Schuld ist nur selten ein Thema der Psychologie.
In der Neo-Advaita-Bewegung wird "Schuldig-Sein" unter den Teppich gekehrt mit dem Hinweis: Es gibt keinen Handelnden, ergo - keinen Schuldigen und damit auch keine Schuld.
In der Psychologie geht es primär um Schuld
gefühle.
Schuldgefühle sind es ja auch, die Menschen oft bis an die Grenze des Erträglichen belasten und bedrücken.
Schuld ist insofern eines der elmentarsten
M u s t e r, über das zu diskutieren es sich wirklich lohnt vor dem Hintergrund was FREI-SEIN in dieser Hinsicht bedeutet!
Wichtig ist aber auch, ob und inwiefern Schuldgefühle mit einer schuldhaften Tat zu tun haben.
Hier meine Auffassung dazu, die ich
@all zur Diskussion stellen möchte:
Jeder - außer Psychopathen - ist mit den verschiedenen Formen von Schuld vertraut.
Ein häufiger Fehler in spirituellen Kreisen, insbesondere der Satsang-Bewegung, besteht darin, ausgehend vom ABSOLUTEN, wo es NICHTS gibt, folglich in Ermangelung von Ursache und Wirkung auch keine Schuld entstehen kann, dieses auf die relative Ebene zu übertragen.
Mit der absoluten Ebene in der relativen Welt zu argumentieren, bringt bekanntlich gar nichts! Insbesondere keine
Heilung von Schuldgefühlen. Ethische Fehltritte auf verstandesmäßige Weise mit Hilfe einer theoretischen fiktiven Nondualität entschuldigen zu wollen, ist ein lebensfremder Irrweg. Der unbewusste Geist bzw. das Gemüt lässt sich auf der Ebene der Erfahrungen durch derlei Selbstbetrug nicht irreführen. Es weiß von innen heraus, dass es auf diese Weise belogen wird.
Um die Schuldfrage grundsätzlich zu klären, müssen wir auf der Ebene bleiben, auf der Schuld eine Rolle spielt, auf der Ebene, wo sie entsteht und verarbeitet werden muss. Die Vermischung der Ebenen zwecks Schuldbefreiung ist wie die Aufhebung der Gravitation auf unserem Planeten mit dem wohlgefälligen Gedanken an die Schwerelosigkeit im Weltraum.
Zur Schuldfrage, Ja oder Nein, muss man die
Absicht der Handlung zu ihrer Zeit klarstellen.
Wirkliche Schuld bezieht sich nur auf die Absicht.
"Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun“, Lukas, 23,34“
Der Ausspruch Jesu bedeutet nichts weiter als den Hinweis darauf, dass Entscheidungen und Handlungen aus einer großen Vielzahl unterliegender, mitwirkender Faktoren getroffen werden. Handlung entspringt einem komplexen Zusammenwirken von Programmen, die sowohl bewusst als auch unbewusst ablaufen.
Dazu spielt auch die Bewusstseinsebene, auf der sich ein Mensch bewegt, eine Rolle. Die Tat im Affekt, im Wutmodus (BW 150 auf der Hawkins-Skala), ist nur ein Beispiel dafür.
Viele Menschen unterliegen auch häufig
Episoden von „Kurzverrücktheiten“… und sagen im Nachhinein bei Betrachtung ihrer Handlung „Ich muss damals völlig verrückt gewesen sein“.
Schecks über große Summen müssen (auch) deswegen zwei Unterschriften tragen…
Strukturdeterminiertheit wird in der heutigen Verurteilungsmentalität unserer Gesellschaft, wo Schuldgefühle nicht nur am Gesetz und den darin enthaltenen Spielregeln ausgerichtet werden, sondern auch mit einer reinen Schwarz-Weiß-Moral gerne dazu benutzt werden, um zu manipulieren und zu bestrafen, oftmals nicht berücksichtigt.
Es ist hilfreich, die
Motive zu untersuchen, die zu einer bedauerlichen Handlung führen und zwischen Schuld im gesetzlichen und im ethischen Sinne zu unterscheiden. Im Unterschied zwischen Schuld aus absichtsvollem Tun und Bedauern einer absichtslosen Handlung liegt schließlich der Schlüssel zur
Selbstvergebung.
Liegen
Absichtslosigkeit und Bedauern vor, folgt von der anderen Seite in der Regel „verzeihen“. Zögern Menschen zu „verzeihen“, dann will ihr Ego auf die wahrgenommene Ungerechtigkeit nicht verzichten. Dabei ist es der Vergebende (und nicht der Verzeihende), welcher in Wirklichkeit am meisten davon profitiert. Das aber nur am Rande bemerkt.
Selbstvergebung nach vorsätzlichem Handeln ist extrem schwierig. Vorausgehen muss eine gewisse Einsicht mit nagenden Gewissensbissen und Bedauern über das Geschehen. Dies bewirkt im Menschen eine
Entwicklung hin von der Egozentrik zur Soziozentrik (ein Begriff, den Wilber benutzt) d. h. zu Mitgefühl für sich selbst und andere. Erst danach ist Vergebung überhaupt möglich.
Ein Zeichen für ein gutwilliges realistisches
Gewissen ist menschliche Irrtümer einzugestehen. Wer sich nicht entschuldigen kann, und sein Fehlverhalten mit Ausflüchten zu vertuschen sucht respektive kommentarlos zur Tagesordnung übergeht, stellt seinen Stolz und seine Eitelkeit über sein Bedauern. So wird Schuld - bewusst und unterbewusst - für ihn noch eine lange wirkende „Realität“ bleiben. So lange, bis er begreift...
Das Gesetz von Ursache und Wirkung lässt sich mit Taschenspielertricks nicht umgehen - auch nicht durch "Abtauchen in eine fiktive Nondualität".
@all Wie steht Ihr zum Thema "Schuld", kann dieses Muster durchbrochen werden, und wenn ja ...wie?