Tommy57 schrieb:Die JZ vertrauen aus gutem Grund dem inspirierten Wort Gottes ( 2. Tim. 3:16 ), wohingegen sich ausserbiblische Geschichtsschreiber, die Bibelkritik und Archäologen schon allzu oft geirrt haben!
Wie sehr jemand auch dem inspirierten Wort Gottes vertrauen mag, so sind dessen daraus zusammengeschusterte Spekulationen damit noch nicht als richtig erwiesen. Was Du sagst, heißt also einfach nur: "wir haben nichts, das die Richtigkeit unserer zusammengeschusterten Spekulationen verifizieren könnte odgl." Danke!
Tommy57 schrieb:Nur mal eines von vielen Beispielen, die bestätigen, wie genau der biblische Geschichtsbericht in Verbindung mit Babylon ist und wie sich die Bibelkritik, wie so oft, getäuscht hat:
"Gemäß dem Buch Daniel war zum Beispiel Belsazar der letzte Herrscher in Babylon [...]
Belsazar. Laut Daniel5,2 war Nebukadnezar (II.) "sein Vater". Das war er nicht, sondern Nabonid war sein Vater. Nun kommen einige auf die Idee zu sagen, daß "sein Vater" ja auch einen länger zurückl iegenden Vorfahren bezeichnen kann und das hier eben so gemeint sei. Das ist zwar grundsätzlich richtig, jedoch nur in sehr festgelegten Grenzen. Jemand kann für jemand anderen als "sein Vater" bezeichnet werden, wenn es sich um einen Ahnherrn handelt. Also den Begründer einer Sippe, eines Stammes, eines Volkes, ebenso den Begründer einer Dynastie. Im Übertragenen Sinne kann auch der Gründer wie der aktuelle Vorsteher einer Gemeinschaft Vater eines der Mitglieder geheißen werden. Hingegen kann nicht jeder beliebige in einer Ahnenkette odgl. als "sein Vater" bezeichnet werden, selbst wenn dieser aus dem Mittel herausragt. Dies ist nur pluralisch möglich, also "meine Väter", "ihre Väter", womit quasi alle voraufgegangenen Generationen gemeint sind. Da Nebukadnezar nicht der Begründer des neubabylonischen Reiches war, ebensowenig der Dynastiegründer (das war sein Vater Nabopolassar), kann Daniel5,2 nur die leibliche Vaterschaft meinen. Und ist somit falsch.
Tommy57 schrieb:Da Belsazar außer in der Bibel anscheinend nirgends erwähnt wurde, behauptete man, die biblische Aussage sei falsch und der Mann habe nie gelebt. Aber im 19. Jahrhundert
Das ist ja mal ne dreiste Lüge. Diese Behauptung ist seit den Funden des 19.Jh. nicht möglich, müßte also zuvor erhoben worden sein. Zu der Zeit hatte man aber quasi noch überhaupt keine babylonischen (entzifferbaren bzw. überhaupt vorhandenen) Quellen, aus denen man schöpfen konnte, um festzustellen, ob es jemanden damals gab oder nicht. Zu jener Zeit und bis ins 20.Jh. hinein gingen auch die kritischen Geister unter den Historikern schlicht von der Historizität der in der Bibel genannten Könige Ägyptens, Assurs, Babylons usw. aus. Selbst die geschilderten lokalpolitischen Ereignisse udgl. wurden noch arg naiv für korrekt befunden. Sich auszudenken, damals habe man an der Historizität Belsazars gezweifelt, ist einfach nur unlauter. Hier werden spätere Erfahrungen mit kritischen Wissenschaftlern einfach mal als Schablone verwendet, um sich einen fiktiven Wissenschafts-Fauxpas im 19.Jh. zu konstruieren.
Tommy57 schrieb:Es gab also einen Belsazar! War er aber König, als Babylon fiel?
Belsazar war funktional König während der Vakanz seines Vaters Nabonid. Als dieser in Sein Amt zurückkehrte, endete dieses funktionale Königtum Belsazars, gut erkennbar daran, daß er für die letzten Jahre der Herrschaft Nabonids in keiner Quelle mehr erwähnt wird. Nach Daniel5,30 aber starb Belsazar in der Nacht direkt nach dem Festmahl, er starb ausdrücklich als König. Wäre Nabonid da bereits zurück, wäre Belsazar schon kein (Vakanz-)König mehr, wäre Nabonid noch nicht zurück, hätte es einen Nachfolger für die Königs-Vakanz geben müssen - was es aber nicht gab. Mit anderen Worten, auch hier liegt der biblische Bericht historisch falsch.
