coelus
Nun coelus, das letze Wort bedeutet mir eigentlich recht wenig. Ich bin aus dem Alter raus, dass dies für mich wirklich eine Rolle spielt.
Jedoch nehme ich mir das Recht heraus, dich darauf hinzuweisen, dass auch deine Aussagen in erster Linie nur Behauptungen sind.
Nehmen wir doch einmal das Beispiel Patriarchat. Meines Wissens nach handelt es sich hierbei nicht um eine 4500 Jahre alte Entwicklung, sondern eine, die immerhin schon 7000 Jahre andauert. Dazu muss noch gesagt werden, dass man gar nicht so genau weiß, wie es davor aussah. Es geht hier ja nicht um Mann und Frau, es geht um gewisse Wertvorstellungen, die man (leider) im Allgemeinen Männern bzw. Frauen zuordnet. Das Patriarchat ist eine Gesellschaftsstruktur, in der auch Frauen ihren Anteil hatten - nämlich genau die, die diese "männlichen" Werte assimilierten. Auf der anderen Seite werden jene Männer geächtet, die sich nicht daran halten - auch von den Frauen. Für mich jedenfalls gibt es diesen Konflikt zwischen Mann und Frau nicht, es handelt sich um einen Konflikt der Wertvorstellungen. Und das sage ich, ganz nüchtern, ohne irgendwelche Wertungen.
Du solltest folgendes nicht vergessen, werter coelus. Die gesellschaftlichen Strukturen, die dir vorzuschweben scheinen, waren in kleinen Kulturen durchzuführen. Bevor es Ackerbau gab und die Menschen sesshaft wurden, gab es Gruppen von Nomaden, Familienbande, die durchs Land streiften oftmals Jahrelang, ohne irgendwelche Kontakte zu anderen Menschen zu pflegen. Wie ich schon erwähnte, was wir heute als Fortschrittsgesellschaft kennen ist eine Konsenslösung. Es gibt Gewisse probleme, die sich nicht wirklich lösen lassen. Auf der Erde leben heute über 6 Milliarden Menschen. Meinst du hier ginge es wirklich ohne Wirtschaftliches Denken, ohne Rechtsstrukturen? Das ist, mit Verlaub, ein naiver Gedanke. Es wäre vielleicht möglich wenn alle Menschen die selben Ansichten teilten, vielleicht sogar alle DEINE Ansichten coelus, aber das ist nun mal nicht der Fall. Ja, ich bewerte aus meinem Weltbild heraus, aber das tust du auch. Was das angeht sind wir gar nicht so verschieden. Die Frage ist doch, wie könnte man es besser machen UND funktionsfähig und zwar in Bezug auf unsere heutige Kultur, nicht mit seit 7000 Jahren vergangenen Umständen.
Interessanterweise hast du mir auch noch nicht an einer Stelle aufgezeigt, wo genau ich das von dir behauptete denn tue. Lieber coelus, deine Position ist nicht die einzig wahre und vieles über was wir hier reden beruht, auch wenn du es evtl. nicht so siehst, auf Definition, Meinung und Weltbild. Wenn du also meinst ich würde mich mit deiner Aussage nicht auseinander setzen, nur weil ich andere Ansichten vertrete, so ist das nun mal keine besonders entgegenkommende Art des Diskutierens.
Ich will dir an dieser Stelle mal ein Beispiel nennen, auf was sich meine Aussagen begründen:
coelus schrieb:Du willst auch nicht sehen Xedion, dass die Nachteile, welche das Voranschreiten unserer so genannten „Fortschrittsgesellschaft“ mit sich bringt, gerade darin bestehen, dass diejenigen, die es eben gerade versuchen, immer wie mehr daran gehindert, als gefördert werden und ihnen stattdessen zum Trost Dein simples Schwarz/Weiss Bild überstülpen möchtest und viele, viele haben schon mit Blut dafür bezahlen müssen.
Du willst nicht sehen Xedion, dass eine Frau eine Frau ist und dass ein Mann ein Mann ist. Deine Beispiele von grausamen Aufseherinnen, Herrscherinnen, sowie Deine Beispiele herzensguten Männer sich nicht die Waage halten können und tatsächlich aber in einem völligen Ungleichgewicht sich befindet und Du hier somit klar wieder pauschalisieren tust. Diese von Dir suggerierte Balance/Harmonie, existiert schlicht nicht Xedion, nicht aber, dass es nicht möglich wäre.
Um auf die Punkte aufmerksam zu machen:
Du wirfst mir vor, ich würde nicht sehen, dass diese "Fortschrittsgesellschaft" Nachteile für einige Leute mit sich bringt. Du wirfst mir vor, ich würde in Schwarz-Weiß denken, was das angeht. Du behauptest ich wüsste nicht, dass Mann und Frau sich unterscheiden und du behauptest weiterhin, dass Frauen von GRUND AUF anders sind als Männer, weil sich letztere eher zu solchen "negativen" Dingen hinreißen lassen.
