phenomena schrieb:Ich stelle auch selber möglichst ungern Thesen hin sondern bevorzuge es, Schwachstellen von Thesen heraus zu arbeiten.
Hier hast Du aber Thesen hingestellt, und statt des Herausarbeitens von Schwachstellen in meiner Gegendarstellung verlegst Du Dich auf ein umfangreiches Eingehen auf meine Person, Absichten udgl.
Nochmals: Geh inhaltlich auf meine Ausführungen ein. Das Bedienen der Personalschiene kann in einer konträren Sachdiskussion nur Bonus sein, nicht aber Argumente-Ersatz.
phenomena schrieb:Du greifst hier z.B. auf eine Urkundenhypothese zurück.
Die Urkunden-Hypothese ist fraglich, die Priesterschrift als einheitliche Textgruppe ist es nicht.
phenomena schrieb:Anstatt dich auf konkrete Quellen dazu zu berufen
Weil ich selbst zu Sprache und Stil, Themen und Theologie der Priesterschrift udgl. forsche. Einiges dazu findest Du z.B. hier:
Jahwistischer versus elohistischer Schöpfungsbericht (Beitrag von perttivalkonen)Wenn Dir das nicht reicht, hier:
Die Zeugen Jehovas (Seite 1760) (Beitrag von perttivalkonen) gibts noch mehr.
Aber selbst hier, in dieser Diskussion, setz ich nicht einfach nur "dis is priesterschriftlich, dis mußte glauben, weil ich es sag" hin, sondern ich zeige die entsprechenden Merkmale auch auf. Du kannst es doch selber nachprüfen, ob es in den Textzusammenhängen in 1.Mose, in denen das Lebensalter einer Person bei Aktion X oder die Gesamtlebensdauer angegeben wird, der Gottesname fehlt. Wenn das ständig miteinander koreliert, dann äußert sich hier die Hand eines spezifischen Verfassers, der sich von anderen Verfassern von 1.Mose-Texten unterscheidet, die weder an Lebensalterangaben noch an der Vermeidung des Gottesnamens interessiert sind. Genauso kannst Du es prüfen, daß dort, wo in 1.Mose von Opfer, von Altar oder Priester die Rede ist, zumneist auch von JHWH die Rede ist. Das denk ich mir nicht aus, das hab ich nicht aus ner Quelle übernommen, das finde ich in den Bibeltexten selber.
phenomena schrieb:In einem gewissen akademischen Mileau mag ein Bekenntnis zu so einer Denkschule erforderlich sein, aber nicht hier in diesem Forum.
Deswegen fordere ich Dich ja auch zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung auf. Deine Unterstellungen, ich würde hier Denkrichtungen odgl. voraussetzen bzw. einfordern, kannst Du Dir sparen. Du liegst damit grundfalsch, nachweisbar.
phenomena schrieb:Ich habe dich übrigens hier gar nicht zuerst angesprochen, als hätte ich mich mit dir anlegen wollen. Du bist mir ins Wort gefallen.
Würd ich zwar anders formulieren, aber ja, so in etwa kommts hin. Ich habe also exakt dasselbe gemacht wie Du mit diesem Beitrag:
Beitrag von phenomena (Seite 2) Ich bin wie Du in eine laufende Diskussion eingestiegen und habe meinen Einspruch angebracht.
Wieso ist es denn jetzt für Dich wichtig, ob ich Dich angesprochen habe oder Du mich? Hab ich was anderes behauptet? Ändert das irgendwas an den hier vorgebrachten Einwänden, Argumenten oder so?
phenomena schrieb:perttivalkonen schrieb:
Auch für das Judentum in hellenistischer Zeit ist solch ein Wandel des Denkens bezeugt.
Ja weiss ich.
Nein, das wußtest Du nicht, denn immerhin hast Du Philon und Josephus mit deren Fragestellungen als Beleg dafür angebracht, daß solche Fragestellungen auch in noch früherer Zeit, quasi auf der Ebene der Entstehung jener AT-Texte, zu erwarten gewesen wären.
phenomena schrieb:Davon ausgehend darf man doch nicht verallgemeinern, als hätte es nur noch und überall diese Verwandlung gegeben.
