@shauwang:
Dies ist mein letzter Beitrag hier... Bezüglich dem Bibeltext Daniel 4 wird dieser wie folgt erläutert:
Da die Erläuterung aus Daniel 4 sehr ins Detail geht hier eine komplette Behandlung aus Daniel 4 und dessen Bedeutung...
JEHOVA ließ zu, daß König Nebukadnezar zum Weltherrscher aufstieg. Als Monarch von Babylon war Nebukadnezar unermeßlich reich, er bewohnte einen prächtigen Palast und genoß auserlesene Speisen. In materieller Hinsicht hatte er alles, was er begehrte. Doch urplötzlich wurde er gedemütigt. Eine Geistesstörung bewirkte, daß er sich wie ein Tier benahm. Von seiner königlichen Tafel und aus seiner Residenz vertrieben, hielt er sich auf den Feldern auf und lebte wie ein Stier von Gras. Wie kam es zu dieser Demütigung? Und warum sollten wir uns damit befassen? (Vergleiche Hiob 12:17-19; Prediger 6:1, 2.)
Kurz nachdem Nebukadnezar von seiner schweren Geistesgestörtheit geheilt worden war, sandte er einen bemerkenswerten Bericht über das Geschehen in alle Teile seines Reiches. Der Prophet Daniel wurde von Jehova dazu inspiriert, die Ereignisse genau festzuhalten. Sein Bericht beginnt wie folgt: „Nebukadnezar, der König, an alle Völker, Völkerschaften und Sprachen, die auf der ganzen Erde wohnen: Möge euer Frieden groß werden. Die Zeichen und Wunder zu verkünden, die Gott, der Höchste, an mir getan hat, hat mir gut geschienen. Wie großartig sind seine Zeichen, und wie mächtig sind seine Wunder! Sein Königreich ist ein Königreich auf unabsehbare Zeit, und seine Herrschaft währt Generation um Generation“ (Daniel 4:1-3).
Nebukadnezars Untertanen wohnten „auf der ganzen Erde“ — sein Reich umfaßte den größten Teil der Welt, über die die Bibel berichtet. Über den Gott Daniels sagte der König: „Sein Königreich ist ein Königreich auf unabsehbare Zeit.“ Wie sehr doch Jehova durch diese Worte im gesamten Babylonischen Reich verherrlicht wurde! Übrigens wurde Nebukadnezar jetzt zum zweiten Mal gezeigt, daß nur Gottes Königreich ewig ist, „auf unabsehbare Zeit“ besteht (Daniel 2:44).
Welche „Zeichen und Wunder“ hatte „Gott, der Höchste“, geschehen lassen? Es begann mit dem, was der König selbst erlebt hatte und worüber er in folgenden Worten berichtete: „Ich, Nebukadnezar, befand mich geruhsam in meinem Haus und hatte Gedeihen in meinem Palast. Da sah ich einen Traum, und er begann mich in Furcht zu versetzen. Und da waren Gedankenbilder auf meinem Bett und Visionen meines Hauptes, die mich zu erschrecken begannen“ (Daniel 4:4, 5). Was unternahm der babylonische König in bezug auf diesen beunruhigenden Traum?
Nebukadnezar ließ die Weisen Babylons kommen und erzählte ihnen den Traum. Doch sie versagten kläglich. Sie waren absolut unfähig, den Traum zu deuten. Im Bericht heißt es weiter: „Zuletzt kam Daniel vor mich, dessen Name Beltschazzar ist, nach dem Namen meines Gottes, und in dem der Geist der heiligen Götter ist; und vor ihm sagte ich, was der Traum war“ (Daniel 4:6-8). Daniel war am Hof unter dem Namen Beltschazzar bekannt. Bei dem falschen Gott, den der König als seinen Gott bezeichnete, handelte es sich entweder um Bel, Nebo oder Marduk. Als Polytheist hielt Nebukadnezar Daniel für jemand, in dem „der Geist der heiligen Götter“ war. Und weil Daniel als Präfekt über alle Weisen Babylons gesetzt war, bezeichnete ihn der König als „Obersten der Magie treibenden Priester“ (Daniel 2:48; 4:9; vergleiche Daniel 1:20). Der treue Daniel gab natürlich niemals die Anbetung Jehovas auf und trieb keine Magie (3. Mose 19:26; 5. Mose 18:10-12).
