paxito schrieb:nocheinPoet schrieb:Wo kommen wir denn dahin, läuft doch auf Cogito ergo sum (Ich denke also bin ich) hinaus.
Nicht wirklich. Descartes - den ich sehr wertschätze - schrieb seine Meditationen 1641 (und natürlich hat es danach noch einiges an philosophischen Erkenntnissen gegeben). Im Kern handelt es sich bei Descartes um einen Rationalisten, der versucht jegliche Erkenntnisse auf Basis der Vernunft zu begründen (im Gegensatz zu heute eher üblichen Empirie).
Wir können Aussagen haben die man empirische prüfen kann, oder analytisch. Steigen wir mal etwas tiefer ein.
In der frühen analytischen Philosophie, insbesondere im Wiener Kreis, galten analytische Sätze als das eigentliche Thema der Philosophie. Es wurde behauptet, dass empirische Sätze von den Naturwissenschaften formuliert würden. Die einzigen wahrheitsfähigen nichtempirischen Sätze seien begriffliche Wahrheiten, die durch analytische Sätze formuliert würden. Alle Sätze, die keine analytischen Sätze und auch nicht empirisch überprüfbar sind, waren nach Ansicht der frühen analytischen Philosophie sinnlos. Diese Überzeugung führte dazu, dass weite Teile der klassischen Metaphysik als sinnlos betrachtet wurden.
Ein Problem dieser Position ist, dass die Behauptung, dass alle sinnvollen Sätze empirisch oder analytisch sein müssen, selbst ein nicht-empirischer und nicht-analytischer Satz ist.
Quelle:
Wikipedia: Analytisches Urteil#Die analytische PhilosophieIch bestreite erstmal, dass die Philosophie heute üblicher Weise nur empirische Aussagen für sinnvoll hält und anerkennt. Generell Deinen Ansatz, wenn eine Aussage nicht falsifiziert werden kann, ist sie ohne Wert, kann so sein oder auch nicht, keiner weiß es, kann ja nicht geprüft werden.
Offenbar vertrittst Du eine radikale und extreme Position des Nihilismus. Da bleibt dann aber eben wenig an Sicherheit. Für mich sind Aussagen wie, ich denke also bin ich, mehr kann ich mir nicht wirklich sicher sein, Gedankenspiele, ich gehe aber nicht wirklich davon aus, dass es außer mir nichts gibt.
Wie dem auch sei, ich teile Deine Position nicht nur nicht, ich widerspreche ihr.
paxito schrieb:Den ersten Einwand brachtest du schon selbst - das "Ich" ist alles andere als selbstverständlich. Der andere Teil ist aber auch nicht besser, was soll denn ein "ich bin" eigentlich an der Stelle heißen? Frei von Vorstellungen wie Raum und Zeit, von Einzahl und Mehrzahl, von Körperlichkeit usw. Natürlich stimme ich dem Satz "Ich denke als bin ich." zu. Aber nicht im Sinne Descartes, der darin ja ein absolute Wahrheit vermutet, eine nicht mehr hinterfragbare Basis für alle weiteren Erkenntnisse.
Nun schrieb ich ja schon, mir geht der Satz auch etwas zu weit, und ich bin da mehr für, es denkt also ist es.
;)
paxito schrieb:nocheinPoet schrieb:ich behaupte nun mal, durch die Gewissheit der eigenen Existenz, kann geschlussfolgert werden, dass es etwas geben muss, was diese ermöglicht
Meinst du das an der Stelle im Sinne von Ursache / Wirkung? Das etwas geben muss das uns "verursacht"? Oder das es etwas geben muss, das unsere Existenz voraussetzt?
Sowohl als auch, oder wie auch immer, nur ein Ich oder ein denkendes Es ohne etwas anderes, ohne Raum, ohne ein Etwas das sich verändert halte ich für nicht möglich. Wie soll so ein Es sich von dem Es davor unterscheiden, wenn es denn denkt?
