Wenn, dann gibt es einen sog. jahwistischen Schöpfungsbericht (1.Mose2, ab Vers 4b; Kap. 3 ist zwar nicht mehr Schöpfungsbericht, gehört aber noch dazu) und einen priesterschriftlichen Schöpfungsbericht (1.Mose1,1 bis 2,4a).
Schon im 18.Jh. erkannte man, daß bestimmte Texte in den Mosebüchern miteinander in Beziehung standen, nicht aber mit weiteren Texten. Vor allem fand man so Texteinheiten, die geradezu ein eigenständiges "Geschichtswerk" bildeten, eine Darstellung von der Schöpfung an bis mindestens zum Auszug Israels aus Ägypten. Die eine Einheit nannte man die "Priesterschrift", die andere das "jahwistische Geschichtswerk".
Sprachlich unterscheiden beide sich, aber auch theologisch. So ist das Vorkommen des Gottesnamens typisch für den "Jahwisten", wohingegen in der Priesterschrift der Gottesname konsequent vermieden wird, und zwar bis zur Offenbarung des Gottesnamens am Sinai. Auch Opfer und Kult gibt es in priesterschriftlichen Texten nicht vor ihrer Einführung am Sinai, wohingegen in jahwistischen Texten Opfer schon bei Kain und Abel vorkommen, bei Hiob sowie bei den Erzvätern. Ebenso typisch für priesterschriftliche Texte ist der Hang zu Ordnung, Kategorisierung und Zahlen. Selbst bestimmte Vokabeln sind typisch für die Priesterschrift wie Fleisch, Odem, Wimmeln uvam. Oder Bund, was zugleich auch Ausdruck eines theologischen Anliegens ist (Bund mit Noah, Bund mit Abraham, Bund mit Israel).
Bei den jahwistischen Texten findet sich eine größere Vielfalt, keine durchgängige Theologie oder Vokabelbevorzugung. Mittlerweile geht man allgemein kaum mehr von einer so einheitlichen Verfasserschaft aus wie bei der Priesterschrift, vielleicht noch von einer Art Endredaktion von recht disparatem Material unterschiedlicher Herkunft.
Im Laufe der Forschung fand man weitere "Quellen", so den "Elohisten" sowie den Deuteronomisten. Texte, die elohistisch genannt werden können, finden sich jedoch nur sporadisch, und auch hier lassen sich keine wirklich einheitlichen Merkmale ausmachen. Der Deuteronomist ist schon eher "echt", es handelt sich um die Verfasserschaft des Deuteronomiums, also von 5.Mose. Hier findet sich eine sehr markante Sprache mit typischen Vokabeln und Wendungen und einer sehr deutlichen Theologie. Hier stehen allerdings mehrere Auctoren dahinter. Zum einen gibt es den Verfasser bzw. Zusammensteller des Gesetzes-Kerns des Buches (Kap.12-26), zum anderen den Verfasser des restlichen 5.Mose, schließlich mehrere Verfasser bzw. Redaktoren der Bücher Josua, Richter, 1.+2. Samuel und 1.+2. Könige. Auch im Buch Jeremia und Hesekiel finden sich deuteronomistische Passagen, ebenso in weiteren Schriften. Die Deuteronomistik ist schon eine ganze "Schule", wenn nicht gar Strömung, da sie eine ganze Epoche prägte.
Für die ersten Mosebücher aber bleiben eigentlich nur bzw. hauptsächlich Priesterschrift und "Jahwist". Typisch priesterschriftlich ist am Schöpfungsbericht das Fehlen des Gottesnamens, die vielen Kategorisierungen und Benennungen, etwa das Siebentagesschema, die Objektkategorien Trockenes-Feuchtes (3. Tag, erste Schöpfung), obere-untere Wasser (2. Tag), Pflanzen als Gras-Samenkraut-Fruchtbäume (3. Tag, zweite Schöpfung), Landtiere als Vieh-Kriechgetier-Feldgetier (6. Tag, erste Schöpfung), Nichtlandtiere als Wassergewimmel und Vögel des Himmels (5. Tag).
