Medizinmann
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Der Ausdruck Medizinmann bezeichnet die religiösen Gestalten der Indianer;sie entsprechen den Schamanen.
Das Wort „Medizinmann“ ist von amerikanischenUreinwohnern und verschiedenen Gelehrten als einseitig kritisiertworden.
Hauptfunktion der Medizinmänner (die keineswegs immer männlich sind), ist,die Gemeinschaft der Hilfe der Geisterwelt, einschließlich des großen Geistes (WakanTanka in der Sprache der Lakota-Sioux), zu versichern. Dazu begeben sie sich in eine„fremde andere Wirklichkeit“, um sich mit den Bewohnern dieser Geisterwelt zuverständigen und Hilfe und/oder Informationen zu erhalten, die von der Gemeinschaftbenötigt wurden, wenn sie sich in einer bestimmten Krise befindet, in der sie über dieeigenen Möglichkeiten gefordert wird. Er war aber auch der Psychologe, Priester,Wahrsager und Mittler zwischen Übersinnlichem und Weltlichem, da er die Fähigkeit hattesich in Trance zu Versetzen. Außerdem zählten zu seinen Aufgaben die Überlieferung vonBräuchen und Sitten und die Beschaffung des richtigen Wetters.
Manchmal kann diegesuchte Hilfe in der Heilung einer körperlichen, manchmal einer seelischen Krankheitliegen, manchmal liegt sie darin, Harmonie zwischen den menschlichen Gruppen oderzwischen Mensch und Natur zu fördern. So ist der Ausdruck „Medizinmann“ nicht völligverfehlt, aber er vereinfacht zu stark und bedarf noch der Ergänzung ihrer führendenRolle in der Gruppe.
Diese Menschen sind aber nicht als das indianische Pendant zuden chinesischen „Barfußärzten“, Kräuterweiblein oder der Medizinischen Hilfe zuverstehen.
Um als jemand erkannt zu werden, der die Brücke zwischen dernatürlichen und der spirituellen Welt zugunsten der Gemeinschaft schlägt, muss eineEinzelperson in eine hohe Bedeutung in der Gemeinschaft haben.
Die indianischeTradition hat viel gemein mit der weltweiten religiösen Praxis des Schamanismus; vieleErforscher dieses Phänomens glauben, dass die altamerikanischen Kulturen diese kulturelleEigenschaft mit andere kulturelle Eigenschaften mit den Menschen auf der anderen Seiteder Beringstraße teilen.
Zahlreiche archäologische und ethnologische Hinweiseweisen die schamanistische Form der religiösen Erfahrung zurück auf die Epoche derpaläolithischen Jäger und Sammler-Gesellschaften.
Das Hinübergehen in die„unterschiedlichen Wirklichkeit“ lässt sich in westliche Kategorien auch alsTrancezustand bezeichnen. Als Kinder oder Heranwachsende vernehmen bestimmte PersonenZeichen einer Berufung. Durch Vermittlung des momentanen Medizinmannes können sieHinweise erhalten, ihm assistieren und schließlich eigenständig agieren.
Bestimmtehalluzinogene Substanzen können dabei unter Umständen mitwirken. Trommeln und anderesensorische Botschaften können auch zur Ekstase dienen, oder, vom Standpunkt desMedizinmannes, zur Reise in die Geisterwelt.
In vielen Gemeinschaften wird das Amtdes Medizinmannes vom Vater auf dem Sohn vererbt. Vieles deutet darauf hin, dass diefrühesten Schamanen Frauen gewesen waren.
Mircea Eliade dehnt den Bereich desSchamanismus weiter aus in den Horizont der religiösen Erfahrung und einen ausgedehntenhistorischen und ethnographischenKontext.
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