Was bringt euch euer (Un-)Glaube?
13.10.2016 um 21:03Ich habe/bin das was jetzt ist.
Muß da mehr sein als das hier, jetzt?
Muß da mehr sein als das hier, jetzt?
AlteTante schrieb:Das Argument, dass man moralische und/oder emotionale Probleme damit haben könnte, das Leiden in der Welt mit einem nicht nur allmächtigen, sondern auch guten Gott zusammenzubringen, hast du vergessen. Das ist für mich persönlich das stärkste Argument gegen den Glauben, auch wenn es für viele Gläubige kein Problem zu sein scheint.Das habe ich nicht vergessen. Es ist ein Teil der Aussage dass sich jemand durch eigene Beobachtung und - für ihn - logische Schlussfolgerung zu einer Meinung über die (Nicht)Existenz Gottes gezwungen sieht.
AlteTante schrieb:Dass viele Atheisten nicht glauben WOLLEN, weil sie die Freiheit haben wollen, zu machen, was sie wollen (also zu "sündigen"), mag in manchen Fällen zutreffen. Generell halte ich es jedoch für eine Unterstellung.Es ist meine vorläufige Beobachtung, und daraus bilde ich mir eben eine Erklärungshypothese. Die kann falsch oder richtig sein, das werde ich wohl früher oder später herausfinden.
Argus7 schrieb:Auf einen vereinfachten Nenner gebracht: Wer eine wie auch immer geartete religiöse Lehre verbreitet ist ein Missionar. Wer dieser Lehre mit Gegenargumenten begegnet ist ein Aufklärer.Das kann man natürlich so sehen wenn man so will. Ich sehe es so:
BioGenEthiker schrieb: @Commonsense hat schon darauf reagiert - ja, insbesondere der Kommunismus schwebte mir dabei vor. Nationalsozialismus nur bedingt, weil unter dessen Ägide das Christentum durch heidnische Religion verdrängt bzw. ersetzt werden sollte. Aber Kommunismus ist dezidiert atheistisch, ja sogar antitheistisch.Der Nationalsozialismus war nicht nur von heidnischen Ersatzreligionen geprägt, er war auch sehr fatalistisch, insbesondere Hitler glaubte ja für die Welt als eine "höhere Fügung des Schicksals" vorherbestimmt zu sein.
Libertin schrieb:Wie von diesen dann anschließend auch mit u.a. vielen Gläubigen verfahren wurde hatte mit Marx Ansinnen jedoch schon rein gar nichts mehr zu tun.Lenin: "Je mehr von dem Nonnen- und Pfaffenpack wir erschießen (können) umso besser." Siehe Nordkorea.
Libertin schrieb:Wie von diesen dann anschließend auch mit u.a. vielen Gläubigen verfahren wurde hatte mit Marx Ansinnen jedoch schon rein gar nichts mehr zu tun.Ja, und das illustriert sehr schön, wie aus einem atheistisch-humanistischen Ansatz - immerhin verstand sich der Kommunismus als Instrument zur Befreiung des Menschen von Ausbeutung und Krieg - ein inhumaner Staatsterror werden konnte, weil sich die Menschen nun mal nicht in einen geistigen Schnittbogen pressen lassen, den sich zuvor ein paar kluge und durchaus wohlwollende Gehirne ausgedacht haben. Für derlei Experimente sind die Menschen zu verschieden. Ab einem bestimmten Punkt gibt es immer Abweichler von der verordneten Norm, die dann mehr oder weniger rigide diszipliniert werden müssen.
Dennis75 schrieb:Da du Atheist bist passt deine Aussage "Es sind die Theisten die missionieren" zu meiner bisherigen Beobachtung.Du bist offensichtlich nicht in der Lage, die offenkundige Logik einer Erklärung zu erkennen. Als Diskussionspartner somit leider nicht ernst zu nehmen.
Argus7 schrieb:Wer eine religiöse oder wissenschaftliche These aufstellt, bezweckt damit, seine Sicht der Dinge zu propagieren.Zunächst bezweckt man damit, seine Sicht der Dinge bekannt zu machen. Und die Begründung der These ist dann das Vorbringen von Argumenten, die für diese These sprechen. Im Fall von wissenschaftlichen Thesen werden zudem Argumente vorgebracht, die es erlauben, die These kritisch zu prüfen - bis hin zur möglichen Falsifikation. Das unterscheidet wissenschaftliche Thesen von religiösen.
