Bishamon schrieb:siehe:
perttivalkonen schrieb:
Es reicht die Beobachtung, daß atheistische Bevölkerungsgruppen einer Gesellschaft nicht in der Lage sind, durch hervorbringen von Nachwuchs ihre (Teil-)Populationsgröße zu halten, geschweige denn auszubauen.
und genau das fehlte in deinem (ersten) Post:
Da fehlte nichts. Denn aus der Ausage
perttivalkonen schrieb:
Es reicht die Beobachtung, daß atheistische Bevölkerungsgruppen einer Gesellschaft nicht in der Lage sind, durch hervorbringen von Nachwuchs ihre (Teil-)Populationsgröße zu halten, geschweige denn auszubauen.
folgert bereits hinreichend, daß es theistische Bevölkerungsteile einer Gesellschaft sind, die für den Populationsbestand sorgen.
Damit habe ich kein "atheistisches Problem" thematisiert, keine weiteren "Problemgruppen" ausgeschlossen, aber einen "Vorteil von Religion" benannt, unabhängig davon, ob es auch innerhalb von "Religion" dann noch Nuancen gibt.
Comprende diesmal?
Nichts, aber wirklich rein gar nichts fehlte da! Es ging nur um die Frage "Vorteil von Religion" (evolutiv).
Bishamon schrieb:Worauf @Heide_witzka auf ein atheistisches Problem und ein Aussterben schloß.
Was ja durchaus folgerichtig ist. Bei atheistischen Gesellschaftsgruppen haben sämtlich dieses Problem, theistische Gruppen hingegen haben es nicht samt und sonders, sondern nur die "weniger religiösen Religiösen".
Daß es sich nicht um ein wirkliches Aussterben handelt, ist dabei klar; Atheisten gab es immer und wird es immer geben. OK, letzteres kann nur dann als gewiß gelten, solange es auch Religiöse gibt. Denn es wird immer Konversion geben, und solange die Religiösen überwiegen, wird die Konversion von religiös zu nichtreligiös stets die häufigere Variante bleiben. Damit ist gewährleistet, ja garantiert, daß Atheismus nicht aussterben kann und wird. Selbstverständlich, das ist doch klar. Dennoch kann man von einem "Aussterben" sprechen im Sinne eines stetig ablaufenden Prozesses - der nur eben konterkariert wird durch eine andere Form von "Zuwachs" als durch "eigene Nachkommen".
Stell Dir eine Spezies vor, irgendne Tierart, bei der in der jüngeren Vergangenheit ein Problem aufgetreten ist, wonach jede Generation weniger Nachkommen produziert als für den Arterhalt notwendig. Diese Spezies würde immer geringer und geringer in ihrer Populationsgröße werden. Nehmen wir mal an, dieser Prozeß würde aber noch 10.000 Jahre lang dauern. Dennoch würden wir diese Spezies eine "aussterbende Art" nennen. Richtig?
Nehmen wir weiterhin an, daß es sich um eine Hybridenart handelt. Also entfernt sowas wie Maultiere, Maulesel, Liger, Tigons, Schiegen... Aber eben eine Hybridenart, die sich nicht mehr mit ihren beiden Elternspezies vermischen kann, untereinander aber durchaus (is natürlich fiktiv), wiewohl dabei eben nur selten fertile Nachkommen bei rauskommen und es nicht zum Arterhalt reicht. Es wäre noch immer eine "aussterbende Art", aber auf der anderen Seite hat diese Art Chancen, ewig weiter zu bestehen, solang die beiden Elternarten existieren und weiterhin Hybride hervorbringen. Dann wäre diese Spezies eine "aussterbende Art am Tropf". Die stirbt ständig weiter aus, erhält aber "nicht durch eigenes Dafürtun" dennoch genügend Neuzugänge zum dauerhaften Fortbestand.
Blumes Bezeichnung "Verebben" ist da genauso falsch wie "Aussterben", denn verebben tun nur die "Altbestände, die sich durch eigene Nachkommen halten wollen". Wenn man das "Verebben" nennen will, kann man das auch gleich "Aussterben" nennen, ist beides genau dasselbe. Die Spezies insgesamt stirbt ja nicht aus, und ebenso verebbt sie ja nicht. Das "Verebben" bezieht sich auf den "Eigenbeitrag zum Arterhalt", und das ist dasselbe wie "Aussterben".
Insofern hat Blume recht mit seinen Bedenken, von Aussterben zu sprechen, aber sein Verebben ist um keinen Deut besser. Er vermeidet nur eine im Ideologiestreit reißerisch verwendbare Vokabel.
