callida
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Spiritualität und psycho-spirituelle Störungen
17.06.2015 um 18:09Individuation, Sein, Stille, Selbst (im transpersonalen Sinn), Gewahrsein … mit diesen Begriffen kann der Mensch zu einer unmittelbaren Erfahrung des Absoluten gelangen.
Individuation bedeutet: zum Einzelwesen werden, und, insofern wir unter Individualität unsere innerste, letzte und unvergleichbare Einzigartigkeit verstehen, zum eigenen Selbst werden. (Jung 1933, S. 65 in: Der Individuationsprozess in der analytischen Psychologie). In der ersten Lebenshälfte muss der Mensch seine Identität in der Auseinandersetzung vorwiegend mit der äußeren Welt finden und festigen, bevor er sich der Frage zuwendet, wer er in Wirklichkeit ist, der Frage aller Fragen, mit der auf natürliche Weise eine gesunde De-Identifikation einleitet wird, an deren Ende die Entdeckung des SELBST, „das a priori Vorhandene, aus dem das Ich hervorgeht, steht“. (Jung, in Jacobi 1971, S. 62 f).
Das SELBST ist eine Metapher für gesteigerte Bewusstheit, die zu einem vergrößerten Wahrnehmungsfeld führt, mit der generellen Tendenz, sich auf einem höheren Niveau zu reorganisieren. Individuation ist kein Vorgang mit dem Menschen als passives Objekt, dem die Individuation widerfährt, sondern ein Prozess, den er bewusst mitgestaltet, erlebt, erfährt und sogar willentlich forcieren kann durch schrittweise Integration unbewusster, aber bewusstseinsfähiger Inhalte. Mit der ältesten Meditationstechnik Indiens, der Vipassana-Meditation, ist dies möglich. Vipassana ist ein Weg der Selbstveränderung durch Selbstbeobachtung. Hypnotische Interventionen (Selbstorganisatorische Hypnose) können ebenfalls zu einer Bewusstseinserweiterung führen.
Circulus salutaris: Jede im Individuationsprozess erzielte Entwicklung führt zu größerer Freiheit von den Konditionierungen des personalen Ich, was wiederum zu mehr Bewusstheit führt usw. - bis Bewusstes und Unbewusstes EINS geworden sind, mithin den Menschen als Gesamtpersönlichkeit repräsentieren - in Abhebung zum Ich als Teilinstanz derselben.
Transpersonale Entwicklung kann funktional verlaufen oder aber auch entarten, wenn etwa während des Integrationsprozesses aus (noch) unbewussten Einstellungen menschenverachtende Deutungsmuster auftauchen oder eine gesunde De-Identifikation, aus welchen Gründen auch immer, in eine pathologische Dissoziation derselben kippt.
Am häufigsten zeigt sich die Psychopathologie in einer religiösen und spirituellen Störung,
http://www.joachim-galuska.de/archiv/galuska%20Religioese%20und%20spirituelle%20Stoerungen.pdf (Archiv-Version vom 17.08.2016)
oder wenn z. B. auf pseudowissenschaftliche Weise ein spirituelles Konzept (Karma, Metasicht …) oder persönlich offenbarte „Wahrheit“ (Gespräche mit Gott ….) über menschliche Aspekte existenziellen Leidens gestellt wird.
Ein Beispiel: 1996 veröffentlichte Trutz Hardo das Buch Jedem das Seine (der Titel ist identisch mit der Losung am Eingang des KZ Buchenwald, vergleiche Suum cuique). Darin stellte er den Holocaust als eine kollektive karmische Reinigung dar: Die ermordeten Juden hätten ihr Schicksal verdient, da sie sich in früheren Leben schuldig gemacht hätten. 1998 wurde er deshalb vom Amtsgericht Neuwied wegen Volksverhetzung in Tateinheit mit Beleidigung und der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener zu einer Geldstrafe verurteilt. Das Buch wurde im selben Jahr verboten. Am 30. Mai 2000 wurde das Urteil in zweiter Instanz mit kleinen Änderungen bestätigt. In der Urteilsbegründung ist zu lesen: "Der Angeklagte spricht beispielsweise Hitler [...] von individueller Schuld frei und bezeichnet ihn als einen Vollstrecker eines ewig geltenden schicksalhaften Ausgleichs, genannt Karma.[...] Vereinfacht ausgedrückt behauptet der Angeklagte nämlich, diese Ermordeten oder im KZ geschundenen Juden wären selbst für ihr grausames Schicksal zumindest ursächlich, anders ausgedrückt, sie hätten selbst den Holocaust zu verantworten."
Hardo versuchte sich herauszureden: Nicht er, sondern sein "höheres Selbst" bzw. "ein anderer Autor" habe das Buch verfasst.
Ein weiteres Beispiel für eine psycho-spirituelle Störung ist Gotteswahn - psychologisch Größenwahn.
