Link: www.kreuz.net (extern) (Archiv-Version vom 04.08.2007)Ok, aber wie ist es hiermit?
Heim ins Reich GottesIn denVereinigten Staaten sind in den letzten Jahren gleich
sechs protestantische Theologenkatholisch geworden.Bruce Marshall(kreuz.net) Zwischen 2004 und 2005 konvertiertensechs hochrangige protestantische Theologen in den USA zum Katholizismus.
Dasberichtete Ulrich L. Lehner Anfang Januar in der katholischen Zeitung‘Tagespost’.
Lehner ist selber Professor für neuzeitliche Kirchengeschichte an dervon den Jesuiten geführten Marquette Universität in Milwaukee im US-BundesstaatWisconsin.
Alle sechs von Lehner aufgezählten Konvertiten nahmen früher alsoffizielle Vertreter ihrer Kirchen an ökumenischen Gesprächen teil.
Derbekannteste unter ihnen ist der methodistische Startheologe BruceMarshall.
20jährige Annäherung
Marshall wurde international durchsein Buch „Trinity and Truth“ bekannt. Darin zeigt er, wie unser Verständnis von Wahrheitvom Trinitätsverständnis geprägt ist.
Marshall ist der Inhaber eines Lehrstuhls ander angesehenen Southern Methodist University in der Nähe von Dallas im US-BundesstaatTexas.
Er ist Schüler von George Lindbeck (83), der an der Yale Universitätsystematische Theologie unterrichtete. Lindbeck ist ein Altmeister der „postliberalen“protestantischen Theologie.
Er hat für die Wertschätzung der katholischenTheologie innerhalb des Protestantismus Maßgebliches geleistet.
Über einenZeitraum von zwanzig Jahren näherte sich Marshall immer mehr der katholischen Theologiean.
Als seine Frau kurz vor ihrer Ordination als Priesterin der US-Anglikanerstand, wurde beiden klar, daß sie eine Entscheidung fällen mußten.
Bei einemVortrag, den Marshall kürzlich hielt, wurde er gefragt, was für ihn die wichtigsteHerausforderung der Theologie im 21. Jahrhundert sei:
„Daß sie selbstbewußtauftritt, von der Wahrheit ihrer Botschaft überzeugt ist und diese mit den besten Mittelnvernünftig erklärt.“
Auf die weitere Frage, ob und wie sich die katholischeTheologie verändern solle, antwortete er:
„Ich muß noch viele Jahre Katholik sein,bevor ich diese Frage beantworten kann. Ich glaube sogar, daß ich sie erst nach meinemTod – in der Gottesschau – beantworten kann.“
Luther-Spezialist
Derzweite Konvertit ist der Lutheraner Mickey Mattox, der an der berühmten Duke Universitätbei David Steinmetz studierte. Mattox ist ein Luther-Spezialist.
In seinen Studienstellte er fest, wie weit sich die lutherischen Kirchen von ihrem Gründer entfernt haben,etwa in Fragen der Realpräsenz, der Mariologie, Heiligenverehrung undLiturgie.
Auch das Buch des irischen Kirchenhistorikers Eamon Duffy „Stripping ofthe Altars“ öffnete ihm die Augen.
Mattox erkannte, daß die mittelalterlicheKirche Englands nicht die verdorbene „Hure Babylons“ war, als die sie oftmals hingestelltwird, sondern eine blühende Kirche. Sie besaß eine Vielfalt religiöser Bräuche undAndachtsformen. Dieser Kirche wurde die Reformation mit Zwang, von oben – und unterWiderstand – verordnet.
Attraktive Marienfrömmigkeit
Für Mattoxstellte die Marienfrömmigkeit der katholischen Liturgie kein Hindernis dar – imGegenteil. Er empfindet sie als besondere Attraktivität, der sich viele Katholiken garnicht bewußt sind:
„Wenn das Magnificat sagt »Alle Geschlechter sollen mich seligpreisen«, dann will ich als bibeltreuer Christ dabei sein. Ich realisierte, daß ich dasals Lutheraner nicht konnte.“
In einem Brief an seine lutherischen Freunde schriebMattox:
„Wir wollen als Familie die jungfräuliche Gottesmutter verehren, unsereGebete mit denen der Märtyrer und Heiligen vereinigen. Wir wünschen die heiligen Ikonen,die Rosenkränze, die religiösen Orden, auch die Reliquien. Wir wollen die heiligeLiturgie mitfeiern, an Christi Realpräsenz in der Eucharistie teilnehmen und sie in Liebeund voller Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom erfahren.“
Mattox war Berater derlutheranischen Weltföderation. Er glaubt, daß die 1999 in Augsburg unterzeichnete„Gemeinsame Erklärung“ zur Rechtfertigungslehre die Tore für eine Wiedervereinigunggeöffnet hat.
