Bishamon schrieb:manche Christen behaupten, dass sich göttliche Moral nicht ändert?
gibt es eine "christliche Moral" und unterscheidet sie sich von anderen Moralvorstellungen?
Ein Philosoph würde wahrscheinlich antworten, dass Gottes Moral die Ethik ist.
Jesus und Budda waren im Prinzip die ersten, die ethische Grundsätze tatsächlich so formuliert haben, dass wir manches davon heute akzeptieren.
Christliche Moral gibt es bestimmt, aber ich denke, dass die Kirche sich mit der Moraltheologie keinen Gefallen getan hat. Zu oft wurden absolut vorgetragene Moralische Grundsätze hochtrabend vorgetragen um diese dann selber zu brechen.
Jesus war da klüger: "Wer frei von Sünde ist, der Werfe den 1. Stein." Vllt. auch: "Bevor du den Splitter im Auge des anderen Ziehst, so nehme zuerst den Balken aus deinem Auge."
Insofern stehe ich hier auf der Philosophischen Seite. Für alle Christen gilt das sicher nicht.
Gerade auch in der hier angesprochenen Theodizee Frage wird jede menschliche vorstellung von Moral schnell zum Bumerang für den Christen und seinen Glauben.
Snowman_one schrieb:Sicher wandeln sich moralische Vorstellungen. In der Regel wird aber das wohlwollen gefördert und Leid vermindert.
In unserem Beispiel leidet ein Baby furchtbar. Gott könnte etwas dagegen tun, er ist ja laut @Illuision Allmächtig. Aber er tut nichts, trotz Allmacht.
Moralisch ist das nicht vertretbar egal in welcher Zeit du lebst, egal wie sehr sich Moralvorstellungen verändern. Es macht diesen Gott grausam, weil er nichts tut. Zudem leben und reden wir ja vom hier und jetzt, wo so etwas unmoralisch ist. Also ist dieser Gott unmoralisch.
Für mich persönlich verhält er sich wie ein nicht existierender Gott, aber das ich nicht denke das es einen Gott gibt oder das ich nicht an ihn glaube, ist hier nicht Thema.
Würde ich in dieser Absolutheit nicht so schreiben, aber grundsätzlich stimmt es schon. Die Frage nach der Theodizee ist für die Vorstellung eines nach menschlichen Ermessen moralischen Gottes eine Zumutung.
Es gibt allerdings durchaus andere Vorstellungen von Gott als eben diese vermenschlichte. Die Christenheit hat vllt. nicht klug gehandelt, als sie Gott zu einen netten alten alle liebenden Herren gemacht hat den man mit DU anspricht.
Dieses nett machen ist eh so eine Sache für sich. Gibt da ein "nettes" Buch zu. "Gegen die Verharmlosung Jesu" behandelt ein etwas anderes Thema, läuft aber auf ähnliches hinaus.
Die Kirche hat sich mit einem unterkomplexen Volksglauben selber in eine Falle bugsiert.
Peterson hat eine hervorragende Vorlesungsreihe zur Gottesidee gemacht:
Lecture: Biblical Series I: Introduction to the Idea of God
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Allerdings muss hierfür ein religiöses Gottesbild etwas beiseite geschoben werden. Es geht eher um die Ideengeschichte des biblischen Gottes.
AlteTante schrieb:Deine Vergleiche hinken insofern, als dass dieser Gott allmächtig ist und gar nicht erst in die Situation kommen könnte, entscheiden zu müssen, wen er rettet und wen nicht.
Meine persönliche Moral ist, dass jemanden bewusst leiden zu lassen, obwohl er es verhindern könnte, grausam ist, egal, ob derjenige, der es verhindern könnte, ein Mitmensch oder Gott ist. Das Wohl und Wehe seiner Mitmenschen sollte (zumindest meiner Meinung nach) mehr wiegen, als die Wünsche eines allmächtigen Wesens.
Wie ich oben schrieb, halte ich vom netten Papa Gott nicht viel.
Rein aus der Bibel jetzt, ohne den netten Gott mit dem jeder per du ist.
Gott hat, streng nach Herleitung aus der Bibel, die Regeln auf dieser Welt definiert, aber nirgendswo den Anspruch erhoben einfach so per Gebetsruf in diese Welt einzugreifen.
Strenggenommen beginnt die Bibel gleich ganz zu Anfang mit der Prophezeiung, dass die Menschen auf dieser Welt sehr viel leiden werden. Sowohl unter sich als auch unter den Gesetzen der Natur.
Gott prophezeit dies und lässt nicht im geringsten durchblicken, dass er den Menschen in diesem Leben helfen wird.
Der Volksglauben vom wundertätigen Gott, der den Menschen im Leben konkret zur Seite steht, ist vielleicht einfach eine falsche Erwartungshaltung.
Die Bibel liefert eine Anleitung, wie wir Menschengemachtes Leid minimieren. Witzigerweise enthält diese Anleitung auch gleich den Hinweis, dass wir uns trotz allen, noch zusätzlich zur grausamen Natur, weitere eigene Probleme schaffen werden.