Die Zeugen Jehovas
07.04.2010 um 13:50
Dass der Staat, der über die Verleihung der Körperschaftsrechte des öffentlichen Rechts entscheiden soll, den Glauben selbst nicht beurteilen kann und soll, liegt auf der Hand. Von dieser Warte aus kann er nicht Rechte verteilen oder verweigern. Doch hat er, wenn er schon solche Rechte verleiht, auch die Aufgabe, die dazugehörigen Pflichten aufzuerlegen. Dies funktioniert aber bei den Zeugen Jehovas nicht, denn sie nehmen keine Pflichten von außen an. Die innere Struktur der Zeugen Jehovas stellt auf strikte Selbstregierung ab und verursacht mit der Durchsetzung der Verleihung der Körperschaftsrechte die Bestätigung einer Subkultur des schärfsten Gegensatzes zu allen Teilen der menschlichen Gesellschaft. Jeder Zeuge Jehovas ist persönlicher Besitz der Wachtturm-Gesellschaft und übertrifft mit seiner Treue-Position zu seiner Herrin sogar die Scientology an blinder Loyalität und Führertreue.
Die Selbst-Justiziabilität der Zeugen Jehovas umreißt die Problematik am anschaulichsten. Hier wird erkennbar, dass Hoheitsbelange des Staates in die eigene Hand genommen werden und niemand kann sagen, ob oder wann es der Wachtturmgesellschaft beliebt, diese "auferlegte strikte Befolgung des Tötungsverbotes" in ihr Gegenteil umzukehren oder einfach nur aufzuheben. Solange sich die von der Wachtturmgesellschaft erlassenen Grundsätze Jehovas mit den staatlichen Vorgaben einigermaßen decken, gibt es zwischen Wachtturmgesellschaft und Staat keine Konflikte. Die maßlose Bindung der Zeugen Jehovas an die Verordnungen der Sekte ist aber dennoch gegeben und impliziert zwingend die notwendige Ver- und Missachtung staatlicher Gewalt. In Sachen Kinderschändung ist die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas schon lange so weit gegangen, dass solche Verbrechen innerhalb der Wachtturmsekte generell nicht zur Anzeige kamen, sondern mit den gemeinschaftseigenen "Rechtsmitteln" behandelt wurden. Eine Umkehr von der Praxis der Selbst-Justiziabilität wird wohl auch nicht von der Wachtturmgesellschaft zu erwarten sein, denn mit dem Siegeszug in Sachen Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts verschwindet eine möglicherweise noch vorhandene Schwelle ganz, die dieses eigenmächtige Handeln noch hätte verhindern oder wenigstens abmildern können.
Mit der auf sich selbst bezogenen Geltungshierarchie von Ge- und Verboten werden die Gesetze des Staates nicht nur relativiert und den Gesetzen der Wachtturmgesellschaft untergeordnet, sondern die Gesetze des Staates werden bei Zeugen Jehovas einer klaren Ungültigkeit (weil weltlich) überliefert. Die Mitglieder dieser Sekte schöpfen nicht zuletzt genau aus dieser abgehobenen Besonderheit ihrer Sub-Gesellschaft das ihnen eigene elitäre Lebensgefühl. Man sitzt wie die einsatzbereite Eingreiftruppe in Warteposition und freut sich insgeheim darauf, von der Wachtturm-Obrigkeit endlich das lang ersehnte Ausbruchssignal zu vernehmen.
Der unmenschlich extreme Gehorsam der Sektenmitglieder gegenüber der Leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas ist der vorweggenommene eigene Staat, die Durchsetzung der Sharia im kleinen Kreis.
So ist der in den Medien von den Zeugen Jehovas immer wieder vorgebrachte Hinweis auf ihre vorbildliche und strenge Behandlung von Übeltätern in den eigenen Reihen eben nicht als Beleg dafür anzusehen, dass die Wachtturm-Gemeinschaft besonders gut funktioniert, sondern es handelt sich hier um praktizierte rechtliche Autonomie, die eine Anerkennung der Zeugen Jehovas als Körperschaft des öffentlichen Rechts ausschließt. Gerade in diesem Zusammenhang erprobt die Wachtturmgesellschaft immer wieder aufs Genaueste die Auswirkungen ihrer Machtmittel auf den einzelnen und die Gruppe und sitzt über Menschen nach ihren eigenen Gesetzen zu Gericht. Sie testet in ihrem Alltagsbetrieb die aktuellen Grenzen ihrer rechtlichen Selbstbezogenheit und Willkür genau aus und positioniert sich immer haargenau an dem Punkt der noch nicht entdeckten und noch nicht sanktionierten Staats- und Rechtsuntreue. Der Kinderschänder erhält eine zweite Chance, wenn er Reue heuchelt, der kritische Frager wird kurzerhand ausgeschlossen und aufs Schärfste in der Gemeinschaft erniedrigt, bis er erneut Linientreue schwört.
