AfD
29.05.2014 um 11:40Wie konnte das passieren das die AfD in Fraktionsstärke in die Bezirksversammlung einzieht?
Hamburg Mittendrin ist stinksauer auf den Wähler.
Kommentar: Lieber Wähler, wir müssen reden
29. Mai 2014 Von Dominik Brueck
Mit gleich drei Abgeordneten zieht die rechtspopulistische Alternative für Deutschland in die Bezirksversammlung-Mitte ein. Zeit für ein klärendes Gespräch mit den Wählern, findet Dominik Brück.
Lieber Wähler,
wir müssen reden. Lange Zeit haben wir uns sehr gut verstanden. Wir haben zusammen gelacht, geweint und uns die Köpfe heiß diskutiert. Auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren – in welcher Beziehung ist das schon so – haben wir immer zwei Dinge gemeinsam gehabt: Alle vier bis fünf Jahre haben wir uns an der Wahlurne getroffen und populistischen oder radikalen Positionen unsere Stimmen verweigert. Sicher, es gab immer den braunen Mob der NPD, doch zum Glück sind die selbsternannten Herrenmenschen in Hamburg meist zu dumm das Wahllokal zu finden oder verfügen nicht über ausreichende Lesefähigkeiten, um den Wahlzettel auszufüllen. Es war deshalb meistens eine schöne Zeit, an die ich seit Sonntag mit Wehmut zurückdenke. Warum ich so ernst bin? Nun, wir haben uns auseinander gelebt – und glaub mir, es liegt an dir und nicht an mir. Wie ich so etwas sagen kann? Lieber Wähler, lass mich dir einmal erklären, was du am Sonntag gemacht hast.
Du hast es nicht für nötig gehalten, von deinem Recht zu wählen Gebrauch zu machen. Während in anderen Bezirken zwar immer noch zu wenige Menschen zur Wahl gegangen sind, hast du hier in Mitte den Vogel endgültig abgeschossen. 70 Prozent von dir haben es nicht geschafft ihren Arsch von der Couch zu bewegen und ein paar Kreuze zu setzen. Ich muss dir das so deutlich sagen, lieber Wähler, denn du bist nicht gegen die Demokratie, du bist einfach faul und glaubst, Bezirkspolitik sei nicht so wichtig.
Auch wenn wir uns darüber heftig gestritten hätten, wäre das allein noch nicht Anlass genug, so unfassbar enttäuscht von dir zu sein. Nein, du hast es nicht nur verpasst ein Recht wahrzunehmen, für das viele Menschen auf der Welt noch heute kämpfen müssen, du hast so dafür gesorgt, dass Hetzer, Angstmacher und Populisten in den kommenden fünf Jahren die Politik in unserem Bezirk mitbestimmen werden. Ganz recht, ich rede von der Alternative für Deutschland (AfD). Da du, lieber Wähler, dem Wahllokal so zahlreich ferngeblieben bist, hat es für die Rechtspopulisten gereicht ein paar Stimmen abzustauben, um als Fraktion in die Bezirksversammlung zu kommen.
Damit aber nicht genug: Die Nichtwähler trifft nicht die alleinige Schuld. Nein, lieber Wähler, es liegt auch daran, dass du einfach aufgehört hast nachzudenken. Fast 18.000 Stimmen hat die AfD in Hamburg-Mitte bekommen. Wofür frage ich dich? Das sogenannte Bezirkswahlprogramm der AfD in Mitte ist nicht mehr als eine zusammengeschusterte Wunschliste, die in den Ohren der Bürger möglichst seriös klingen soll. Selbst wenn man diese Forderungen tatsächlich umsetzen wollte, wäre mit viel Nachsicht nur für zwei von 13 Punkten die Bezirksversammlung das richtige Forum. Alle anderen Forderungen müssten auf Landesebene entschieden werden. Dass die Rechtspopulisten dabei unter anderem mehr oder weniger offen gegen Migranten hetzen, verschlimmert das Wahlergebnis nur noch.
