@Jean_CocteauNun, ich habe den Thread hier jetzt mal überflogen und die gesamten (durchaus bedenkenswerten aber auch futuristischen) Thesen gelesen. Besonders interessant finde ich dabei, wie die Chronologie der Bibel, die ja sehr gut archäologisch belegt ist, vermengt wird. Zu nennen wäre hier das Beispiel der "Anunnaki", die in der Bibel als "Nephilim" bezeichnet werden (1. Mo. 6:4). Diese sind dem Bibelbericht nach aber mit der Flut damals wieder vernichtet worden, da sie bösartig waren. Somit ist die These Jesus sei ein Sprößling dieser Linie in soweit wiederlegbar, wie man annimmt, er und die Nephilim haben tatsächlich existiert.
Um aber genau abzuklären, was die Prophetie des AT quasi belegt im NT über Johannes den Täufer und Jesus sagt, möchte ich hier folgende Punkte anführen:
Johannes der Täufer wurde als "Türhüter" des verheißenen Samens Abrahams in Maleachi 3:1 vorhergesagt. Das deckt sich mit den Aussagen in Markus 1:1-11 sowie dem, was Jesus über Johannes den Täufer den Juden sagte (Math. 11:10). Das sich Johannes der Täufer dieser "Funktion" bewußt war, läßt sich mit Joh. 1:31-34 belegen.
Jesus trat durch die „Tür“ in die „Schafhürde“ ein und umging die „Tür“ nicht. Im Alter von 30 Jahren ging er zu Johannes dem Täufer, um sich taufen zu lassen. Nachdem er 40 Tage in der Wüste verbracht hatte und versucht worden war, kehrte er zuversichtlich dorthin zurück, wo sich Johannes der Täufer mit einigen seiner Jünger aufhielt. Als er sich dem sinnbildlichen „Türhüter“ der „Schafhürde“, des abrahamischen Bundes, näherte, sah ihn Johannes kommen und rief aus: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!“ (Joh. 1:29, 36). Johannes der Täufer sprach nicht von dem ‘Lamm, das die Sünde des Volkes Israel wegnimmt’, sondern von dem „Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“. Er öffnete damit dem wahren Hirten, der das Zeugnis Gottes, des universellen Hirten, und die notwendigen Merkmale aufwies, die „Tür“. Als Johannes die Aufmerksamkeit seiner Jünger auf den näher kommenden Jesus lenkte, wies er sie nicht einfach auf einen beschnittenen Juden und fleischlichen Nachkommen Abrahams hin. Nein, er machte sie auf den Gesalbten, den geistgezeugten Sohn des größeren Abraham, aufmerksam. Er war das wichtigste Glied oder das Hauptglied des „Samens“ des himmlischen Abraham, durch welchen Samen sich alle Familien des Erdbodens segnen werden. Er verdiente es daher, vom „Türhüter“ in die sinnbildliche „Schafhürde“, den abrahamischen Bund, hineingelassen zu werden. Er war der wahre Hirte und kam nicht, um nach Juden oder anderen Menschen im allgemeinen zu suchen, sondern nach denen, die die Gelegenheit ergreifen würden, mit ihm ein Teil der Klasse des „Samens Abrahams“ zu werden, durch den allen Nationen Segen zufließen würde. Die meisten fleischlichen Juden verwarfen ihn, nur einige von ihnen, ein Überrest, nahmen ihn an.
König David war ein Vorbild Jesu Christi, nur daß dieser weit größer ist als David, sein königlicher Vorfahr. Er konnte passenderweise die Worte Davids zitieren: „Jehova ist mein Hirte.“ Hatte sein Vorläufer, Johannes der Täufer, seine Zuhörer nicht auf den sich nähernden Jesus Christus mit den Worten hingewiesen: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!“ (Johannes 1:29, 36)? Als Johannes Jesus als Lamm bezeichnete, dachte er wahrscheinlich an die Worte aus Jesaja 53:7: „Er wurde so wie ein Schaf zur Schlachtung geführt.“ Und im letzten Buch der Bibel — von Offenbarung 5:6 an — wird der verherrlichte Jesus 28mal sinnbildlich als Lamm bezeichnet.
