@CountDracula @Fraukie @kleinundgrün @trimeresurus @Sarv @Hyperborea Oh je! Ich dachte, ich hätte deutlich gemacht worum es mir geht. Und ich habe noch ausdrücklich geschrieben, dass das Verb "glauben" im Deutschen mehrdeutig ist und natürlich jeder verschiedene Dinge glaubt im Sinne von "als wahrscheinlich annehmen". Meinetwegen auch als sehr wahrscheinlich. Und nun dreht sich die Diskussion doch wieder um die Frage, ob nicht jeder etwas glaubt.
:(Nein! Niemand muss etwas ohne Beweise als Gewissheit annehmen. Punkt. Es geht um Glaube und gläubig sein.
Erhofft hatte ich mir etwa solche Antworten:
"Ich bin mir der Existenz des Gruschlmuschl gewiss. Seine Existenz kann ich aber nicht in letzter Konsequenz beweisen und muss irgendwann einfach an ihn glauben. Dieser Punkt ist für mich da und da erreicht. Und i
ch halte daran trotzdem fest, weil ...."(Nein, ich will euch natürlich vorschreiben, was ihr zu schreiben habt. Aber vielleicht verdeutlicht es meine Frage nochmal.)
CountDracula schrieb:Ich verzichte nicht auf Beweise.
Okay. Dann kannst du mir die Frage, was du ohne Beweise glaubst und warum du das tust, wohl leider nicht beantworten.
:(Fraukie schrieb:ich denke das diese Frage bereits eine Fehlannahme beinhaltet.
Ich bin sehr christlich aufgezogen wurden, Sonntagsschule, Bibelstunden, Kirchengruppe, Kindergottesdienst.
Das ganze Programm.
Der christliche Glaube ist mir nicht als Glaube anerzogen wurden, sondern als Tatsache.
Stimmt, wichtiger Aspekt. Es muss sich zunächst nicht um eine bewusste Entscheidung handeln, aber als erwachsener Mensch sollte einem doch irgendwann auffallen, dass die eigenen Wahrheiten nicht von allen geteilt werden und in Folge dessen herausfinden, dass es zumindest bestimmte Aspekte des eigenen Glaubens gibt, die man nicht beweisen kann. Dann trotzdem weiter daran festzuhalten, ist das was ich nicht verstehe.
Das ist natürlich umso schwieriger, je härter die kindliche Indoktrination war.
Fraukie schrieb:Oft erwische ich mich dabei, das ich Gläubige Menschen beneide.
Grade als vor Kurzem diese wunderbare Frau starb die mich so liebevoll aufzog als sei ich ihre eigene Tochter.
Da habe ich die Gläubigen unter ihren Freunde sehr "beneidet".
Das geht mir mitunter und besonders im Moment auch so.
Fraukie schrieb:Aber auch die Atheisten beneide ich durchaus. Denn sie finden Ruhe und Abschluss in ihrem Glauben daran, dass es kein Leben nach dem Tod, kein Wiedersehen, keine "Weiterexistenz der Seele" geben wird. Sie schreiten voran mit der Gewissheit, dass sie einfach nur jeden Tag ein wenig in IHREM Sinne leben müssen, damit die Spuren dieser einzigartigen Frau nicht ungehört verhallen.
Kleine Korrektur: Aus dem Atheismus ergibt sich dieser Schluss meiner Meinung nach nicht. Man kann als Atheist an alles mögliche glauben. Auch jemand, dem man ohne Beweise alles mögliche einreden könnte, nur eben nicht die Akzeptanz der Gotteshypothese, wäre ein Atheist. Ein äußerst seltenes Exemplar, zugegeben.
Fraukie schrieb:Deswegen ist Atheismus meiner Meinung nach auch ein Glaube. Atheisten berufen sich zwar auf die Tatsache, dass die Existenz einer göttlichen Präsenz nie belegt wurde übersehen dabei aber oft, dass der Nachweis einer Nichtexistenz auch nie stattgefunden hat und wohl auch nie stattfinden wird, weil der Nachweis das etwas nicht existiert ohnehin so eine Sache für sich ist.
Einspruch! Als Atheist sage ich "Ich glaube nicht, dass es Gott gibt". Weil mir keine Beweise vorliegen. Ich kann aber immer nur auf eine bestimmte Aussage reagieren und nicht ausschließen, dass mir jemand einen Gott vorstellt und ihn beweist. Das müsste ich akzeptieren, wäre aber auch kein Glaube.
"Ich glaube, dass es Gott nicht gibt" wäre tatsächlich ein Glaube. Ich habe aber noch keinen Atheisten kennengelernt, der das gesagt hat.
