Die Zeugen Jehovas
05.10.2022 um 12:12Optimist schrieb:Weitere Bestrafungen könnten doch vermutlich sowieso nicht vorgenommen werden, das könnte doch nur ein weltliches Gericht.Natürlich. Bedenklich ist es in meinen Augen aber schon
Innerorganisatorische Disziplinarverfahren führten dazu, dass Verdachtsfälle nicht öffentlich gemacht und nicht öffentlich aufgeklärt würden.https://hpd.de/artikel/missbrauch-den-zeugen-jehovas-systematische-vertuschung-18962
Ein weiterer den Missbrauch begünstigender Faktor – der an anderer Stelle auch schon in Bezug auf die katholische Kirche genannt wurde – sei die Tabuisierung von Sexualität, wodurch Kinder Übergriffe nicht einordnen geschweige denn darüber sprechen könnten. Laut dem ebenfalls geladenen Udo Obermayer, Vorstandsvorsitzender des Aussteigervereins JZ Help, erfolge wenn überhaupt eine Anzeige bei einem Gemeindeoberhaupt, "Ältester" genannt. Das Opfer müsse dann alleine vor einem Komitee von drei Ältesten, eventuell sogar in Anwesenheit des Täters, aussagen und sich rechtfertigen. Einem Verdacht wird aber nur nachgegangen, wenn es neben dem Kind mindestens einen weiteren Zeugen gibt ("Zwei-Zeugen-Regel"). Andernfalls wird die Sache "in Jehovas Hände" gegeben. An weltliche Ermittlungs- beziehungsweise Strafverfolgungsbehörden würden sich lediglich ausstiegswillige Mitglieder wenden, da die Leitung der Gemeinschaft dies nicht gutheiße.
Interessant ist Obermayers Verweis auf den Umgang mit dem Straftatbestand der sexuellen Gewalt gegen Minderjährige bei den Zeugen Jehovas: Der Begriff des sexuellen Kindesmissbrauchs sei in ihrem Regelwerk früher nicht benutzt worden, weil die Bibel diesen – im Gegensatz etwa zu außerehelichem Geschlechtsverkehr – nicht explizit untersage. Erst seit ein paar Jahren werde dieser analog zu Sex außerhalb der Ehe als Sünde eingestuft, als "unreiner Wandel". Diese Einordnung als Sünde, die vergeben werden kann, schütze die Täter und belaste die Opfer spirituell. Wirksame Maßnahmen zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor weiteren Übergriffen seien auf der anderen Seite nicht getroffen worden.
Aussteiger Wilhelm Hornung, der selbst einmal Ältester war, ging in dem Gespräch bei der Kommission noch einen Schritt weiter und sprach von einem "System der Vertuschung". Er bestätigte, dass es nicht um Einzelfälle gehe, sondern es viele Fälle von sexueller Gewalt gegen Minderjährige bei den Zeugen Jehovas gab. Den Kindern sei nicht geglaubt worden; konnte die "Zwei-Zeugen-Regel" nicht erfüllt werden, habe fortan über den Missbrauch geschwiegen werden müssen. Ansonsten hätte der Familie der Ausschluss gedroht. Es handle sich um ein "Scheinargument", um "sexuelle Gewalt systematisch zu negieren und zu vertuschen": "Da das Kind in aller Regel keine zwei Zeugen hat, ist die Untersuchung auch prompt beendet.
Feststeckend in dieser jahrelangen Indoktrination und Überwachung wird deine Bereitschaft es anzuzeigen gewiss nicht dadurch bestärkt, dass dein "Glaubensgericht" die Sache ad acta legt und in Jehovas Hände befiehlt.
Optimist schrieb:Im Hinblick auf Obiges finde ich es allerdings sowieso irrelevant, wieviel Zeugen gebraucht werden oder ob überhaupt welche, weil ich dieses Rechtskomitee als zahnlosen Tiger betrachte.Dieser "zahnlose Tiger" kann Zeugen aus der Versammlung ausschließen und sie sozial ächten, zumindest habe ich es so verstanden. Angesichts des Elends, dass so über viele Menschen gebracht wurde empfinde ich deinen Vergleich als äußerst "dreckig".
Aber solange du dich mit der Einstellung wohlfühlen kannst, dürfte für dich ja alles i. O. sein.