Vorab dies: Aschera ist nicht nur die Bezeichnung einer Göttin, sondern auch die eines Kultpfahls. Zu einem Heiligtum gehören im Alten Orient klassischerweise ein Altar, eine Massebe und eine Aschere. Die Massebe ist ein aufgerichteter Stein, der die verehrte Gottheit repräsentieren soll, die Aschere hingegen steht für die Fruchtbarkeit bzw. die Segensmacht (Segen bezog sich ursprünglich rein auf Fruchtbarkeit). Selbstverständlich kommt die Bezeichnung des Kultpfahls als Aschera von dem Namen der Göttin. Dennoch ist der Kultpfahl etwas eigenständiges und nicht einfach eine Verkörperung der Göttin dieses Namens. Denn bei diversen Heiligtümern war nicht festgelegt, welchem Gotte man hier opfert. Der Adorant ging zum Altar und rief den gewünschten Gott an, der daraufhin dann in der Massebe anwesend war. Die Aschera, der Kultpfahl, spielte dabei dann auch eine kulisch-religiöse Funktion, egal, welcher Gott da gerade "anwesend" war, ob der verheiratet war oder ledig, oder ob man Aschera herself anrief. Der Kultpfahl war also nicht die "Verkörperung des göttlichen Begleiters" der gerade in der Massebe anwesenden Gottheit. Sondern die Aschere war die Versinnbildlichung, geradezu Verkörperung der Segensmacht des anwesenden Gottes. Nicht das Ehegespons.
Wenn nun der Segen erbeten wird von "JHWH und seiner Aschera", dann meint das nicht "Herr und Frau Zebaot". Das geht auch überhaupt nicht. Denn Personennamen können nicht mit Possessivpronomen verbunden werden. Also wenn die Rede ist von "JHWH und
seiner Aschera", dann kann "Aschera" kein "wer" sein, sondern nur ein "was". Eben die Segensmacht von JHWH Zebaot.
Ob JHWH in der Geschichte Alt-Israels oder gar davor noch je eine göttliche Partnerin hatte, das will ich nicht ausschließen. Aber ob das nun Aschera /Aschtart, Anat oder sonst eine semitische Göttin war, können wir nicht aus "JHWH und seine Aschera" herauslesen.
Im 5.Jh. v.Ch. gab es auf der ägyptischen Insel Elephantine eine jüdische Kolonie mit eigenem Tempel, vie auch eine Anat-Jahu kannte und wie es scheint auch verehrte. Also quasi ne Gemahlin JHWHs namens Anat.
Dr.AllmyLogo schrieb:So viel ich weiss war die (Aschera(h)) richtiger Name Astoret eine heidnische Göttin, die neben dem Gott Baal existierte.
Eher hieß die Gute Aschtart. Die Vokalisierung Aschtoret begegnet im AT, weil hier auf "Boschet" angespielt werden soll. Das Gleiche passierte beim Gott Malakh, der im AT als Molech gelesen wird (in der Übersetzung wurde daraus dann der Moloch). Oder die Kultstätte im Hinnomtal vor Jerusalem, die Tafte, wurde als Tofet wiedergegeben. Stets mit O und E in Anlehnung an das hebräische "boschet", "Schande".
Aschera und Aschtart hängen etymologisch unzweifelhaft zusammen (Ischtar gleich mit). Aber ob es zu Israelszeiten noch die selbe Gottheit meinte oder nicht vielmehr zwei getrennte Göttinnen, das würde ich mal offenlassen. Klar, historisch hätten siech die beiden dann nur irgendwann auseinanderentwickelt, wären ursprünglich identisch gewesen. Aber die biblische Aschera könnte eben schon ne separate Göttin gewesen sein.
Baals Ehegespons war übrigens Anat, jedenfalls in den Zeiten von Ugarit. Aber sowas kann mit den Jahrhunderten auch mal wechseln.
Dr.AllmyLogo schrieb:Eigentlich bedeutet das Wort einen Baumstamm mit Zweigen ohne Wurzel.
Das "bedeutet" ist falsch. Eher "meint". Und zwar dann, wenn nicht die Göttin gemeint ist. Zurück geht der Name wohl auf das gemeinsemitische 'tr, das z.B. im hebräischen Verb 'atar "Beten" noch erhalten ist. Je nach Beugung wird der mittlere Konsonant, das "t", verdoppelt, wobei dabei der erste T-Laut zu ner Art "tsch" wird. Dieser Zischlaut kann dominierend sein, sodaß das erste anlautende T verschwindet, wenn nicht gar auch das zweite T. So wären sowohl aschtar(t) als auch ascher(a) erklärlich wären. Das t am Ende bei Aschtart wie das a am Ende von Aschera sind schlicht die Femininendung.
Etymologisch kommen di Namen dieser Göttin(nen) also von einem mit "beten" im Zusammenhang stehenden Wort. Und bedeuten keineswegs "Baum".