Um mal zu verdeutlichen, wie sich die priesterschriftlichen Merkmale durchziehen, nehm ich mal den Sintflutbericht. Der besteht nämlich aus zwei ehemals separaten Einzelberichten, der eine "jahwistisch", der andere priesterschriftlich. Ich hab sie mal getrennt. Erst der "jahwistische":
(6,5) Und der HERR sah, daß die Bosheit des Menschen auf der Erde groß war und alles Sinnen der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag. (6) Und es reute den HERRN, daß er den Menschen auf der Erde gemacht hatte, und es bekümmerte ihn in sein Herz hinein. (7) Und der HERR sprach: Ich will den Menschen, den ich geschaffen habe, von der Fläche des Erdbodens auslöschen, vom Menschen bis zum Vieh, bis zu den kriechenden Tieren und bis zu den Vögeln des Himmels; denn es reut mich, daß ich sie gemacht habe. (8) Noah aber fand Gunst in den Augen des HERRN.
(7,1) Und der HERR sprach zu Noah: Geh in die Arche, du und dein ganzes Haus; denn dich habe ich gerecht vor mir erfunden in dieser Generation. (2) Von allem reinen Vieh sollst du je sieben zu dir nehmen, ein Männchen und sein Weibchen; und von dem Vieh, das nicht rein ist, [je] zwei, ein Männchen und sein Weibchen; (3) auch von den Vögeln des Himmels je sieben, ein Männliches und ein Weibliches: um Nachwuchs am Leben zu erhalten auf der Fläche der ganzen Erde! (4) Denn noch sieben Tage, dann lasse ich auf die Erde regnen vierzig Tage und vierzig Nächte lang und lösche von der Fläche des Erdbodens alles Bestehende aus, das ich gemacht habe. – (5) Und Noah tat nach allem, was der HERR ihm geboten hatte.
(7,8) Von dem reinen Vieh und von dem Vieh, das nicht rein ist, und von den Vögeln und von dem, was auf dem Erdboden kriecht, (9a) kamen je zwei zu Noah in die Arche, ein Männliches und ein Weibliches,
(7,10) Und es geschah nach sieben Tagen, da kamen die Wasser der Flut über die Erde.
(7,12) Und der Regen fiel auf die Erde vierzig Tage und vierzig Nächte lang.
(7,16b) Und der HERR schloß hinter ihm zu. (17) Und die Flut kam vierzig Tage lang über die Erde. Und die Wasser wuchsen und hoben die Arche empor, so daß sie sich über die Erde erhob. (18) Und die Wasser schwollen an und wuchsen gewaltig auf der Erde; und die Arche fuhr auf der Fläche der Wasser.
(7,23) So löschte er alles Bestehende aus, das auf der Fläche des Erdbodens war, vom Menschen bis zum Vieh, bis zu den kriechenden Tieren und bis zu den Vögeln des Himmels; und sie wurden von der Erde ausgelöscht. Nur Noah blieb übrig und das, was mit ihm in der Arche war.
(8,2b) Und der Regen vom Himmel her wurde zurückgehalten. (3a) Und die Wasser verliefen sich von der Erde, allmählich zurückgehend.
(8,6) Und es geschah am Ende von vierzig Tagen, da öffnete Noah das Fenster der Arche, das er gemacht hatte, und ließ den Raben hinaus; (7) und der flog aus, hin und her, bis das Wasser von der Erde vertrocknet war. (8) Und er ließ die Taube von sich hinaus, um zu sehen, ob die Wasser weniger geworden seien auf der Fläche des Erdbodens; (9) aber die Taube fand keinen Ruheplatz für ihren Fuß und kehrte zu ihm in die Arche zurück; denn [noch] war Wasser auf der Fläche der ganzen Erde; da streckte er seine Hand aus, nahm sie und holte sie zu sich in die Arche. (10) Und er wartete noch sieben weitere Tage, dann ließ er die Taube noch einmal aus der Arche; (11) und die Taube kam um die Abendzeit zu ihm [zurück], und siehe, ein frisches Olivenblatt war in ihrem Schnabel. Da erkannte Noah, daß die Wasser auf der Erde weniger geworden waren. (12) Und er wartete noch weitere sieben Tage und ließ die Taube hinaus; da kehrte sie nicht mehr wieder zu ihm zurück.
(8,13b) Und Noah entfernte das Dach von der Arche und sah: und siehe, die Fläche des Erdbodens war trocken.
(8,20) Und Noah baute dem HERRN einen Altar; und er nahm von allem reinen Vieh und von allen reinen Vögeln und opferte Brandopfer auf dem Altar. (21) Und der HERR roch den wohlgefälligen Geruch, und der HERR sprach in seinem Herzen: Nicht noch einmal will ich den Erdboden verfluchen um des Menschen willen; denn das Sinnen des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an; und nicht noch einmal will ich alles Lebendige schlagen, wie ich getan habe. (22) Von nun an, alle Tage der Erde, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.
