@geistwerk: Das ausgerechnet du dich durch meinen Beitrag angesprochen gefühlt hast, lässt ja tief blicken... Nur weil es dir offensichtlich nicht passt, die Profitgier als Sünde zu bezeichnen?
Es mag in der Natur des Menschen liegen, aber eine gute Eigenschaft ist Gier bestimmt nicht, egal nach welchen Dingen.
Ich habe keine Angst vor der Finanzkrise, ich habe auch nicht sonderlich viel zu verlieren. Du unterstellst mir einfach etwas um es dann herum zu drehen, damit du etwas hast was du mir dann wieder an den Kopf werfen kannst. Ich würde es mal unter Verlustängste verbuchen, das ist dann meiner Ansicht nach trotzdem etwas anderes als Gier.
Und deine Schlussfolgerungen sind ebenso falsch. Ich habe überhaupt nichts gegen Gewinne machen. Ein Unternehmer muss ja schließlich von irgend etwas leben. Habe ich gesagt, Geld verdienen sei Gier? Nennen wir es einfach eine Notwendigkeit. Ich habe auch nicht gesagt, dass Marktwirtschaft böse ist und der Sozialismus besser sei.
Marktwirtschaft funktioniert schon an sich gut. Allerdings wäre die natürliche Entwicklung um etliches Langsamer, wenn man nur aus den Mitteln schöpfte die einem zur Verfügung stehen. Vieles ist aber auf Pump finanziert, um international Wettbewerbsfähig zu bleiben. Diesen ersten Vorsprung holen andere aber bald auf, müssen dann ebenfalls Geld pumpen und so entsteht allmählich ein unnatürlicher Wettbewerb, wo jeder die Nase vorn haben will, was zu einer Überschuldung führt.
Im weiteren führt dieser unnatürliche Wettbewerb, verbunden mit einem zu schnellen Wachstum zur Ausbeutung, einmal der Naturreserven und Rohstoffe und im weiteren zur Ausbeutung des Menschen, der als billige Arbeitskraft sozusagen verheizt wird. Guck dir die Anfänge der Industriealisierung an oder die Arbeitsbedingungen in den Dritte-Weltländern, dann weißt du was ich meine. Und Umweltschutz? - War auch Anfangs lange Zeit kein Thema.
Das alles sind die Auswirkungen eines zu schnellen und unnatürlichen Wachstums einer freien Marktwirtschaft, die keine Grenzen kennt und auch keine haben will. Wachstum um jeden Preis, je schneller, je besser. Und in diesem System, das auf Wettbewerb aufgebaut ist, ziehen alle mit, sie können nicht anders, sonst müssen sie aussteigen und haben keine Chance sich im Getriebe mit zu drehen um auch ihren Anteil mit ab zu bekommen. Schlimm daran ist, dass es auf das Ego aufgebaut ist und nicht auf Gemeinschaftswohl. Der Verlierer hat keine Gnade zu erwarten, der strauchelnde oder ins Hintertreffen kommende hat verloren und wird auch nicht aufgefangen. Von daher ist unsere soziale Marktwirtschaft an sich etwas besser als die ganz freie, weil sie auch die Verliererseiten nicht ganz unberücksichtigt lässt. - Allerdings wäre das sog. soziale Netz durchaus verbesserungswürdig und wenn der Staat selbst in diesem Schuldenstrudel verstrickt ist und zu den Verlierern zählt, nutzt auch das soziale Netz nichts mehr, weil eben kein Geld mehr da ist, die Verlierer zu versorgen. Das haben wir ja zur Zeit.
Wobei ich anmerken möchte, dass für die Banken offensichtlich genug Geld da ist - für die Bürger aber eben nicht. Da soll ich also jetzt noch glauben, dass für den Bürger auf der Verliererseite kein Geld mehr da sei, während das Finanzwesen gerade mit Milliardenspritzen versorgt wird? Die Profitgier fängt da an, wo nicht mehr ehrlich gewirtschaftet wird, wo schön verpackt faule Eier als Frischware verkauft werden. Interessant ist, dass der Gammelfleischskandal uns gewissermaßen schon symbolhaft gezeigt hat, dass auch in der Finanzwelt offensichtlich mit ähnlichen Methoden gewirtschaftet wurde. Faule Kredite oder faules Fleisch - hauptsache abstoßen, anderen für teures Geld anzubieten, was man selbst nicht haben will. Inwieweit man den einzelnen Unternehmen oder Banken Absicht unterstellen oder nachweisen kann, ist schwierig. Es gibt zu viele Zwischenhändler, die gar nicht wissen, was in den Handelspaketen drin ist. Aber irgendwo fängt es dann an so einer Stelle an, aufzufliegen.
Die Gier nach Geld, notfalls eben auch mit unlauteren Mitteln zu arbeiten, faule Pakete schnüren und gutes Geld dafür zu kassieren, abzocke eben wie das auf Neudeutsch heißt, Handel treiben ohne Gewissen, ohne ethische Grundsätze, ohne Moral. Jeder ist sich selbst der nächste, nach mir die Sintflut usw. Das ist das Verwerfliche daran. Und diese unbekümmertheit dabei, wer das faule Ei erwischt hat, naja, der hat eben Pech gehabt. Selber schuld. Da fängt es für mich an, einfach inhuman zu werden. Und wenn die Kirchen appelieren, ehrlich zu wirtschaften und auch den sozialen Aspekt mit zu berücksichtigen, dann finde ich das sehr lobenswert. Ich weiß gar nicht, was du plötzlich hast?