Johannes der Täufer war der erste, der ihn als den vom obersten Hirten, eingesetzten wahren Hirten anerkannte. Jesus kam nicht, um die „Schafhürde“ auszuplündern, sondern er kam mit legitimen Absichten. Er konnte sich auf ehrenhafte Weise als ein geistiger Hirte der „Schafhürde“ der Nation Israel anbieten. Im Einklang mit der Prophezeiung aus Maleachi 4:5 (vergleiche Matthäus 11:12-14; Lukas 1:13-17) war Johannes von dem obersten Hirten als der sinnbildliche „Türhüter“ der israelitischen „Schafhürde“ eingesetzt worden (Johannes 1:15, 17, 19-28; 10:3). Johannes erkannte die Legitimation Jesu Christi als Unterhirte Gottes an und war sogleich bereit, ihn einzulassen, ihn als den vorhergesagten messianischen Hirten zu identifizieren, der seine Schafe beim Namen rufen und sie auf die Weide hinausführen würde. - Soweit zu Jesus als verheißenes Lamm.
Doch was sagt die Bibel über Johannes und seine Stellung?
Johannes der Täufer, der Sohn Sacharjas und Elisabeths; der Vorläufer Jesu. Johannes’ Eltern stammten beide aus der Priesterfamilie Aarons. Sacharja war ein Priester aus der Abteilung Abijas (Luk 1:5, 6).
Im Jahre 3 v. u. Z. erhielt Sacharja während der für die Abteilung Abijas bestimmten Dienstzeit turnusgemäß das seltene Vorrecht, im Heiligtum Räucherwerk darzubringen. Als er vor dem Räucheraltar stand, erschien ihm der Engel Gabriel und sagte ihm, er werde einen Sohn bekommen, der Johannes genannt werden sollte. Dieser Sohn sollte wie Simson sein Leben lang ein Nasiräer sein. Er würde groß sein vor JHWH und vor ihm hergehen, um ihm „ein zubereitetes Volk . . . bereitzumachen“. Die Geburt des Johannes erfolgte durch ein Wunder Gottes, denn Sacharja und Elisabeth waren beide schon in vorgerücktem Alter (Luk 1:7-17).
Als Elisabeth im sechsten Monat schwanger war, wurde sie von ihrer Verwandten Maria besucht, die damals durch heiligen Geist schwanger geworden war. Sobald Elisabeth den Gruß ihrer Verwandten hörte, hüpfte das ungeborene Kindlein in ihrem Leib, und mit heiligem Geist erfüllt, erkannte sie an, daß das Kind, das von Maria geboren werden sollte, ihr „Herr“ sein würde (Luk 1:26, 36, 39-45).
Als Elisabeths Kind geboren war, wollten die Nachbarn und Verwandten es nach dem Namen seines Vaters benennen. Elisabeth sagte aber: „Nicht doch, sondern er soll Johannes genannt werden.“ Dann fragten sie seinen Vater, wie er das Kind genannt haben wolle. Den Worten des Engels Gabriel entsprechend, hatte Sacharja seit dem Gespräch mit dem Engel nicht mehr reden können. Er schrieb deshalb auf ein Täfelchen: „Johannes ist sein Name.“ Darauf wurde Sacharjas Mund aufgetan, und er begann zu reden. Da erkannten alle, daß die Hand Gottes mit dem Kind war (Luk 1:18-20, 57-66).
Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte Johannes im Bergland von Judäa, wo seine Eltern wohnten. Er „wuchs heran und erstarkte im Geist. Und er blieb bis zum Tag seines öffentlichen Auftretens vor Israel in den Wüsten“ (Luk 1:39, 80). Nach dem Bericht des Lukas begann Johannes seinen Dienst im 15. Jahr der Regierung des Tiberius Cäsar. Johannes war damals ungefähr 30 Jahre alt. Es wird zwar nichts davon berichtet, daß er jemals Priesterdienste im Tempel geleistet hätte, aber in diesem Alter traten die Priester normalerweise ihren vollen Dienst an (4. Mo 4:2, 3). Augustus starb am 17. August 14 u. Z., und Tiberius wurde am 15. September vom römischen Senat zum Kaiser ernannt; sein 15. Jahr dauerte demnach vom letzten Teil des Jahres 28 u. Z. bis August oder September 29 u. Z. Da sich Jesus (ebenfalls im Alter von ungefähr 30 Jahren) im Herbst zur Taufe darstellte, muß Johannes, der sechs Monate älter war, seinen Dienst im Frühling des Jahres 29 u. Z. angetreten haben (Luk 3:1-3, 23).
