frivol schrieb:Aber auch: Zwang, den wenn er es nicht tut verstößt er gegen die Gebote Jesu Christi und wird am Ende für seine Fehler gradestehen müssen.
Eher Pflicht als Zwang. Denn bei einem Zwang kann ich nicht anders, bei einer Pflicht aber schon. Bei Zwang findet die Maßregelung gleich am Anfang statt und hört auf, sobald ich das Erzwungene tue. Bei der Pflicht kann ich hingegen hinterher gemaßregelt werden, sobald ich meiner Pflicht nicht nachgekommen bin.
Aber diese Maßregelung ist keine Verurteilung, kein "Ab in die Hölle!". Ich bin erlöst (so mein Glaube). Wenn ich dereinst vor Ihm stehe, dann werde ich ganz sicher an all meine Sünden denken, und ich werde sehen, daß er sie auch alle kennt. Und ich werde mir selbst "die Hölle heiß machen". Aber am Ende wird Gott die Tränen wegwischen, und es wird gut sein. Ich sehe die Maßregelung nicht als eine Bestrafung an, sondern als eine Reinigung. Nicht daß ich mich drauf freue, aber ich verstehe, daß es so kommen wird, daß es so kommen
muß, und daß es gut ist.
Und genauso werde ich dann vor den Menschen stehen, denen ich durch mein Verhalten Leid zugefügt oder sonstiges angetan habe, gegen die ich mich versündigt habe. Irgendwie habe ich davor sogar noch mehr Angst. Eben weil es mich belastet, was ich da getan habe. Und diese Belastung ist "um deretwillen", nicht deswegen, weil ich mir dafür ne Maßregelung einhandle. Sondern weil es mir leid tut, was ich denen angetan habe. Jede einzelne Lüge von mir wird aufgedeckt, jeder wird sehen, was für ein Arsch ich bin. Auch das belastet mich, daran nur zu denken. Und auch hier wieder: nicht weil Gott das doof findet, sondern weil diese Anderen es doof finden werden. Und weil ich es jetzt schon doof finde, jemanden belogen zu haben. Mit Gott komm ich ganz sicher ins Reine, das hat er schon zugesichert. Aber werde ich mit jenen Menschen ins Reine kommen können? Werde ich mit mir selbst ins Reine kommen? Das belastet mich. Jetzt schon. Jeden Tag übrigens.
Insofern könnte man dann doch von Zwang sprechen: Ich maßregele mich jetzt schon, und das hört nur auf, wenn ich mich mal "richtig" verhalte.
Aber es ist nicht Gott, der mch dabei zwingt. Sondern ich bins. Und ich denke dabei auch nicht an Gott, sondern eben an die, denen ich was antu, und an mich, der es nicht mag, wenn ich Scheiße bau. OK, Gott ist immerhin der, der es durch Erlösung und ewiges Leben dazu kommen läßt, daß ich eines Tages vor denen stehe, vor denen ich mich verantworten muß. Wäre mit dem Tod alles aus, hätt ich ne Menge Sorgen weniger. Aber ich glaube nicht, daß ich es Gott vorwerfen kann, mich zu erlösen und mich dadurch mit denen zu konfrontieren, gegen die ich nicht gut war. Da kann ich mir nur selbst was vorwerfen.
paxito schrieb:Was mich noch stört bei deiner Darlegung des Weltgerichts @perttivalkonen , das man als Christ ja im Grunde einen Freibrief hat.
Na ich weiß nicht. (Siehe meine Ausfürungen hierdrüber.)
Andererseits: Wenn Du das als Freibrief empfindest, er steht Dir genauso zu. Du kannst ihn ergreifen, mußt auch nichts dafür bezahlen. OK, Du stehst dann in der Pflicht Gutes zu tun. Und Du mußt sogar bereit sein, im Ernstfall dafür zu leiden oder zu sterben. Aber die Erlösung im Glauben sicher in der Tasche zu haben, diesen Freibrief kannst auch Du haben. OK; nicht im Sinne eines erwiesenen Faktes, Du mußt es schon glauben und könntest doch falsch liegen damit. Aber diese Unsicherheit habe auch ich, und sie ist auch mir bewußt, letztlich jedem Christen.
paxito schrieb:sind die Christen schon mal im Save-Space.
Ist ja nicht so, als könnte ich mein Heil nicht verspielen. Ich kann in der Drangsal versagen, wenn mein Leben gefordert ist, und vom Glauben abfallen...
paxito schrieb:Selbst ein irre Massenmörder kommt als Christ ohne jedes Urteil davon, solange er nur rechtzeitig bereut.
Ja, so ähnlich. Aber ich hoffe, Dir ist das Konzept von "Reue empfinden" klar. Reue ist nicht billig. Und Reue in so einem Fall - das wird harter Tobak!
paxito schrieb:Einleuchtend wäre, wenn Gott einfach alle lieb hat und in den Himmel aufnimmt.
Aber das bietet Er doch allen an? Dafür hat Er Seinen Sohn gegeben, greif zu! Ich hab nichts davon, wenn Du das tust (OK, wenn Du mir Geld aufzwingen solltest...). Das ist wirklich ne rein freie Sache., kein Druck. Und irgendwie hab ich eh nie verstanden, wie man jemandem mit der Hölle wegen seines Unglaubens drohen kann, wenn dieser Ungläubige doch gar nicht an die Hölle glaubt und daran, wegen seines Unglaubens da hineinzukommen.
paxito schrieb:Einleuchtend wäre, wenn Gott einfach alle lieb hat und in den Himmel aufnimmt. Oder alle in gleicher Weise nach ihren Taten beurteilt. So scheint das irgendwie eine Chimäre zwischen beidem zu sein, die Christen hat er lieb, alle anderen müssen be- und auch verurteilt werden. Warum eigentlich?
Gott hat alle Menschen lieb, und er will alle aufnehmen. Gott ist aber auch ein gerechter Gott, dem das Gutsein wichtig ist und das Schlechtsein ahndet. Dennoch hat er eben aus Liebe - die Erlösung für alle angeboten. Greif zu!