sin7 schrieb:Ich bin mir sicher, dass ein wirklich gläubiger Mensch viel besser mit solchen Umständen umgehen kann.
Stimme eigentlich durchaus zu, ja.
Noumenon: Vor allem ignoriert dieses Argument den Umstand, dass es - neben vom Menschen selbst verursachtem Leid (Gewalt, Krieg usf.) - auch naturgegebenes Leid (Naturkatastrophen, Krankheit, Tod usw.) gibt...
sin7: [...]
Und da kann auch sein Sohn sterben, er würde niemals Gott die Schuld in die Schuhe schieben.
Darauf wollte ich allerdings nicht hinaus, falls du das evtl. dachtest.
sin7 schrieb:Ein starker, ehrlicher Atheist ist viel näher an Gott als irgendein scheinheiliger Gläubiger.
Da er direkt mit falschen Gottesvorstellungen aufräumt.
Stimme ebenfalls durchaus zu, ja. Allerdings gehen viele Atheisten einen Schritt zu weit und schütten das Kind förmlich mit dem Bade aus (indem sie sämtliche Glaubensüberzeugungen und jegliche Religiösität komplett über Bord werfen).
Spoiler
Ich für meinen Teil hatte mich damals während meiner Reifephase (Pubertät) auch immer mehr vom Glauben an Gott abgewandt. Je mehr ich u.a. in der Naturwissenschaft & Philosophie nach Indizien und Belegen für Gott suchte*, desto weniger war ich davon überzeugt, dass es ihn gibt. Mehr oder weniger gleichzeitig fand aber auch ein Transformationsprozess statt, während dem ich immer wieder alternative Vorstellungen von Gott im Hinterkopf hatte und damit herumspielte (resp. herumphilosophierte, inspiriert von so mancher Auffassung von so mancher Philosophen und Naturwissenschaftlern, die sich aufklärerischen Strömungen wie etwa dem Pantheismus oder Deismus nahe fühlten). Das hat mir geholfen, meinen Glauben irgendwo noch zu bewahren, auch wenn es einerseits schwer fällt und andererseits das, was nun ich mittlerweile unter dem Begriff 'Gott' verstehe, mit dem, was hingegen die meisten Gläubigen darunter verstehen, kaum noch etwas gemeinsam hat. Ich glaube bspw. an Blitz, Donner und an Sonne, glaube allerdings nicht, dass dahinter irgendwelche übernatürliches Wesen wie etwa Zeus, Thor oder Huitzilopochtli stecken. Und ich glaube an etwas, das wir Menschen gegenwärtig zwar noch nicht so recht verstehen, aber wohinter die Menschen der Gegenwart immer noch eine Art übernatürliches Wesen vermuten.
Natürlich fällt es schwer, in Worte zu fassen, was hier ich überhaupt meine. Und mit Sicherheit wirst du in meine Worte ein bisschen etwas anderes hineininterpretieren, als ich eigentlich zum Ausdruck bringen wollte. Aber, um die gleiche bzw. ähnliche Gedanken noch einmal mit anderen Worten zum Ausdruck zu bringen: wenn du jetzt bspw. an deinen Gott denkst und nun versuchst, jegliche Personifikation davon begrifflich wegzudenken (allmächtig, allgütig, allwissend, kann sprechen, denken, fühlen usf.)... Steht dann am Ende nur noch ein völlig inhaltsleerer Begriff? Oder bleibt dann nicht immer noch etwas übrig, was man nicht so recht versteht, aber woran man glaubt...?
Vielen Pantheisten ist diese Emanzipation von einem archaischen und längst überholten Gottesbild - wie in den großen Weltreligionen immer noch gepredigt - gelungen, hatten ebenfalls mit ihren (für sie nun falschen) Gottesvorstellungen aufgeräumt, ohne aber jegliche Glaubensvorstellungen und Religiösität über Bord zu werfen, wie es Atheisten tun. In diesem Sinne stimme ich dir da also, wie gesagt, durchaus zu, aber eben mit der Einschränkung, dass Atheisten an dieser Stelle meines Erachtens das Kind mit dem Bade ausschütten.