Dass "ich glaube nicht, dass..." für einen Agnostiker aber schon eine starke Aussage nahe des Glaubens ist, sehe ich ein.
;)trimeresurus schrieb:Sowohl Skeptizismus als auch Agnostizismus sind Formen von Glauben. Bei genauerem Hinsehen findet mal überall Glaube, in den seltensten Fällen ist er wirklich religiös.
Dazu haben ja schon andere viel geschrieben. Ich halte das auch für falsch, will aber betonen, dass es mir auch nicht nur um religiösen Glauben geht. Mich würde auch interessieren, wie ein Gläubiger an Außerirdische die Frage beantwortet.
kleinundgrün schrieb:Das stimmt wiederum. Ich kann nicht alles wissen, vieles muss ich glauben.
Aus deinen anderen Anmerkungen schließe ich, dass du das so nicht meinst. Oder denkst du dabei wirklich an einen Glaube? Nicht-Wissen ist die Alternative zu Wissen, nicht zwingend Glauben.
trimeresurus schrieb:Bei genauerem Hinsehen findet mal überall Glaube,
S.o.
Sarv schrieb:Mit: muss jeder Mensch an was glauben ist eben gemeint, das Mensch nicht drumherum kommt zu vermuten, wie er auch nicht drumherum kommt zu verlangen.
@zigushen musst nicht auf das hineingehen nur lesen.
Danke, mit dir habe ich diese Diskussion ja an anderer Stelle schon frustriert abgebrochen. Ich habe wirklich alles mir mögliche versucht, sie hier zu vermeiden.
trimeresurus schrieb:Nun glaubst du vielleicht nicht an einen perzonifizierten Gott aber auf jeden Fall ein etwas Übergeordnetes.Das kann auch ein Wert, eine Idee oder ein Ziel sein. Der Mensch kann niemals ohne dergleichen leben und die meisten wissen das heute nicht mehr.
Was ist also dein Gott? Rhetorische Frage, du musst sie nicht beantworten)
Vielleicht Menschlichkeit, Glück, Geld, bedingungslose Liebe oder andere erfundene Konstrukte?
Deine Beispiel gehen natürlich in Richtung Glauben, sind aber meiner Meinung nach nicht korrekt.
Menschlichkeit: Sehe ich um mich herum, daran muss ich nicht glauben. Anders sieht es bei der Frage nach dem warum aus. Mir erscheint eine genetische Veranlagung gut begründbar. Übergeordnet ist das jedenfalls nicht, eher ... menschlich.
Glück: Schwieriges Beispiel, weil jeder seine Vorstellung von Glück hat und man sich mit Gefühlen natürlich im Bereich des Unbeweisbaren (Glauben) befindet. Ich misstraue aber meinen Gefühlen. Ich hinterfrage sie nicht dauernd und renne an mir selbst zweifelnd durch die Gegend, aber je wichtiger sie für mein Leben werden, desto skeptischer werde ich. Heroin zu nehmen könnte mich auch glücklich machen.
Geld: Gibt es definitiv, daran muss ich nicht glauben. Ich kann ihm natürlich irgendeine höhere Bedeutung zuschreiben, so wie allem anderen auch. Das man das kann, heißt aber nicht, dass das jeder tut oder tun muss.
bedingungslose Liebe: Mit der Überhöhung "bedingungslos" habe ich meine Probleme. Aber wenn wir uns einfach auf Liebe einigen, gibt es dafür ja auch Beweise. Das geliebte Gegenüber existiert zumindest unfraglich und sein Verhalten mir gegenüber ist eine Ansammlung von Beweisen. Die kann ich natürlich falsch deuten, aber ich glaube nicht einfach. Wenn ich glaube, dass mich die süße Kleine von der Tanke liebt, obwohl ich noch nie ein privates Wort mit ihr gewechselt habe, brauche ich professionelle Hilfe.
Auf deine (noch nicht mal an mich gerichtete) rhetorische Frage bin ich eingegangen, weil die Beispiel konkret sind und hoffentlich verdeutlichen, dass man dabei nicht Glauben muss. Aber kann, das steht für mich außer Frage.
Fraukie schrieb:Des Weiteren habe ich mir schon lange abgewöhnt "ich glaube" zu sagen, wenn ich doch eigentlich sowieso "Ich denke" oder "ich nehme an" meine.
Hihi, ich wollte ursprünglich auch darum bitten das Verb "glauben" in diesem Thread gar nicht zu verwenden oder als Abgrenzung zumindest "an etwas glauben" zu schreiben. Schien mir aber illusorisch.