@Dennis75 Dennis75 schrieb:Tja die Quellen für meine Definition sind bekannt und praktisch in jedem Post aufs neue angeführt.
Dann schauen wir doch einmal dort nach ...
Weltanschauung, die die Existenz [eines] Gottes verneint bzw. bezweifelt.
Quelle:
http://www.duden.de/rechtschreibung/AtheismusAtheismus (von altgriechisch ἄθεος átheos „ohne Gott“) bezeichnet die Abwesenheit oder Ablehnung des Glaubens an Gott bzw. Götter (Theismus). Zum Atheismus im weiteren Sinne gehört auch der Agnostizismus (agnostischer Atheismus), nach dem die Existenz von Gott bzw. Göttern ungeklärt oder nicht klärbar ist. Im engeren Sinne bezeichnet er jedoch die Überzeugung, dass es Gottheiten nicht gibt.
Quelle:
Wikipedia: AtheismusWährend Duden Atheismus mit einer Weltanschauung gleichsetzt, differenziert Wikipedia stärker und unterscheidet zwischen "Atheismus im weiteren Sinne " und "Atheismus im engeren Sinne".
Bleiben wir noch kurz beim Duden ...
Gesamtheit von Anschauungen, die die Welt und die Stellung des Menschen in der Welt betreffen.
Quelle:
http://www.duden.de/rechtschreibung/Weltanschauung1. grundsätzliche Meinung, Betrachtungsweise
2. das Anschauen, Betrachten; Meditation, Vorstellung, Eindruck
Quelle:
http://www.duden.de/rechtschreibung/Anschauung1. grundsätzliche Meinung, Betrachtungsweise
Beispiele
- moderne, veraltete, politische, soziale Anschauungen
- ich teile deine Anschauung von der Sache
- nach neuerer Anschauung
Quelle:
http://www.duden.de/rechtschreibung/Anschauung#Bedeutung1Aus der Wortbedeutung von Atheismus geht also laut Duden nicht hervor, dass es sich um einen Glauben handelt, sondern um eine Betrachtungsweise oder grundsätzliche Meinung, die die Welt und die Stellung des Menschen in der Welt betreffen, wobei die Existenz eines Gottes verneint bzw. bezweifelt wird.
Vergleichen wir diese Begriffsbedeutung mit der von Glauben:
1 a) für möglich und wahrscheinlich halten, annehmen; meinen
b) fälschlich glauben, für jemanden oder etwas halten; wähnen
2a) für wahr, richtig, glaubwürdig halten; gefühlsmäßig von der Richtigkeit einer Sache oder einer Aussage überzeugt sein
b) jemandem, einer Sache vertrauen, sich auf jemanden, etwas verlassen
3a) vom Glauben erfüllt sein, gläubig sein
b) in seinem Glauben von der Existenz einer Person oder Sache überzeugt sein, etwas für wahr, wirklich halten
Quelle:
http://www.duden.de/rechtschreibung/glaubenRelevant ist hier Punkt 3 b), wo erklärt wird:
in seinem Glauben (2a) von der Existenz einer Person oder Sache überzeugt sein, etwas für wahr, wirklich halten
Beispiele
an Gott, an die Auferstehung glauben
an Gespenster, an Wunder glauben
Quelle:
http://www.duden.de/rechtschreibung/glauben#Bedeutung3bUnd unter Punkt 2 a) wird angeführt:
für wahr, richtig, glaubwürdig halten; gefühlsmäßig von der Richtigkeit einer Sache oder einer Aussage überzeugt sein
Beispiele
das glaubst du doch selbst nicht!
ich glaube schon, dass es sich so verhält
man muss nicht alles glauben, was in der Zeitung steht
sie glaubt jedes seiner Worte, glaubt ihm jedes Wort
wenn man seinen Worten glauben will
er hat die Nachricht nicht glauben wollen
man glaubt ihr die Tänzerin (sieht aus ihren Bewegungen, dass sie wirklich Tänzerin ist)
du glaubst nicht, wie ich mich freue! (ich freue mich sehr)
(umgangssprachlich) es ist so, ob du es glaubst oder nicht (es ist wirklich so)
Quelle:
http://www.duden.de/rechtschreibung/glauben#Bedeutung2aSomit folgt daraus, dass es sich beim Glauben - in Bezug auf Gott - um die Überzeugung handelt, von der Existenz Gottes überzeugt zu sein. Auch die Verneinungen, die in Punkt 2 a) aufgeführt sind, beziehen sich eindeutig auf diese Art von Glauben und stellen nicht den Glauben an die Verneinung dar. Folglich kann man Atheismus nicht als Glauben bezeichnen, da Atheisten nicht von der Existenz einer Person oder Sache, die mit "Gott" bezeichnet wird, überzeugt sind. Gemäß Duden lässt sich das nicht aus der Wortbedeutung her sinnvoll bzw. zutreffend ableiten.