Johannes begann seine Predigttätigkeit in der Wildnis von Judäa, indem er sagte: „Bereut, denn das Königreich der Himmel hat sich genaht“ (Mat 3:1, 2). Er trug wie der Prophet Elia eine Kleidung aus Kamelhaar und einen ledernen Gürtel um seine Lenden. Seine Nahrung bestand aus Heuschrecken und wildem Honig (2Kö 1:8; Mat 3:4; Mar 1:6). Er war ein Lehrer und wurde deshalb von seinen Jüngern „Rabbi“ genannt (Joh 3:26).
Johannes predigte die Taufe zur Vergebung der Sünden derer, die bereuten; er taufte aber nur Juden und Proselyten (Nichtjuden, die zur jüdischen Religion übergetreten waren) (Mar 1:1-5; Apg 13:24). Gott hatte Johannes zu den Juden gesandt, um ihnen liebende Güte zu erweisen. Sie standen in einem Bundesverhältnis mit JHWH, hatten aber gegen den Gesetzesbund gesündigt. Johannes machte sie darauf aufmerksam, daß sie den Bund gebrochen hatten, und forderte Aufrichtiggesinnte zur Reue auf. Ihre Wassertaufe war ein Symbol dieser Reue. Sie wurden so darauf vorbereitet, den Messias zu erkennen (Apg 19:4). Die verschiedensten Leute kamen zu Johannes, um sich taufen zu lassen, selbst Huren und Steuereinnehmer (Mat 21:32). Auch Pharisäer und Sadduzäer, denen er mit scharfen Worten das kurz bevorstehende Gericht ankündigte, kamen zur Taufe. Er schonte sie nicht, sondern nannte sie „Otternbrut“ und wies sie darauf hin, daß sie vergeblich auf ihre Abstammung von Abraham vertrauten (Mat 3:7-12).
Johannes sagte zu denen, die zu ihm kamen, sie sollten das, was sie besäßen, mit anderen teilen, niemand erpressen, sich mit den Dingen zu ihrem Unterhalt begnügen und niemand drangsalieren (Luk 3:10-14). Er lehrte seine getauften Nachfolger auch, zu Gott zu beten (Luk 11:1). Damals war das Volk in Erwartung, und alle überlegten wegen Johannes in ihrem Herzen: „Ist er vielleicht der Christus?“ Johannes sagte, er sei es nicht, und erklärte, daß derjenige, der nach ihm komme, weit größer sei als er (Luk. 3:15-17). Auch als in Bethanien jenseits des Jordan Priester und Leviten zu ihm kamen und ihn fragten, ob er Elia oder „Der Prophet“ sei, bekannte er, daß er es nicht sei (Joh. 1:19-28).
Johannes wirkte zwar keine Wunder wie Elia (Joh 10:40-42), aber er kam mit dem Geist und der Kraft Elias. Er führte ein wirkungsvolles Werk durch, indem er ‘veranlaßte, daß die Herzen von Vätern zu Kindern umkehrten und die Ungehorsamen zur praktischen Weisheit von Gerechten’. Er erfüllte den Zweck, zu dem er gesandt worden war und der darin bestand, „ein zubereitetes Volk für Gott bereitzumachen“. Er veranlaßte tatsächlich „viele von den Söhnen Israels . . ., zu JHWH, ihrem Gott, umzukehren“ (Luk 1:16, 17). Er ging vor Jesus Christus, dem Repräsentanten Gottes, her.