Frage in die Runde: Was macht ein gesundes spirituelles Wachstum (Individuation) aus ...und wo fängt spirituelle Psychopathologie an?
Individuation bedeutet: zum Einzelwesen werden, und, insofern wir unter Individualität unsere innerste, letzte und unvergleichbare Einzigartigkeit verstehen, zum eigenen Selbst werden. (Jung 1933, S. 65 in: Der Individuationsprozess in der analytischen Psychologie). In der ersten Lebenshälfte muss der Mensch seine Identität in der Auseinandersetzung vorwiegend mit der äußeren Welt finden und festigen, bevor er sich der Frage zuwendet, wer er in Wirklichkeit ist, der Frage aller Fragen, mit der auf natürliche Weise eine gesunde De-Identifikation einleitet wird, an deren Ende die Entdeckung des SELBST, „das a priori Vorhandene, aus dem das Ich hervorgeht, steht“. (Jung, in Jacobi 1971, S. 62 f).
Das SELBST ist eine Metapher für gesteigerte Bewusstheit, die zu einem vergrößerten Wahrnehmungsfeld führt, mit der generellen Tendenz, sich auf einem höheren Niveau zu reorganisieren. Individuation ist kein Vorgang mit dem Menschen als passives Objekt, dem die Individuation widerfährt, sondern ein Prozess, den er bewusst mitgestaltet, erlebt, erfährt und sogar willentlich forcieren kann durch schrittweise Integration unbewusster, aber bewusstseinsfähiger Inhalte. Mit der ältesten Meditationstechnik Indiens, der Vipassana-Meditation, ist dies möglich. Vipassana ist ein Weg der Selbstveränderung durch Selbstbeobachtung. Hypnotische Interventionen (Selbstorganisatorische Hypnose) können ebenfalls zu einer Bewusstseinserweiterung führen.
Circulus salutaris: Jede im Individuationsprozess erzielte Entwicklung führt zu größerer Freiheit von den Konditionierungen des personalen Ich, was wiederum zu mehr Bewusstheit führt usw. - bis Bewusstes und Unbewusstes EINS geworden sind, mithin den Menschen als Gesamtpersönlichkeit repräsentieren - in Abhebung zum Ich als Teilinstanz derselben.
Transpersonale Entwicklung kann funktional verlaufen oder aber auch entarten, wenn etwa während des Integrationsprozesses aus (noch) unbewussten Einstellungen menschenverachtende Deutungsmuster auftauchen oder eine gesunde De-Identifikation, aus welchen Gründen auch immer, in eine pathologische Dissoziation derselben kippt.
Am häufigsten zeigt sich die Psychopathologie in einer religiösen und spirituellen Störung,
http://www.joachim-galuska.de/archiv/galuska%20Religioese%20und%20spirituelle%20Stoerungen.pdf (Archiv-Version vom 17.08.2016)
oder wenn z. B. auf pseudowissenschaftliche Weise ein spirituelles Konzept (Karma, Metasicht …) oder persönlich offenbarte „Wahrheit“ (Gespräche mit Gott ….) über menschliche Aspekte existenziellen Leidens gestellt wird.
Ein Beispiel: 1996 veröffentlichte Trutz Hardo das Buch Jedem das Seine (der Titel ist identisch mit der Losung am Eingang des KZ Buchenwald, vergleiche Suum cuique). Darin stellte er den Holocaust als eine kollektive karmische Reinigung dar: Die ermordeten Juden hätten ihr Schicksal verdient, da sie sich in früheren Leben schuldig gemacht hätten. 1998 wurde er deshalb vom Amtsgericht Neuwied wegen Volksverhetzung in Tateinheit mit Beleidigung und der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener zu einer Geldstrafe verurteilt. Das Buch wurde im selben Jahr verboten. Am 30. Mai 2000 wurde das Urteil in zweiter Instanz mit kleinen Änderungen bestätigt. In der Urteilsbegründung ist zu lesen: "Der Angeklagte spricht beispielsweise Hitler [...] von individueller Schuld frei und bezeichnet ihn als einen Vollstrecker eines ewig geltenden schicksalhaften Ausgleichs, genannt Karma.[...] Vereinfacht ausgedrückt behauptet der Angeklagte nämlich, diese Ermordeten oder im KZ geschundenen Juden wären selbst für ihr grausames Schicksal zumindest ursächlich, anders ausgedrückt, sie hätten selbst den Holocaust zu verantworten."
Hardo versuchte sich herauszureden: Nicht er, sondern sein "höheres Selbst" bzw. "ein anderer Autor" habe das Buch verfasst.
Ein weiteres Beispiel für eine psycho-spirituelle Störung ist Gotteswahn - psychologisch Größenwahn.
Frage in die Runde: Was macht ein gesundes spirituelles Wachstum (Individuation) aus ...und wo fängt spirituelle Psychopathologie an?