@mitrasJetzt wird es schwierig
:DDenn Moral hat so etwas wie einen Totalitätsanspruch, auch wenn dieses Wort in der heutigen Zeit sehr negativ besetzt ist, so besagt es im Grunde nichts weiter als, dass etwas Total ist und gilt, wie ein Gesetz. Ob uns das nun gefällt oder nicht, ist aber nicht relevant. Genauso wie die Naturgesetze nunmal genauso Totalitär sind, weil sie uns eine Totale zeigen, die nicht überwindbar ist, wo es nichts zu relativieren gibt, ja wo man nichteinmal drüber verhandeln kann...
Lassen wir den Apfel doch nicht ganz runter fallen, das wäre mir zu total...
:D Geht nicht !
Ob da im Einzelfall die Intuition, Eingebung oder Instinkt in der Lage wären, eine Moral zu ersetzen ist sehr fraglich. Da kommen wir dann nämlich zu einer inneren Instanz, die wir Gewissen nennen. Und das Gewissen ist bei jedem anders ausgeprägt. Für den Einzelnen mag das gelten. In einer Gemeinschaft reicht es nicht mehr, wenn jeder nur sich selbst und seinem eigenen Gewissen gegenüber sozusagen verpflichtet ist.
Moral kann im Prinzip jeder für sich selbst festlegen. Aber in einer Gemeinschaft wird irgendwann eine Gemeinschafts-Moral entstehen, in der Erwartung dass sich alle daran halten. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass die gemeinschaftlichen Moralansprüche die eigentlichen Ursprünge unserer Gesetze sind. Denn wozu brauchen wir überhaupt Gesetze? Es könnte doch jeder nach seinen eigenen Vorstellungen leben, oder?
Für einen Einzelnen geht das auch durchaus, wenn er alleine lebt. Aber in einer Gemeinschaft funktioniert das eben nicht mehr. Da werden dann Regeln aufgestellt die für alle gelten. Warum ist denn zB. im Gesetz das töten eines anderen verboten? Letztlich ist das ein Resultat unserer Moral. Wir legen das so fest, dass es unmoralisch ist, wenn jemand einem anderen das Leben nimmt. Zum einen bildet sich ein Konsens, dass die Mehrheit in gleicher Weise so empfindet. Zum anderen ist es auch aus rein logischen Gründen besser, wenn man sich innerhalb einer Gemeinschaft sozialverträglich verhält.
Es ist schon richtig, dass ein moralischer Anspruch letztlich eine Projektion meiner selbst ist, die ich auf andere werfe. Und man kann da durchaus fragen: Mit welchem Recht geschieht denn das? Wenn aber das, was ich für mich selbst beanspruche nur für mich selbst Geltung hat und bei einem anderen nur das, was dieser für sich selbst beansprucht, wird es am Ende nur ein Chaos geben, wo jeder macht was er will. Das funktioniert in einer Gemeinschaft eben so nicht.
Was ich von den anderen fordere oder auf sie selbst projiziere, gilt also somit auch für mich. Oder anders ausgedrückt: Was ich nicht will, dass man mir tu, das füg ich auch keinem anderen zu. Wenn es mir also wichtig ist, dass man mich leben lässt, weil ich nunmal gerne leben will, muss ich dieses Recht auch den anderen zubilligen und kann nicht meinen eigenen Prinzipien zuwider handeln. Umgekehrt gilt das eben auch in Bezug auf das was ich von anderen fordere, dass diese Forderungen durch andere dann auch an mich gestellt werden.
Moral entwickelt sich also erst in einer Gemeinschaft. Und sie ist ein Resultat einer mehrheitlichen Einigung dieser Gemeinschaft, die selbst festlegt, welche Ansprüche sie an sich selbst als Gemeinschaft stellt. Damit ein sozialverträgliches Leben in dieser Gemeinschaft überhaupt möglich ist. Dieses Moralverständnis kann man im übrigen auch nicht einfach von oben herab einer Gemeinschaft oder Gesellschaft aufdrücken, wenn sich diese damit gar nicht identifizieren kann. Wenn darin Werte zur Sprache kommen, die sie gar nicht kennt oder nicht hat. Und Werte kommen in der Tat von Wertung. Es geht nicht anders als dass ich eine Wertung vornehme, sonst kann ich auch keine Werte festlegen.
Wenn sich ein moralischer Aspekt in einer Gemeinschaft oder Gesellschaft herausgebildet hat, der dem Leben einen besonders hohen Wert beimisst, dann ist eben eine Zuwiderhandlung gegen den Wert Leben unmoralisch. Und dieser moralische Aspekt wertet dann in gewisser Weise absolut oder totalitär etwas innerhalb einer Gemeinschaft auf oder ab. Daran wird sich dann auch orientiert, das wird dann nicht mehr in Frage gestellt. Denn wer anfängt diese Werte in Frage zu stellen, bewegt sich ausserhalb dieser Gemeinschaft oder Gesellschaft. Man kann hier sogar von einer Wertegemeinschaft sprechen.
Wenn ich zB. jemanden einfach sterben lasse, in unserer Gesellschaft, die nunmal dem Leben einen sozusagen allerhöchsten Stellen-Wert eingeräumt hat, wird man mich fragen: Warum haben sie dem Menschen denn nicht geholfen? Wenn ich dann frage: Warum sollte ich das tun? -Wird man mich ganz dumm angucken und fragen: Wie kann jemand überhaupt so eine Frage stellen?...
Ich kann zwar so handeln, aber damit bewege ich mich ausserhalb der selbstgewählten Normen unserer Gesellschaft. Und dann muss ich eben auch mit gewissen Konsequenzen leben. Es mag zwar jeder seine eigene Moral in sich haben, die sich aus seinem Weltbild heraus recht individuell entwickelt hat, aber in einer Gemeinschaft ist es schwierig diese auch zu leben, vor allem dann, wenn sich die eigene Moral von denen der Gemeinschaft unterscheidet. Daher ist eben dieser Überbau, der dann für alle gilt, notwendig.
In den moralischen Anschauungen spiegeln sich Werte. Aus diesen entstehen gemeinschaftliche Regeln. In der Moral handelt es sich dabei noch um ungeschriebene Übereinkünfte. Wenn sie schriftlich fixiert werden, sind es ethische Maßstäbe, und somit in gewisser Weise Gesetze geworden. Es wird dann auch erwartet, sich danach innerhalb einer Gemeinschaft/Gesellschaft auszurichten.
Wie diese Rahmenbedingungen dann aussehen ist natürlich sehr unterschiedlich und ausserdem einem stetigen Wandel unterlegen. Anpassung an die gegenwärtigen Verhältnisse sind immer wieder erforderlich, da sich eine Gemeinschaft/Gesellschaft ja auch weiter entwickelt.
Warum also soll man moralisch handeln? - Weil dies für ein sozialverträgliches Leben in einer Gemeinschaft eine Notwendigkeit darstellt.
:D