Aber gerade im Bereich der Historisierung, ich hab das ja mit Beispielen angezeigt. Das Judentum (und auch das Christentum) hat ab dem Hellenismus zahlreiche Schriften hervorgebracht, die sich mit dem biblischen Überlieferungsgut befassen und just solche historisierenden Fragen gestellt und zu beantworten gesucht. So benennt etwa das Jubiläenbuch auch die Namen der Ehefrauen der biblischen Vorväter, oder die Syrische Schatzhöhle zeigt auf, daß auch die Frauen von Noah und seinen drei Söhnen kein kainitisches Blut über die Sintflut hinweg retteten. Und im Henochbuch werden die verschiedenen Engel, Göttersöhne, Cherubim und Seraphim, die himmlischen Heerscharen in ein wohlgeordnetes System gebracht. Alles hübsch Systematisiert, kategorisiert, vereinheitlicht, historisiert, harmonisiert, in Ordnung gebracht. Die älteren biblischen Texte halten ihre Widersprüche und Inkongruenzen zueinander aus, ja leben sogar genau davon.
Ich argumentiere nicht, wie Du es da gerade implizierst: weil es mit dem Hellenismus eine kulturelle Zäsur gab, kann es das ab hier begegnende Denken vorher nicht gegeben haben. Genau anders herum habe ich argumentiert: In älteren Texten begegnen bestimmte Fragestellungen schlicht nicht, ab dem Hellenismus hingegen tauchen diese zahlreich auf. Das rechtfertigt, von einer Zäsur, von einem Wandel des mythologischen Denkens, von neuen Blickrichtungen und Fragestellungen zu sprechen.
Was Du dann zu NT, Josephus und Philon schreibst, führt schlicht an der Sache vorbei. Ich sage nicht, daß alles und jeder gleich durch und durch hellenistisch geprägt zu sein habe. Und nebenbei, nur weil ein Josephus behauptet, seine Darstellung sei traditionell jüdisch, heißt das nicht, daß diese es auch sei. Die LXX-Wiedergabe der Nephilim als Giganten ist zum Beispiel durchaus eine Neuerung aus hellenistischer Zeit, eine Harmonisierung. Denn nur bestimmte Nephilim in Kanaan in der Frühzeit Israels gelten als riesig, und zwar die Enakiter. Diese sind freilich keine Nachkommen der vorsintflutlichen Nephilim, und über deren Körpermaße ist nichts zu erfahren. Hier wird harmonisiert, generalisiert, spekuliert. Traditionell jüdisch ist dies nur insofern, als daß auch der Hellenismus jüdische traditionelle Vorstellungen hervorbrachte.
phenomena schrieb:Diese unterschiedlichen Werke stehen aber nicht in einem gemeinsamen Kontext, sondern in ihrem Ursprung nebeneinander. Sie kommen nicht aus dem selben Mileu, nur weil sie jüdischer Herkunft waren. Nicht umsonst gibt es den hebräischen Kanon.
Das Christentum hatte aber den Kanon der Septuaginta. Erst Luther reduzierte diesen auf den hebräischen Kanon. In Äthiopien gehört das Henochbuch zur Bibel.
phenomena schrieb:Und auch im NT bezieht man sich nicht auf das Buch Henoch, sondern sehr viel wahrscheinlicher ist, dass der Anfang des Buches Henoch um die Aussage im NT aus dem Judas Brief aufgebaut wurde, denn von den Anfangspassagen gibt es im Aramäischen nur Artefakte deren Entstehungszeit zudem auch nur paläografisch und nicht radiometrisch ermittelt ist. Erst die späteren griechischen und äthiopischen Fassungen bieten einen vollständigen Text, was aber nicht heisst, dass sie 1zu1 nur übersetzt wurden aus einer vorchristlichen Überlieferung ; viel mehr hat man sie hier motiviert durch eine Erklärungsnot bezüglich des Judasbriefes erst erschaffen. Zugegeben, das ist eine These von mir, aber ich stelle sie auch nicht als beweisbar dar.
Wohl aber stellst Du sie als Tatsache dar, bestreitest es schließlich mit dem ersten Teilsatz ausdrücklich, daß es anders gewesen sein könnte. (Das "sehr viel wahrscheinlicher" im zweiten Teilsatz ist damit auch nur rhetorische Makulatur.)