Dieses seit Jahrzehnten auf die Spitze getriebene Zusammenspiel zwischen Manipulation, psychischer Abhängigkeit und selbstherrlicher Gesetzesanwendung versetzt die Wachtturmgesellschaft in die Lage, eine Sonder-Gesellschaft in der bestehenden Gesellschaftsordnung zu bilden, die den Mitgliedern dieser besonderen Extra-Clique nicht umsonst die Hoffnung vermittelt, eines Tages das gegenwärtige System der Dinge zu überwinden. Selbst wenn diese System-Überwindung noch auf sich warten zu lassen scheint, so lebt die innere Hoffnung der Zeugen Jehovas doch gerade von einer solchen selbst ausgeübten Macht- und Rechtshoheit innerhalb der Subkultur des abgeschotteten Wachtturm-Systems. Die tägliche Praxis der rechtlich autonomen Selbstherrlichkeit unter der Führung jenes Jehova hat ihren bestimmten Sinn. Sie ist ausgerichtet auf die wachtturmspezifische Hoffnung der Zeugen Jehovas auf die Übernahme der Weltherrschaft mit Sitz in Jerusalem. Von dort aus will die Wachtturmgesellschaft mit eiserner Rute regieren.
Die Fungibilität der Einzelmitglieder wird tagtäglich in straffer Organisation durch psychischen Druck und geistige Manipulation aufrechterhalten und in Sonderbelastungen wie Blutfrage und Wehrdienstverweigerung auf Herz und Nieren überprüft. Die fortwährende Situation des psychischen Drucks und der permanenten Reglementierung bis ins privateste Leben sind die permanente Ernstfall-Simulation für den Tag des Tages, für den Zeitpunkt der Zeitpunkte. Der auf die Spitze getriebene Gehorsam der Zeugen Jehovas ist neben der rechtlichen Autonomie der Sekte ihr zweites Standbein und verzahnt sich perfekt mit der globalen Staatsverachtung, die von Anfang an Bestandteil ihrer Lehre ist.
Der Ausweg, der zur vom Staat geübten Toleranz gegenüber einer solchen Vereinigung in ihrer täglichen Rechtsautonomie und der eigenmächtigen Außerkraftsetzung von staatlichen Gesetzen durch die Überbewertung eigener Richtlinien besteht, ist das, womit sich die Zeugen Jehovas vor allen anderen Menschen brüsten. Sie zeigen mit äußerster Beharrlichkeit nach außen ihren Nichttötungswillen an, sie bekunden mit Betonung ihre Friedfertigkeit. Sie tragen mit Bedacht die weiße Weste eines biblisch geschulten guten Charakters. - Der wichtigste Effekt, der mit dieser nach außen gezeigten Güte erzielt wird, ist, dass die Gemeinschaft sich mit allen ihr innewohnenden staatsmissachtenden Fassetten in der Gesellschaft immer weiter ausbreiten kann. Sie entzieht auf diese Weise nicht nur dem Staat die Kenntnis von schweren Verbrechen und den Zugriff auf die Kinderschänder in den Reihen der Zeugen Jehovas, sondern sie schützt sich selbst nachhaltig vor der Entdeckung der wirklichen Zusammenhänge, die eben genau darin bestehen, dass der Umbruch der Systeme schon lange erhofft und in der täglichen Sklaven-Gehorsamsdoktrin vorbereitet wird.