Hier kommt der Gottesname vor. Es gibt Opfer sowie eine kultische Unterscheidung zwischen reinen und unreinen Tieren. Die Familie Noahs wird einfach nur sein "Haus" genannt. es ist von der Bosheit der Menschen die Rede. Auch wird mehrfach von der Fläche des Erdbodens / des Wassers gesprochen statt einfach nur von Erdboden und Wasser. Die Flut dauert 40 Tage, ebenso sas anschließende Zurückweichen der Wasser. Neben der 40 liebt der Text auch noch die Zahl 7 (Zeiteinheit und Tierzahl der reinen Tiere).
Und nun der priesterliche Sintflutbericht.
(6,9) Dies ist die Geschlechterfolge Noahs: Noah war ein gerechter Mann, untadelig war er unter seinen Zeitgenossen; Noah lebte mit Gott. (10) Und Noah zeugte drei Söhne: Sem, Ham und Jafet. (11) Die Erde aber war verdorben vor Gott, und die Erde war erfüllt mit Gewalttat. (12) Und Gott sah die Erde, und siehe, sie war verdorben; denn alles Fleisch hatte seinen Weg verdorben auf Erden. (13) Da sprach Gott zu Noah: Das Ende alles Fleisches ist vor mich gekommen; denn die Erde ist durch sie erfüllt von Gewalttat; und siehe, ich will sie verderben mit der Erde.
(6,14) Mache dir eine Arche aus Goferholz; mit Zellen sollst du die Arche machen und sie von innen und von außen mit Pech verpichen! (15) Und so sollst du sie machen: Dreihundert Ellen [sei] die Länge der Arche, fünfzig Ellen ihre Breite und dreißig Ellen ihre Höhe. (16) Ein Dach sollst du der Arche machen, und zwar nach der Elle sollst du sie [von unten nach] oben fertigstellen; und die Tür der Arche sollst du in ihrer Seite anbringen; mit einem unteren, einem zweiten und dritten [Stockwerk] sollst du sie machen! (17) Denn ich, siehe, ich bringe die Wasserflut über die Erde, um alles Fleisch unter dem Himmel, in dem Lebensodem ist, zu vernichten; alles, was auf der Erde ist, soll umkommen.
(6,18) Aber mit dir will ich meinen Bund aufrichten, und du sollst in die Arche gehen, du und deine Söhne und deine Frau und die Frauen deiner Söhne mit dir. (19) Und von allem Lebendigen, von allem Fleisch, sollst du [je] zwei von allen in die Arche bringen, um sie mit dir am Leben zu erhalten; ein Männliches und ein Weibliches sollen sie sein! (20) Von den Vögeln nach ihrer Art und von dem Vieh nach seiner Art, von allen kriechenden Tieren des Erdbodens nach ihrer Art: [je] zwei von allen sollen zu dir hineingehen, um am Leben zu bleiben! (21) Und du, nimm dir von aller Speise, die man ißt, und sammle sie bei dir, daß sie dir und ihnen zur Nahrung diene! (22) Und Noah tat es; nach allem, was Gott ihm geboten hatte, so tat er.
(7,6) Und Noah war 600 Jahre alt, als die Flut kam, Wasser über die Erde. (7) Und Noah und seine Söhne und seine Frau und die Frauen seiner Söhne gingen mit ihm vor den Wassern der Flut in die Arche.
(7,9b) wie Gott dem Noah geboten hatte.
(7,11) Im 600. Lebensjahr Noahs, im zweiten Monat, am siebzehnten Tag des Monats, an diesem Tag brachen alle Quellen der großen Tiefe auf, und die Fenster des Himmels öffneten sich.
(7,13) An eben diesem Tag gingen Noah und Sem und Ham und Jafet, die Söhne Noahs, und die Frau Noahs und die drei Frauen seiner Söhne mit ihnen in die Arche, (14) sie und alle Tiere nach ihrer Art und alles Vieh nach seiner Art und alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen, nach ihrer Art und alle Vögel nach ihrer Art, jeder Vogel jeglichen Gefieders. (15) Und sie gingen zu Noah in die Arche, je zwei und zwei von allem Fleisch, in dem Lebensodem war. (16a) Und die, die hineingingen, waren [je] ein Männliches und ein Weibliches von allem Fleisch, wie Gott ihm geboten hatte.