Im Herbst des Jahres 29 u. Z. kam Jesus zu Johannes, um sich taufen zu lassen. Johannes weigerte sich zuerst, da er sich seiner eigenen Sündhaftigkeit und der Gerechtigkeit Jesu bewußt war. Jesus bestand jedoch darauf. Gott hatte Johannes ein Zeichen versprochen, das ihm helfen würde, den Sohn Gottes zu erkennen (Mat 3:13; Mar 1:9; Luk 3:21; Joh 1:33). Als Jesus getauft wurde, erschien das Zeichen: Johannes sah Gottes Geist auf Jesus herabkommen und hörte Gottes Stimme sagen, daß Jesus sein Sohn sei. Offenbar war bei der Taufe Jesu niemand anders zugegen (Mat 3:16, 17; Mar 1:9-11; Joh 1:32-34; 5:31, 37).
Nach seiner Taufe hielt sich Jesus ungefähr 40 Tage in der Wildnis auf. Als er zurückgekehrt war, wies Johannes seine Jünger auf ihn hin mit den Worten: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!“ (Joh 1:29). Am nächsten Tag wurden Andreas und ein anderer Jünger (wahrscheinlich Johannes, der Sohn des Zebedäus) mit dem Sohn Gottes bekannt gemacht (Joh 1:35-40). Auf diese Weise begann Johannes der Täufer als treuer „Türhüter“ der israelitischen „Schafhürde“, seine Jünger dem „vortrefflichen Hirten“ zu übergeben (Joh 10:1-3, 11).
Jesu Jünger tauften im judäischen Land, während Johannes in Änon, nahe bei Salim, taufte (Joh 3:22-24). Als ihm berichtet wurde, daß Jesus viele Jünger mache, wurde er nicht eifersüchtig, sondern erwiderte: „Daher ist diese meine Freude voll geworden. Jener muß fortan zunehmen, ich aber muß fortan abnehmen“ (Joh 3:26-30).
Diese Worte des Johannes erwiesen sich als wahr. Nach mindestens einem Jahr eifrigen Dienstes wurde er gewaltsam aus seinem Tätigkeitsgebiet herausgerissen. Herodes Antipas ließ Johannes ins Gefängnis werfen, weil er ihn wegen seines ehebrecherischen Verhältnisses mit Herodias (die Antipas seinem Bruder Philippus weggenommen hatte) zurechtgewiesen hatte. Antipas, der nominell ein jüdischer Proselyt war und sich daher an das mosaische Gesetz hätte halten müssen, fürchtete Johannes, da er ihn als einen gerechten Mann kannte (Mar 6:17-20; Luk 3:19, 20).
Als Johannes im Gefängnis war, hörte er, daß Jesus den Sohn der Witwe von Nain auferweckt und andere Machttaten vollbracht hatte. Da er von Jesus selbst die Bestätigung haben wollte, sandte er zwei seiner Jünger zu ihm und ließ ihn durch sie fragen: „Bist du der Kommende, oder sollen wir einen anderen erwarten?“ Jesus antwortete ihnen nicht direkt, sondern heilte vor ihren Augen viele Personen, ja er trieb sogar Dämonen aus. Dann sagte er zu ihnen, sie sollten Johannes berichten, daß Blinde, Taube und Lahme geheilt würden und daß die gute Botschaft gepredigt werde. Johannes wurde also nicht bloß durch Worte, sondern durch das Zeugnis der Werke Jesu getröstet und in dem Glauben bestärkt, daß Jesus wirklich der Messias (Christus) war (Mat 11:2-6; Luk 7:18-23). Nachdem die Boten des Johannes weggegangen waren, erklärte Jesus den Volksmengen, daß Johannes mehr als ein Prophet war, daß er derjenige war, von dem Gottes Prophet Maleachi geschrieben hatte. Er wandte auch die Prophezeiung aus Jesaja 40:3 auf Johannes an, wie Sacharja, der Vater des Johannes, dies schon früher getan hatte (Mal 3:1; Mat 11:7-10; Luk 1:67, 76; 7:24-27).
