Gerlind schrieb:Was verurteilt man da ?
Eine fiktive Figur. Also so ähnlich, wie wenn man über einen Film diskutiert und sich über eine dort wichtige Person aufregt. Natürlich mit dem Unterschied, dass manche Leute Gott für fiktiv halten und andere für real. Deswegen sind diese Diskussionen ja auch emotionaler, als wenn man z.B. über "Herr der Ringe" spricht und das Verhalten von Sauron oder Gandalf beurteilt.
Gerlind schrieb:Ich halte es für ziemlich irrational einen "Gott" zu verurteilen an den man nicht glaubt.
Überhaupt nicht. Es geht eher darum, Problematisches in diesem Glauben aufzuzeigen.
Als ich noch sehr jung war, glaubte ich alles, was in der Bibel stand, ganz fest und hatte panische Angst davor, einmal einen von Gott unerwünschten Gedanken zu denken, weil er das ja mitbekommen würde. Und dabei war meine Familie gar nicht besonders fromm; man ging zum Beispiel nur zu Feiertagen in die Kirche. Meine sehr nette Grundschullehrerin war allerdings ziemlich fromm. Und dass das Leben ziemlich grausam sein kann, auch ohne menschliche Beteiligung, hatte ich schon damals mitbekommen. Wir wohnten auf dem Land, an Internet war noch gar nicht zu denken, und die Informationsmöglichkeiten für ein Kind waren eher spärlich.
Je älter ich wurde, desto mehr quälte mich die Frage, wie der allmächtige Gott lieb sein konnte, wenn doch so viel Schlimmes passierte. Zum Glück war meine Familie, wie gesagt, nicht überaus fromm, nur so religiös wie die meisten Leute bei uns, und so wurde ich nicht indoktriniert.
Dann halfen mir zwei Bücher. Das eine war ein Sachbuch für Kinder über Dinosaurier. Erstaunt stellte ich fest, dass man herausgefunden hatte, dass das Leben nicht so entstanden war, wie es in der Bibel stand. Das andere Buch, das ich später las, war von einem Rabbiner, der der Auffassung war, dass Gott vermutlich gut, aber nicht allmächtig sei; dass Gott also nicht eingreift, nicht, weil er nicht WILL, sondern weil er nicht KANN.
Beides hat mir sehr geholfen. Und vielleicht geht es ja anderen Leuten ähnlich wie mir.
Übrigens hat sich mein Sozialverhalten, zumindest aus meiner eigenen Sicht, durch diese innerreligiöse Wende weder zum Schlechteren, noch zum Besseren verändert. Dass man andere Leute anständig behandeln soll, auch wenn man sie nicht leiden kann, habe ich auch ohne religiösen Druck gelernt. Das war für meine kaum religiösen Eltern immer selbstverständlich gewesen.