Bishamon schrieb:nicht nur Atheisten sorgen für das "Problem" der Verebbung.
Versteh einfach endlich, worums geht.
Bishamon schrieb:wenn die Menschen stark religiös sind und andere Faktoren nicht dagegenwirken:
Der Iran hat eine Fertilitätsrate von 1.7
Die Bevölkerung des Iran ist ja auch weit säkularer, als man bei der "Islamischen Republik" denken mag.
https://www.koellerer.net/2014/08/23/iran-vom-widerspruechlichen-alltag-einer-saekularen-theokratie/https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-10/iran-atheismus-todesstrafe-internet/komplettansichthttps://de.qantara.de/inhalt/religion-und-moderne-in-der-islamischen-republik-irans-leere-moscheen...
Was den allgemeinen Rückgang der Geburtenraten auch und gerade in islamischen Ländern betrifft, den Deine letzte Quelle als Aufweis gegen die Mär von kinderreichen Religiösen anführt, verweise ich erneut auf Michael Blume und sein jünbgstes Buch (oder eins seiner jüngsten?) "Islam in der Krise". Ich zitiere mal aus der Kurzdarstellung des Buches vom
Patmos-Verlag:
Der Islam scheint selbstbewusst zu expandieren. Doch das Gegenteil ist der Fall. Der Religionswissenschaftler Michael Blume erklärt das Szenario als Symptom einer weltweiten tiefen Krise des Islams. Er zeigt: Es ist nicht einmal mehr klar, wie viele Muslime es tatsächlich noch gibt.
Blume verweist auf massive Säkularisierungsprozesse in der islamischen Welt. [...]
(Hervorhebung von mir)
Dein Link irrt also gewaltig. Der Grad der Religiosität ist der Grad der Fertilität.
Bishamon schrieb:Ich schrieb "wenn sie es wirklich wollen":
Ein Geburtenregulierung wurde von China (Ein-Kind-Politik) und dem Deutschen Reich mit drastischen Sanktionen und Belohnungen (meine erwähnten "Anreize") umgesetzt.
Nicht Dein Ernst jetzt. Die Propaganda im Dritten Reich war sowas von religiös aufgeladen, dem Führer ein Kind zu schenken etc. Zudem war es eine arg restriktive Politik dahinter; die Medienlandschaft eine Propagandabühne der Infiltration, Mutterbild und Mutterrolle ein Grauen. Na und die chinesische Familienpolitik war dann erst recht restriktiv, mit üblen Strafen (10% Lohnkürzungen über 14 Jahre, Verlust medizinischer Grundversorgung im Krankheitsfall, Verweigerung des Schulbesuches im Falle "überzähliger Kinder"). Willst Du echt diktatorische Zwänge und Indoktrinationen als Zukunftsmodell für säkulare Gesellschaften empfehlen??? Wie wäre es denn mit Zwangszeugungen?
Nebenbei hatte Deutschland in den Sechziger Jahren eine bessere Fruchtbarkeitsziffer (Zahl der Kinder pro Frau während ihres ganzen Lebens) als das Dritte Reich in seinen besten Jahren (1935-1941). Hier die Werte zum Vergleich:
Jahr DR 1933 1,58 1934 1,93 1935 2,03 1936 2,07 1937 2,09 1938 2,25 1939 2,39 1940 2,4 1941 2,25 1942 1,83 1943 2 1944 1,89 1945 1,53
35-41 2,21
|
Jahr D BRD DDR 1960 2,37 2,37 2,35 1961 2,45 2,47 2,42 1962 2,44 2,45 2,42 1963 2,51 2,52 2,47 1964 2,54 2,55 2,48 1965 2,5 2,51 2,48 1966 2,51 2,54 2,43 1967 2,48 2,54 2,34 1968 2,38 2,39 2,3 1969 2,21 2,2 2,24 1970 2,03 1,99 2,19
60-70 2,40 2,41 2,37
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Und wie lange dieser quassireligiöse Eifer im Dritten Reich noch angehalten hätte und es nicht auch da zu einer "Säkularisierung" mit den Jahrzehnten gekommen wäre, können wir da auch nicht von ablesen.
Bishamon schrieb:Die Geburtenregulierung hat funktioniert
Selbst in China hat die Familienpolitik trotz ihrer Restriktionen nie ihre Ziele planmäßig umsetzen können. Zudem scheint es in China auch noch ordentlich Dunkelziffern zu geben. Wie gut es in China funktionieren wird, daß nun mehr Kinder geboren werden sollen, läßt sich derzeit noch überhaupt nicht wirklich absehen.
Wikipedia: Volksrepublik China#Bevölkerungsentwicklung