(7,19) Und die Wasser schwollen sehr, sehr an auf der Erde, so daß alle hohen Berge, die unter dem ganzen Himmel sind, bedeckt wurden. (20) Fünfzehn Ellen darüber hinaus schwollen die Wasser an; so wurden die Berge bedeckt. (21) Da kam alles Fleisch um, das sich auf der Erde regte, [alles] an Vögeln und an Vieh und an Tieren und an allem Gewimmel, das auf der Erde wimmelte, und alle Menschen;. (22) alles starb, in dessen Nase ein Hauch von Lebensodem war, von allem, was auf dem trockenen Land [lebte].
(7,24) Und die Wasser schwollen an auf der Erde 150 Tage lang.
(8,1) Und Gott gedachte des Noah und aller Tiere und alles Viehs, das mit ihm in der Arche war; und Gott ließ einen Wind über die Erde fahren, da sanken die Wasser. (2a) Und es schlossen sich die Quellen der Tiefe und die Fenster des Himmels.
(8,3b) Und die Wasser nahmen ab nach Verlauf von 150 Tagen. (4) Und im siebten Monat, am siebzehnten Tag des Monats, ließ sich die Arche auf dem Gebirge Ararat nieder. (5) Und die Wasser nahmen immer weiter ab bis zum zehnten Monat; im zehnten [Monat], am ersten des Monats, wurden die Spitzen der Berge sichtbar.
(8,13a) Und es geschah im 601. Jahr, im ersten [Monat], am ersten des Monats, da waren die Wasser von der Erde weggetrocknet.
(8,14) Im zweiten Monat, am 27. Tag des Monats, war die Erde trocken. (15) Und Gott redete zu Noah und sprach: (16) Geh aus der Arche heraus, du und deine Frau und deine Söhne und die Frauen deiner Söhne mit dir! (17) Alle Tiere, die bei dir sind, von allem Fleisch, an Vögeln und an Vieh und an allen kriechenden Tieren, die auf der Erde kriechen, laß mit dir hinausgehen, daß sie wimmeln auf Erden und fruchtbar seien und sich mehren auf Erden! (18) Da ging Noah hinaus, [er] und seine Söhne und seine Frau und die Frauen seiner Söhne mit ihm. (19) Alle Tiere, alle kriechenden Tiere und alle Vögel, alles was kriecht auf der Erde nach ihren Arten, gingen aus der Arche.
(9,1) Und Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar, und vermehrt euch, und füllt die Erde! (2) Und Furcht und Schrecken vor euch sei auf allen Tieren der Erde und auf allen Vögeln des Himmels! Mit allem, was sich auf dem Erdboden regt, mit allen Fischen des Meeres sind sie in eure Hände gegeben. (3) Alles, was sich regt, was da lebt, soll euch zur Speise sein; wie das grüne Kraut gebe ich es euch alles. (4) Nur Fleisch mit seiner Seele, seinem Blut, sollt ihr nicht essen! (5) Jedoch euer eigenes Blut werde ich einfordern; von jedem Tiere werde ich es einfordern, und von der Hand des Menschen, von der Hand eines jeden, [nämlich] seines Bruders, werde ich die Seele des Menschen einfordern. (6) Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll durch Menschen vergossen werden'; denn nach dem Bilde Gottes hat er den Menschen gemacht. (7) Ihr nun, seid fruchtbar, und vermehrt euch, wimmelt auf der Erde, und vermehrt euch auf ihr! (8) Und Gott sprach zu Noah und zu seinen Söhnen mit ihm: (9) Und ich, siehe, ich richte meinen Bund mit euch auf und mit euren Nachkommen nach euch (10) und mit jedem lebenden Wesen, das bei euch ist, an Vögeln, an Vieh und an allen Tieren der Erde bei euch, von allem, was aus der Arche gegangen ist, von allen Tieren der Erde. (11) Ich richte meinen Bund mit euch auf, daß nie mehr alles Fleisch ausgerottet werden soll durch die Wasser der Flut, und nie mehr soll es eine Flut geben, die Erde zu vernichten. (12) Und Gott sprach: Dies ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und jedem lebenden Wesen, das bei euch ist, auf ewige Generationen hin: (13) Meinen Bogen setze ich in die Wolken, und er sei das Zeichen des Bundes zwischen mir und der Erde. (14) Und es wird geschehen, wenn ich Wolken über die Erde aufwölke, und der Bogen in den Wolken erscheint, (15) dann werde ich an meinen Bund denken, der zwischen mir und euch und jedem lebenden Wesen unter allem Fleisch [besteht]; und nie mehr sollen die Wasser zu einer Flut werden, alles Fleisch zu vernichten. (16) Wenn der Bogen in den Wolken steht, werde ich ihn ansehen, um an den ewigen Bund zu denken zwischen Gott und jedem lebenden Wesen unter allem Fleisch, das auf Erden ist. (17) Und Gott sprach zu Noah: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich aufgerichtet habe zwischen mir und allem Fleisch, das auf Erden ist.
