiben mit hineingezogen werden.
Kann jemand, der diese Spirale in Gang gesetzt hat, mit dem Gedanken leben, so viele menschenleben auf dem Gewissen zu haben? Würdest DU damit leben können?
Du magst jetzt vielleicht große Töne spucken, weil dir so eine Situation fremd ist. Aber ich bezweifle, dass du dann immer noch so abgebrüht sein würdest, sollte dir sowas mal widerfahren.
Was ich aber natürlich nicht hoffe.