T.Rick schrieb:Zum Beispiel? Außer die Sumerer und die evtl. davon abgekupferten Daten im Alten Testament.
Weder wäre das ein Abkupfern, noch stammen die bblischen Angaben überhaupt daher. Aber für Dich sagt beides ja wohl was aus. Tuts auch über Dich...
Na wie auch immer, selbstverständlich sind die mesopotamischen vorsintflutlichen Könige ein Beispiel dafür, daß es in Israels Umwelt weit langlebigere Mythenmenschen gibt. Die biblischen Vorsintflutler hingegen sind schwerlich ein Beispiel für "weitere neben den Biblischen", schon gar nicht "langlebiger".
Aber es gibt ja eh mehr. So schrieb der persische Dichter Firdausi ein Epos über die persischen Könige / Schahs vor dem Einsetzen des Islams (das Schāhnāme), griff dafür auf ältere Quellen zurück. Praktisch alle Herrscher seit Erschaffung der Welt werden da bis zu den Sassaniden aufgelistet, die allermeisten freilich aus mythischer, nichthistorischer "Zeit". Gleich der erste, Gajumarth, lebte mindestens 3031 Jahre lang (3000 Jahre paradiesische Friedenszeit, 1 Jahr Krieg gegen Ahriman, 30 Jahre erneute Friedensherrschaft. Als er starb, trat Samenflüssigkeit aus, aus denen in der Sonne dann nach 40 Jahren zwei Wesen hervorwuchsen, die nach einem halben Jahrhundert zum ersten Mal Eltern wurden, aber ihre Kinder verschlangen. Lange später bekamen sie ein zweites Zwillingskinderpaar, aus denen dann die ganze Menschheit hervorging. Ein späterer Herrscher war Dschamdschid / Jima, der 700 Jahre lang herrschte. Und so weiter...
T.Rick schrieb:Wie bei den Griechen und Germanen. Wo die Helden der Urzeit sich ggf. im Lauf der Zeit in Götter verwandelten, Thor, Zeus, Herakles, Odin und so weiter, was im AT aber nicht ging, denn da gab es schon einen alleinherrschenden Gott.
So simpel isses dann doch nicht, denn z.B. der alte Asenchef Ziu / Tyr ist genau wie Vater Zeus und der römische Jove / Jupiter schon seit ca. 7000 Jahren im Status einer Gottheit - und war zuvor mitnichten ein Ahne, sondern der blaue Himmel. Schon klanglich sollte man merken, daß der griechische Zeus pater, der germanische Ziu fadr, der lateinische (Z)Jupiter und selbst der altindische Dyausch pitar (wörtlich "Vater Morgenhimmel") etymologisch zusammenhängen und ihren Götterstatus also seit der Zeit innehaben, als die verschiedenen indoeuropäischen Sprachen noch eine einzige Sprache waren, vor besagten rund 7000 Jahren etwa. Durch die Bank weg sind es Himmelsgottheiten und Götterväter.
OK, Ziu wurde sehr spät dann von Odin/Wotan ersetzt, aber er blieb der "alte Vater", erkennbar auch an seiner Verbindung als oberster Rechtsherr; auch andernorts war der oberste Gott zugleich der oberste Rechtsprecher. Ziu blieb stets der Thing-Chef. Weswegen der Dienstag nicht nur der Tag des Things ist (mittelniederdeutsch Dingesdag), sondern ebenso der Tag des Ziu (englisch Ziustag=Tuesday), bzw. des Tyr, wie Ziu im Nordgermanischen heißt (dänisch und altnorwegisch bzw. Bokmal Tirsdag).
Biblisch hingegen scheint der Weg zwischen Ahn und Gott sogar andersherum gegangen worden zu sein. So könnten Abram, Isaak und Rahel ursprünglich mal lokal verehrte Gottheiten (oder Naturgeister odgl.) gewesen sein, und erst als aus den vielen lokalen Sippen und Stammesverbänden allmählich eine einheitliche Ethnie zusammenwuchs, scheinen diese lokal verehrten Wesen zunächst von mehreren umwohnenden Gruppen gemeinsam verehrt und schließlich für Ahnen aller Beteiligten gehalten worden sein. So schloß David in Hebron unter Beteiligung der nördlich von Hebron lebenden Judäer sowie der südlich benachbarten Kalebiter, Jerachmeeliter, Othnieliter etc. einen Pakt und wurde von diesen zum König von "Groß-Juda". Nördlich davon, im mittelpalästinischen Bergland, lebten drei Stämme, Ephraim, Manasse und Benjamin, und an der Grenze zwischen dem südlichen Benjamin und dem nördlichen "Haus Josef" (der Doppelstamm Ephraim und Manasse) lag ein Kultzentrum, das noch biblisch als "Rahelgrab" bezeichnet wurde, aber noch vor König Sauls Zeiten wohl eher ein Rahel-Heiligtum war. Im ostjordanischen Gilead scheinen die biblischen "Höhen Isaaks" (Höhe war eine Kutstätte mit Altar) die Funktion der regionalen ethnischen Vereinheitlichung gespielt zu haben. Am Ende des einheitlichen Volkes Israel jedenfalls waren diese Zentralisationsfiguren dann allesamt Ahnväter und Ahnmütter, und weil es von ihnen mehr gab, wurden gleich drei Generationen von Ahnvätern draus konstruiert, Abraham und Sara, Isaak und Rebekka, Jakob und Lea sowie Rahel.
T.Rick schrieb:Wie die diversen Sintflutsagen aus allen möglichen Ländern beweisen, pinselt sich anscheinend jedes Volk gern den Bauch mit der Aussage, daß es seine unmittelbaren Vorfahren waren, die damals die ganze Menschheit vor dem Aussterben gerettet haben.
Zumindest die Israeliten tun das nicht, denn wie gesagt, von Noah stammen alle, wirklich alle Menschen ab laut biblischer Darstellung. Selbst die nachsintflutlichen Ahnen gelten für Israel nicht nur als auf Israel bezogene Ahnväter. Die Bibel erzählt, daß aus Abrahams Lendennoch zahlreiche Völker der Umgebung Israels hervorgegangen sind, und selbst sein Sohn Isaak brachte nicht nur den Jakob hervor, sondern auch den Esau, den Ahnvater der Edomiter im Südosten Judas. Erst Jakob, mit Beinamen Israel, der letzte der über 120-Jährigen, wurde nur noch zum Ahnherren des Volkes Israel.
Aber bei den Mesopotamiern wie den Persern stimmt das schon, daß die von ihnen aufgelisteten ersten Herrscher seit der Erschaffung spezifisch auf das eigene Volk (das sich das erzählt) bezogen sind. Israel sticht da auch damit heraus, daß man nicht von Königen erzählt, sondern von einfachen Leuten, zuweilen von Nomaden, Landlosen.
Der Rest ist ja noch offtopicer hier, und ich frag mich, wogegen Du damit ankämpfst., Spricht irgendwer von der Historizitätsfrage? Scheint aber irgendwie
Dein Thema zu sein. Such Dir nen passenden Thread und trag keine Debatte rein, die niemand hier führt.