Jesus erklärte seinen Jüngern ferner, daß sich durch das Auftreten des Johannes die Prophezeiung aus Maleachi 4:5, 6 erfüllte, wonach Gott vor dem Kommen seines großen und furchteinflößenden Tages Elia, den Propheten, senden würde. So groß Johannes auch war („Unter den von Frauen Geborenen ist kein Größerer erweckt worden als Johannes der Täufer“), wird er doch nicht zur „Braut“klasse gehören, die mit Christus zusammen in seinem himmlischen Königreich regieren wird (Off 21:9-11; 22:3-5), denn „jemand, der ein Geringerer ist im Königreich der Himmel, ist größer als er“ (Mat 11:11-15; 17:10-13; Luk 7:28-30). Anhand eines Beispiels verteidigte Jesus Johannes gegen die Beschuldigung, einen Dämon zu haben (Mat 11:16-19; Luk 7:31-35).
Einige Zeit nach dieser Begebenheit befriedigte Herodias ihren Haß gegen Johannes. Als Herodes seinen Geburtstag feierte, tanzte die Tochter der Herodias. Das gefiel Herodes so gut, daß er ihr schwor, er wolle ihr alles geben, worum sie ihn bitten würde. Von ihrer Mutter angetrieben, bat sie um das Haupt des Johannes. Aus Rücksicht auf seinen Eid und auf die Anwesenden gewährte er ihr die Bitte. Johannes wurde im Gefängnis enthauptet, und sein Haupt wurde auf einer Platte dem Mädchen übergeben, das es dann seiner Mutter brachte. Später kamen die Jünger des Johannes und holten seinen Leichnam weg. Sie begruben ihn und berichteten es Jesus (Mat 14:1-12; Mar 6:21-29).
Als Herodes nach dem Tod des Johannes von der Predigttätigkeit Jesu, seinen Heilungen und Dämonenaustreibungen hörte, erschrak er. Er befürchtete nämlich, Jesus sei in Wirklichkeit der von den Toten auferstandene Johannes. Deshalb brannte er darauf, Jesus zu sehen, offenbar aber nicht, um ihn predigen zu hören, sondern weil er sich seiner Sache nicht sicher war (Mat 14:1, 2; Mar 6:14-16; Luk 9:7-9).
Die Taufe des Johannes wurde bis zur Ausgießung des heiligen Geistes zu Pfingsten des Jahres 33 u. Z. durchgeführt. Danach wurde die Taufe „im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes“ gepredigt (Mat 28:19; Apg 2:21, 38). Alle, die danach in die Taufe des Johannes getauft wurden, mußten sich nochmals im Namen des Herrn Jesus taufen lassen, um den heiligen Geist zu empfangen (Apg 19:1-7).
Somit haben wir hier stichhaltig erwiesen - wenn wir dies Bibel als Grundlage nehmen - das Johannes tatsächlich "nur" der Wegbereiter Jesu war.
Doch was ist mit dem Lamm? Was ist dem Opfer Jesu?
Im Römerbrief und in einigen anderen Briefen gebraucht Paulus katallássō und apokatallássō (eine verstärkte Form), wenn er die Versöhnung des Menschen mit Gott durch das Opfer Christi Jesu behandelt.
Diese Versöhnung mit Gott wurde notwendig wegen der vorhandenen Entfremdung, Trennung und Disharmonie, wegen fehlender friedlicher Beziehungen, ja wegen einer bestehenden Feindschaft. Die Ursache dafür war die Sünde, die Adam, der erste Mensch, beging, sowie die ererbte Sündhaftigkeit und Unvollkommenheit aller seiner Nachkommen (Rö 5:12; vgl. Jes 43:27). Deshalb konnte der Apostel schreiben: „Das Sinnen des Fleisches [bedeutet] Feindschaft mit Gott . . ., denn es ist dem Gesetz Gottes nicht untertan und kann es tatsächlich auch nicht sein [wegen seiner ererbten unvollkommenen, sündigen Natur]. So können denn die, die mit dem Fleisch in Übereinstimmung sind, Gott nicht gefallen“ (Rö 8:7, 8). Die Feindschaft besteht, weil es Gottes vollkommene Maßstäbe nicht zulassen, daß er Sünde gutheißt oder entschuldigt (Ps 5:4; 89:14). Über seinen Sohn, der die vollkommenen Eigenschaften seines Vaters widerspiegelte, steht geschrieben: „Du hast Gerechtigkeit geliebt, und du hast Gesetzlosigkeit gehaßt“ (Heb 1:9). Obwohl ‘Gott Liebe ist’ und er ‘die [Menschen-]Welt so sehr geliebt hat, daß er seinen einziggezeugten Sohn’ für sie gab, bleibt die Tatsache bestehen, daß sich die gesamte Menschheit in einem Zustand der Feindschaft gegenüber Gott befunden hat und daß es sich bei der Liebe Gottes gegenüber der Menschenwelt um die Feindesliebe handelte, eine von Grundsätzen bestimmte Liebe (gr.: agápē), und nicht um Zuneigung oder um Freundschaft (gr.: philía) (1Jo 4:16; Joh 3:16; vgl. Jak 4:4).