Na jedenfalls würde ich an Deiner Stelle nicht damit argumentieren, daß es vom Henochbuch erst aus späterer Zeit vollständige(re) Texte gibt. Der älteste Textbeleg für den Jakobusbrief findet sich im Papyrus Oxyrhynchos 1171 sowie im Papyrus Oxyrhynchos 1229 aus dem 3.Jh, aber da finden sich nur 2,19 bis 3,9 bzw. 1,10-12.15-18. Müssen wir jetzt davon ausgehen, daß der später erst bezeugte vollständige Jakobusbrief erst irgendwann ab dem 3.Jh. geschrieben wurde - und daß es nicht mal die frühen Passagen vor dem 3.Jh. noch nicht gab?
Vor allem kommt der Bezug zum Henochbuch im Judasbrief vor, nicht im Jakobusbrief: aber auch vom Judasbrief gibt es bis zum Papyrus Bodmer VII-VIII (womöglich 3. genauso gut aber auch 4.Jh.) nicht ein einziges Textfragment.
Vor allem aber läßt sich erkennen, wer hier wen aufgreift. Die Sieben ist ja nicht irgendeine Zahl, sondern eine, die wenn sie in der Bibel vorkommt, oft "symbolisch aufgeladen" ist. Und auch hier, bei der Formulierung, Henoch sei der siebte von Adam an, bemerkt man die Bedeutsamkeit der Sieben. Doch findet sich abgesehen von dieser Erwähnung ansonsten keine Zahl bei Jakobus. (Die "Tausende" im selben Vers meint keine Zahl, sondern eine kriegerische Einheit, die "Tausendschaft".) Dennoch hat dieses "der siebte von Adam" einen symbolischen Wert. Zudem einen gekünstelten, denn Henoch ist nun mal die achte Generation; erst indem man Adam außen vor läßt, rechnet man sich den Henoch hübsch. Wieso sollte Jakobus das tun, wo er doch an solcher Zahlenmystik ansonsten gar nicht interessiert ist? Einen Sinn ergibt das nur, wenn die Rede von Henoch als dem Siebten von Adam her eine dem Jakobus bereits vorgegebene Ausdrucksweise ist.
Anders bei Henoch. Im Henochbuch findet sich die Zahl Sieben, auch siebter und siebzig, insgesamt 42 mal in symbolischer Bedeutsamkeit (Belege wie "am Xten Tag im siebten Monat" oder " der erste, zweite... siebte..." nicht mitgerechnet). Interessanterweise ist selbst 42 durch sieben teilbar. Und auch nicht allein die Sieben, auch die Drei (auch dritter, 30, 3000, jedoch wie oben "erster, zweiter, dritter..." nicht mitberücksichtigt) kommt häufig vor, und zwar sogar siebzig mal (wieder durch sieben teilbar). Selbst die Zwölf kommt (wieder nur in bedeutungsvollen Belegen) mehrfach vor, und zwar - Überraschung!!! - zwölf mal. Sogar die Belegsummen 42 und 70 sind z.B. in der Bibel symbolisch aufgeladene Zahlen, nicht nur ihr Teiler 7.
Mit anderen Worten, der Verfasser des Henochbuches ist eindeutig ein "Zahlenfetischist": Wenn der nun - mit etwas Mühe - den Henoch als behaupteten Verfasser zu einem Siebten erklärt, dann paßt dies völlig zu seinem auch sonst erkennbaren Anliegen, bei bedeutsamen Objekten, Ereignissen irgendne Zählung mit dem Ergebnis einer Drei, Sieben oder Zwölf hinzubekommen.
phenomena schrieb:Viel mehr ist das eine Alternative zu der Ansicht, dass Judas sich auf eine konkrete schriftlich überlieferte Vorlage bezog
Nicht wirklich. Daß das mit dem "siebten ab Adam" nicht von Jakobus stammt, sondern ihm schon vorgegeben und bekannt war, ist man sicher. Gerne kannst Du Dir denken, daß jemand anderes sich diese krumme Rechnung ausgedacht hat, um auf Deibelkommraus bei der Sieben anzukommen. Aber an Belegen gibt es halt nur Jakobusbrief und Henochbuch. Und da dies als Erfindung des Henochbuchschreibers wie Hammer auf Fingernagel )oder Faust auf Auge) passen würde, gibt es keinen Anlaß, ihm die Urheberschaft abzusprechen. Einen mysteriösen Dritten als Urheber zu behaupten wäre blanke, haltlose Spekulation.
Und nebenbei, wo die paläographische Datierung auf genaue Aussagen kommt, ist sie durchaus verläßlich. Mithilfe der Paläographie lassen sich sogar Fälschungen auf dem Antikenmarkt entlarven.
phenomena schrieb:perttivalkonen schrieb:
Hä? Ich mein: HÄÄÄÄÄHH????
