Warum soll man moralisch handeln?

Von Philosophen wurden immer wieder Regeln und Anleitungen zum moralischen Handeln aufgestellt die man in 99% der Entscheidungsfälle auch anwenden kann und eben ein "moralisches Ergebnis" erhält, bzw. "das Richtige" getan hat. In sich sind diese Handlungen dann auch schlüssig. Soweit so gut.

Aber wieso sollte man moralisch Handeln (egal nach welcher Moral)? Moralisches Handeln ist ja nicht zwingend vernünftiges Handeln und durch amoralische Entscheidungen kann durchaus auch viel "Gutes" entstehen...

Moral ist Auslegungssache und wird von jedem Menschen anders wahrgenommen, was für den Einen unmoralisch erscheint ist für den Anderen völlig banal und gar nicht der Diskussion würdig.
Die "Regeln" der Philosophen sollten dazu dienen, alle auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen weil sie annahmen, dass eine allgemeine Moral-Basis zu einem besseren Zusammenleben führt.
Was sie dabei aber immer aussen vor gelassen haben, ist dass Menschen nunmal lieber individuell handeln (siehe auch Aufklärung), deshalb kann man diese Lebens- und Gesellschaftsmodelle getrost abhaken und bestenfalls einzelne Aspekte von ihnen in ein allgemeingültiges Format pressen (Gesetzbücher etc.).

Warum man moralisch handeln sollte ist aber eigentlich schnell erklärt, durch Kants goldene Regel zum Beispiel. Wenn man rigoros unmoralisch handelt weil man keinen Anlass sieht das Gegenteil zu tun, sollte man sich nicht beschweren wenn man selbst unmoralisch behandelt wird.
Aber wie gesagt, alles Auslegungssache, deshalb gebe ich dir in deinem letzten Satz auch recht. Das wäre dann die teleologische Betrachtung des Ganzen.

edith sacht: Ich meine den kategorischen Imperativ, bei Kant flutscht mir die goldene Regel immer so heraus...

cAlex schrieb:Warum man moralisch handeln sollte ist aber eigentlich schnell erklärt, durch Kants goldene Regel

Kants goldene Regel ist keine Aufforderung zum moralischen Handeln (das wäre dann der kategorische Imperativ), sie dient nur der Überprüfung von Handlungen auf ihre "Richtigkeit".

@Bettman

Wie will der Mensch wissen was richtig und falsch ist?

Die ganze Evolution folgt dem ewigen Prinzip von Irrtümern und Bewährungen.

Richtig ist immer das was die angenehmsten Empfindungen verursacht, ohne dass man dabei
ein schlechtes Gewissen hat.

Moral ist also eine Anglegenheit neidischer Missgunst und hat nicht im geringsten etwas mit ethischem Empfinden zu tun.

Das ethische Empfinden wir durch die Moral sogar ausgehebelt!

@nocredit
wieso wird das ethische Empfinden durch die Moral ausgehebelt? Definiert es sich nicht dadurch?

@Bettman

Nein!

die Moral ist eine Erfindung des Neides und der Missgunst und manche Kulturen emfinden es als äußerst moralisch, kleinen Mädchen Klitoris und Schamlippen abzuschneiden - Vielleicht definiert sich darin für dich die Ethik? Für mich jedenfalls nicht.

@Bettman

Ganz einfach: "Was du nicht willst, das man dir tu', das füg' auch keinem Andern zu."

Und dies nicht als bloßes Kalkül, sondern aus tiefer Überzeugung heraus.
Denn erst solch ein Handeln macht uns menschlich.

@nocredit

Die Ethik (altgriechisch ἠθική (ἐπιστήμη) ēthikē (epistēmē) „das sittliche (Verständnis)“, von ἦθος ēthos „Charakter, Sinnesart“ (dagegen ἔθος: Gewohnheit, Sitte, Brauch), (vergleiche lateinisch mos) ist eines der großen Teilgebiete der Philosophie und befasst sich mit Moral, insbesondere hinsichtlich ihrer Begründbarkeit.

Quelle: Wikipedia: Ethik
Anscheinend definiert sich doch die Ethik ein wenig mit durch die Moral. Aber dein Bsp. zeigt etwas was ich meine:

nocredit schrieb:finden es als äußerst moralisch, kleinen Mädchen Klitoris und Schamlippen abzuschneiden

--> wo ist hier die Vernunft? und von den Müttern und Zigeunern die das dann durchführen ist sowas ja auch gewollt, also ist die goldene Regel die @Sidhe gerade auch ansprach an diesem Beispiel eine Legitimierung dieser "absurden" Methode

@Sidhe

Sidhe schrieb:Und dies nicht als bloßes Kalkül, sondern aus tiefer Überzeugung heraus.
Denn erst solch ein Handeln macht uns menschlich.

nicht unbedingt. Bei Wölfen und allen anderen Raubtieren die in sozialen Gruppen leben, ist diese goldene Regel überlebensnotwendig.

