FlamingO schrieb am 02.02.2021:1996 veröffentlichte er das Buch Jedem das Seine (der Titel ist identisch mit der Losung am Eingang des KZ Buchenwald, vergleiche Suum cuique). Darin stellte er den Holocaust als eine kollektive karmische Reinigung dar: Die ermordeten Juden hätten ihr Schicksal verdient, da sie sich in früheren Leben schuldig gemacht hätten.
Der hat echt keine Ahnung gehabt.
Manche Reinkarnationsgläubige glauben nämlich, daß Seelen sich vor einer Wiedergeburt quasi aussuchen können, in welches Leben sie hineinfahren wollen, weil in diesem vorgeburtlichen Zustand die Zeit nicht unbedingt so verläuft wie wir sie kennen, sie können quasi schon vorher sehen (wenn sie wollen), wird es ein easy Leben oder ein sehr hartes.
Und jeder hat mal Zeiten, wo er sich abreagieren will und mit Absicht einen harten Weg wählt statt einen leichten, also ein Leben in harten Zeiten und mit ggf. einem brutalen Tod.
Welchen Sinn das hat? Genauso wie wenn einer in der Schule mit Absicht die anspruchsvollen Kurse wählt, einfach um sich selber zu beweisen, daß er es drauf hat, daß er mehr kann als er sich selber bisher zutraute, und natürlich auch weil einem das Bonuspunkte in der Schule bringt.
Mit Seelen soll das ungefähr genauso sein, wer sich mit Absicht ein hartes Leben aussucht und so gut wie möglich meistert (wozu auch das Sterben gehört), schafft sich auf diese Weise Bonuspunkte, also besseres Karma fürs nächste Leben, vielleicht sogar einen karmischen Evolutionssprung zu wer weiß welcher übergeordneter Form.
Es ist also genau umgekehrt wie dieser Trutz Hardo das dachte. Nicht Schuld im früheren Leben führt zur Ermordung, sondern das Leid, das in diesem Leben "freiwillig" erduldet wird (... kennen wir das nicht von einem gewissen Jesus? ...), auch wenn man sich nach der Wiedergeburt nicht an diese getroffene Entscheidung erinnert, gibt einen Boost fürs karmische Wachstum.
Für die Täter allerdings sieht es mieser als mies aus, denn auch die müssen natürlich im nächsten Leben für ihre Taten geradestehen. Mit Absicht Leid bei anderen zu verursachen, gibt monstermäßige Minuspunkte im Karma.
Weshalb dieser Glaube eben kein Freifahrtschein ist, jetzt mit Absicht anderen Leuten zu schaden, weil das denen ja bei ihrem Karma weiterhilft. Die Rechnung dafür bezahlt der Täter.
Das ist so mit Karma, da geht es immer um Ausgleich. Je größer die Differenzen, die zu Lebzeiten nicht beglichen werden, um so größer die Rechnung, die einer am Ende zahlen muß.