Und hier sehe ich keinen Grund nun diese Aussage empirisch prüfen zu müssen, zu sagen, wie können wir das falsifizieren, denn wenn nicht, ist es nur Glaube und eine Aussage ohne Wert.
Die reine Logik gibt hier die Existenz von etwas vor. Wenn "Es" denkt, dann muss es mehr geben als "Es".
paxito schrieb:nocheinPoet schrieb:Konkret, kann ich ohne Raum existieren?
Ich hatte dich schon mal auf die Kategorien von Kant hingewiesen. Hier noch mal. Die Vorstellung von Raum ist im Kern eine Vorstellung von Relationen. Und genau das sind sie - Vorstellungen. Genauer: Grundlagen unseres Denkens das Vorstellungen überhaupt erst ermöglicht. Könnten wir uns eine Existenz außerhalb des Raumes vorstellen? Ich denke nicht. Wir können das zwar sprachlich ausdrücken (Gott existiert außerhalb von Raum & Zeit, Einhörner ebenfalls) aber konkret können wir uns darunter nichts denken. Und erst Recht können wir uns selbst nicht denken außerhalb vom Raum.
Ja und? Was schlussfolgerst Du nun daraus, dass wir etwas nicht denken können? Es kann dennoch so sein, es kann nicht so sein, es könnte so sein, aber wir können es nicht wissen? ... Und wo und wie willst Du den letzten Satz, diese Aussage falsifizieren können?
paxito schrieb:nocheinPoet schrieb:Sollte man nicht alleine auf Grund der Sicherheit der eigenen Existenz auch als gesichert annehmen können, dass es einen Raum für diese Existenz geben muss?
Nein hier "verwechselst" die Voraussetzung etwas Denken zu können, mit einer eigenständigen Existenz. Das kann so sein, muss aber nicht. Vielleicht können wir es uns nur so denken, ohne das es sich tatsächlich so verhält (oder auch "weil es sich so verhält" - da ist es wieder, das Unentscheidbare). Da unser gesamtes Denken durch die Vorstellung des Raumes geprägt ist, sind wir eben darin gefangen.
Man muss sich hier nun nicht an das Wort "eigene"verbeißen. Und muss eine eigene Existenz auch eigenständig sein? Sollte ja nur das "ich" beschreiben, und offenkundig ist das ja nicht unabhängig. Was ist das für Dich, eine eigenständige Existenz?
Die Frage wäre doch auch mal, braucht es für eine denkendes "Es" eine physikalische und/oder materielle Welt.
paxito schrieb:Aber im Grunde hast du Recht: denn pragmatisch ist das wohl in jedem Fall, auch wenn es sich nicht um eine logische Schlussfolgerung handelt. Wenn wir davon ausgehen, dass wir selbst existieren und uns selbst nur als "im Raum" vorstellen können, dann sollten wir wohl auch von der Existenz des Raumes ausgehen.
Ja sehr schön, aber bei Dir weiß ich nun nicht so richtig, was Du mit "davon ausgehen können/sollten" meinst. Denn diese Aussage, also die "Annahme" es müsste nun einen Raum existieren, ist doch wohl mehr logisch begründet. Du erkennst es dennoch nun an?
paxito schrieb:nocheinPoet schrieb:Also haben wir nun: Raum, Etwas, Zeit, Veränderung, Gedanken, Ich ...
Und noch ein paar weitere Dinge wie Einzahl/Vielzahl (das ich bedingt ein Du und ein Wir usw.), Relationen zueinander etwa.
Wieso nun ein "wir" und ein "Du"?
paxito schrieb:nocheinPoet schrieb:Würde hier nun behaupten, die Regeln obliegen nicht meinem Denken, sie stehen über mir. Nicht ich bin da, denke, und erschaffe durch mein Denken den Raum, das Etwas, die Zeit, die Veränderung und die Regeln welche die Bewegung ermöglichen und vorgeben.