Lieber Wähler, mit uns ist es also erst einmal aus. Vielleicht gebe ich dir aber im nächsten Jahr nochmal eine Chance. Bei den Wahlen zur Bürgerschaft hast du die Chance, mich vielleicht zurückzugewinnen, indem du fleißig wählen gehst und ein klares Zeichen gegen Populismus und rechtsgerichtetes Gedankengut setzt. Bis dahin bleibt nur, sich mit allen Mitteln unserer Demokratie gegen die Ideologie der AfD zu stellen. „Ort der Vielfalt“ steht auf einer Tafel im Sitzungssaal der Bezirksversammlung. Vielfältig und bunt soll Hamburg-Mitte auch bleiben. Für hellbraune Farbkleckse ist da kein Platz.
Dein,
Dominik Brück
http://hh-mittendrin.de/2014/05/kommentar-lieber-waehler-wir-muessen-reden/
Und die Grünen bleiben gleich im Wahlkampfmodus und wollen den Einzug der AfD in die Bürgerschaft nächstes Jahr im Februar verhindern.
Gegen rechte Kartoffeln in unseren Parlamenten und Bezirksversammlungen!
Gegen rechte Kartoffeln in unseren Parlamenten und Bezirksversammlungen – Stellungnahme der GRÜNEN JUGEND Hamburg zur sogenannten “Alternative für Deutschland”
Mit den Bezirkswahlen am vergangenen Sonntag ist auch die sogenannte “Alternative für Deutschland” in jede Bezirksversammlung in Hamburg eingezogen. Ihre Wahlergebnisse schwanken zwischen 3,3% im Bezirk Altona und 6,0% im Bezirk Harburg.
Die GRÜNE JUGEND Hamburg begreift die “Alternative für Deutschland” als populistische Bedrohung von rechts und wird sich ihrer Politik entgegenstellen.
Dazu erklärt Janina Abts, Sprecherin der GRÜNEN JUGEND Hamburg:
“Die “Alternative für Deutschland” ist eine rechte Partei. Sie wünscht sich eine starke Nation, wettert gegen Einwanderung und das Recht auf Asyl, positioniert sich gegen Feminismus und Emanzipation und zweifelt die Unabhängigkeit der Medien an. Viele Ex-Aktivist_innen der Schill-Partei und der Partei “Die Freiheit” sind nun im Hamburger Landesverband der “Alternative für Deutschland” aktiv. Die “Junge Alternative Hamburg” erklärt beispielsweise, dass der Feind nicht rechts steht, sondern links und verhöhnt damit die Opfer des mordenden Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Den “Tolerance Day” eines großen Fernsehsenders bezeichnet sie als “übelste Pro-Islam-Propaganda”.
Wir wollen uns dem entgegenstellen. Wir wollen nicht “mehr Mut zu Deutschland”, sondern mehr Mut zu Solidarität und gegen Rechtspopulismus. Es ist schlimm genug, dass die rechten, deutschen Kartoffeln der “Alternative für Deutschland” nun in jeder Bezirksversammlung sitzen. Unser Ziel ist es, dass sie nächstes Jahr keinen Sitz in der Bürgerschaft erhält.”
Maximilian Bierbaum, Sprecher der GRÜNEN JUGEND Hamburg, ergänzt:
“Die Taktik der sogenannten “Alternative für Deutschland” habe ich im Wahlkampf selbst miterleben dürfen. Am Infostand wurde ich von Anhänger_innen der Partei als “Schwuchtel” beschimpft, im Internet als “linksgrüner Faschist” bezeichnet. Höhepunkt war der Aufruf des ehemaligem Landesbeauftragten des Hamburger Landesverbands an seine Mitglieder, sich am Infostand mit Pfefferspray zu bewaffnen.
Die “Alternative für Deutschland” beruft sich gerne auf ihre Meinungsfreiheit. Diese Methoden haben aber wenig mit Meinungsfreiheit zu tun. Wir hingegen werden von unserem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch machen und die “Alternative für Deutschland” für ihren Rechtspopulismus kritisieren, wo es nötig ist.”
http://gruenejugendhamburg.de/2014/05/29/gegen-rechte-kartoffeln-in-unseren-parlamenten-und-bezirksversammlungen/ (Archiv-Version vom 14.06.2014)