Wovon handelte der erschreckende Traum des babylonischen Königs? „Was nun die Visionen meines Hauptes auf meinem Bett betrifft“, sagte Nebukadnezar, „so sah ich dann, und siehe, ein Baum mitten auf der Erde, dessen Höhe riesenhaft war. Der Baum wuchs heran und wurde stark, und seine Höhe selbst erreichte schließlich die Himmel, und er war bis ans äußerste Ende der ganzen Erde sichtbar. Sein Laub war schön, und seine Frucht war reichlich, und da war Nahrung für alle an ihm. Unter ihm suchten gewöhnlich die Tiere des Feldes Schatten, und auf seinen Zweigen wohnten ständig die Vögel der Himmel, und von ihm pflegte sich alles Fleisch zu ernähren“ (Daniel 4:10-12). Wie es heißt, liebte Nebukadnezar die großen Zedern des Libanon sehr, er soll sie sich persönlich angesehen und einige davon als Bauholz nach Babylon mitgenommen haben. Doch so etwas wie den Baum in seinem Traum hatte er noch nie gesehen. Der Baum stand an exponierter Stelle, „mitten auf der Erde“, er war auf der ganzen Erde sichtbar und trug so viel Frucht, daß er allem Fleisch Nahrung bot.
Der Traum beinhaltete noch viel mehr, denn Nebukadnezar fügte hinzu: „Ich schaute weiter in den Visionen meines Hauptes auf meinem Bett, und siehe, ein Wächter, ja ein Heiliger, der von den Himmeln selbst herabkam. Er rief laut aus, und dies ist, was er sprach: ‚Haut den Baum um, und schneidet seine Zweige ab. Schüttelt sein Laub herunter, und verstreut seinen Fruchtertrag. Die Tiere mögen unter ihm wegfliehen und die Vögel von seinen Zweigen. Seinen Wurzelstock aber laßt in der Erde, nämlich mit einem Band aus Eisen und aus Kupfer, im Gras des Feldes; und mit dem Tau der Himmel werde er benetzt, und bei den Tieren sei sein Teil unter der Pflanzenwelt der Erde‘ “ (Daniel 4:13-15).
Die Babylonier hatten ihre eigenen religiösen Vorstellungen von guten und bösen Geistwesen. Aber wer war dieser „Wächter“ oder Wachposten, der vom Himmel herabkam? Da er als ein „Heiliger“ bezeichnet wird, muß es sich um einen gerechten Engel gehandelt haben, der Gott vertrat. (Vergleiche Psalm 103:20, 21.) Stellen wir uns vor, welche Fragen Nebukadnezar gequält haben müssen! Warum sollte dieser Baum umgehauen werden? Wozu wäre es gut, den Wurzelstock mit Bändern aus Eisen und Kupfer am Wachsen zu hindern? Ja, welchem Zweck dient schon ein Baumstumpf?
Nebukadnezar muß völlig verwirrt gewesen sein, als er die weiteren Worte des Wächters vernahm: „Sein Herz verändere sich von dem eines Menschen, und es werde ihm das Herz eines Tieres gegeben, und sieben Zeiten sollen über ihm vergehen. Durch die Verordnung von Wächtern ist die Sache, und durch den Spruch von Heiligen ist die Bitte, damit die Lebenden erkennen, daß der Höchste der Herrscher ist im Königreich der Menschheit und daß er es gibt, wem er will, und er darüber sogar den niedrigsten der Menschen setzt“ (Daniel 4:16, 17). Im Wurzelstock eines Baumes schlägt doch kein Menschenherz! Wie kann also dem Wurzelstock eines Baumes das Herz eines Tieres gegeben werden? Was ist unter den „sieben Zeiten“ zu verstehen? Und in welchem Zusammenhang steht all das mit dem „Königreich der Menschheit“? Nebukadnezar hatte gewiß viele Fragen.
