@dieleserindieleserin schrieb:ich dachte man glaubt im Buddhismus an Reinkarnation ? .. ich weiß darüber so gut wie nichts.., deswegen finde ich es interessant , hier bei Dir mitzulesen.
Reinkarnation wird nur noch von wenigen Buddhistischen Schulen wörtlich genommen. Ein Beispiel wäre der tibetische Buddhismus dem der Dalai Lama angehört (der sollte jedem bekannt sein)
Das Problem an dieser Sache ist jedoch, das Buddha niemals Aussagen bezüglich Metaphysik machte (also Übernatürliches). Er lehnte es sogar strikt ab, über solche Dinge zu sprechen, da nichts beweisbar sei und es nur zu Unruhe im Geist führt und Zeitverschwendung ist.
Außerdem sind die Geschichten die Buddha über "frühere Leben" erzählte meist Jataka, also Lehrreiche Geschichten. Sie sollen einem eine bestimmte Nachricht vermittelt, eine Message und sind nicht dafür da um wörtlich genommen zu werden.
Also beispielsweise so:
"In meinem Früheren Leben war ich der und der, erlebte das und das, die Moral der Geschichte, mach das und das lieber nicht"
Das es nun Buddhisten gibt, die das wörtlich nehmen und denken, sie würden wirklich nach ihrem Tod in andere Lebewesen wiedergeboren ist eine Ansicht aber nicht allgemein gültig.
Wie die katholische Kirche, die immer noch davon ausgeht das es die Hölle wirklich gibt, obwohl man mehrere male zeigte das diese bildlich gemeint war.
Zen Buddhisten (ich bin auch einer) folgen meist dieser Lehre der Wiedergeburt. Sie ist deutlich realistischer und mMn auch um einiges einleuchtender:
Die Lehre vom Zen-Lehrer Shohaku Okumura - dass Wiedergeburt in den "sechs Daseinsbereichen" nichts mit dem Leben nach dem Tod zu tun hat, sondern symbolisch für eine grundlegende geistige Verfassung steht, die uns gerade dominiert.
Höllenwesen: fügen einander Schmerzen zu und sehen keinen anderen Sinn in ihrer Existenz. Wegen dieser Haltung leiden sie.
Hungrige Geister: sind voller Gier, wollen immer mehr als sie haben, sind dennoch nie zufrieden und deshalb leiden sie.
Tiere: sind ihr ganzes Leben lang am Arbeiten - Jagen, Essen, Nachkommen zeugen...ihr ganzes Leben besteht nur aus Arbeit und deshalb leiden sie.
Kämpfende Dämonen (Asuras): gehen auf einen altindischen Gott der Gerechtigkeit zurück und wollen immer Recht haben, ihre Meinung durchsetzen. Sie liegen ständig mit anderen im Streit und haben nie Ruhe. Deshalb leiden sie
Menschen: sind nicht wie Tiere mit Arbeit zufrieden, sondern wollen Resultate - Erfolg, Macht, Einfluss., Vor allem aber wollen sie Sicherheit - einen sicheren Job, Versicherung, Rente. Da es diese absolute Sicherheit nicht gibt, haben sie Zukunftsängste (die Tieren unbekannt sind) und daher leiden sie.
Himmelswesen oder Devas: haben alles was sie sich wünschen. Allerdings fürchten sie sich vor Neidern und davor, dass freundliche Menschen sie nur wegen ihrer Macht mögen und sie in Wirklichkeit nur ausnutzen wollen. Außerdem haben sie praktisch keine echten Freunde Deshalb leiden sie.
Du siehst also, anstatt diese Darstellung vom "Rad der Wiedergeburt" wörtlich zu nehmen, kann sich jeder von uns in einer dieser psychologischen Modelle wiederfinden.
Viele Menschen leben nur für ihre Arbeit (Tiere) bis sie anfangen Ziele zu stecken (Menschen) und dabei Ellenbogen einsetzen (Asuras). Wenn sie schließlich erfolgreiche Manager (Devas) sind, merken sie, dass es auch nicht das wahre ist - und werden wieder gierig (Hungergeister) oder sind wütend über ihre Unzufriedenheit und beginnen andere zu quälen (Höllenbewohner).
Wie hier deutlich wird, heißt es "Kreislauf" der Wiedergeburt, weil man eben nicht nur aufsteigen, sondern auch absteigen kann - und im Laufe unseres Lebens werden wir dutzendfach "wiedergeboren".
dieleserin schrieb:Man meditiert , um zu erwachen.., um die Welt real nüchtern zu betrachten? ist das richtig? .., wenn ja.., ist die Welt ohne Buddhismus unscheinbar.. ?
Nein. Da verstehst du etwas falsch.