Argus7 schrieb:Wenn's um Religion geht, bezeichnet man das als missionieren.Nicht notwendigerweise. Bei Religionen, in denen es um Erlösung durch Anhängerschaft geht, ja. Christentum und Islam sind hierbei ja bekanntlich Vorreiter. Bei anderen Religionen, die diesen Anspruch nicht haben, nein. Hinduisten z.B. missionieren nicht. Juden ebenfalls nicht. Und wenn man sich in den verschiedenen Stammesreligionen umschaut, die es in vielen Weltgegenden noch gibt, kann man nicht sagen, dass sie missionieren, weil sie bestimmte Glaubenskonstrukte vertreten.
Argus7 schrieb:Atheisten wiederum propagieren keine religiöse Lehre.Das ist richtig. Aber die Argumentation gegen Religion ist manchmal plakativ und aufdringlich, weil mit einem quasi-religiösen Eifer vorgetragen, der ebenfalls auf Erlösung ausgerichtet ist, wie es religiöse Missionare tun. Und das ist zwar gut gemeint, aber eben nicht gut, weil kontraproduktiv und dem eigentlichen Anliegen der Religionskritiker widersprechend. Auf der Seite ratgebernewsblog2, die Du gern immer wieder verlinkst, kann man das sehr gut nachlesen - insbesondere in den Kommentarspalten.
Argus7 schrieb:Es hat sich aber unter Christen eingebürgert, dass sie Menschen, die ihre Lehre angreifen missionarischen Eifer unterstellen. Sie erkennen intuitiv, dass der Begriff "Missionar" negativ belegt ist. Kein Wunder, denn christliche Missionare haben sich z.B. in afrikanischen Ländern leider keinen guten Ruf erworben. In die Enge gedrängt versuchen die Christen deshalb, die negativ belegte Tätigkeit des Missionierens auf Atheisten zu übertragen. Eine ziemlich unlogische, hilflose und nicht sehr einleuchtende Art und Weise zu argumentieren.Ein stets wiederkehrender Mechanismus. In der gleichen Liga spielt ja auch, dass Christen den Atheisten immer einen Glauben unterstellen wollen - den Glauben, das Gott nicht existiert - statt zu verstehen, dass es eben das Gegenteil davon ist, das "Nichtglauben" an Gott.
Commonsense schrieb:In der gleichen Liga spielt ja auch, dass Christen den Atheisten immer einen Glauben unterstellen wollen - den Glauben, das Gott nicht existiert - statt zu verstehen, dass es eben das Gegenteil davon ist, das "Nichtglauben" an Gott.Ja gut, gegen diese Dummheit hatte ich auch schon mehrmals und seitenlang in diversen Threads andiskutieren müssen ... :D
BioGenEthiker schrieb:Ja, und das illustriert sehr schön, wie aus einem atheistisch-humanistischen Ansatz - immerhin verstand sich der Kommunismus als Instrument zur Befreiung des Menschen von Ausbeutung und Krieg - ein inhumaner Staatsterror werden konnte, weil sich die Menschen nun mal nicht in einen geistigen Schnittbogen pressen lassen, den sich zuvor ein paar kluge und durchaus wohlwollende Gehirne ausgedacht haben. Für derlei Experimente sind die Menschen zu verschieden. Ab einem bestimmten Punkt gibt es immer Abweichler von der verordneten Norm, die dann mehr oder weniger rigide diszipliniert werden müssen.Dass der ursprüngliche Kommunismus, den man in Ansätzen sogar als christlich inspiriert, bezeichnen konnte, schon nach kurzer Zeit zu einem verbrecherischen System degenerierte, bedeutet nicht autmatisch, dass der humanistisch motivierte Atheismus auch nur in Ansätzen mit dem entmenschlichten Kommunismus verglichen werden kann. Das möchte ich hier nur mal klarstellen. Kommunismus und Humanismus entstammen zwei völlig andern und diametral entgegen gesetzten Denkschulen.
BioGenEthiker schrieb:Analog sehe ich das mit den institutionalisierten Religionen. Das Christentum oder der Islam ist ja nicht angetreten, um die Menschen zu unterjochen, sondern sie - im Rahmen einer transzendenten Prämisse - zu erlösen bzw. zu retten. Dass diese Religionen dann später zu politischen Institutionen wurden, führte schließlich zur Religion als gesellschaftlich dominante Ideologie, der sich die Menschen zu unterwerfen hatten. Dass diese ideologische Macht nur mühsam über einen mehrere Jahrhunderte dauernden Aufwand gebrochen werden konnte, ist dann nur folgerichtig.Einspruch! Ich stimme zu, dass das Christentum und der Islam nicht in der Absicht angetreten sind, die Welt zu unterjochen. In der Realität hingegen haben sich sowohl Christen als auch Muslime nicht davon abhalten lassen, in Afrika und in Südamerika ganze Völker zu unterjochen oder gar völlig auszulöschen. Das sind geschichtliche Fakten, die nicht widerlegt werden können. Oder muss ich dazu Beispiele anführen? Das würde eine ellenlange und von Bluttaten triefende Aufzählung werden. Sowohl Christen als auch die Moslems haben Sklaverei betrieben. Unter Mohammed wurden Sklavinnen z.B. als Konkubinen verkauft. Dass das erste englische Sklavenschiff den sinnigen Namen "Jesus" trug, sei nur als Glosse am Rande erwähnt.