Als Daniel die Schilderung des Traumes hörte, erschrak er augenblicklich, und Furcht überkam ihn. Von Nebukadnezar zu einer Erklärung aufgefordert, sagte der Prophet: „O mein Herr, möge der Traum denen gelten, die dich hassen, und seine Deutung deinen Widersachern. Der Baum, den du erblicktest, der groß und stark wurde . . ., der bist du, o König, denn du bist groß und stark geworden, und deine Größe hat sehr zugenommen und hat bis zu den Himmeln gereicht und deine Herrschaft bis an das äußerste Ende der Erde“ (Daniel 4:18-22). In der Bibel können Bäume Einzelpersonen, Herrscher und Königreiche versinnbildlichen (Psalm 1:3; Jeremia 17:7, 8; Hesekiel, Kapitel 31). Wie der riesige Baum in dem Traum war Nebukadnezar als das Haupt einer Weltmacht „groß und stark geworden“. Aber der große Baum stellte „Herrschaft bis an das äußerste Ende der Erde“ dar, Herrschaft, die das ganze Königreich der Menschheit einschließt. Er versinnbildlicht daher Jehovas universelle Souveränität, und zwar besonders in bezug auf die Erde (Daniel 4:17).
Nebukadnezar stand eine erniedrigende Veränderung bevor. Daniel wies auf diese Entwicklung hin und fügte hinzu: „Daß der König einen Wächter erblickte, ja einen Heiligen, der von den Himmeln herabkam, der auch sprach: ‚Haut den Baum um, und verderbt ihn. Aber seinen Wurzelstock, den laßt in der Erde, doch mit einem Band aus Eisen und aus Kupfer, im Gras des Feldes, und mit dem Tau der Himmel werde er benetzt, und mit den Tieren des Feldes sei sein Teil, bis sieben Zeiten selbst über ihm vergehen‘, das ist die Deutung, o König, und die Verordnung des Höchsten ist das, was meinem Herrn, dem König, widerfahren soll“ (Daniel 4:23, 24). Bestimmt erforderte es Mut, dem mächtigen König diese Botschaft auszurichten.
Was sollte Nebukadnezar widerfahren? Stellen wir uns vor, wie er reagierte, als Daniel weiter sagte: „Man wird dich von den Menschen vertreiben, und bei den Tieren des Feldes wird schließlich deine Wohnung sein, und Pflanzen wird man auch dir zu essen geben so wie Stieren; und mit dem Tau der Himmel wirst du selbst benetzt werden, und sieben Zeiten werden über dir vergehen, bis du erkennst, daß der Höchste der Herrscher ist im Königreich der Menschheit und daß er es gibt, wem er will“ (Daniel 4:25). Offenbar würde Nebukadnezar sogar von seinen eigenen Hofbeamten ‘von den Menschen vertrieben’ werden. Würden sich mitfühlende Hirten seiner annehmen? Nein, denn Gott hatte erklärt, Nebukadnezar werde „bei den Tieren des Feldes“ wohnen und Pflanzen essen.
Wie der Baum, der umgehauen wurde, sollte auch Nebukadnezar als Weltherrscher gestürzt werden — allerdings nur für eine bestimmte Zeit. Daniel erklärte: „Daß man sprach, den Wurzelstock des Baumes solle man belassen: Dein Königreich wird dir sicher sein, sobald du erkannt hast, daß die Himmel herrschen“ (Daniel 4:26). In Nebukadnezars Traum durfte der Wurzelstock oder Stumpf des gefällten Baumes zurückbleiben, wenn er auch mit Bändern versehen wurde, damit er nicht wuchs. Der „Wurzelstock“ des babylonischen Königs würde ebenfalls zurückbleiben, wenngleich er durch Bänder „sieben Zeiten“ lang daran gehindert würde, Triebe hervorzubringen. Seine Stellung als Weltherrscher glich dem Baumstumpf mit Bändern. Sie würde sozusagen sicher verwahrt, bis sieben Zeiten vergangen wären. Nebukadnezars Sohn Ewil-Merodach führte vielleicht an seiner Statt die Amtsgeschäfte weiter, doch Jehova sorgte dafür, daß in diesem Zeitabschnitt niemand Nebukadnezars Nachfolge als Alleinherrscher in Babylon antrat.