Die mit der Frage der Verleihung des Körperschaftrechts befassten Gerichte, die ohne den nötigen Informationshintergrund zu urteilen hatten, hätten gut daran getan, eine Frist festzusetzen, innerhalb derer sich Sozialarbeiter mit den Zeugen Jehovas hätten beschäftigen sollen. Erst die menschliche Nähe und die persönliche Konfrontation mit den Glaubensinhalten und Gemeinschaftsstrukturen hätten ein zutreffendes Bild der Zeugen Jehovas erzeugen können. Wären die Zeugen Jehovas nicht zur Zusammenarbeit mit den Sozialarbeitern bereit gewesen, wäre offenbar geworden, dass ihnen die Zuerkennung der Körperschaftrechte verweigert hätte werden müssen. Hätte eine Zusammenarbeit über einige Jahre stattgefunden, wäre die informative Grundlage der Gerichte ausreichend gewesen, um von vielen Menschen gefängnisartige Manipulation und eine Menge anderen Schadens fernzuhalten, indem die Verleihung dieser Rechte verweigert worden wäre. Erst nach einigen Jahren intensiver Beschäftigung von Sozialarbeitern mit den Strukturen, Lehren und den Verhaltensweisen der Zeugen Jehovas hätte hier ein Weg geebnet werden können für eine gerechte und problemlösende Rechtssprechung.
Ohne diese Grundlage der Informationsbeschaffung mussten die Gerichte sich daran halten, aus ihrem eigenen Rechtssystem Fragmente zu rekurieren, die im Laufe der jahrelangen Zuspitzung der Zeugen-Jehovas-Frage eine Urteilsfindung versprechen konnten. Diese Art und Weise der problemfremden Rechtsfindung ist schon lange nicht mehr üblich. Selbst beim durchschnittlichen Sorgerechtsstreit stehen dem Gericht nötigenfalls Sozialarbeiter oder ähnlich gestellte Bedienstete zur Verfügung, die die notwendigen Informationen zur Urteilsfindung eruieren und dem Richter vermitteln. Diese heute im Rechtssystem als grundlegend zu bezeichnende Praxis ist im Fall der Zuerkennung der Körperschaftrechte bei den Zeugen Jehovas nicht gegeben und das hier bestehende Informationsvakuum konnte auch durch Gutachten nicht aufgefüllt werden. Hinzu kommt die Schieflage, dass gerade die Zeugen Jehovas Fachleute auf dem Gebiet der Halbwahrheiten sind.
Die Sub-Gesellschaft der Zeugen Jehovas erfüllt heute eine eher unanstößige Funktion innerhalb der Gesellschaft. Sie fährt nicht mit Motorrädern und Lederjacken um den Block, belästigt keine alten Omas, vergewaltigt keine Frauen in der U-Bahn und steckt auch nicht des Bauern Scheunen in Brand. Doch sind die programmatischen Inhalte dieser Religionsgemeinschaft um einiges gefährlicher und subversiver als die von Rockerbanden oder Terroristengruppen oder eigenwilliger Bibelausleger. Denn die Zeugen-Jehovas-Gemeinschaft zielt mit der konsequenten und fortwährend geübten Selbst-Justiziabilität auf die nahtlose Ersetzung des staatlichen Systems ab und verzichtet nur in der Vorbereitungsphase darauf, kein Bild der Staatsunterwanderung von sich zu geben. Der langfristige Gärvorgang innerhalb der Zeugen Jehovas versteckt erfolgreich den sich bildenden Staat im Staate und wiegt die Öffentlichkeit in der Sicherheit, dass es sich bei Zeugen Jehovas doch nur um eine Ansammlung komischer Sonderlinge handelt.
Alle geschichtlichen Gruppierungen mit systemfeindlichen Zielsetzungen haben ihren Untergang darin gefunden, dass sie sich irgendwann der Gewalt zuwandten. Daraus hat die Wachtturmgesellschaft gelernt und legt ihre System-Ziele nicht im Hinblick auf eine reelle Umsetzungsfrist aus, sondern schürt in ihren Untertanen nur die Hoffnung auf einen der Bibel entlehnten fabelhaften "Tag Jehovas". Wenn auch Millionen Menschen der Annahme sind, dass dieser Tag tatsächlich von Gott abhängig ist, stellt dies kein Hindernis dafür dar, dass einige Eingeweihte innerhalb der Gruppierung sich Hoffnungen auf einen weltweiten Umbruch machen, der ihnen die Macht in die Hände spielt. In Vorbereitung auf diesen großen Tag Jehovas übt die Wachtturmgesellschaft schon lange die rigideste Diktatur der Welt (weil psychisch-manipulativ perfekt), um im Falle des erhofften Umbruchs auch in der Lage zu sein, die Macht nicht aus ihren Händen gleiten lassen zu müssen. Dies ist der Grund, warum unter den Zeugen Jehovas keine Gnade herrscht. Bei ihnen muss jede Zuwendung und Erlaubnis, Zeuge Jehovas sein zu dürfen, mit absoluter Loyalität gegenüber dem Sklaven (WTG) bezahlt werden. Unter den Zeugen Jehovas ist niemand, an dem die Sanktion des Ausschlusses vorbeigeht, wenn er in seiner Loyalität gegenüber dem Sklaven nachlässt.