Und hier trennen sich wieder unsere (geistigen) Wege. Wie oben dargestellt handelt es sich dabei erstmal um a priori Voraussetzungen um überhaupt etwas denken zu können. Um einen Möglichkeitsraum für das Denken zu schaffen. Doch dieser ist - aus meiner Sicht - vollkommen notwendig durch unser Menschsein bestimmt.
Das könntest Du mal konkretisieren, ich sehe hier eine Schleife, also in Deiner Aussage.
Mal gefragt, wenn ich bin und existiere und denke, steht mir es denn dann frei zu denken, könnte ich auch nicht denken? Könnte ich existieren und mal nicht denken? Könnte dann etwas existieren, dass nicht denkt?
Wir gehen doch davon aus, dass - weil "es" denkt - etwas existiert. Egal was, und wir nehmen nun auch mal die Existenz eines Raumes an, in dem "Es" eben denkt. Natürlich gibt es auch Zeit und Veränderung.
Können wir diese Existenz von dem Etwas vom Denken trennen?
Kann erst was existieren und nicht denken und dann anfangen zu denken?
Wie dem auch sei, ich bestreite die Annahme, dass der Raum für das "Es" durch das Denken selber geschaffen wird.
paxito schrieb:Würde eine Intelligenz die auf Pilzen, Insekten oder Maschinen basiert überhaupt zu einem Begriff wie "Ich" kommen? Ich bezweifle das. Aber selbst wenn es sich um eine allgemeine Voraussetzung für (intelligentes) Denken überhaupt handelt, ist es immer noch unentscheidbar ob wir die Welt nun nur so wahrnehmen können - oder ob sie tatsächlich so beschaffen ist. Ob es etwas "außer" uns ist.
Tiere mit einem einsprechenden Gehirn verfügen über eine Selbstwahrnehmung, ein Selbstbewusstsein, ich gehe mal davon aus, dass ein genügend komplexes System ein Selbstbewusstsein entwickelt, ist nur erstmal eine Annahme.
paxito schrieb:Aber ist diese Unsicherheit überhaupt problematisch? Was wir haben ist doch am Ende nur die Welt ebenso wie wir sie denken können, eine andere werden wir nie erfahren. Es gibt nur diese für uns, keine andere. Es ist am Ende völlig unerheblich ob sie "tatsächlich" so ist oder nur in unserer Vorstellung, ob Raum nun Bedingung für unser Denken ist oder Tatsache in der Welt außer uns. Es macht - praktisch - keinen Unterschied.
Ja wie auch immer, und?
paxito schrieb:Warum aber strebst du und streben so viele Menschen danach, Wahrheiten zu finden die außerhalb ihrer selbst liegen, Wahrheiten die nicht nur für sie selbst gelten, sondern immer, überall und unabhängig von jeglicher Existenz?
Warum strebst Du nicht danach?
paxito schrieb:Weil sie glauben wollen. Weil es sie transzendiert, weil es den Menschen über den Menschen erhebt. Es hat etwas tragisch Glorreiches und ich vermute dahinter eine christliche Prägung.
Das ist eine Behauptung, eine Aussage, wie willst Du die falsifizieren können? Du glaubst das doch nur so. Ich bestreite das, ich will nicht glauben, ich will wissen und verstehen. Und ich bestreite da eine christliche Prägung. Und auch vor vielen 1.000 Jahren, lange bevor die Bibel gepinselt wurde, haben Menschen die Welt hinterfragt und wollten sie verstehen. Sie wollten nicht glauben.
paxito schrieb:Das Christentum trägt den Kern für den Glauben an "absolute Wahrheiten" in sich und damit auch den Kern für das was für unsere moderne Weltanschauung und Wissenschaft so maßgeblich ist. Das ist es warum ich das für diesen Thread so relevant halte - am Ende nimmt sich ein Glauben "an die Wissenschaft" nicht viel mit einem Glauben "an den einen wahren Gott".