Angesichts dessen, was über Nebukadnezar vorhergesagt worden war, äußerte Daniel die mutige Aufforderung: „Darum, o König, möge dir mein Rat gut scheinen, und entferne deine eigenen Sünden durch Gerechtigkeit und deine Missetat dadurch, daß du Armen Barmherzigkeit erweist. Vielleicht wird dein Wohlergehen länger dauern“ (Daniel 4:27). Wenn Nebukadnezar seine sündige Handlungsweise und seinen Stolz aufgäbe und von Bedrückung abließe, würde er möglicherweise besser davonkommen. Immerhin hatte Jehova zwei Jahrhunderte zuvor bereits beschlossen, die Bewohner der assyrischen Hauptstadt Ninive zu vernichten, unterließ es dann aber, weil der König und seine Untertanen bereuten (Jona 3:4, 10; Lukas 11:32). Wie würde sich der stolze Nebukadnezar verhalten? Würde er sich ändern?
Nebukadnezar blieb stolz. Zwölf Monate nachdem er von dem Baum geträumt hatte, ging er auf dem Dach des Palasts umher und rühmte sich: „Ist das nicht Babylon die Große, die ich selbst für das Königshaus mit der Stärke meiner Macht und für die Würde meiner Majestät gebaut habe?“ (Daniel 4:28-30). Gegründet wurde Babylon (Babel) von Nimrod, doch Nebukadnezar verlieh der Stadt Glanz (1. Mose 10:8-10). Auf einer Keilinschrift prahlte er mit den Worten: „Nebukadrezar, König von Babylon, der Wiedererbauer von Esagila und Ezida, Sohn Nabupolassars bin ich. . . . Die Befestigungen von Esagila und Babylon verstärkte ich, und ich begründete den Namen meiner Regierung für immer“ (George A. Barton, Archaeology and the Bible, 1949, Seite 478, 479). Wie aus einer anderen Inschrift hervorgeht, wurden etwa 20 Tempel von ihm renoviert oder erbaut. In einer Enzyklopädie ist zu lesen: „Unter Nebukadnezars Herrschaft wurde Babylon eine der herrlichsten Städte der Antike. Seine militärischen Unternehmungen erwähnte er in seinen eigenen Aufzeichnungen selten, doch er schrieb über seine Bauprojekte und über die Aufmerksamkeit, die er den Göttern Babyloniens zollte. Nebukadnezar baute wahrscheinlich die Hängenden Gärten von Babylon, eines der Sieben Weltwunder der Antike“ (The World Book Encyclopedia).
So sehr der stolze Nebukadnezar auch prahlte, er sollte gedemütigt werden. Der inspirierte Bericht lautet: „Während das Wort noch im Mund des Königs war, da fiel eine Stimme von den Himmeln her ein: ‚Dir wird gesagt, o König Nebukadnezar: „Das Königreich selbst ist von dir gewichen, und von den Menschen treibt man dich sogar weg, und bei den Tieren des Feldes wird deine Wohnung sein. Pflanzen wird man auch dir zu essen geben so wie Stieren, und sieben Zeiten, sie werden über dir vergehen, bis du erkennst, daß der Höchste der Herrscher ist im Königreich der Menschheit und daß er es gibt, wem er will“ ‘ “ (Daniel 4:31, 32).
Augenblicklich verlor Nebukadnezar seinen Verstand. ‘Von den Menschen vertrieben’, aß er Pflanzen „so wie Stiere“. Draußen bei den Tieren des Feldes saß er bestimmt nicht im Gras einer geradezu paradiesischen Umgebung, wo er Tag für Tag eine kühle Brise genossen hätte. Im heutigen Irak, wo die Ruinen Babylons liegen, werden Temperaturen gemessen zwischen 50 °C in den Sommermonaten und weit unter dem Gefrierpunkt im Winter. Nebukadnezars langes, verfilztes Haar glich, ungepflegt, wie es war, und den Elementen ausgesetzt, Adlerfedern, und seine ungeschnittenen Finger- und Zehennägel wurden wie Vogelkrallen (Daniel 4:33). Welch eine Demütigung für diesen stolzen Weltherrscher!