War klar, dass du das nicht verstehst, weil es ja von mir kommt.
Doch nicht, weil es von Dir kommt. Sondern weil es schlicht Unsinn ist, die Veranschlagung eines Tabus damit zu begründen, daß ein Tabu gar nicht belegt ist.
Zur Erinnerung:
phenomena schrieb:Dass diese Frage aber nicht gestellt wird, basiert auf einem nachträglich institutionalisiertem Tabu, [nicht aber liegt das in der Natur des Menschen oder am Charakter antiker orientalischer Völker.]
perttivalkonen schrieb:Ach, und das weißt Du woher?
phenomena schrieb:Weil der Text selber eine Tabuisierung nicht hergibt.
Mir ist schon klar, daß Du das "nachträglich" meinst. Aber ich fragte nun mal nicht nach Deinem Wissen um das Nachträglich des Tabus, sondern nach Deinem Wissen um das, was ich da von Dir zitiert hatte. Also den ganzen Satz aus dem ersten der drei Zitate hier drüber. Und da bleibt meine Reaktion schlicht "Häää?"
phenomena schrieb:Wieso reagierst du nicht entsprechend auf die Urkundenhypothese ?
Ähm, weil Du das mit der Urkundenhypothese erst in dem Beitrag gebracht hast, in dem Du jetzt diese seltsame Frage stellst? Weiter oben bin idh denn auch prompt darauf eingegangen, nicht wahr?
phenomena schrieb:Die basiert ja schließlich auch nicht auf Exegese.
Doch. Es
wurde geschlossen, dass der Pentateuch aus zwei Quellen, oder Urkunden, entstanden sein müsse, die miteinander kombiniert worden waren (sog. [ältere] Urkundenhypothese). Die dieser These zugrundeliegende exegetische Methode ist die der Literarkritik, der es darum geht, von der vorliegenden Gestalt der Texte ausgehend ihre schriftlichen Vorstufen bis hin zur Erstverschriftung des ältesten Textteils zu erhellen.
https://www.bibelwissenschaft.de/bibelkunde/themenkapitel-at/entstehung-des-pentateuch/Die exegetische Methode der Neueren Urkundenhypothese vom frühen 20.Jh. war dann die redaktionsgeschichtliche. Aber nicht nur. In oben verlinktem Artikel heißt es auch:
Diese Hypothese wurde in der folgenden Zeit verfeinert durch die Ergebnisse der Formgeschichte und Traditionsgeschichte, die nach den vorschriftlichen Vorstufen und Prägungen von Texten fragte.
Siehe auch:
https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/pentateuchforschung/ch/5a384fc408e66ba72c5a820b7a70fa56/phenomena schrieb:Schon wieder generalisierst du. Ja, Lilith und andere Mythen aus der jüdischen Welt wollten Antworten auf Fragen geben.
Wo generalisiere ich da? Ich verweise darauf und bringe Beispiele dafür, daß bestimmte Fragestellungen erst ab der hellenistischen Zeit begegnen. Zu deutsch, ich bezioehe mich auf echte Fakten.
phenomena schrieb:Aber wer gab sie wem ? Ein Tempelpriester hätte sich niemals darauf berufen.
Und woher weißt Du diese "Tatsache" jetzt wieder? (Ähm, gemeint ist der zweite Satz. Im Ganzen.) Und was willst Du damit überhaupt besagen?
phenomena schrieb:Das Problem ist auch, dass wenn eine mögliche Erklärung, die sich jemand einfach nur so ausdenkt, schriftlich fixiert wird, dadurch im Laufe der Zeit der Überlieferung einen Charakter von Autorität bekommen kann in dem Milieu, wo sie überliefert wird.
Auch das ist völlig losgelöst von der Tatsache, daß diese Art von Fragestellungen bzw. Antwortversuchen schlicht erst ab Texten der hellenistischen Zeit begegnen.
phenomena schrieb:Das Problem muss natürlich auch bei den Texten des AT mitgedacht werden, darf aber nicht in den Rang einer einzig gültigen Erklärung erhoben werden. Es ist aber nachvollziehbar, dass konkurriende Gruppen das immer als Gegenargument für die jeweiligen Gegner heranziehen werden, um deren Vorhandensein zu diskreditieren.
