Der Apostel Johannes?
Die Offenbarung wird schon vor 160 nach Christus von Justin (Dial 81) als Werk des Apostels Johannes, des Zebedaiden, erwähnt, wenig später auch Clemens von Alexandrien. Irenäus sieht im Apostel Johannes den Autor des Evangeliums wie auch der Apokalypse. Im 3. Jahrhundert wurde diese Sicht zur offiziellen Kirchenlehre: Der Autor aller johanneischen Schriften ist der Zebedäussohn und Apostel Johannes.
Das wird heute in gelehrten Kreisen fast durchgängig abgelehnt.
Man nimmt an, dass mit dieser Gleichsetzung vor allem die Kanonisierung betrieben und erleichtert wurde. Denn lange war die Apokalypse umstritten. Man war sich uneins darüber, ob sie als heiliges Buch gelten kann und in den Kanon aufgenommen werden soll. Indem sie dem Apostel und Jesusjünger Johannes zugeschrieben wurde, erhielt sie apostolische Würde. Sie konnte als Gedankengut gelten, das aus der direkten Nähe Jesu kommt.
Diese Gleichsetzung wurde vereinzelt schon früh bestritten, z.B. um 200 nach Chr. von den sognannten «Aloger», welche das johanneische Schrifttum ablehnten, vor allem dessen Identifikation des Christus mit dem Logos. Daher ihr Name «Aloger», Gegner des Logos. Die «Aloger» wollten damit den Apostel Johannes in Schutz nehmen. Sie hielten es für absurd, ein so hellenisierendes und teilweise gnostisches Evangelium einem Jesusjünger zuzuschreiben. Für sie waren die Johannesschriften Werke eines Gnostikers, der die Autorität des Apostels Johannes missbraucht hat, um seinem Werk Geltung zu verschaffen.
aus:
http://www.johannesoffenbarung.ch/sichtweisen/wer_war-johannes.php