Heftig, nein, bestreite ich vehement, es gibt keinen Glauben an die Wissenschaft, Du konstruierst Dir hier was und tust so, als wäre es so. Es gibt elementare Unterschiede zwischen der Wissenschaft und der Religion. Das eine hat was mit Wissen zu tun, das andere mit Glauben.
paxito schrieb:nocheinPoet schrieb:Wie geschrieben, man sollte mal etwas näher schauen, wie man Dinge belegen kann, ob es Wahrheiten geben kann, die nicht empirisch belegt sein müssen.
Das ist der Punkt. Aber wir können dies schlecht für die eine Sache annehmen (die Mathematik) aber bei der anderen (der eine wahre Gott) dann wieder fordern.
Gibt ja doch schon Unterschiede, die Existenz der Mathematik steht ja außer Frage. Die von Gott hingegen ist nicht bestätigt.
Ist nun so, es ging hier nicht um die Frage, existiert die Mathematik und existiert Gott, Du stiegst ja bei meiner Aussage ein, die Mathematik würde auch unabhängig von Raum und Zeit und Bewusstsein existieren, sie wäre etwas Übergeordnetes, etwas das immer ist. Und dem gegenüber stand ja nicht die Aussage, das würde so auch für Gott gelten.
Wie geschrieben, die Existenz der Mathematik steht ja nicht infrage, ich habe nur gefragt, was könnte ich alles wegnehmen und die Mathematik würde dennoch bleiben.
Mit Gott geht es so nicht, weil wir die Existenz von Gott ja nicht belegt haben.
Meine Aussage an der Du Dich ja reibst ist eben, ich kann alles aus dem Universum nehmen, sogar Raum und Zeit und die Mathematik würde bleiben. Ja ist schon eine interessante Überlegung, wie das so gehen soll ...
:D
paxito schrieb:Entweder die empirische Erfahrung ist Bedingung für eine sinnvolle Annahme das etwas existiert - oder sie ist es nicht. Ich persönlich halte ein reden über etwas das jenseits der Erfahrung existieren soll für eine inhaltsleere Aussage. Das etwas "ist" bedeutet am Ende, das es in irgendeiner Form erfahren wird oder zumindest erfahren werden kann.
Bleibt ja Dir frei überlassen, andere glauben an Gott und sind gut drauf, sie erkennen da viel Inhalt. Wie anfangs schon geschrieben, ich teile nicht Deine Meinung, man müsste jede Aussage zur Existenz empirisch belegen können, da sie sonst ohne Gehalt wäre.
Und es bringt ja auch nichts, auch Deine Aussage selber schwebt ja frei im Raum und wäre nicht belegbar.
paxito schrieb:Denn schauen wir uns das Gegenteil an, dann würde es Dinge, Ideen, "Sachen" geben können die existieren, ohne das jemals irgendwer auch nur die Möglichkeit besitzt davon Kenntnis zu nehmen.
Ja und wo ist nun das Problem? Gibt wohl auch Stellen des Universums, außerhalb unseres Ereignishorizontes, recht sicher sogar, so Wissenschaft eben, kein Physiker "glaubt" oder behauptet, dahinter existiert nun nichts, weil es für niemanden nicht mal eine theoretische Möglichkeit gibt, davon Kenntnis zu nehmen.
paxito schrieb:Es gibt das große "Schwüglihu" das jenseits aller Erfahrung lauert und die letzte Ursache aller Ursache ist und die Regeln für alle Regeln aufstellt. Niemand kann es sehen, niemand verstehen, niemand erfahren. Klingt das für dich noch nach einer sinnvollen Aussage? Wie willst du derartiges Geschwurbel ausschließen, wenn Existenz unabhängig von Erfahrung möglich sein soll?
Dein "Schwüglihu" steht ja wohl nun für Gott und ich halte das für eine sinnvolle Aussage.
Resümieren wir mal etwas, gegenüber stehen sich Gott und die Mathematik und die Frage deren Existenz, konkreter, deren mögliche unabhängige Existenz von Bewusstsein, Raum und Zeit.
Ich schrieb ja mehrfach, in meiner Vorstellung kann es auf Grund von logischen Überlegungen kein Nichts geben. Es muss immer etwas sein.