Der große Baum in Nebukadnezars Traum wurde gefällt und sein Stumpf in Bänder gelegt, damit er sieben Zeiten lang nicht wieder wachsen konnte. Dementsprechend wurde Nebukadnezar „vom Thron seines Königreiches heruntergeholt“, als ihn Jehova mit Wahnsinn schlug (Daniel 5:20). Dadurch veränderte sich sozusagen das Herz des Königs von dem eines Menschen zu dem eines Stieres. Doch Gott hielt für Nebukadnezar den Thron so lange frei, bis die sieben Zeiten zu Ende waren. Unter Ewil-Merodach, der möglicherweise zeitweiliges Staatsoberhaupt war, diente Daniel als ‘Herrscher über den ganzen Gerichtsbezirk Babylon und als Oberpräfekt über alle Weisen Babylons’. Seine drei hebräischen Gefährten wirkten weiterhin bei der Verwaltung dieses Bezirks mit (Daniel 1:11-19; 2:48, 49; 3:30). Die vier Exilanten erwarteten, daß Nebukadnezar als geistig gesunder König auf den Thron zurückkehren und gelernt haben würde, daß „der Höchste der Herrscher ist im Königreich der Menschheit und daß er es gibt, wem er will“.
Jehova heilte Nebukadnezar am Ende der sieben Zeiten von seiner Geisteskrankheit. Der König schrieb dies Gott, dem Höchsten, zu; denn er sagte: „Am Ende der Tage erhob ich, Nebukadnezar, meine Augen zu den Himmeln, und mein Verstand, er begann zu mir zurückzukehren; und den Höchsten segnete ich, und den auf unabsehbare Zeit Lebenden pries und verherrlichte ich, weil seine Herrschaft eine Herrschaft auf unabsehbare Zeit ist und sein Königreich Generation um Generation währt. Und alle Bewohner der Erde werden als bloßes Nichts geachtet, und er tut nach seinem eigenen Willen inmitten des Heeres der Himmel und der Bewohner der Erde. Und es existiert keiner, der seiner Hand wehren oder der zu ihm sprechen kann: ‚Was hast du getan?‘ “ (Daniel 4:34, 35). Ja, Nebukadnezar erkannte, daß der Höchste wirklich der souveräne Herrscher im Königreich der Menschheit ist.
Als Nebukadnezar auf seinen Thron zurückkehrte, wurden sozusagen die Metallbänder entfernt, die um den Wurzelstock des Baumes lagen, den er im Traum gesehen hatte. Über seine Rückkehr sagte er: „Zu derselben Zeit begann mein Verstand selbst zu mir zurückzukehren, und für die Würde meines Königreiches begannen meine Majestät und mein Glanz zu mir zurückzukehren; und eifrig begannen auch meine hohen königlichen Beamten und meine Großen, nach mir zu suchen, und über mein Königreich wurde ich wiedereingesetzt, und außergewöhnliche Größe wurde mir hinzugefügt“ (Daniel 4:36). Hatten Hofbeamte den geistesgestörten König verachtet, so ‘suchten sie’ jetzt völlig unterwürfig nach ihm.
Welche „Zeichen und Wunder“ doch Gott, der Höchste, geschehen ließ! Es sollte uns nicht überraschen, daß der babylonische König erklärte: „Nun preise ich, Nebukadnezar, und erhebe und verherrliche den König der Himmel, weil all seine Werke Wahrheit und seine Wege Gerechtigkeit sind und weil er die, die in Stolz wandeln, erniedrigen kann“ (Daniel 4:2, 37). Durch dieses Eingeständnis wurde Nebukadnezar jedoch keineswegs ein nichtjüdischer Anbeter Jehovas.
GIBT ES AUSSERBIBLISCHE BEWEISE?