Da Gottes Maßstäbe vollkommen gerecht sind, kann er Sünde — eine Verletzung seines ausdrücklichen Willens — nicht gutheißen, er kann nicht damit einverstanden sein. Er ist zwar „gnädig und barmherzig“, ja er ist ‘reich an Barmherzigkeit’ (Ps 145:8, 9; Eph 2:4), doch setzt er sich nicht über seine Gerechtigkeit hinweg, um Barmherzigkeit zu bekunden. Wie in der Cyclopædia von M’Clintock und Strong (1894, Bd. VIII, S. 958) treffend bemerkt wird, ist daher das Verhältnis zwischen Gott und dem sündigen Menschen „ein rechtliches, wie zwischen einem Souverän in seiner Eigenschaft als Richter und einem Verbrecher, der seine Gesetze übertreten und sich gegen seine Autorität aufgelehnt hat und der deshalb wie ein Feind behandelt wird“. Das ist die Lage, in die die Menschheit wegen der von ihrem Vorvater Adam ererbten Sünde geriet.
Nur durch das Loskaufsopfer Christi Jesu kann der Mensch voll und ganz mit Gott versöhnt werden; Jesus ist „der Weg“, und niemand kommt zum Vater außer durch ihn (Joh 14:6). Sein Tod diente als ein „Sühnopfer [gr.: hilasmón] für unsere Sünden“ (1Jo 2:2; 4:10). Das Wort hilasmós bezeichnet „ein Mittel zur Begütigung oder Besänftigung“, eine „Sühnung“. Natürlich ist das Opfer Jesu Christi kein „Mittel zur Begütigung“ in dem Sinn, daß Gott, weil er gekränkt wäre, beschwichtigt oder besänftigt werden müßte, denn der Tod seines geliebten Sohnes würde sicherlich keine solche Wirkung haben. Vielmehr „begütigte“ oder befriedigte dieses Opfer die Forderungen der vollkommenen Gerechtigkeit Gottes, indem es die Rechtsgrundlage für die Vergebung von Sünde schuf, damit Gott „gerecht sei, auch wenn er den Menschen [den durch Vererbung sündigen Menschen] gerechtspricht, der an Jesus glaubt“ (Rö 3:24-26). Dadurch, daß das Opfer Christi das Mittel für die Sühne (vollständige Genugtuung) der Sünden und ungesetzlichen Handlungen des Menschen lieferte, begünstigte es das erfolgreiche Bemühen des Menschen um eine Wiederherstellung guter Beziehungen zum souveränen Gott (Eph 1:7; Heb 2:17).
Durch Christus machte Gott es somit möglich, „alle anderen Dinge wieder mit sich zu versöhnen, indem Frieden gemacht wurde durch das Blut, das er [Jesus] am Marterpfahl vergoß“, und so konnten Menschen, die einst „entfremdet und Feinde“ waren, weil ihr Sinn auf die Werke gerichtet war, die böse waren, „versöhnt [werden] mittels seines Fleischesleibes durch seinen Tod, um . . . [sie] heilig und makellos und frei von Anklage vor ihm darzustellen“ (Kol 1:19-22). Gott konnte nun diejenigen, die er auswählte, um seine geistigen Söhne zu werden, „gerechtsprechen“; es konnten keinerlei Anklagen mehr gegen sie erhoben werden, weil sie jetzt voll und ganz mit Gott versöhnt und mit ihm in Frieden waren. (Vgl. Apg 13:38, 39; Rö 5:9, 10; 8:33.)
