Kotknacker schrieb:Naja, muss man relativ zur Gesamtbevölkerung betrachten und nicht in absoluten Zahlen sehen. Und zudem gemessen am Bevölkerungswachstum war das 20. Jh, das "friedlichste" von allen.
Ähm, zwischen den beiden Sätzen fehlt mir irgendwie der Aufweis, der den zweiten Satz berechtigt.
Ich wills mal so sagen. Vor 2000 Jahren lebten ca. 170...400 Millionen Menschen weltweit, davon mehr als 50 Millionen im Imperium Romanum. Zwei Milliarden Menschen lebten erstmals 927, vier Milliarden wurden 1974 erreicht. Das Bevölkerungswachstum hat also gerade mal den Faktor 10 vorgelegt in knapp 2000 Jahren.
Entsprechendkannstefür irgendwelche Opferzahlen der letzten 2000 Jahre auch nur maximal eine Null hinzusetzen, wenn Du sie mit den Opferzahlen des 20.Jh. vergleichen willst.
Für die Orientkreuzzüge des Hochmittelalters in einem Zeitraum von rund 200 Jahren gibt Wollschläger die Zahl von 22 Millionen Opfern an. Damit steht er allerdings auch arg allein da; außerhalb Deutschlands wird diese Zahl praktisch gar nicht rezipiert. Über den ersten unorganisierten Kreuzzug, der letztlich schon auf dem Weg scheiterte, sid keine Zahlen bekannt. Der erste organisierte brachte dann die für damalige Zeiten beeindruckende 50...60.000 Mann Stärke auf. Hier wirkte die Begeisterung nach, die Urbans Aufruf zur Befreiung Jerusalems in Europa auslöste. Der sechste Kreuzzug konnte gerade mal noch 15.000 Mann bereitstellen. Die Opferzahlen dürften ähnlich ausgefallen sein, jedenfalls im Schnitt im 5-stelligen Bereich liegen. ALles in allem werden die Kreuzüge zusammengenommen einen sechstelligen Betrag an Opfern gefordert haben; ich habe allerdings auch Schätzungen von bis 1,5 Millionen Toten gefunden. Hierbei werden allerdings sämtliche der über 50 militärischen Aktionen berücksichtigt, die im Gefolge der "eigentlichen" Kreuzzüge ebenfalls so tituliert wurden, bei denen es sich allerdings oft um politische Fehden handelte oder um reine Gebietserweiterungen (Finnlandkreuzzug Schwedens).
Die Hexenverfolgungen des ausgehenden Mittelaltrs und der frühen Neuzeit sollen nach einer Aussage im 18.Jh. 9 Millionen Opfer verlangt haben. Diese Zahl wurde von den Nazis aufgegriffen und propagirt, weswegen sie selbst heute noch zuweilen zu lesen ist. Weit realistischer waren im letzten Jahrhundertaber schon um die 100.000. Mittlerweile spricht man von 40...60.000 Europaweit und aus einem Zeitraum von 350 Jahren.
Auch die Inquisition sorgte nicht für ein Millionenheer an Opfern. Tatsächlich wurden dort, wo "die Inquisition wütete", deutlich weniger Hexen hingerichtet. Leider fehlenvrl#äßliche Unterlagen, die über anekdotische Einzelfälle hinausgehen, sodaß eineAbschätzung von Inquisitionsopfern nicht möglich ist. Immerhin aber zeigen einige Dokumente, die die Gesamtwirksamkeit eines einzelnen Inquisitoren abdecken, daß unter den Bestrafungen von für schuldig befundenen Ketzern maximal 10% auf eine Todesstrafe hinausliefen, bei vielen auch auf deutlich weniger. Petrus Seila hatte in 600 Schuldsprüchen nicht einmal die Todesstrafe verhängt. Die meisten Urteile liefen auf das Tragen eines Büßergewandes, das Anbringen eines Ketzerkreuzes auf der Kleidung, das Absolvieren von Wallfahrten oder Hausarrest. Es gab allerdings auch Kerkerstrafen, z.T. lebenslang. Doch auch diese waren selten. DerInquisitor Bernhard Guis immerhin schickte von seinen 930 der Ketzerei überführten Opfern 42 in den Tod (unter 5%), aber geschlagene 307 in dauernde Kerkerhaft - jeden Dritten! (Petrus Seila hatte nicht eine Gefängnisstrafe ausgestellt.)
Kreuzzüge, Hexenverfolgungen & co. brachten in zahlreichen Jahrhunderten ein immerhin beeindruckendes Heer von mehreren hunderttausend Toten, vielleicht sogar von wenigen Millionen.
Allein sechs Jahre des Zweiten Weltkrieges bescherten uns mehr als das Zehnfache davon. Stalin allein dürfte mit seinen Pogromen und gezielten Verhungerungen von Kosaken, mit seinen Bevölkerungsumsiedlungen und den Gulagen etc. p.p. ebenfalls das Zehnfache zusammenbekommen haben. Und Pol Pot hat in Kambodscha binnen vier Jahren 1,4...2,2 Millionen Kambodschaner töten bzw. sterben lassen, was so viel wie 1900 Jahre Christentumsopfer sein könnten.
Nein, das 20.Jh. hat alles bisherige in den Schatten gestellt, nicht nur absolut, sondern eben auch in relativen Zahlen.
Deine "Tatsachenaussagen" solltest Du künftig besser zurückhalten, wenn Du keine Ahnung hast und zu unfähig, es mal schnell gegenzuprüfen. Das 20.Jh. war nicht
Kotknacker schrieb:das "friedlichste" von allen
Mailo schrieb:Das in den neuzeitlichen Kriegen mehr Opfer zu beklagen sind weiß ich selber. Das liegt aber an der Anzahl der Menschen und nicht an dem Grund der Auseinandersetzung.
Und noch so einer. Halt Dich zurück mit Tatsachenaussagen, wenn Du sie nicht mal selber gegenprüfen kannst.
Ihr lebt in Eurer eigenen Phantasie. Religion muß schlecht sein, hat schlecht zu sein,also isses Realität, daß nichts so zahlreich war wie Religionsopfer. So kann man die Realität nicht erfassen, nur mit der eigenen ideologischen Voreingenommenheit. Ihr habt Euch hier nur selbst vorgeführt.
Mailo schrieb:Wir sollten die Geschichte schreiben. Nicht uns eine von irgend nem Spinner schreiben lassen.
"Ihr" seid dazu ganz sicher nicht in der Lage. Schön aber, daß Du die Alternative schon mal verunglimpfen kannst. Nachher ist jeder andere "Spinner" aber sachlich besser als Du und Deinesgleichen geeignet, Geschichte adäquat zu beschreiben.