Da stellt sich für mich nicht die Frage, ob es eine erste Ursache gab, und nach dem ersten Etwas welche die Regeln aufstellte und aufstellt.
Und es stehen sich gegenüber die Aussagen, Existenz ist ohne etwas möglich, das dieser erfährt und eben, Existenz ist ohne Erfahrung diese nicht möglich. Anscheinend können beide Aussagen nicht falsifiziert werden, sollten für Dich dann beide ohne Wert sein. Offenbar reibst Du Dich aber an meiner mehr als an der Deinen.
paxito schrieb:Ein kurzer Exkurs:nocheinPoet schrieb:Ich bin ein Freund von Nietzsche, oder ich sage mal, ich mag seine Gedanken, bin ganz sicher aber kein Nihilist, im Gegenteil. Wenn man keinen Sinn im Sein sehen mag, gut, aber man könnte den Sinn auch eben im Sein sehen. Ich war wohl so um 14 Jahre alt, als ich durch mein Grübeln das fand, was Nietzsche die Ewige Wiederkunft nennt.
An einem Morgen im frühen Sommer, der Himmel war blau, es war warm, der Duft der Blumen lang berauschend in der Luft, und ich war einfacher voller Freude und ergriffen von dem Moment, dem Sein an sich in diesem Augenblick. Dann erschrak ich bei dem Gedanken, dass all das ja vergänglich wäre, nur im Jetzt sei, für immer wohl verloren gehen würde und fragt mich, worin denn dann nur der Sinn liegen könnte.
Und dann ohne weiter Überlegung durchströmte mich ein Gedanke fast wie eine fremde Stimme, der da war, nichts geht verloren, nicht kann verloren gehen, wohin sollte es verloren gehen, wie sollte das was ist denn nicht mehr sein können. Ja es war ein Gefühl, eine Wahrheit, eine Erkenntnis, welche ich nach so vielen Jahren nur schwerlich in passende Worte kleiden kann.
Hm, dann ist die ewige Wiederkunft für dich aber etwas völlig anderes als es Nietzsche sah.
Nun ja, der eine mag es, der andere nicht.
paxito schrieb:Für Nietzsche ist die ewige Wiederkehr etwas das jeden Sinn negiert:„Denken wir den Gedanken in seiner furchtbarsten Form: das Dasein, so wie es ist, ohne Sinn und Ziel, aber unvermeidlich wiederkehrend, ohne ein Finale ins Nichts: »die ewige Wiederkehr«. Das ist die extreme Form des Nihilismus: das Nichts (das »Sinnlose«) ewig!“
Quelle: Wikipedia: Nihilismus#Nietzsche
Und mehr noch ist dieser Gedanke - die ewige Wiederkehr - etwas das Nietzsche höchst entzückt hat, das für seine Philosophie jedoch im Grunde ohne Bedeutung ist.
Tja der gute Nietzsche. Ich habe mich ja auch lange gefragt, was könnte den ein Sinn überhaut sein, was wäre das der Sinn?
Offenbar streben wir im Leben bestimmte Ziele an, materiell, spirituell und was auch immer. Tolle Frau, viele Kinder, viel Geld, guten Job, geliebt zu werden, tollen Sex, großes Auto, Glück und Befriedigung alle unserer Sinne und Bedürfnisse.
Wir haben also Ziele, die wir erreichen wollen, was wäre wenn wir sie alle erreichen, alle erreicht haben?
Wir hätten den optimalsten Zustand gefunden, jedes unserer Atom ist an der perfekten Stelle, auch alle Atome in unserer Umgebung haben den besten Ort gefunden. Wir haben das Universum aufgeräumt, alles ist wie es sein sollte.
Jede Veränderung würde nun das Optimum zerstören, wir erfahren das beste Gefühl, denken den tollsten Gedanken, alles ist mal so richtig geil gut. Und dann? Ist es der Sinn dieses Ziel zu erreichen? Oder zu versuchen dieses Ziel zu erreichen?