Unsere ganzen geistigen Prägungen durch Erziehung, Umfeld und Lebenserfahrung zeigen sich häufig in sehr komplexen und abstrakten, bis philosophischen Gedanken, die uns dabei behindern, ein tieferes Verständnis über uns selbst zu erlangen.
Es gilt sich von Voreingenommenheiten und angelernten Mustern zu lösen.
Nehmen wir an es gibt Gott.
Wenn wir uns Gott immer als gütigen weisen Vater vorstellen, dann würden wir ihn nicht erkennen, wenn er als Bikini-Schönheit vor uns stehen würde - wir sind geistig nicht offen, sondern haften daran, Gott müsse eine bestimmte Gestalt haben.
So gibt es auch das Zitat "Töte Buddha - Wenn du ihn siehst".
Weil die Vorstellung von Buddha niemals die richtige sein wird.
Noch einfacher mit dem Beispiel des Stuhls:
Wenn ich "Stuhl" sage, hast du sofort ein geistiges Bild von einem Holzstuhl mit Rückenlehne und vier Beinen vor Augen. Vielleicht meine ich aber einen orthopädischen Kniestuhl ohne Lehne.
Wenn "Stuhl" aber einfach "Sitzgelegenheit" bedeutet, dann kann auch ein Baumstumpf ein Stuhl sein.
Neulich traf ich einen Bekannten.., er wollte auch meditieren.., sieht er da die Welt anders? danach?
aber wie sieht man da die Welt anders als vorher?
Auch das entspricht nicht der Wirklichkeit. Meditieren muss man konstant und über einen langen Zeitraum hinweg um voran zu kommen. Es gilt nicht 30min Meditieren und das Weltbild ändert sich. Das wäre Humbug.
Wenn man aber nun konstant meditiert, dann lernt man das Dinge vergänglich sind. Man findet sich damit ab, das man in diesem Universum unbedeutend ist und es schlicht nicht von Intelligenz zeugt sich bei so einen großen Spektrum von Raum, Zeit und Materie in den Mittelpunkt zu stellen.
Menschen verdrängen besonders in der westliche Welt den Gedanken an ihren Tod und versuchen ihre Unzufriedenheit durch Materielles zu überwinden. Das funktioniert aber nicht. Denn umso mehr du besitzt, umso mehr neues willst du haben. Es ist ein Kreislauf aus dem die meisten nicht herauskommen. Am Ende sitzen sie jedoch da, haben Krebs und all ihre Besitztümer bringen nichts.
Buddha versucht uns zu lehren, das unser Leben unbedeutend ist, wir müssen aufzuhören uns in dem Mittelpunkt zu stellen um zu erkennen, das wir lediglich ein kleiner Teil des großen Ganzen sind.
Alles ist eins - eins ist alles. Es gibt keinen Unterschied zwischen Mir und einer Katze. Nur unsere Worte kreieren einen..
Geschichten beschreiben es immer besser, deshalb hier:
Wer die Kunst zu leben beherrscht, macht kaum einen Unterschied zwischen seiner Arbeit und seiner Freizeit, zwischen seinem Geist und seinem Körper, zwischen seiner Erziehung und seiner Religion. Schwer kann er nur unterscheiden, welches welches ist. Er folgt nur der Suche nach Erfüllung und Glück in allem, was er tut, und er überlässt es den andern zu entscheiden, ob er arbeite oder spiele. Er versucht immer beides zugleich zu tun. (Zen - Weisheit)
Ein weiser Lehrer lief mit seinen Schülern durch den Wald, als einer von ihnen die Ruhe der Gruppe und das Gezwitscher der Vögel durchbrach und laut sagte: »Schaut euch mal diesen hässlichen Baum an. Er ist krumm und voller Ecken und Kanten. Seine Zweige sind wirr und knorrig. Diesen Baum kann man wirklich zu nichts gebrauchen. Wie unnütz er doch ist!« Der Weise
blieb stehen, hielt einen Moment lang inne und sprach zu seinen Schülern: »Wir wollen alle immer nützlich sein.
Ich sage euch: Seid unnütz, wie dieser Baum!« Die Schüler schwiegen und schauten sich verständnislos an. Der Lehrer fügte ergänzend hinzu: »Seid ihr ein starker Baum, dann wird man Feuerholz aus euch machen. Seid ihr ein schöner und gerader Baum, dann endet ihr als Möbelstück auf dem Markt. Versteht doch, wie wunderbar es ist, nutzlos zu sein! Wenn euch niemand will, dann könnt ihr in Ruhe wachsen. Ihr könnt bis ins hohe Alter eurer wahren Natur, eurem inneren Wesen nach leben und euch frei entfalten. Euch kann man nicht zu Geld machen
Die Welt dreht sich auch ohne dich, tu nicht so, als wäre das Gegenteil der Fall.
:D