Atrox schrieb:Allensbach vermeldet laut deinem Link im März 2017 7%. Insa vermeldet Ende Mai 15,5 %. Ich sehe ein, die Aussage "mehr als doppelt soviel" ist gewagt. Darf ich den Trends daraus ableiten, dass die AfD im Moment auf dem Weg ist an der SPD vorbeizuziehen?
Das ist nicht gewagt sondern eine Falschdarstellung und höchst unseriös, was du da machst, um zu deinem Fazit zu kommen.
Denn auch bei Insa lag der Wert für Feb 2017 (wo du jetzt auf März bei Allensbach switchst, damit du eine noch niedriger Zahl hast) bei 11%.
Du verzerrst die Entwicklung. Und auch bei Insa ist das ein Einbruch, denn die Prozentzahl lag Ende 2016 in ähnlichen Gefilden wie jetzt oder sogar höher.
Diesen Trend, der kontinuierlich nach oben zeigt, gibt es nicht.
Atrox schrieb:80 % stimmen dem Parteiprogramm nicht zu, 80 % der AfD-Wähler würden Sebastian Kurz wählen, wenn er in Deutschland Politik machen würde, Wähler der AfD und der Linken sind allgemein die mit den geringsten Zufriedenheitswerten usw. Das kann man alles ignorieren, wenn man sein Weltbild verteidigen möchte, aber ich sehe das eben als etwas zu einfach.
Dein Postulat lautet "Die sind alle dumm und uninformiert", ich weiß beim besten Willen nicht, was daran so furchtbar komplex ist.
Aber vllt brauchst du das als Selbstbeweihräucherung.
Ich bitte dich jetzt zum gefühlt 400x, mir die Passagen des Parteiprogramms zu nennen, die in Sachen Rassismus das übertreffen, was so täglich von der AfD in den Medien präsent ist.
Und erzähl mir nicht, dass davon niemand was mitbekommt, die Partei wird nicht nur von Eremiten aus dem Pfälzerwald gewäht, denen ein Wiedehopf die Wahlbenachrichtigung zustellt.
Wenn dir das nicht möglich ist, ist die Aussage "Ich stimme dem Parteiprogramm nicht wirklich zu" für diese Diskussion hier vollkommen irrelevant.
Übrigens: Wir hatten das auch mit den 100% haben so ihre Probleme mit dem Islam und jeder 2. sieht offenbar im Rechtsextremismus in der Partei kein Problem. Das kann man alles ignorieren, wenn man sein Weltild verteidigen möchte, aber blablablabla.
Sebastian Kurz? Ist keine Partei.
Und die Zufriedenheitswerte: Ja, ein Neonazi wird vermutlich gerade auch nicht mit der Situation zufrieden sein, also was soll diese Aussage nun für einen Gehalt haben im Bezug auf Rassismus oder nicht?
Atrox schrieb:Ich nehme keine Wertung vor, wenn ich sage, dass ich die Wahlentscheidung nachvollziehen kann. Nachvollziehen heißt nicht gut finden. Ich kann auch nachvollziehen, wie eine Grippe-Infektion abläuft, toll find ich dann trotzdem nicht, wenn ich flachliege. Das schließt auch nicht aus, dass es einige Rassisten unter den Wählern gibt. Deswegen ist es auch quatsch hier fünf Facebook-Kommentare zu zitieren und dann zu sagen "Guck mal, sind echt alles Rassisten".
Die "5 Facebook-Kommentare" sind 300 Strafverfahren wegen Volksverhetzung auf einem offiziellen Account der AfD, den die AfD mit einem Livestream angeleiert hat.
Es ist schon bezeichnend, wie das heruntergespielt wird.
Während 300 Verfahren für dich also "5 Facebook-Kommentae sind" möchtest du mir dann aber 500 Gespräche mit irgendwelchen Menschen, die dir quasi jeglichen Müll erzählen können, als repräsentativ verkaufen.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass denen von 4500 Leuten die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde und man die Leute in "strukturschwachen Regionen" gesucht hat, was ja überhaupt nicht das mehrheitliche Wahlklientel der AfD darstellt.
https://www.welt.de/politik/deutschland/article154899202/Die-AfD-ist-eine-Partei-der-Besserverdiener-und-Gebildeten.htmlNichtmal dein Welt-Link geht davon aus, dass das irgendwas aussagen würde...selbst wenn wieder unterirdischerweise mit falschen Überschriften gearbeitet wird.
Allerdings kann die Studie nicht als erschöpfende Analyse der AfD-Anhänger gelten. Schon deshalb nicht, weil jene Partei nicht nur von sozial Schwachen gewählt wird, sondern auch von Betuchten. Hinzukommen methodische Besonderheiten. Insgesamt nämlich wurde 5000 Mal versucht, Bewohner jener Gegenden bei Hausbesuchen anzusprechen. 4500 schlugen die Tür wieder zu.
