freeofdoms schrieb am 18.10.2024:Aber ich stimme zu man kann Moral von Gott entkoppeln, nur ist die dann variabel je nach Zeitgeist und konsequenzlos wenn man sie ignoriert.
Das wollte ich mal aufgreifen.
Auch wenn man "Gott" als Grundlage der Moral ansieht, ist diese Moral sehr variabel und dem Zeitgeist unterworfen. Das liegt einfach daran, dass Menschen für Gott sprechen.
Nun kann man glauben, dass es in Wahrheit Gott selbst ist, die spricht. Das ist dann Teil des Glaubens. Aber wie erklärt man dann, dass die Ausübung der Religion stets Teil geselllschaftlicher Verhältnisse ist?
Ein schönes Beispiel ist Mord. Mord bedeutet auch in einem religiösen Kontext immer nur das Töten unter bestimmten Umständen. Sprich, die Glaubensgemeinschaft definiert, wann die Tötung eines Menschen ein Mord ist. Damit ist sie völlig frei in der moralischen Gestaltung.
Manchmla ist es z.B. kein Mord, "Ungläubige" zu töten. Würdest Du das als eine gefestigte, einheitliche Moral auf Basis des Glaubens bezeichnen?
Ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten, dass Glauben (heutzutage, früher ohne verlässliche Rechtssysteme war das sicherlich anders) eine besonders wenig verlässliche Richtlinie ist und zu mehr Variabilität führt. Einfach weil es nur wenige prüfende Instanzen gibt. Plump gesagt: Keine funktionierende Gewaltenteilung.
freeofdoms schrieb am 26.10.2024:Zerstört ganz klar Familien und Beziehungen, ist aber mittlerweile relativ gut durch die neue Toleranz gegenüber jeglichen sexuellen Freizügigkeiten gedeckt. Ist das (noch) unmoralisch?
Ehebruch und sexuelle Freizügigkeiten haben eher nicht viel miteinander zu tun. Das Problem an "Ehebruch" (auch im weiteren Sinne), ist der Vertrauensbruch. Also dass eine Partei von sexueller Exklusivität ausgeht und die andere Partei das nicht lebt.
Aber um so weniger "Magie" in der Sexualität liegt, um so stabiler ist eine Beziehung. Weil man viel besser seine Wünsche kommunizieren kann und viel eher eine gemeinsame Vertrauensebene findet, mit der beide (oder mehr) gleichermaßen gut leben können.
Die "klassische" Ehe funktioniert im Grunde nur so "gut", weil eine der Parteien gesellschaftlich gezwungen ist, zurück zu stecken. Das heißt nicht, dass es nicht Ehen auf Augenhöhe geben kann - aber die Art der klassischen Ehe führt eher zur Unterdrückung einer Partei. Formal bleibt dann zwar die Ehe bestehen - aber zu einem recht hohen Preis.