All diese Dinge stellst du unbegründet in den Raum und wirfst mir gleichzeitig vor ich würde deine Texte falsch verstehen, mich nicht damit befassen oder gar Dinge nur behaupten? Nun, wenn du meinst...Ich frage mich an dieser Stelle jedoch ob ich deine Worte dann überhaupt richtig verstehe, denn sie machen auf mich einen ganz anderen Eindruck.
Ich werde dir nun mal meine Position, welche sich durch all meine Texte zog, zusammenfassen. Vielleicht reden wir die ganze Zeit auch nur aneinander vorbei und ich will dir nichts vorwerfen, was ich falsch verstanden habe.
1) Männer und Frauen sind verschieden. Biologisch auf jeden Fall, evtl. auch was Charakter und Verhalten angeht. Letzteres halte ich jedoch für zweifelhaft, Untersuchungen haben gezeigt, dass sich Individuen gleichen Geschlechts im Durchschnitt eher unterscheiden als die Durchschnitte der Geschlechter.
Dies führt jedoch zu dem unweigerlichen Schluss, dass "männlich" und "weiblich" eher ungünstig gewählte Bezeichnung sind, die wohl durch Ying und Yang besser beschrieben wären. Es gibt "gute" und "schlechte" Männer, "gute" und "schlechte" Frauen. Ob es sich die Waage hält tut nichts zur Sache.
2) Es ist nicht klar wie genau die Kulturen vor dem Patriarchat aussahen. Man kann darüber viel spekulieren, aber viel mehr wurde bisher nicht erreicht. Interessant ist aber, dass sich viele Frauen wunderbar ins Patriarchat einfügten..mehr noch, praktisch alle taten das. So wie auch Otto Normal, der Durchschnittsmann von nebenan, nicht wirklich darüber nachdachte. Das Patriarchat gibt gewisse Rollenmuster vor, die sowohl Männern und Frauen zum Nachteil gereichen können.
3) "Gut" und "Schlecht" sind in meinen Augen Definitionen. Was für den einen gut ist mag für den anderen schlecht sein. Vieles, was vor 100 Jahren als gut galt, ist heute schlecht. Man kann darüber diskutieren ob es gewisse Wertvorstellungen gibt, die die Zeit überdauerten, wie z.B. "du sollst nicht morden", aber das ist eine andere Frage.
Andere Kulturen haben nun mal andere Vorstellungen von richtig und falsch. Dies fängt im kleinsten an und wirkt sich aus auf das größte. Jemand, der das nicht so sieht, ist nicht unbedingt ein Schwarz-Weiß-Denker, aber im allgemeinen scheint eine solche Person eher dazu zu tendieren. Du wirfst mir Pauschalisierung vor. Dabei ist es ja gerade das Gegenteil. Ich begreife, dass andere Menschen mitunter auch andere Vorstellungen von Recht und Unrecht, von Gut und Schlecht haben. Ganz ohne darüber zu verfügen, dass meine eigene Moralvorstellung in irgendeiner Form überlegen sei.
4) Unsere Gesellschaft bzw. Wirtschaft und Recht sind in gewisser Weise Konsenslösungen. Es gibt Probleme, die sich nicht eindeutig lösen lassen, daher sucht man eine Näherungslösung. In meinen Augen ist diese "Fortschrittsgesellschaft" genau das. Natürlich leiden viele Leute darunter. Aber die berechtigte Frage ist doch, würden sie unter einer anderen Gesellschaft genauso leiden? Welche FUNKTIONIERENDE Alternative haben wir? Die Menschheit verändert sich, sie wächst. Und unsere Gesellschaft muss sich anpassen. Ich frage mich wie eine Globalisierung ohne Ökonomie möglich sein soll. Und das ist eine nüchterne Aussage. Ich stelle mir nicht die wertende Frage ob dies gut oder schlecht ist, ob es anders besser wäre. Das ist nicht meine Aufgabe.
Eine berechtigte Frage noch am Rande. Geht es dem durchschnittlichen Menschen einer "Wohlstandsgesellschaft" heute besser als vor 100 Jahren? Statistiken sagen ja. Wirtschaft hilft allen. Wem es heute schlecht geht, wäre es vor 100 Jahren vermutlich noch viel schlechter gegangen.
In gewisser Weise vertrete ich also eher eine praktische Strategie. Ich gehe nicht davon aus, dass wir alle Probleme lösen können, aber wir können unser Bestes geben, das Beste daraus machen. Es geht darum Pro und Contra abzuwägen. Was verliere ich, was gewinne ich. Und ich gehe davon aus, dass dies eine sehr subjektive Betrachtungsweise ist. Deine Präferenzen mögen ganz anders gestrickt sein als meine.
Das macht sie aber nicht besser oder schlechter.
Grüße
Dein Kupferstecher