Wenn ich sage, in allem Sein liegt kein Sinn, impliziere ich doch, es muss einen solchen geben. Wäre das eben nicht ein Ziel? Was soll das sein, ein Sinn? Was ist sinnvoll und was nicht?
Wenn mich der Gedanke der ewigen Wiederkehr erschreckt, oder traurig macht, oder ich was destruktives darin fühle, weil im Sein selber ja kein Sinn zu liegen scheint, da es ewig wiederkehrt, warum könnte ich es nicht auch genauso andersherum erfahren?
Wenn ich schon nach einem Sinn suchen muss, warum auch immer, warum kann er nicht im Sein selber liegen, im Hier und Jetzt? In der Erfahrung eines jeden Augenblickes?
Weiß nicht ob Du es gelesen hast, habe hier mal was geschrieben, ich schreibe es eben noch mal kurz ...
Ich habe Bilder auf meinem Rechner, von Verwandten, Katzen, die nun nicht mehr sind, von schönen Tagen, und ich habe viele Dinge die mir lieb und wichtig sind. Und es gibt Kunst und tolle Musik, sollte alles doch nie nicht verloren gehen, Menschen bauen dafür Museen. Stellen wir uns vor, es gibt und Menschen noch in einer Million Jahren, man was haben wir an Bücher und Musik und Kunst geschaffen, alles müssen wir sichern, für die Nachwelt bewahren, die Welt selbst wird immer mehr zu einem einzigen Museum.
Was ist dann in einer Milliarde Jahre?
Und was wenn die Zeit endlos ist?
Und wenn es neben uns noch viele andere Zivilisationen gibt, die Museen bauen?
Zwangsläufig, wenn es genug Zeit gibt, würden wir jedes freie Atom des Universums benutzen um die Dinge zu formen, die uns lieb und wichtig sind, das ganze Universum würde ein einiges Museum, und wir hätten keine Atome mehr frei.
Ich mag traurig sein, denn meine Gedanken können verloren gehen.
Offensichtlich können wir nicht alles retten und aufbewahren.
Nun könntest Du einwenden, ich schrieb doch gerade erst, ich hätte die Erkenntnis gehabt, nichts kann verloren gehen ...
Ja, auch das ist wahr, aber nicht in dem Sinne, dass man es in Raum und Zeit mit Materie speichert.
Da kommen wir wieder zur Frage nach dem Sinn, warum kann der Tanz der Dinge nicht der Sinn selber sein?
paxito schrieb:Das ausgerechnet das dich bei Nietzsche anspricht, das du darin sogar einen tiefen Sinn, eine tiefe Wahrheit gefunden hast - es lässt mich immer wieder erstaunt zurück.
Tja, was soll ich dazu nun sagen, ist wie es ist.
:D
paxito schrieb:Da lehnt jemand jede absolute Wahrheit ob, ob moralisch oder in der Frage der erkennbaren Tatsachen und schafft es trotzdem eine konsistente Weltanschauung zu entwickeln. Und dann ziehst du aus seinem Werk eine absolute Wahrheit?
Warum denn nicht?
paxito schrieb:Mein ganzes Denken ist zutiefst von Nietzsche (und vielen anderen) geprägt, gerade deshalb stutze ich die Wahrheit immer wieder auf ein erträgliches, ein menschliches Maß zurück. Auf mein Maß.
Nun, ja, ich sehe wohl im Sein selber den Sinn, wenn es denn einen braucht.
paxito schrieb:nocheinPoet schrieb:Und will mal frech behaupten, das wäre eine Wahrheit, die unabhängig existiert und wahr ist. Die Frage ist wieder, kann man das belegen, beweisen, falsifizieren und kann die Aussage wahr ein und existieren, unabhängig von einem der sie denkt?
Ich weiß es nicht. Ich kann es mir nicht vorstellen. Aber ich bringe auch hier ein Nietzsche Zitat:
Nicht der Zweifel, die Gewissheit ist das, was wahnsinnig macht …
Quelle:
https://www.aphorismen.de/zitat/110022Man hat es eben nicht immer leicht ...