Tommy57 schrieb:Des weiteren sei erwähnt, dass sich die Geschichtsforscher bei der Festlegung der Zeit der Zerstörung Jerusalems im Jahr 587 v.u. Z. auf nachweislich sehr unsichere Quellen verlassen
Desweiteren hätte das gerne belegt werden können.
Es sind im übrigen genau solche mesopotamische Annalennotizen wie jene, aus denen wir vom Untergang des neubabylonischen Reiches und der Machtübernahme Kyros' 539 v.Chr. sowie von der Existenz Belsazars wissen. Mal akzeptierste diese Quellen, mal nicht. Das ist Willkür. Nee Du, so entkräftest Du den Aussagegehalt entweder aller dieser Dokumente oder eben keines davon. Aber nicht: "diese ja, jene nein"!
Tommy57 schrieb:Dahingegen ist eine Keilschrifttafel mit der Bezeichnung VAT 4956
mit astronomischen Angaben zum 37. Regierungsjahr Nebukadnezars [...] von grossem Interesse
Korrekt, in Zeile 17 wird für den 15. Tag des 3. Monat des Babylonischen Kalenders eine Mondfinsternis genannt. Auch wenn eine Mondfinsternis nicht nur für 568 v.Chr. ermittelt werden kann, sondern auch für 588 in praktisch der selben Zeit des Lunarkalenders (nur 10 Tage im Julianischen Solarkalender später als die von 568), so heißt dies nicht, daß das 37. Jahr Nebukadnezars ebenso gut 588 v.Chr. statt 568 beginnen konnte. Denn es handelte sich ausdrücklich um "eine Mondfinsternis, die ausfiel". Denn die Mondfinsternisse wurden da bereits (leidlich gut) vorausberechnet, aber ausgerechnet die von 568 v.Chr. fand statt, da war es in Babylonien noch heller Tag (man konnte sie von der anderen Hemisphäre aus beobachten). Deswegen die Erwähnung einer ausgefallenen Mondfinsternis. Die von 588 v.Chr. hingegen fand tatsächlich in der Nacht statt und fiel also nicht gegenüber der Vorberechnung aus. Wäre sie durch eine Wolkendecke verhüllt, so stünde, wie desöfteren in VAT 4956 zu lesen, "der Mond war nicht sichtbar" da oder ein "ich habe den Mond nicht gesehen". Just dies steht aber nicht da.
Man kann aber noch weitere Sachen berücksichtigen. So konnte man den Mars vom 3. bis 5. Tag des zweiten Monats bei Praesepe bzw. Messier 44, einem gut erkennbaren Sternhaufen, sehen. Merkur war am Monatsanfang nicht zu sehen, zeigte sich aber ab dem 10. Tag im Westen. Und am ersten Tag des dritten Monats passierte der Merkur den Mars.
Da kannste aber einen drauf fahren lassen, daß sich sowas nicht alle 20 Jahre wiederholt.
VAT 4956 berichtet von 568 v.Chr. da ändert ne Mondfinsternis zu ungefähr der selben Zeit im Jahr 20 Jahre zuvor nichts dran.
Tommy57 schrieb:Eine der Mondbeobachtungen, die auf 588 v. u. Z. noch besser passen als auf 568 v. u. Z., ist in Zeile 3 der Tafel zu finden.
Dort ist eine bestimmte Mondstellung für die Nacht des 9. Nisannu dokumentiert. Die Wissenschaftler, die diese Position ursprünglich auf 568 v. u. Z. (–567 nach astronomischer Zeitrechnung) datierten, räumten allerdings ein, der Mond sei in jenem Jahr „am 8. Nisan, und nicht am 9.“, in dieser Stellung gewesen. Um ihre Datierung zu stützen, behaupteten sie, ------der Schreiber habe irrtümlich „9“ statt „8“ geschrieben.----
Tscha, so kann man sich "irren". In Zeile 3 ist zu lesen
Es regnete. [In der ] Nacht des 9. [Tags], Anfang der Nacht, der Mond stand eine Elle vor β Virginia. Am 9. [Tag] war die Sonne im Westen von einem Halo umgeben
Da die Notizen im ganzen Dokument streng chronologisch folgen, zeigt der Text selbst, daß da ein Tag falsch angegeben wurde. Oder kommt wirklich erst der 9. Tag, dann der Anfang der Nacht, und schließlich nochmal der 9. Tag des Nisannu?