Wie steht es denn mit Personen, die Gott in der Zeit vor Christi Tod dienten? Das würde Männer wie Abel einschließen, der „das Zeugnis erlangte, daß er gerecht war, indem Gott Zeugnis gab hinsichtlich seiner Gaben“; Henoch, der „das Zeugnis [hatte], daß er Gott wohlgefallen habe“; Abraham, der „Freund Gottes“ genannt wurde; Moses, Josua, Samuel, David, Daniel, Johannes den Täufer und Christi Jünger (zu denen Jesus vor seinem Tod sagte: „Der Vater selbst hat Zuneigung zu euch“) (Heb 11:4, 5; Jak 2:23; Da 9:23; Joh 16:27). Mit allen diesen Personen handelte JHWH, und er segnete sie. Wieso bestand auch für sie die Notwendigkeit, durch Christi Tod versöhnt zu werden?
Diese Personen waren offensichtlich bis zu einem gewissen Grad mit Gott versöhnt. Dennoch waren sie wie die übrige Menschheit immer noch Sünder durch Vererbung und bekannten sich auch als solche, indem sie Tieropfer darbrachten (Rö 3:9, 22, 23; Heb 10:1, 2). Freilich gab es Menschen, die offenkundiger oder schwerer sündigten als andere, ja die ganz unverhohlen rebellisch waren; aber Sünde ist Sünde, ganz gleich, wie schwer oder wie groß sie ist. Da also alle Nachkommen Adams Sünder sind, bedürfen ausnahmslos alle der Versöhnung mit Gott, die durch das Opfer seines Sohnes ermöglicht wurde.
Gottes relative Freundschaft mit Menschen wie den oben erwähnten beruhte auf dem Glauben, den sie bekundeten, einem Glauben, der die Überzeugung einschloß, Gott werde zu seiner bestimmten Zeit die Möglichkeit schaffen, sie völlig von ihrem sündigen Zustand zu befreien. (Vgl. Heb 11:1, 2, 39, 40; Joh 1:29; 8:56; Apg 2:29-31.) Das Maß der Versöhnung, das ihnen zuteil wurde, war somit durch Gottes künftige Loskaufsvorkehrung bedingt. Wie unter dem Stichwort GERECHTSPRECHEN gezeigt wird, wurde ihnen ihr Glaube von Gott als Gerechtigkeit „angerechnet“, und auf dieser Grundlage, verbunden mit der absoluten Gewißheit, daß er eine Loskaufsvorkehrung schaffen werde, konnte JHWH einstweilen freundschaftliche Beziehungen zu ihnen unterhalten, ohne gegen seine vollkommenen Maßstäbe der Gerechtigkeit zu verstoßen. (Rö 4:3, 9, 10; vgl. auch 3:25, 26; 4:17.) Doch die berechtigten Forderungen der göttlichen Gerechtigkeit mußten schließlich erfüllt werden, so daß die Gerechtigkeit nicht mehr nur „angerechnet“, sondern eine tatsächliche Zahlung des geforderten Loskaufspreises erfolgen würde. All das unterstreicht die Wichtigkeit der Stellung Christi in Gottes Vorkehrung und zeigt deutlich, daß die Menschen unabhängig von Christus Jesus keine Gerechtigkeit besitzen, durch die sie tauglich wären, vor Gott zu stehen. (Vgl. Jes 64:6; Rö 7:18, 21-25; 1Ko 1:30, 31; 1Jo 1:8-10.)
Somit ist die Annahme, man könne selbst das "Lamm Gottes" sein eine absolut unhaltbare und nicht vertretbare Theorie, wenn man auch hier wieder die Heilige Schrift als Ausgangsbasis legen möchte. Jetzt bin ich auf die Kommentare gespannt. Vorab noch Sorry für den langen Aufsatz, aber bei einem solch umfangreichen Thema bleibt die Herleitung und die Zusammenhänge nicht kürzer zu fassen...