Ehrlich, ich komm grad aus dem "Häääää??" nicht mehr heraus. Auch das tut doch nichts zur Sache. Dennoch werden an biblische Überlieferungen erst Jahrhunderte nach ihrer Abfassung (und altersbedingter Autorisierung) bestimmte Fragen gestellt und Antwortversuche gebildet.
phenomena schrieb:perttivalkonen schrieb:
Ich hab nicht gesehen, daß Du was anderes als das Erstvateralter kritisch angesprochen hättest.
Das liegt aber definitiv nicht an mir ;)
Aber aufzeigen kannst Du es nicht, daß ich da nur was übersehen hätte. In welchem Beitrag haste denn das Gesamtlebensalter thematisiert?
T.Rick schrieb:Unsere durchschnittliche längere Lebenserwartung hängt auch zusammen mit der viel längeren Kindheitsphase, wer länger lebt wird oft später erst erwachsen.
phenomena schrieb:Das weiss ja der Körper nicht im voraus, wie lange er leben wird. Es ist ja nicht klar, ob eine längere Lebenserwartung dem Menschen einprogrammiert war, oder ob sie einfach durch günstigere Umwelt- und Lebensbedingungen begünstigt war.
perttivalkonen schrieb:Ähm, doch, beides wissen wir. Wir kennen die Geschichte mit den Telomeren und den Regenerationszahlen für diverse Körperzelltypen. Und wir können es sogar beobachten, welche mittleren Lebensalter unter welchen Bedingungen erreicht werden können.
Und nun Dein:
phenomena schrieb:Ich beziehe mich nur auf die Informationen aus dem AT. Ich räume aber ein, dass mir da was entgangen sein kann.
Es geht zwar um die Frage nach den hohen biblischen Lebensalterangaben, aber T.Rick sprach nicht davon, was in der Bibel steht, sondern wie sich das mit der Lebenserwartung im echten Leben verhält. Und auch in Deiner Antwort steckt Null Hinweis, daß Du von Informationen aus der Bibel sprichst, und der erste Satz ("das weiss ja der Körper nicht...") spricht sogar deutlich dagegen. Und dafür, daß Du da ebenfalls von dem Istzustand in der Welt redest, nicht von biblischen Äußerungen.
Die Bibel spricht sowieso nicht von einem Erbgut und der darin codierten "Programmierung" z.B. der Lebensspanne. Immerhin könnte man ja 1.Mose6,3 in diesem Sinne verstehen, daß Gott die Lebensspanne auf 120 runtersetzt, sodaß man sagen könnte, ok, mit unserem heutigen Wissen muß das mit der früher höheren Lebensdauer also biblisch als andere Erbgutcodierung verstanden werden.
Wie auch immer, in dem Sinne eines "Ich beziehe mich nur auf die Informationen aus dem AT" hättest Du jedenfalls an T.Rick vorbeigeredet.
phenomena schrieb:In diesem Fall gehe ich aber wirklich davon aus, dass sich Menschen damaliger Zeiten solche Fragen gewiss nicht gestellt haben. Aber vielleicht unterschätze ich sie auch. Wissen tu ich weder das eine noch das andere.
Also der Abraham, der wundert sich jedenfalls in 1.Mose17,17, daß er mit hundert Lenzen und sein Ehegespons, die Sara, mit neunzig, noch ein Kind gebären solle. Für ihn waren Kinder in der Nähe der Hundert (oder gar drüber) nichts, mit dem man zu seinen Zeiten rechnen könne. Ein Kapitel später wundert sich dann nochmals die Sara darüber. Und Gott sagt nicht etwa "ach, das ist voll normaal", sondern "Sollte für den HERRN eine Sache zu wunderbar sein?" Zu deutsch "was bei den Menschen unmöglich ist, ist bei Gott möglich".
Also spätestens seit Abraham gehen Menschen davon aus, daß so ein hohes Alter in der normalen Menschenwelt nicht mehr zum Kinderkriegen taugt. Da mußt Du niemanden unterschätzen.
Ach ja, nicht daß Du jetzt sagst "Hey, da stelt ja doch wer die Frage!" Abram wundert sich nur für sich und seine Zeit, seine Lebenswelt. Nicht bezogen auf die Vorzeit. Das kann man da nicht reinlesen. Die Vateralter der nachsintflutlich geborenen Vorväter von Sems Sohn bis Abrams Vater in 1.Mose11 liegt deutlich unterhalb der hundert, zuallermeist zwischen 29 und 35.