Eindeutig, eine der Tagesangaben muß falsch sein. Daher kann die Datierung der Mondbeobachtung nicht für 588 bzw. gegen 568 verwendet werden. Es ist eben nicht einfach mal eben ne bloße Behauptung, da habe sich der Schreiber halt vertan, es ist ein Fakt, daß er einen Tag falsch benannt hat.
Tommy57 schrieb:Bitte verstehe aber auch, dass gläubige Christen gute Gründe haben, dem inspirierten Bibelbericht zu vertrauen.
Nur daß Du keinen nennst. Was Du vorgebracht hast, sind wol.jw.-Märchen von Belsazar verleunenden Leutz des 19.Jh., von Ausreden, da habe der Schreiber wohl nen Tag verwechselt, ungedeckte Schecks von soundsovielen Mond-Angaben, die zu 588 v.Chr., nicht aber zu 568 v.Chr. passen würden, oder daß das Vertrauen in die inspirierte Heilige Schrift die eigene Spekulation belegen könne... Na das übliche Getrickse eben, aber Null Substanz.
Tommy57 schrieb:Gemäss den biblischen Geschichtsschreibern begann die Verödung des Landes im 7. Monat, wie nun oben bezeugt, offenbar im Jahr 607 v.u.Z.
Biblische Beweistexte:
2. Könige 25: 22,24-26 ( Elberfelder
"Und was das Volk betrifft, das im Land Juda übrig geblieben war, das Nebukadnezar, der König von Babel, übrig gelassen hatte, über sie setzte er Gedalja, den Sohn Ahikams, des Sohnes Schafans als Statthalter ein.
24 Und Gedalja schwor ihnen und ihren Männern und sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht vor den Knechten der Chaldäer![10] Bleibt im Land und dient dem König von Babel! Dann wird es euch gut gehen. 25 Es geschah aber im siebten Monat, da kam Ismael, der Sohn Netanjas, des Sohnes Elischamas, einer von den königlichen Nachkommen, und zehn Männer mit ihm; und sie erschlugen Gedalja, so dass er starb, sowie die Judäer und die Chaldäer, die bei ihm in Mizpa waren. 26 Da machte sich alles Volk, vom Kleinsten bis zum Größten, mit den Heerobersten auf, und sie kamen nach Ägypten; denn sie fürchteten sich vor den Chaldäern."
Die Verödung des Landes begann mit der ersten Deportierung zusammen mit Jojachin. Und die zweite große Verödungswelle fand elf Jahre später unter Zedekia statt. Danach wurde erst Gedalja eingesetzt. Die Flucht zahlreicher Juden danach gen Ägypten war also die dritte Verödungswelle und keinesfalls der Anfang der Verödung. Du lügst Dir da gewaltig was zusammen. Und selbst danach war das Land noch ordentlich besiedelt, denn fünf Jahre nach dem Untergang Judas unter Zedekia gab es laut Jeremia eine dritte Exilierung gen Babel. Nee Du, das war weder Anfang noch Ende einer "Verödung".
Und wie gesagt, es war 587 v.Chr. Gut bezeugt, und nur nach wol.jw zu 607 umgelogen.
Tommy57 schrieb:"In einem Brief an die nach Babel Weggeführten prophezeit Jeremia, Gott werde sie nach 70 Jahren zurückbringen (Jer 29,10 EU), was der korrekten Größenordnung entspricht."
Zitat: Wikipedia: Babylonisches_Exil
Klar: 587 v.Chr. bis 520 v.Chr., Beginn des Tempelneubaus 517 v.Chr. (so ausdrücklich in Wikipedia: Babylonisches_Exil). Das ergibt ne Größenordnung von 7 Jahrzehnten.