Einige setzen Nebukadnezars Wahnsinn mit Lykanthropie gleich. In einem medizinischen Wörterbuch heißt es: „LYKANTHROPIE . . . von . . . [lýkos], lupus, Wolf; . . . [ánthrōpos], homo, Mensch. So wurde eine Krankheit genannt, bei der die Betroffenen glaubten, in ein Tier verwandelt zu sein, und dessen Stimme oder Schreie, Gestalt oder Verhalten nachahmten. Gewöhnlich bilden sie sich ein, in einen Wolf, einen Hund oder eine Katze verwandelt zu sein; manchmal auch in einen Stier, wie es bei Nebukadnezar der Fall war“ (Dictionnaire des sciences médicales, par une société de médicins et de chirurgiens, Paris 1818, Band 29, Seite 246). Die Symptome von Lykanthropie gleichen denen von Nebukadnezars Wahnsinn. Da ihm seine Geisteskrankheit jedoch von Gott auferlegt worden war, läßt sie sich nicht eindeutig mit einer heute bekannten Krankheit gleichsetzen.
Der Gelehrte John E. Goldingay verweist auf mehrere Parallelen zu dem Bericht über Nebukadnezars Wahnsinn und seine Rückkehr auf den Thron. Er bemerkt zum Beispiel: „In einem fragmentarischen Keilschrifttext wird anscheinend auf eine Geistesstörung Nebukadnezars Bezug genommen und wahrscheinlich darauf, daß er Babylon vernachlässigte und verließ.“ Goldingay führt ein Dokument an, „Der babylonische Hiob“ genannt, und sagt: „[Es] bezeugt Züchtigung von Gott, Krankheit, Demütigung, Suche nach einer Deutung eines schrecklichen Traumes, Sturz wie bei einem Baum, der gefällt wird, Essen von Gras, Verlust des Verstandes, stiergleiches Verhalten, Aufenthalt im Regen Marduks, Verunstaltung der Nägel, üppigen Haarwuchs sowie ein Gefesseltsein und dann eine Genesung, derentwegen er Gott preist.“
SIEBEN ZEITEN, DIE AUCH UNS BERÜHREN
Nebukadnezar, der durch den großen Baum dargestellt wurde, versinnbildlichte Weltherrschaft. Erinnern wir uns jedoch daran, daß der Baum für eine weit größere Herrschaft und Souveränität steht als die des Königs von Babylon. Er versinnbildlicht die universelle Souveränität Jehovas, des „Königs der Himmel“, und zwar besonders in bezug auf die Erde. Vor der Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier wurde Gottes Souveränität oder Oberherrschaft in bezug auf die Erde durch das Königreich vertreten, das seinen Sitz in dieser Stadt hatte, in der David und seine Nachfolger auf dem „Thron Jehovas“ saßen (1. Chronika 29:23). Gott selbst ließ 607 v. u. Z. diese Souveränität insofern „umhauen“ und in Bänder legen, als er Jerusalem von Nebukadnezar zerstören ließ. Seine Souveränität oder Oberherrschaft in bezug auf die Erde, ausgeübt von Königen aus dem Hause Davids, war sieben Zeiten lang gewissermaßen eingeschränkt. Wie lange dauerten diese sieben Zeiten? Wann begannen sie, und was kennzeichnete ihr Ende?
Während Nebukadnezars Zeit des Wahnsinns „[wuchs] sogar sein Haar so lang . . . wie Adlerfedern und seine Nägel wie Vogelkrallen“ (Daniel 4:33). Das hat länger gedauert als sieben Tage oder sieben Wochen. In mehreren Übersetzungen heißt es „sieben Zeiten“, und alternative Wiedergaben sind „bestimmte (festgesetzte) Zeiten“ oder „Zeitperioden“ (Daniel 4:16, 23, 25, 32). Eine altgriechische Lesart (Septuaginta) lautet „sieben Jahre“. Für Josephus, den jüdischen Historiker des 1. Jahrhunderts, waren die „sieben Zeiten“ „sieben Jahre“ (Jüdische Altertümer, 10. Buch, Kapitel 10, Absatz 6). Auch bestimmte Hebraisten halten diese „Zeiten“ für „Jahre“. „Sieben Jahre“ lautet die Wiedergabe in der revidierten Elberfelder Bibel und in der Guten Nachricht Bibel; Hermann Menge wählte in seiner Übersetzung (Ausgabe 1949) die Form „sieben Zeiten (= Jahre)“.
