@magus"_Melisa_ hält an Allah fest,
@Sidhe an den Gott der Christen, zweiverschiedene Glaubensrichtungen ..."
Sicher, das habe ich mir schon gedacht. Aufden Kern monotheistischen Glaubens zurückgeführt, glauben beide allerdings an dasgleiche: EINEN Schöpfer.
Sie unterscheiden sich lediglich darin, welcher Art Wesenund Wirken sie ihrer jeweiligen Vorstellung des Schöpfers inhaltlich zuordnen.
Genau darauf habe ich meinen obigen Post bezogen.
Dem Umstand, dass Muslimeund Christen heutzutage gemeinhin wissen, wie nah sich ihre Religionen von den Wurzelnher sind, ist es wahrscheinlich auch zu verdanken, dass hier nicht nebenbei noch einStreit darum entbrannt ist, welches denn nun die wahre Religion, der wahre Glauben, dereinzig wahre Gott ist (jedenfalls nicht in der Zeit, in der ich mich hier bewege).
Dass Gläubige mithin eher dazu tendieren, den in ihren jeweiligen religiösenSchriften enthaltenen Glaubenssätzen und -gesetzen zu folgen und sich ihrem jeweiligenWort des Herrn unterwerfen, ohne diese Schriften skeptisch zu hinterfragen und diegeltenden Thesen am empirischen und naturwissenschaftlichen Wissen der heutigen Zeit zumessen, mag einen Atheisten verwundern, auch das Verstehen einer solchen Haltung fälltschwer (da ähnliche Erfahrungen fehlen, um es nachvollziehen zu können).
Trotzdemachte und respektiere ich diese Haltungen, auch, wenn ich gerne mal mit meinematheistischen Knochenfinger hineinbohre.
Als Lebensentwurf, als Weg zur innerenund mitunter auch äußeren Harmonie und Einheit mit der Welt ist Glauben jedoch nachmeinem Verständnis ebenso wahrhaftig, gültig und gut, wie jeder andere Weg auch. Am Endemeiner Tage macht es für mich kaum einen Unterschied, ob ich durch eine sehrwahrscheinliche physikalisch-mathematische Erkenntnis oder Theorie, nach der mit meinemkörperlichen Tod nichts von meinem spirituellen Wesen verloren geht (auch, wenn es in derganz individuell geprägten Einheit meiner Persönlichkeit als Ich nicht weiterexistierenkann), zufrieden und glücklich einschlafe (so mir ein solch schöner Tod vergönnt seinsollte), oder ob sich mir dieses Glück durch meinen Glauben offenbart. Hier verschwimmendie Grenzen zwischen Glauben und Kenntnis/Erkenntnis/Wissen dann sowieso amweitläufigsten. Viele Wege führen zum Ziel.
Doch bei all diesem Verständnis undSelbstverständnis, halte ich trotzdem hier postulierte Vorstellungen davon, dass an einemsog. "Jüngsten Tag" ein "Gott" oder "Allah" genanntes Wesen (oder eine unbegreifliche,unbeschreibliche Kraft) über mich richten und mich für meine nicht gottgefälligen Tatenoder "bösen, gotteslästerlichen" Gedanken bestrafen wird, für reichlich naiv undangestaubt.
Solch eine von außen durch rigide Sozialisationsgesetze (nichts anderesist z.B. der alttestamentarische Dekalog oder die islamischen Suren oder die Schari'a)geschaffene Motivation, die Menschen einer bestimmten ethnischen oderGlaubensgemeinschaft auch in "schlechten" Zeiten dazu anzuhalten, wenigstens miteinanderzum Wohle ihrer Gemeinschaft menschlich umzugehen, waren zu den Zeiten der Entstehung derReligionen durchaus fortschrittlich, wegweisend und praktikabel. Sie schafften eine neueStufe der gemeinsamen Identität, einen spirituell begründeten Zusammenhalt, den zuvordie Blutsbande der Familien und Stämme sicherten.
Heute übernehmen in den meistenLändern bzw. in den meisten Gemeinschaften die in ihren Wurzeln aus genau diesenreligiösen Gesetzen entstandenen/übernommenen und erweiterten politischen Gesetzgebungenund Verfassungen diese Funktion.
Um nach humanistischen Grundsätzen zu leben, bin ichheutzutage nicht mehr auf irgendein Gottesgesetz angewiesen. Aber es kann mir den Wegebnen zu einer intensiveren Freude in der Wahrnehmung der Welt und meiner Existenz.
An dem Punkt jedoch, wo Glauben beginnt, meine persönliche Freiheit einzuengen undvon mir verlangt, Dinge zu glauben und zu tun, deren einzige Legitimation eine "heilige"Schrift ist, und deren einzige Motivation die Angst ist, ich könnte dafür bestraftwerden, wenn ich den Vorgaben nicht nachkomme, hört für mich als Atheisten dieFaszination für die ungeheuren spirituellen Potentiale von Glaubenslehren auf.
Wir Menschen sind (ob nun durch einen evolutionären, gesetzmäßigen Zufall, oder daszielgerichtete Wirken einer göttlichen Kraft) mit Verstand und
freiem Willenausgestattet. Diese Fähigleit erlaubt es uns, selbst zu entscheiden, wie "menschlich" wirsein wollen. Dass die Gläubigen der monotheistischen Religionen die nach ihren Schriftenvom "Herrn" gesandten "Propheten" ehren und ihren Wegweisungen und ihremRechtsverständnis folgen, ist nur ein anderer Weg. Mit religiöser Ereiferung, wie siehier mitunter zu tage tritt (
@_melisa_ z.B.), läuft man allerdings Gefahr, über's Zielhinauszuschießen. Und damit erweist man seinem Schöpfer keine Ehre, sondern degradiertihn für seinen ganz persönlichen Götzendienst.
Aber, wem sage ich das... ;-)
LG
TLW