Kommen wir zur Wikipedia. Das Lemma hatte ich bereits zitiert, so dass ich nun auf die Differenzierungen der Wortbedeutungen eingehen kann.
Die begriffliche Spannbreite von Atheismus umfasst einerseits die „weiten“ Begriffsbedeutungen, die ein Dasein ohne Glauben an Gott, entsprechende Lebensweisen und diesbezügliche Begründungen einschließen (auch als „Nichttheismus“ begriffen), und andererseits „enge“ bzw. „starke“ Bedeutungen, die in Hinsicht auf Götterbehauptungen verneinend, gegebenenfalls kämpferisch oder mit Gegenbeweisen vertreten werden (auch als „Antitheismus“ bezeichnet).
Man unterscheidet also Nicht-Theismus von Anti-Theismus. Zum Nicht-Theismus:
Eine verbreitete Kategorie ist der weite (implizite) Atheismus, dessen Vertreter aussagen: „Ich bin nicht überzeugt, dass es Götter gibt.“[112] Dieser Atheismus beinhaltet jedoch nicht, dass es keine Götter gäbe, bestreitet also nicht die Existenz von Göttern. Unterschieden wird das Nichtswissen über Gott bzw. Götter (Agnostizismus) und das Nichtvorhandensein des Glaubens an Gott oder Götter (Atheismus im wörtlichen Sinne).
Nicht-Theismus wird also aufgeteilt in Agnostizismus und "Atheismus im wörtlichen Sinne" - und letzteres sollte uns zu denken geben, denn "Atheismus in wörtlichem Sinne" bedeutet - gemäß Wikipedia, auf die Du Dich als Quelle berufst -
Nichtvorhandensein des Glaubens an Gott oder Götter!
Damit hat sich auch Deine zweite Referenz als Nebelkerze erwiesen. Aber der Vollständigkeit halber noch etwas zum sogenannten "starken Atheismus":
Die Gegenkategorie zum weiten Atheismus ist der starke (positive, explizite) Atheismus mit der logischen Aussageform: „Ich bin überzeugt, dass es weder Gott noch Götter gibt“.[112] Vertreter des starken Atheismus lehnen den Glauben an die Existenz von Gott oder Göttern ab, also Monotheismus wie Polytheismus gleichermaßen. Hierfür findet sich gelegentlich auch der Begriff Antitheismus. Starker Atheismus lehnt auch ähnliche Überzeugungssysteme wie beispielsweise den Glauben an übernatürliche Wesen, Wirkkräfte oder Mächte ab, ist also Gegner aller spirituellen, animistischen und magischen Lehren sowie eines jeglichen Mystizismus.
Man bedenke dabei, dass es sich hierbei NICHT um "Atheismus im wörtlichen Sinne" handelt, sondern um eine Steigerungsform der ursprünglichen bzw. eigentlichen Wortbedeutung. Dieser "starke Atheismus" wird aus agnostischer Position heraus wie wolgt kritisiert:
Wenn mit Atheismus die Festlegung auf eine Nichtexistenz Gottes gemeint ist („starke“ Bedeutung), dann bieten agnostizistische Positionen epistemische Argumente gegen theistische und „stark“ atheistische Positionen. Eine Form von Argumentation versucht zu zeigen, dass keine hinreichenden Rechtfertigungen für eine theoretische Verpflichtung auf Position oder Negation der Existenz Gottes bestünden, so dass eine diesbezügliche Urteilsenthaltung rationaler erscheine.
Mit anderen Worten: Wenn man sich schon bezüglich der Existenz Gottes äußert, ist es rationaler, sich diesbezüglich eines Urteils zu enthalten, da es keine hinreichende Rechtfertigung dafür gibt, sich in irgendeiner Weise theoretisch festzulegen. Also: Sowohl Theisten wie auch starke Atheisten überschreiten die Kompetenz ihrer Ratio, wenn sie sich hierzu in bestimmender Weise äußern, denn:
Derartige Positionen sind insbesondere dann naheliegend, wenn „Gott“ verstanden wird als Eigenname, der auf ein etwaiges metaphysisches übernatürliches Objekt referiert, und empiristische oder verifikationistische Voraussetzungen vertreten werden. Dann wäre eine Aussage sinnlos, wenn deren Wahrheit nicht empirisch überprüfbar ist.
Kurz: Gott als metaphysisches Wesen ist empirisch nicht prüfbar, also ist jede Aussage über seine Existenz rational nicht haltbar.
Aber wie aus den von Dir genannten Quellen schon herausgearbeitet: Atheismus im eigentlichen Wortsinn bezeichnet lediglich die Abwesenheit des Glaubens an Gott und nicht den Glauben, dass Gott nicht existiert. Und damit kann man es mit dieser Sinnlosdiskussion nun auch mal gut sein lassen ...