Bishamon schrieb:dann begeht ein Un-Andersgläubiger immer eine himmelschreiende Sünde?
Das lässt sich kurz mit nein beantworten. Was aber exakt himmelschreiend ist, dass ist leider auch nicht so leicht zu beantworten.
Aufgelistet sind 5
- Das Blut des Mordes (Genauer: Das vergossene Blut des Mordes Kains an Abel)
- Die Verfehlung und Bestrafung der Sodomer (Bis heute ein Streitpunkt welcher dieser Verfehlungen gemeint ist oder alle)
- Die Klagen der Unterdrückten Völker (Genauer: Die Klagen des Unterdrückten Volkes in Ägypten) hier aber stellvertretend für unterdrückte Völker
- Die Klagen der Witwen, der Fremden und der Waisen
- Der den Arbeitern vorenthaltene Lohn
Ist jetzt Freihand geschrieben, google hilft bei einer genaueren Formulierung
Es ist also keine Aufzählung der Taten, sondern der Wirkungen von Taten. Das Begegnet einem im Katechismus öfter. Nicht das getane an sich ist das Problem, sondern die Folgen die sich ergeben.
Zum Beispiel lässt sich bezüglich unterdrückter Völker vllt. schließen, dass wenn du Staatschef bist und ein anderes Land den Erdboden gleich machst und die Bevölkerung versklavst, dann ergibt sich aus dem Resultat deiner Handlung ein Problem für deine Seele.
Hier gibt es einen fundamentalen Unterschied zwischen katholisch und lutherisch. Nach katholischen Glauben ist der Mensch zur Reinigung der Seele fähig und dazu in der Lage ein Leben frei vom Resultat der Sünde (nicht frei von Sünde, aber durch Sühne frei vom Symptom) zu führen. Luther glaubte, der Mensch ist grundsätzlich immer verdorben und nur der Akt der Gnade Gottes kann Erlösung bringen. Dieser Akt der Gnade kann nur und ausschließlich durch Jesu erreicht werden.
Bishamon schrieb:gilt das nur für Christen?
Hier gibt es wieder einen fundamentalen Unterschied zwischen evangelisch und katholisch.
Die evangelische Variante lautet: Sola fide.
Das bedeutet so viel wie: Nur durch den Glauben.
Alles andere führt in die Verdammnis.
Salopp gesagt, glaubst du an den Gott der Bibel und Jesus, dann bist du erlöst, so Gott will. Wenn nicht, dann halt nicht.
(Wenn ich mir moderne evangelische Kirchentage so anschaue, dann haben die das inzwischen wahrscheinlich aufgeweicht
;) ).
Die Katholiken haben sich darüber einige Zeit gestritten. Hintergrund war gewesen, was mit Menschen geschieht, die einfach noch nicht von den Evangelien gehört haben oder keine Kenntnis von diesen haben, aber dennoch gute Menschen sind.
Daher ja auch die Abstufung. Hölle, Fegefeuer etc.
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Hint: Das Fegefeuer ist kein Feuer und auch nicht ewig, beides Irrtümer des Volksglaubens. Das Fegefeuer ist ein Zustand der Reflektion, an dessen Ende die Seele den Stand der Erlösung erreicht. refrigerium interim
Reflektion heißt hier Konfrontation mit eigenen Verfehlungen, nicht Gott verweigert der Seele den Eingang in den Himmel, sondern die Seele reinigt sich aus eigenen Willen, bevor sie vor Gott tritt.
Wie eine Braut, die einen Fleck auf ihren Brautkleid hat und diesen erst entfernt bevor sie zur Zeremonie geht.
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Nach katholischer Auffassung ist das keine digitale Frage im Sinne von entweder oder.
Ich habe keine Ahnung wie der entstand dieser Diskussion ist, es gab in der Frühkirche verschiedene Spekulationen, wie zum Beispiel den Limbus und seine Abstufungen (Die Kreise der Hölle) etc.
Nichts von der Limbus Lehre ist jemals Dogma geworden. Ich weiß jetzt nicht, ob es einen abschließenden Stand der Diskussion gibt.