*bzw. hätte mir ja sogar bereits eine bloße Beschreibung genügt, damit ich mir halbwegs eine Vorstellung davon machen kann, was genau die Menschen denn nun eigentlich überhaupt meinen, wenn sie von "Gott" reden
sin7 schrieb:In einem Buch habe ich gelesen, dass man immer nur das Schlechte in Gott sieht. Dabei hat er einem doch so viel Gutes geschenkt, jeden Tag. Und seinen Sohn hat er für uns hinrichten lassen. Er will nur helfen, aber man hört nicht und hört nicht. Und somit wollte er noch eines noch versuchen: Leid in das Leben dieses Menschen kommen lassen. Das ist, wie ich selber erfahren habe, eine ziemlich effektive Methode...
Ich halte von diesem archaischen und meines Erachtens längst überholten Gottesbild nicht (mehr) sehr viel, wie erwähnt...
:)'
Sohn Gottes'...? Jesus hatte also keine Brüste und keine Mumu, sondern einen Bart und einen Bubu? Vielleicht mag Gott uns zur Abwechselung auch mal eine Tochter senden? Würde sie gerne mal treffen, zum Essen einladen und mit ihr plaudern, vielleicht wird ja sogar mehr daraus...?
:DMan kann natürlich auch sagen: was hat denn das Kind, das gestorben ist, davon?
Ich weiß es nicht. Aber wer bin ich, dass ich es auf Anhieb verstehen sollte?
Geht es immer noch um Jesus...?
Spoiler
Oder geht es nicht vielmehr um die Frage, was denn bspw. menschliche Kinder, von denen alle 5 Sekunden (!) eines stirbt, davon haben, dass sie ungefragt in die Welt geschubst wurden, um nun viel zu früh und ohne wirklich gelebt haben wieder (und ebenfalls ungefragt) abzutreten? Viele Gläubige antworten etwa damit, dass die Wege Gottes einfach unergründlich seien. Oder sie antworten ähnlich wie du: "Wer bin ich, dass ich es auf Anhieb verstehen sollte?" Viele Atheisten machen es sich sogar noch leichter, indem sie etwa sagen, dass dies einfach der Lauf der Dinge sei. Obige Frage sei letztendlich wieder die berühmte Frage dem Sinn, die hier aber unzulässig sei, so die Dinge eben sind wie sie sind, Punkt. Beide Antworten sind reichlich zynisch, zum Teil unbefriedigend und sind außerdem auch sehr dogmatisch, da sie jegliches weitere Hinterfragen als unzulässig zurückweisen. Entsprechend erweisen sich auch die dahinterstehenden Weltbilder (etwa das Christentum oder der Atheismus) bei näherer Betrachtung als unzureichend (und das nicht nur in dieser, obigen Frage nach dem Leid).
sin7 schrieb:Boah meine Finger..^^
Smartphone...?
Ich frage mich gerade, ob es im Paradies ebenfalls Smartphones, Satelliten, Funktechnik, Internet und Diskussionsforen gibt... und ob dir da ebenfalls die Finger wehtun würden...^^
PS: Bezogen auf...
Gott hat mit der Entstehung allem Leids absolut nichts zu tun. Dafür sind wir selber verantwortlich. Aber er lässt es zu. Was hätten wir Menschen davon, wenn wir nicht die Konsequenzen für unser Vorgehen zu spüren bekommen? Wie würden wir daraus lernen? Verstehst du das denn nicht? Verschließe nicht die Augen! ;)
...bleibt's bei...
Noumenon schrieb:Vor allem ignoriert dieses Argument den Umstand, dass es - neben vom Menschen selbst verursachtem Leid (Gewalt, Krieg usf.) - auch naturgegebenes Leid (Naturkatastrophen, Krankheit, Tod usw.) gibt...
.., denn wofür beispielsweise die Millionen Kinder, die pro Jahr sterben, verantwortlich sein sollen, erschließt sich mir nicht.
;)