Bei den „sieben Zeiten“ Nebukadnezars handelte es sich offensichtlich um sieben Jahre. In der Prophetie hat ein Jahr im Durchschnitt 360 Tage oder 12 Monate von je 30 Tagen. (Vergleiche Offenbarung 12:6, 14.) Die „sieben Zeiten“ oder sieben Jahre des Königs beliefen sich also auf 7 mal 360 Tage, das heißt 2 520 Tage. Wie steht es aber mit der größeren Erfüllung seines Traumes? Die prophetischen „sieben Zeiten“ dauerten viel länger als 2 520 Tage. Das lassen die Worte Jesu erkennen: „Jerusalem wird von den Nationen zertreten werden, bis die bestimmten Zeiten der Nationen erfüllt sind“ (Lukas 21:24). Dieses „Zertreten“ begann 607 v. u. Z., als Jerusalem zerstört wurde und es in Juda kein Vorbildkönigreich Gottes mehr gab. Wann sollte das Zertreten enden? „Zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge“, wenn durch das sinnbildliche Jerusalem, das Königreich Gottes, wieder Gottes Souveränität in bezug auf die Erde zum Ausdruck käme (Apostelgeschichte 3:21).
Wenn wir von der Zerstörung Jerusalems im Jahre 607 v. u. Z. 2 520 buchstäbliche Tage weiterzählen, kommen wir nur bis zum Jahre 600 v. u. Z., einem Jahr, das keine biblische Bedeutung hat. Selbst im Jahre 537 v. u. Z., als die befreiten Juden wieder in Juda waren, gab es auf der Erde keinen Ausdruck der Souveränität oder Oberherrschaft Jehovas, denn Serubbabel, der Erbe des Thrones Davids, wurde nicht als König, sondern nur als Statthalter der persischen Provinz Juda eingesetzt.
Da die „sieben Zeiten“ prophetisch zu verstehen sind, müssen wir auf die 2 520 Tage die biblische Regel „Ein Tag für ein Jahr“ anwenden. Diese Regel wird in einer Prophezeiung über die Belagerung Jerusalems durch die Babylonier aufgestellt (Hesekiel 4:6, 7; vergleiche 4. Mose 14:34). Die „sieben Zeiten“, in denen die Erde von heidnischen Mächten regiert wurde, ohne daß sich Gottes Königreich einmischte, dauerten somit 2 520 Jahre. Sie begannen mit der Verwüstung Judas und Jerusalems im siebten Mondmonat (am 15. Tischri) des Jahres 607 v. u. Z. (2. Könige 25:8, 9, 25, 26). Von da an bis zum Jahr 1 v. u. Z. waren es 606 Jahre. Die verbleibenden 1 914 Jahre erstreckten sich bis ins Jahr 1914 u. Z. Somit endeten die „sieben Zeiten“ oder 2 520 Jahre am 15. Tischri oder 4./5. Oktober 1914 u. Z.
In jenem Jahr liefen die „bestimmten Zeiten der Nationen“ ab, und Gott gab die Herrschaft dem „niedrigsten der Menschen“ — Jesus Christus —, der in den Augen seiner Feinde so verachtenswert gewesen war, daß sie ihn an den Pfahl hatten schlagen lassen (Daniel 4:17). Um den messianischen König auf den Thron zu erheben, löste Jehova die sinnbildlichen Eisen- und Kupferbänder, die um den „Wurzelstock“ seiner eigenen Souveränität lagen. Auf diese Weise ließ Gott, der Höchste, aus dem „Wurzelstock“ einen königlichen „Sproß“ herauswachsen als Ausdruck seiner Souveränität in bezug auf die Erde — das himmlische Königreich in den Händen Jesu, des größten Erben Davids (Jesaja 11:1, 2; Hiob 14:7-9; Hesekiel 21:27). Wie dankbar sind wir doch Jehova dafür, daß er den Ereignissen eine segensreiche Wende gab und das Geheimnis des großen Baumes lüftete!