Der Staat mag sich in Sicherheit wiegen, dass der Systemumbruch noch lange nicht passieren wird, weil die Anzahl der Zeugen Jehovas doch recht überschaubar ist, doch sollte er sich in Acht nehmen und sich daran erinnern, dass merkwürdige Verkettungen immer wieder zu Entwicklungen führ(t)en, die von der Vernichtung unheimlicher Menschenmengen begleitet sind. Der eine nutzt eher zufällig die Gunst der Stunde (wie beispielsweise Adolf Hitler), der andere wartet in aller Ruhe auf die ersehnte Situation und arbeitet bis dahin mit aller Konsequenz an der akribischen Perfektionierung der Manipulation der in seiner Gewalt befindlichen Menschenmassen. Selbst die Manipulation der deutschen Gerichte durch eine Parade von Halbwahrheiten gehört in diese Entwicklungsstrecke der Zeugen-Jehovas-Religion.
Die Strategien der Wachtturmgesellschaft sind breit gefächert. Von der konsequenten Anhäufung von Reichtum über die feste staatsersetzende Herrschaft über ihre Untertanen bis zur gezielten Anbiederung beim Rest der Welt als gute Menschen und einzig wahre Religion und Kirche reicht ihr Handwerkszeug. Sie testet mit willkürlichen Verboten ausgiebig, wie weit man Menschen unterdrücken und zum Beispiel ins KZ zwingen kann, ohne die Loyalität der Unterdrückten zu verlieren. Sie stiftet Unmengen von Menschen dazu an, schlimmste Blamagen auf sich zu nehmen und sammelt auf diese Weise Erfahrungen, wie man als gottkanalisierte Obrigkeit gezielt die Manipulation der Menschen zum bestmöglichen Erfolg bringen kann. Der Erfahrungsschatz der Unterdrückung und Bevormundung ist bei der Wachtturmgesellschaft so groß, dass selbst das Betrugspotential der Katholischen Kirche und der weltlichen Geheimdienste nicht mithalten können, weil sie nicht so langfristig denken und damit kurzlebigen Entwicklungen stärker unterworfen sind als der Indoktrinations- und Manipulationsapparat Wachtturmgesellschaft.
Wem diese Ausführungen allzu verschwörungstheoretisch erscheinen, der soll sich bitte einmal ernsthaft längerfristig auf die Zeugen Jehovas einlassen. Er wird entweder von ihnen geistig unterworfen und vereinnahmt werden oder er kehrt mit genau den hier beschriebenen Einsichten aus dem Versuch zurück. Es sind die Erfahrungen, in welchen Ängsten und geistigen Beschränkungen sonst absolut intelligente Menschen bei den Zeugen Jehovas gehalten werden.
Eine feindlich gesinnte Staatsferne der Wachtturmgesellschaft und damit der Zeugen Jehovas ist die Basis der Organisation. Diese Feindschaft besteht darin, dass in der täglichen Praxis bestehende staatliche Verordnungen bei den Zeugen Jehovas durch eigene ersetzt werden. Dass dieser Austausch immer genau entlang einer bestimmten Konfliktlinie praktiziert wird, erklärt sich von selbst, wenn man bedenkt, dass die Zielsetzungen der Wachtturmgesellschaft sehr langfristig angelegt sind.
Doch der Ernstfall wird in der Wachtturmgesellschaft immer wieder geprobt. Es bleibt abzuwarten, wann der treue und verständige Sklave wieder seine Herde auf die Berge schicken wird, um den Tag Jehovas zu erleben. Dann werden wieder viele Existenzen vernichtet werden (von Menschen, die Haus und Hof verschenkt haben), viele werden sich dann von der WTG abkehren und innerlich leer und vertrocknet auf ihren Tod warten, weil sie unfähig gemacht wurden, den Staat und die menschliche Gesellschaft zu akzeptieren und womöglich Jesus als ihren Gott zu entdecken. Aber diese Belastungstests müssen immer wieder sein! Denn das Lebendigste an der Wachtturmgesellschaft ist die Hoffnung auf den totalen Systemumbruch.