BioGenEthiker schrieb:Aufklärung ist zwar richtig und wichtig, aber wenn man schon Kritik an Religionen übt, sollte man das mit Sachverstand tun. Plakative Agit-Prop-Manier, die manche zelebrieren, ist hingegen nur kontraproduktiv.Dem stimme ich im Prinzip zu. Ich komme aber nicht umhin, festzustellen, dass die offensichtlichen biblischen Verfälschungen bis hin zu handfesten Lügen, es den Kritikern nicht leicht machen, sich mit harten kritischen Worten zurück zu halten. Was da der allzu gläubigen Welt an dreisten Ansichten zugemutet wird, ist schon ein starkes Stück. Ein Beispiel: Obwohl die neutestamentliche Bibelforschung ergeben hat, dass das gesamte Johannes-Evangelium nachweislich eine grobe Fälschung ist, ignorieren dies die verantwortlichen Kirchenväter, obwohl sie von der Fälschung wissen, weil dies von Theologen beider Konfessionen bestätigt und anerkannt wurde. Das aber hindert die Pfarrer nicht, weiterhin aus dem Johannes-Evangelium zu zitieren und zu predigen. Sie begründen dies damit, dass die Worte im Johannes-Evangelium ja Christus den gekreuzigten und auferstandenen Herrn verkündigen. Es seien somit keine historischen Zeugnisse, sondern Zeugnisse des Glaubens. Ich stelle fest: Man braucht also gefälschte Jesusworte als Zeugnis des Glaubens. Ist es dann nicht verständlich, wenn man dies als armselige Lüge und dümmliche Ausrede bezeichnet? Ich meine, dass dies ein treffendes Beispiel dafür ist, dass Aufklärung angesichts solcher Fakten ohne harsche Kritik nicht auskommen kann.
Dennis75 schrieb: Lenin: "Je mehr von dem Nonnen- und Pfaffenpack wir erschießen (können) umso besser." Siehe Nordkorea.Da kann man auch noch weitere Beispiele bringen.
Na gut, Marx ist nicht Lenin.
Argus7 schrieb:... bedeutet nicht autmatisch, dass der humanistisch motivierte Atheismus auch nur in Ansätzen mit dem entmenschlichten Kommunismus verglichen werden kann.Humanistisch motivierter Atheismus (was für eine hübsche -ismus-Konstruktion!) ist ja auch nicht per se eine politische Ideologie. Nur wenn es eine wird, ergeben sich Parallelen, die evident sind. Und dann ergeben sich auch Bezüge zu dem, was Du als Alternative für die Beschäftigung mit religiösen Glaubensgrundsätzen angedacht hattest.
Argus7 schrieb:Kommunismus und Humanismus entstammen zwei völlig andern und diametral entgegen gesetzten Denkschulen.Das sehe ich anders. Kommunismus ist etwas, was aus dem Humanismus hervorgegangen ist. Lies dazu mal bei Lenin - Die drei Quellen und Bestandteile des Kommunismus - nach. Kant, Hegel und Feuerbach werden hier explizit benannt. Und diese drei Vertreter der klassischen deutschen Philosophie lassen sich problemlos unter der philosophischen Rubrik Humanismus einordnen.
Argus7 schrieb:In der Realität hingegen haben sich sowohl Christen als auch Muslime nicht davon abhalten lassen, in Afrika und in Südamerika ganze Völker zu unterjochen oder gar völlig auszulöschen.Allerdings gehört zu dieser Realität ein machtpolitischer Hintergrund, den Du hierbei komplett ausblendest. Mit anderen Worten: Du vermengst die missionarische Praxis mit dem humanistischen Anspruch der Religionen, in dessen Namen die Missionierungen durchgeführt wurden und meinst, daraus schließen zu können, dass es mit dem humanistischen Anspruch der Religionen nicht weit her sein kann. Das ist aber ahistorisch geschlossen und somit in der Konsequenz verfehlt. Die Missionare waren die willkommene Vorhut für nachfolgende Kolonialisierung und politische Unterwerfung. Religion war hierbei nur Beiwerk und nicht Hauptzweck.
