Salü
@Sidhe,
ich hatte es schon vermutet, trotzdem freue ich mich sehr, dass wirin manchen Punkten hier ähnlicher Meinung sind.
Nur - mit einem kleinenVergleich schießt Du Dich slbst ins Knie (wie Du Dir denken kannst): "Etwas existiertallerdings nicht nur aus einem Glauben heraus, so könnte ich nun auch ab heute an kleine,grüne Marsmännchen glauben, existieren würden sie dadurch noch lange nicht. "
Imtypischen Jargon dieses Forum könnte ich jetzt einfach mal flapsig sarkastisch nachhaken:Woher willst Du wissen, dass es keine kleinen grünen Marsmännchen gibt? - Weil Du nochkeinen von ihnen gesehen hast? (Na, dann frag mal all die "Entführten"...)
Woherwillst Du wissen, dass es Gott gibt? - Weil Du ihn gesehen hast?
Klar, Gott kannman nicht sehen. Man kann ihn nur im Herzen fühlen, er kann sich einem offenbaren. Daskönnen kleine grüne Marsmännchen nicht. Da liegt der qualitative Unterschied.
Dennoch: Ist die Auslegung eines Gefühles und die Deutung einer Offenbarung im Sinneder Existenz Gottes glaubwürdiger, als die Erfahrungsberichte derer, die Stein und Beinschwören, kleine grüne Marsmännchen gesehen zu haben?
Ich als Atheist habe da someine Zweifel. Erfahrungsgemäß bekommt jede These immer dann einen ambivalenten Touch,wenn von einer individuellen Erfahrung auf deren Allgemeingültigkeit geschlossen wird.Sowas kann gefährlich nach hinten losgehen, wie uns die über Jahrhunderte geführten,religiös intendierten Kriege und Zwangsmissionierungen oder auch die Gruppensuizideeiniger Sekten in den letzten Jahren zeigen.
Die sog. "Beweise" für die ExistenzGottes/Allahs sind alle wacklig: Visionen, Offenbarungen, Wunder. Die im AT beschriebeneGeschichte wurde erst frühestens um Tausend, nachweisbar erst um 400 v.C. in einzelnenTeilen niedergeschrieben. Erst um 200 v.C. ist das hebräische AT einigermaßen komplett,umfaßt jedoch die Geschichte vieler Generationen von Menschen. Die Niederschrift derGeschichte Jesu (NT) wird auch erst rund Hundert Jahre nach seiner Hinrichtung in Angriffgenommen. Für die Katholiken legte sogar erst das Konzil von Trient 1546 die kanonischenInhalte der Bibel fest. Der Rest fristet bis heute ein Schattendasein im christlichenSelbstverständnis als sog. Apokryphen.
Von Muhammad wir behauptet, er sei Analphabetgewesen, als er den Qu'ran niederschrieb. Es wird auch behauptet (ja sogar fotografisch),das im Loch Ness ein Plesosaurus überlebt hat. Im Mittelalter wurde behauptet, die Erdesei eine Scheibe. Das jahrhundertelange Dogma vom geozentrischen Weltsystem wurde aus demWort Gottes hergeleitet.
Im übrigen gibt es inzwischen eine ganze Menge geschichts-und religionswissenschaftlicher Erkenntnisse und Publikationen, die die Enstehung desQu'ran, des Islam und die Person Muhammads in nüchternere, jedoch recht gutnachvollziehbare (und empirisch stimmige) Beziehungen zur Menschheitsgeschichte setzen(nur eines von vielen Beispielen:
http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=61 ).
Mithin bleibt für mich als Nichtgläubigem die Existenz eines Schöpfers näher anseiner geglaubten/spirituellen als an einer sachlich nachvollziehbaren Realität alsuniverselle und doch zugleich zielgerichtet wirkende Kraft (Paradoxon).
KannstDu diesen temporären Standpunkt nachvollziehen?
LG
TLW