Ethik hat eher damit was zu tun, als dass man sehr gut überlegt und bedacht handelt. Was voraussetzt, dass man sehr aufmerksam und rücksichstsvoll mit den realen materiellen Dingen umgeht, von denen das eigene überleben abhängt.

Weswegen ich ja immer sage, dass die Spirituellen die eigentlichen Verantwortungslosen unter den
Rücksichtslosesten sind.

Schließlich bringt es ja einiges an Vorteile im Wettbewerb um Hierarchie und Territorium, wenn man seine Artgenossen mit irrationalen Mitteln beirren kann und wenn man den Mist dann auch noch selbst aus voller Überzeugung glaubt, dann kann man sich auch noch ohne jegliches Unrechtsgefühl (siehe Ethik) in Glückseeligkeit schwelgen.

Moralisch mag das zwar in Ordnung sein, aber ob es auch ethisch ist, kann man ohne jedes Unrechtsgefühl bezweifeln.

@Bettman

Von welcher Goldenen Regel sprichst du?

Tue niemandem was du nicht selber willst dass man dir tut?

Die Beschneidung der Frauen hätte wennschon eher etwas damit zu tun, dass das Populationswachstum der von einer sehr kargen Natur abhängigen Sippe nicht aus allen
Nähten platzt.

Der spirituelle Mensch ist ja nicht gerade der intelligenteste, aber durch unterbewusste Intuition, den intelligenten Menschen nicht im Nachteil, weil er das ja durch Mangel an Ethikempfinden
mehr als nur wieder wettmachen kann.

Leider ist dieses unbewusste Überlebensstrategie nicht sehr nachhaltig und auch sehr konfliktreich,
weswegen es dann natürlich strenger moralischer Regeln brauch, die immer umfangreicher werden müssen. :D

Immer neue Gesetze.^^

@Bettman

Nehmen wir das Moralempfinden im Standard-Islam.

Da diese Leute nie lernen dürfen mit ihrer natürlichen Sexualität umzugehen, ohne damit rechnen zu müssen, von Moralwächtern bis aufs Blut ausgepeitscht oder von Steinigern ums Leben gebracht zu werden, dürfen natürlich auch schon mal Kinder geheiratet werden, damit Allah zu seinem
Recht kommt.

Ach wie ethisch doch diese Moralisten allesamt sind. *g*

Bettman schrieb:Aber wieso sollte man moralisch Handeln (egal nach welcher Moral)? Moralisches Handeln ist ja nicht zwingend vernünftiges Handeln und durch amoralische Entscheidungen kann durchaus auch viel "Gutes" entstehen...

Moralisch handelt man, wenn man mehr gut als schlecht empfundenes aus Sicht von allen Beteiligten leistet.

@herzbetont
moralisch handelt man, wenn man begreift, dass man auf ehrliche und anständige weise
immer der Betrogene ist, ansonsten bräuchte man ja keine Moralregeln.

@herzbetont
Die Moral brauchen also immer die Leute, die sich ohne ihr selber nicht über den Weg trauen würden. :D

Moral ist doch sowieso für jeden was anderes. Von daher kann man eh nicht wirklich sagen was moralisch ist und was nicht.

Rescue1973 schrieb:ist doch sowieso für jeden was anderes

nicht unbedingt. Es gibt tatsächlich Anleitungen zum moralischen Handeln.

@Bettman

Bettman schrieb:Moralisches Handeln ist ja nicht zwingend vernünftiges Handeln und durch amoralische Entscheidungen kann durchaus auch viel "Gutes" entstehen...

Du hast Dir bestimmt was dabei gedacht, als Du dies schriebst.
Kannst Du da mal Beispiele bringen?

@LuciaFackel
ich stell morgen was realistisches dazu rein. Ich hab morgen Prüfung und jetzt kaum noch Zeit.
Aber auf die Frage bin ich deswegen gekommen, weil mir nicht so richtig klar wurde, warum ich geschätzte 10 verschiedene Anleitungen zum moralischen Handeln wissen muss, wo mir noch nicht einmal klar ist, warum ich moralisch handeln soll (rein theoretisch betrachtet).

Salut! Moral ist doch nix weiter als die anleitungsweise einer bestimmten religion oder weltanschauung. Sie ist weder veder verbindlich oder dogmatisch.

nocredit schrieb:moralisch handelt man, wenn man begreift, dass man auf ehrliche und anständige weise
immer der Betrogene ist, ansonsten bräuchte man ja keine Moralregeln.

Aus der Sicht hab ich das noch gar nicht betrachtet. Das hiesse dass Moralregeln, die Moral weitesgehend aufheben. :)

"Geben, Schenken, Spenden" ohne eine Gegenleistung zu erhalten, wird weitesgehend als moralisch verstanden.

Aber die, die am lautesten von Moral predigen, sind verlogene und gegenleistungsgierige Dummschwätzer.

Vielleicht ist es am besten auf Moral zu verzichten.