An Atheisten
15.11.2015 um 15:01Commonsense schrieb:Ich hatte nur von Religion und Atheismus gesprochen.Und ziehst dabei einen Fehlschluss nach dem anderen, dass Einem glatt die Haare zu Berge stehen.
Zunächst ist 'Religion' nicht gleich 'Religion': 'Religion' ist ein weitgefasster Oberbegriff, in etwa vergleichbar mit dem Oberbegriff 'Politik'. Und Religion bspw. permanent mit religiöser Ideologie (Christentum, Judentum, Islam usf.) zu verwechseln, ist schon einmal die erste Lachnummer, wie sie hier und anderswo permanent zelebriert wird. Anderenfalls, d.h. gäbe es diesen begrifflichen Unterschied nicht, wäre es ja bspw. auch völlig sinnfrei, Menschen aufgrund typisch religiöser Glaubensbekenntnisse (etwa der profane Glaube an ein Leben nach dem Tod) als religiös zu bezeichnen, obgleich sie sich gar keiner Glaubensgemeinschaft angehörig fühlen bzw. sich darauf berufen. Missachtet man solche teils sprachlich bedingten Feinheiten, sind Fehlschlüsse und sonstige Kalauer - wie sie bspw. hier und anderswo immer wieder an den Tag gelegt werden - automatisch vorprogrammiert. Insofern wäre es schon recht ratsam, sich da langsam mal zu entscheiden, worüber man genau reden möchte...
Aber sofern es dir darum geht...
Commonsense schrieb:Vergangene Jahrtausende bezeugen, dass Religionen völlig ungeeignet sind, Heil über die Menschheit zu bringen. Religionen bringen Tod und Verderben seit sie existieren....scheint es dir weniger um Religion, sondern vielmehr um konkrete religiöse Ideologien zu gehen. Hier dann aber eben auch noch einmal der Hinweis, nicht permanent 'Religion' und 'Religion' durcheinander zu schwurbeln. Denn es mag zwar durchaus stimmen, dass religiöse Ideologien ("Religionen") bis dato so einiges an Unheil über die Menschheit gebracht haben, aber dies gilt etwa auch für politische Ideologien ("Politiken"): Der Krieg sei eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, meinte einst ein preußischer Generalmajor. Und selbst noch das letzte Jhd. war geprägt von zwei großen Weltkriegen, vielen anderen Kriegen (Vietnam, Korea, Golf, Kosovo...), beinahe einem Atomkrieg (Kubakrise, 1962), von politischem Terrorismus (ETA, RAF, FARC...), von teils grausamen politischen Ideologien (Faschismus, Stalinismus...) und vielen anderen Übeln, die irgendwie auf Politik zurückzuführen sind. Daraus nun aber den Schluss zu ziehen, Politik sei per se etwas Schlechtes, ist genauso ein Schenkelklopfer-Unfug wie die - mit Verweis auf diverse religiöse Ideologien - ad nauseam kolportierten Fehlschlüsse, Religion sei per se etwas Schlechtes. Derartige Verlautbarungen sind einfach undifferenziert, oberflächlich und unredlich.
wichtelprinz schrieb:Was mich auch noch interessieren würde - was sagt die Unfähigkeit des Menschen in frieden miteinander zu leben über die Anwesenheit oder Abwesenheit eines Gottes aus?*lach*
Naja, Atheisten und ihre Fehlschlüsse*. Immer wieder höchst amüsant.^^
*Schema: Person X hat die negativ bewertete Eigenschaft A (neigt zu Gewalt und Intoleranz gegen Andersgläubige o.ä.) und behauptet p (Gott existiert o.ä.). Folglich ist p falsch. (Fehlschluss)
Libertin schrieb:Und das der Mensch an sich Tendenzen zu Radikalisierungen besitzt steht denke ich außer Frage, zumindest das Potenzial dazu hat vermutlich jeder aber deswegen immer zu versuchen die Religion als "unschuldiges Missbrauchsopfer" von verkappten Extremisten darzustellen weil ja nicht sein kann was nicht sein darf zeigt doch eher eine sehr selektive Sichtweise über diese Dinge auf.Sieht für mich ja eher nach einem Strohmann-Argument aus...
Am Anfang stehen nämlich Aussagen wie etwa die von commonsense:
Commonsense schrieb:Religionen bringen Tod und Verderben seit sie existieren.Und da ist der Einwand, dass es sich hier vielmehr um ein Argumentum Ad Hominem (also letztendlich eine Kritik am Menschen im Allgemeinen) und weniger um Religionskritik handelt, völlig berechtigt. Wieviel Tod und Verderben uns bspw. auch die pöööhse Politik gebracht hat, darauf hatte ich ja oben bereits hingewiesen. So berechtigt die Kritik in jedem Fall also auch immer sein mag, was genau soll nun aber daraus folgen? Abschaffung von Religion? Gut, dann sollte man selbige Forderung wohl konsequenterweise und gerade auch für Politik erheben...
Anderes Beispiel wäre auch das hier, direkt von dir:
Noumenon schrieb:In der Argumentation bzw. in der Logik die hinter vielen Religionen steckt ist aber genau jener absolute Wahrheitsanspruch der jeweils für sein Glaubensbild postuliert wird zu finden das lässt sich nun mal nicht von der Hand weisen.Aber wie schon gesagt:
Noumenon schrieb:Ja, gut, das gilt ja auch für viele politische Ideologien, Verschwörungstheorien, Pseudowissenschaften uvm.Also auch hier wieder weniger Kritik an Religion, sondern vielmehr am Menschen (und seinen Weltbildern) im Allgemeinen.
Libertin schrieb:Auf einige mag das sicher zutreffen aber die persönliche Sinngebung muss sich ja nicht bloß darauf beschränken. Sie kann viele verschiedene Formen annehmen oder vielleicht auch gar keine da es sicherlich auch Menschen gibt die sich wohl ihr ganzes Leben niemals damit wirklich beschäftigen bzw. geschweige denn sich die Frage nach einem tieferen Lebenssinn gar nicht wirklich bewusst machen und sich bloß auf das beschränken was der Alltag gerade so hergibt.Eigentlich fast schon ein wenig schade, weil solche Menschen viel Potential ungenutzt lassen. Immerhin ist es ja schon ein verdammt seltenes Privileg, unter mehr als 1 Mio. Tierarten gerade als Mensch geboren worden zu sein, welcher wiederum als einzige Spezies prinzipiell in der Lage ist, das Naturgeschehen und sein eigenes Dasein zu reflektieren.