Argus7 schrieb:Das aber hindert die Pfarrer nicht, weiterhin aus dem Johannes-Evangelium zu zitieren und zu predigen.Warum sollten sie das auch nicht tun? Das Johannes-Evangelium steht nun mal in der Bibel und transportiert Glaubensaussagen, die dem Anliegen des Christentums entsprechen. Dass sich im Zuge der Bibelkritik ergeben hat, dass der Text bis zur endgültigen Fixierung zusammengestoppelt wurde, macht den Fakt, dass die Vulgata ab dem 4. Jahrhundert für verbindlich erklärt wurde, doch nicht ungeschehen. Und wenn dieser Text seit damals im guten Glauben, es wäre das authentische Jesus-Wort, tradiert wurde, ist es nachvollziehbar, dass er nach wie vor in der kirchlichen Praxis auf eben diese Weise weiter tradiert und genutzt wird. Deshalb wird man das Johannes-Evangelium nicht aus dem Bibeltext entfernen. Warum auch?
Argus7 schrieb:Ich stelle fest: Man braucht also gefälschte Jesusworte als Zeugnis des Glaubens.Und das ist ein treffliches Beispiel dafür, was ich mit plakativer Agit-Prop-Manier meine. Nein, es ist nicht so, wie Du feststellst. Man "braucht" nicht gefälschte Jesusworte, sondern man "hat" gefälschte Jesusworte, wobei man hinzufügen muss, dass man sehr lange Zeit nicht wusste, dass sie gefälscht sind. Doch der Umstand, dass sie gefälscht sind, entwertet nicht notwendigerweise das, was in diesen gefälschten Jesusworten als Aussage transportiert wird als Lüge, wenn die Intention des Fälscher-Autors der Intention derjenigen Autoren entspricht, die die nicht gefälschten Jesusworte tradiert haben. Und diesen Nachweis dürfte man nur schwerlich erbringen.
BioGenEthiker schrieb:die die nicht gefälschten Jesusworte tradiert haben...so es solche denn gibt. (blasphemische Randbemerkung)
BioGenEthiker schrieb:Da jedoch nicht mal sicher geklärt ist, ob es einen historischen Jesus überhaupt gegeben hatIch weiß nicht ob folgende Punkte gesellschaftlich nicht anerkannt sind, oder einfach nicht als Beweise ausreichen, aber meines Erachtens wirkt die Sicherung der Existenz von Jesus von Nazareth (Achtung nicht Jesus Christus ;) ) durchaus als sehr gut belegt:
Argus7 schrieb:Obwohl die neutestamentliche Bibelforschung ergeben hat, dass das gesamte Johannes-Evangelium nachweislich eine grobe Fälschung istWoher stammt dieses Wissen ? Ich konnte nämlich keinerlei Belege für solch eine Bibelforschung finden, ausgenommen die von pseudo-wissenschaftlichen Blogs propagierten, denen ich aber generell eher weniger Beachtung schenke. @BioGenEthiker @Argus7
GyatsoJigme schrieb:Woher stammt dieses Wissen ?@Argus7 bezieht sich hierauf:
GyatsoJigme schrieb:Die meisten heutigen Historiker und Neutestamentler halten Jesu Existenz für gesichert, vor allem weil sie größere Anteile der urchristlichen Evangelien auch unabhängig von der Bewertung außerchristlicher Erwähnungen Jesu als historisch zuverlässig beurteilen.Und das reicht eben als Beleg nicht aus, wenn man sich auf Quellen beruft, die ausschließlich innerchristlich sind, weil außerchristliche Quellen nicht aussagekräftig genug sind.
BioGenEthiker schrieb:@Argus7 bezieht sich hierauf:Danke.
BioGenEthiker schrieb:Und das reicht eben als Beleg nicht aus, wenn man sich auf Quellen beruft, die ausschließlich innerchristlich sind, weil außerchristliche Quellen nicht aussagekräftig genug sind.Verstehe. @BioGenEthiker
GyatsoJigme schrieb:Woher stammt dieses Wissen ? Ich konnte nämlich keinerlei Belege für solch eine Bibelforschung finden, ausgenommen die von pseudo-wissenschaftlichen Blogs propagierten, denen ich aber generell eher weniger Beachtung schenke.Worum es hauptsächlich geht ist, das die Christenheit nach wie vor wissentlich hinter´s Licht geführt wird. Das ist nicht nur von Bibelkritikern dargestellt worden, sondern auch von christlichen Theologen..