Der Name Gottes fehlt, es heißt stets "Gott". Kein "Fläche", kein "böse"... Dafür kommt Bund vor und Wimmeln, Verderben, Odem und Fleisch. Die Familie wird ausführlich aufgelistet,, die Söhne mehrfach namentlich. Dann gibt es zahlreiche Bezüge zur Siebentagesschöpfung. Durch die Fenster am Himmel kommen die oberen Wasser, durch die Brunnen der Tiefe die unteren Wasser, deren Wegnahme doch erst die Schöpfung ermöglichten und sie hier also wieder zerstören. Am Ende der Sintflut, als also die Schöpfung "wiederkehrt", werden Himmel und Tiefe wieder verschlossen, es gibt erneut ein "wachset und mehret euch" wie im Schöpfungsbericht. Auch die Herrschaft über die Tiere, sie wird um die Furcht erweitert. Neben dem, was Gott im Schöpfungsbericht "euch zur Speise" geboten hat, kommt jetzt auch da Tierfleisch. Und selbst das Wehen des Windes (Ruach) Gottes, der die Flutwasser vertreibt, erinnert an den Geist (Ruach) Gottes, der über den Wassern weht im Schöpfungsbericht.
Nicht markiert habe ich die detaillierten Angaben zur Arche, Material, Maße, Etagen... und ebensowenig die diversen Angaben der Zeiten (soundsovieltes Jahr Noahs, Tag X des Monat Y) und Zeiträume (Sintflut zieht sich insgesamt über mehr als ein Jahr hin, nicht über 2x40 Tage und drei Wochen).
Schließlich gibts keine Opfer, dafür aber nen Bund.
Beide Erzählungen sind praktisch vollständig (im ersten fehlt eine Info, woher die Arche kommt, womöglich ist ein Baubefehl ausgefallen). Und die sprachlichen wie inhaltlichen Bezüge zwischen dem priesterschriftlichen Schöpfungsbericht und der priesterschriftlichen Sintflut sollten auch deutlich erkennbar sein.
Ach ja, das Wort "Geschlechterfolge", hebräisch "Toledot". Mit diesem Wort wird das priesterschriftliche Werk in 1.Mose gegliedert. Fast immer steht es am Anfang, quasi als Überschrift, nur im Schöpfungsbericht steht es als Schlußzusammenfassung in 1.Mose2,4a. Mit der Toledot Adams wird das Geschlechtsregister der "Vorsintflutler" in 1.Mose5 eingeletiet, mit der Toledot Noahs die Sintflutstory. In 1.Mose10 leitet die Toledot der Söhne Noahs eine Erzählung der Noahsöhne ein, im nächsten Kapitel beginnt mit "Toledot Sems" die Geschlechterfolge der "Nachsintflutler". Am Ende des Kapitels eröffnet die Toledot Terachs die Geschichten um den Terachsohn Abraham. 35,19 Toledot Isaaks, 37,2 Toledot Jakobs. Das ist quasi ne "Kapiteleinteilung", die
sämtliche priesterschriftlichen Texte in 1.Mose strukturiert.
Es ist wirklich ein einheitliches Werk, das sich deutlich erkennen läßt.
Übrigens läßt sich auch das Meerwunder beim Auszug Israels aus Ägypten in 2.Mose14 so in zwei Einzelberichte teilen, einen "jahwistischen" und einen priesterschriftlichen. Sonst aber gibt es keine solchen Fälle, bei denen zwei Parallelüberlieferungen zu einer einzigen Erzählung zusammengeschoben wurden wie bei Sintflut und Meerwunder.