Diese sei aber an einer mangelnden Bereitschaft der Lutheraner, ihregegenwärtigen Kirchenstrukturen zu überdenken, gescheitert.
Heimkehr in dieFülle
Für Mattox war der Schritt, mit seiner ganzen Familie katholisch zu werden,ein Heimkommen aus einer unvollkommenen christlichen Gemeinschaft in die Fülle dessakramentalen Katholizismus:
„Die Anziehungskraft der katholischen Kirche warstärker als der Druck beim Verlassen der lutherische Kirche.“
Gegenwärtig lehrtMattox „Luther aus katholischer Perspektive“ an der theologischen Fakultät der MarquetteUniversität in Milwaukee.
Durch den Aquinaten in die Kirche
EinLehrer von Mattox ist der aus Erlangen stammende Reinhard Hütter.
Er lehrt seitvielen Jahren systematische Theologie in Duke. Durch sein Interesse an der Ekklesiologiefand er Geschmack an der katholischen Kirchenlehre.
Hütter bezeichnete sich schonlange als „Mitglied der römisch-Katholischen Kirche Augsburger Konfession“ bevor er sichin die Katholische Kirche aufnehmen ließ.
Seine Beschäftigung mit der Frage nachder Freiheit des Willens und der Auseinandersetzung zwischen dem Reformator Martin Luther(† 1546) und dem Humanisten Desiderius Erasmus († 1536) führten ihn zurück zur einigendenSynthese des Heiligen Thomas von Aquin und von dort aus nach Rom.
[b]In denFußstapfen von Kardinal Newman
Ein weiterer Konvertit ist der ehemalige AnglikanerRussel Reno. Er hat ebenfalls bei Lindbeck studiert. Im englischsprachigen Raum wurde erdurch sein Buch „In den Ruinen der Kirche: Den Glauben bewahren in einem Zeitalter desverwässerten Christentums“ bekannt.
Reno lehrt Ethik an der Jesuitenuniversitätvon Creighton im US-Bundesstaat Nebraska.
Reno kritisiert vor allem jenekirchlichen Gemeinschaften, die in der Konfrontation mit der Gesellschaft ihreGrundüberzeugungen aufgeben oder bis zur Unkenntlichkeit verändern.
In seinem Buchaus dem Jahr 2002 rief Reno noch dazu auf, Mitglied der eigenen Kirche zu bleiben unddiese von innen heraus zu verändern.
Drei Jahre später hatte er seine Meinunggeändert. Die Vorstellung, daß die Anglikaner der Mittelweg zwischen Protestantismus undKatholizismus sind, hat sich für ihn als falsch herausgestellt.
Er ist – nacheigenen Angaben – immer mehr den Fußstapfen des anglikanischen Konvertiten und späterenKardinals John Henry Newman († 1890) gefolgt.
[b]Schuld ist dasHomo-Konkubinat
Ein weiterer Konvertit ist der Anglikaner Douglas Farrow. Er lehrtan der an der McGill Universität in der kanadischen Stadt Montreal. Farrow wurdekatholisch, nachdem die kanadischen Anglikaner das Homo-Konkubinat akzeptierten und damitdas biblische Erbe verrieten.
[b]Ein „katholischer Mennonit“
Der letzteim Bunde ist Gerald Schlabach, ein mennonitischer Theologe. Er lehrt Ethik undKirchengeschichte an der katholischen St. Thomas Universität im US-BundesstaatMinnesota.
Auf seiner Webseite nennt er sich einen „katholischen Mennoniten“ undweist darauf hin, Oblate des Benediktinerordens zu sein.
Ein Grund für seineKonversion war die Erkenntnis, daß die protestantischen Einzelkirchen sich selber zumZweck werden und die universale, katholische Kirche des Glaubensbekenntnisses aus demBlick verloren hätten.
[b]Intellektuelle Abwanderung
In den USA sprichtman bereits von einer intellektuellen Abwanderung bei den lutherischenGlaubensgemeinschaften.
Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß auch dieKatholische Kirche in den USA mancherorts in Ruinen liegt – nicht nur wegen desKindesmißbrauchs allein, sondern auch wegen Leugnung, Unterschlagung und Verwässerungwesentlicher Glaubensinhalte.[/b][/b][/b][/b]