BerlinerLuft schrieb:Ich finde es ehrlich gesagt echt lustig wie in Deutschland eine Machtübernahme von einer rechten Partei befürchtet wird.
Selbst wenn es eine schaffen sollte, was soll dann so schlimmes passieren?
Die Gründung eines neuen deutschen nationalsozialistischen Staates?
Deportation und oder Vernichtung alle nicht Bio-deutscher Staatsbürger?
Wäre dann aber ziemlich leer hier.
Anzettelung des 3ten Weltkrieges?
Bis all dies eintreten würde müssten so viele juristische, finanzielle und gesellschaftliche Hürden aus denn Weg geräumt werden und denkt ihr nicht das die restliche Welt sich nicht schon vorher einschalten und oder militärisch eingreifen würde?
Fragen über Fragen.
Einerseits stimme ich dir zu. Es IST einfach überzogen zu denken, sobald eine AfD in z.B. Regierungsbeteiligung (Bund) kommen würde und solide Mehrheiten hätte, dass quasi am nächsten Tag oder eine Woche später die Armbinden rausgeholt werden und unbeliebte Personengruppen in Straßen aufgegabelt oder niedergeknüppelt werden.
Selbst mit Extremisten am Werk oder in Schlüsselrollen - die an sich bestehenden nationalen Hürden für gewisse "politische Amokläufe" sind schon hoch. Selbst wenn man das im unterwandernden Sinne untergraben oder aushöhlen wollen würde, das würde in der Gesamtheit lange, also mehrere Legislaturperioden oder gar möglicherweise je nach Entwicklung Generationen dauern? Das ist aber nur Mutmaßung auf nationalem Level.
Dann gibt es ein internationales oder supranationales Level. Man ist Teil der EU und anderer Entitäten. UN. Hat zig Abkommen mit Entitäten (Staaten, Organisationen, was weiß ich) aus der ganzen Welt.
Und dann ist da die Geschichte. Die AfD repräsentiert ja nicht 100% der Bevölkerung. Oder 3/4, als Beispiel. Je mehr man versucht in eine Richtung zu gehen, umso entsprechender erhöht sich der Widerstand. Der wäre ja ohnehin schon hoch wenn die AfD kurzfristig eine Regierung formen würde (Bundesregierung, als erneutes symbolisches Beispiel). Für dauerhaften "Systemwechsel" müsste man vermutlich mehrere Legislaturperioden wirken müssen - alles was man in einer macht kann von der nächsten bei sich ändernden Mehrheiten wieder vom Tisch kommen.
Und selbst wenn es gesamtgesellschaftlich eskaliert, ganz grob (aber natürlich nicht genau so) wie in den 30ern weil alle Verteidigungsmechanismen fallen oder nicht mehr wirken / umgangen wurden:
Die Welt schaltet sich ein. Politischer Druck von außen, Verweise auf die Geschichte wenn es ganz doll wird oder eskaliert (in diese Richtung meine ich) oder Androhung militärischer Mittel, nachdem diplomatische und sonstige politische/wirtschaftliche Optionen scheitern und natürlich nur in dem Falle, wenn Deutschland aggressiv anderen gegenüber auftreten würde. Zu dem Zeitpunkt wäre man vermutlich nicht mehr in der NATO, EU, etc. Wenn es überhaupt soweit kommen würde. Militärisch hätte Deutschland in diesem fiktiven Szenario gegen all die anderen ohnehin keine Chance, ohne "Wunderwaffen". Nicht mal Massenvernichtungswaffen hat man - und selbst wenn, die anderen haben mehr.
Wenn man immer brav die Zähne putzt, fallen die Zähne nicht aus. Sinngemäß übersetzt: Wenn man seine Gesellschaft in Schuss hält und Extremisten jedweder und eben auch dieser Art nicht unterfüttert und wachsen lässt, dann passiert so was in aller Regel auch nicht weil die Mehrheiten oder die kritische Masse nie zustande kommt. Man kann zwar ein System bedrohen und eine Bedrohung für andere sein, aber wäre nie stark genug es umzuwerfen.
Nichtsdestotrotz finde ich die Gegenargumente in den neuerlichen Posts auch nicht falsch bzw. stimmig. Man agiert immer in einem verfassungsrechtlichen Rahmen der auch nicht mal eben von einer AfD in der Regierung weggewischt werden kann. Notfalls hat man immer noch die Straße und Artikel 20 Abs. 4 GG.
Nichtsdestotrotz kann man durchaus in einem legalen politischen Rahmen eben andere Akzente setzen und für unterschiedlichste Personengruppen die Rahmenbedingungen zum schlechten oder besseren wenden. Es würde definitiv in gewissen Bereichen Änderungen geben, so das Parlament sie denn dann mehrheitstechnisch mittragen würde / kann.
Wie es so oft bei einem radikalen Politikwechseln sein dürfte: Die Karten werden neu gemischt was Nutznießer und Benachteiligte angeht.
Ansonsten wurden Länderbeispiele schon genannt: Man muss gar nicht mal immer die Historie aufrollen und das was passiert ist neu und fiktiv erdenken, also wie sich so was abspielen würde. 1:1 schon mal gar nicht, dafür sind die gesamten Rahmenbedingungen zu unterschiedlich. Da bin ich mir zumindest einfach relativ sicher bis zum Beweis des Gegenteils. Aber man muss gar nicht mal immer in diese Richtung schauen und kann sich bespielsweise schon auch gewisse Länder in der EU als Beispiel anschauen, wie unterschiedlich eine Gesellschaft oder Politik dann ticken kann.