Dr.AllmyLogo schrieb:Archäologen hatten 1000 weibliche Tonfiguren sowie Inschriften darunter auch von Gott und Aschera gefunden
Von Gott i.S.v. JHWH? Also da ist mir dann doch keine Figurine von bekannt.
Bishamon schrieb:https://www.welt.de/kultur/article112208654/Gottes-geschiedene-Frau-heisst-Aschera.html
Als Gott seiner Ehefrau müde geworden war, tat er, was Männer heute in der gleichen Situation auch tun würden: Er nahm sich einen Anwalt. Der Anwalt hieß Hosea und er lebte im 8. Jahrhundert vor Christus in Israel, dem nördlichen der beiden hebräischen Königreiche.
Der Scheidebrief, den Hosea im Namen seines mächtigen Mandanten ausstellte, ist in den Prophetenbüchern der Bibel überliefert: „Sprecht das Urteil über eure Mutter.
Sie sei nicht mein Weib und ich will sie nicht haben“ übersetzte Luther die entsprechende Stelle (Hosea 2,4). In der modernen katholischen Einheitsübersetzung heißt es:
„Verklagt eure Mutter, verklagt sie! Denn sie ist nicht meine Frau, und ich bin nicht ihr Mann.“
Und der Kommentar der „Jerusalemer Bibel“ ergänzt: „Diese Wendungen sind für Mesopotamien als juristische Ehescheidungsformeln bezeugt; wahrscheinlich waren sie ebenso in Israel gebräuchlich.“
Die Frau, von der JHWH sich da scheiden lassen will, ist keine Göttin, sondern Israel selbst. Also das Bundesvolk. So wird denn auch der "Mutter" vorgeworfen, sich anderen Liebhabern hingegeben zu haben, womit die Verehrung weiterer Gottheiten außer JHWH gemeint ist.
Jene treulose Frau aus Hosea2 wird gekennzeichnet darüber, daß sie meint, ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse würde sie anderen Göttern verdanken statt JHWH. Diese Frau würde Opfer für Baal bringen. Sachen eben, die Hosea nicht einer Göttin vorwirft, sondern Israel. Und am Ende des Kapitels stellt er in Aussicht, daß Gott, wenn Israel sich auf JHWH besinnt, seine verstoßene Frau wieder annimmt. Das paßt ja nun überhaupt nicht auf ne Göttin, sondern nur auf Israel.
Echt Schwachfug, da ne "Scheidung von Aschera" raushören zu wollen. Dein "Naja" ist mir da zu schwach.
KAALAEL schrieb:Nicht nur die Atheisten.
Auch all jene die aus der Kirche austreten.
Wenn man den ganzen Blödsinn liest dann kann man das sehr gut verstehen.
Naja, wer fällt hier denn gerade auf den "Blödsinn" rein, der gar nicht in der Bibel steht? Da lob ich mir dann doch die "anderen"...
mrdesaster schrieb:Aus dem Anfang von eben diesem Buch Hosea ergeht, dass das Volk lieber andere Götter verehrte als diesen Jahwe, der nun nicht gerade für seine Liebenswürdigkeit bekannt war.
Na da haste den Hosea aber echt nicht gut gelesen. Nicht wegen des Anderegötterverehrens, das stimmt schon...
mrdesaster schrieb:Ich vermute, eben dieses Volk beschloss ganz einfach, den Jahwe mit einer zu der Zeit ein Schattendasein fristenden Aschera zu verheiraten. Warum sie das taten... vielleicht hoften sie, diesen ewig eifersüchtigen und jähzornigen Gott zu zähmen, womöglich aber machten sie sich über diesen möchtegern größten Gott aller Zeiten einfach nur lustig.
Jahwe (oder seine Priesterschaft) reagierte ziemlich säuerlich darauf, und so schrieb man dieses Buch Hosea, das wie so oft darauf hinausläuft, dass sich Jahwe bei allen rächen wird (irgendwann mal vielleicht) und dazu noch eine Litanei aus Wut- und Durchhalteparolen.
Das ergibt ja noch weniger Sinn. Aber schön, wie aus einem Unfug ganz schnell weiterer Unfug gezaubert wird. Und am Ende steht eines wieder mal klar fest: die doofen Priester, die machen so einen Scheiß. Das wußten wir doch schon immer. und wieder hats sich bestätigt.
Was
lob ich mir die "anderen"!
Angelus144 schrieb:In diesem Zusammenhang haben die Menschen auf gewisse weise bildlich gesprochen Jahwe mit der aschera Gottheit "verheiratet",weil sie beiden gedient haben.
Bei Hosea spricht Gott deshalb von aschera als Mutter von diesen Menschen und stellt klar,dass er von ihr geschieden Wird also getrennt ist und nie zusammen War.
Freilich nicht
alle "anderen"...