Es ist nicht auszuschließen, dass unter den Abweisenden viele überzeugte Rassisten waren. Hingegen könnte es sich bei den Gesprächsbereiten eher um „moderate“ und reflektierte Leute gehandelt haben. Da bei ihnen auch nicht systematisch nach der letzten Wahlentscheidung gefragt wurde, entsteht kein zuverlässiges Bild von Wählern der AfD oder des FN.
https://www.welt.de/politik/deutschland/article174596941/Rechtspopulismus-Studie-Nicht-Rassismus-sondern-gefuehlte-Benachteiligung-macht-AfD-stark.htmlAber ich habe mir natürlich auch die Studie angesehen.
Zuerst wird da nicht ersichtlich mit welcher Definition für Rassismus der Herr überhaupt arbeitet. Egal, ich erschließe es mir mal:
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Mehrheit der Gesprächspartner keine intrinsisch rassistische Strukturierung der Migrationsthematik vornimmt, also Migranten allein deswegen problematisch findet, weil sie aus einem fremden Land und einer fremden Kultur stammen. Vielmehr sind es Ressentiments, die zwar wie bei der Pauschalisierung im Kriminalitätsdiskurs rassistische Züge tragen können, aber vorrangig einer vergleichenden Abwertungslogik folgen: Weil sich gefühlt um die Fremden mehr gekümmert wird, fühlt man sich selbst abgewertet und wertet in der Folge die Fremden ab.
http://www.progressives-zentrum.org/wp-content/uploads/2018/03/Ru%CC%88ckkehr-zu-den-politisch-Verlassenen_500-Gespra%CC%88che-in-rechtspopulistischen-Hochburgen-in-Deutschland-und-Frankreich_Studie-von-Johannes-Hillje_Das-Progressive-Zentrum.pdfS.9 und 10
Man ist also offenbar Rassist, wenn man irgendwen abwertet, weil er aus einem fremden Land oder einer fremden Kultur stammt und das auch so kommuniziert.
Sehen wir uns mal an, was Rassismus ist:
„Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen“ (Memmi, S. 103 u. 164).
Aha!
Die Grundlage des Rassismus besteht in der nachdrücklichen (Über-)Betonung oder Konstruktion tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zwischen Rassist und Opfer. „Der Unterschied ist der Angelpunkt rassistischer Denk und Handlungsweise“ (Memmi, S. 48).[37] Memmi weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich dabei um einen «allgemeinen Mechanismus» handelt, er „[Der Rassismus] beschränkt sich weder auf die Biologie noch auf die Ökonomie, die Psychologie oder die Metaphysik; er ist eine vielseitig verwendbare Beschuldigung, die von allem Gebrauch macht, was sich anbietet, selbst von dem, was gar nicht greifbar ist, weil sie es je nach Bedarf erfindet“ (Memmi, S. 83).
Aha!
Das bloße Aufzeigen einer Verschiedenheit zwischen zwei Individuen oder Gruppen stellt, so Memmi, für sich allein genommen noch keinen Rassismus dar. „Der Rassismus liegt nicht in der Feststellung eines Unterschieds, sondern in dessen Verwendung gegen einen anderen“ (Memmi, S. 214).[37] „Der Rassismus ist die Wertung [..]“, er beginnt dort, wo der Unterschied eine Interpretation[45] erfährt und ihm eine (zusätzliche) Bedeutung beigemessen wird, in der Art, dass sie (ab)wertend wirkt und Nachteile für den Bewerteten nach sich zieht.[46]
Aha!
Verallgemeinerung wird von Memmi in zweifacher Hinsicht aufgefasst. Sie drückt sich zum einen als „Entindividualisierung“ oder „Entpersönlichung“, die gleichsam mit einer „Entmenschlichung“ einhergeht, zum anderen als „Verabsolutierung“ oder „Verewiglichung“ aus; er spricht in diesem Sinne von einer „doppelten Verallgemeinerung“. „Die Beschuldigung richtet sich fast immer zumindest implizit gegen fast alle Mitglieder der Gruppe, so dass jedes andere Mitglied derselben Beschuldigung ausgesetzt ist, und sie ist zeitlich unbegrenzt, so dass kein denkbares Ereignis in der Zukunft dem Prozess jemals ein Ende machen kann“ (Memmi, S. 114).[37]
Aha!
Für Memmi dient Rassismus primär der Herrschaftssicherung, Sinn und Zweck des Rassismus liegt in der Vorherrschaft (Memmi, S. 60).[37] Sekundär kompensiert er psychische Defizite, „man festigt die eigene Position gegen den Anderen. Psychoanalytisch gesprochen ermöglicht der Rassismus eine individuelle und kollektive Stärkung des Ichs“ (Memmi, S. 160).[37] „Um groß zu sein, genügt es dem Rassisten, auf die Schultern eines anderen zu steigen“ (Memmi, S. 202).[37]
Wikipedia: Rassismus#Rassismusdefinition nach Albert MemmiDa legt sich Herr Herrje aber ein wenig weit aus dem Fenster mit seiner Definition, denn wie man sieht, sagt der Rassist nicht einfach "die kommen von woanders" sondern sucht sich durchaus Legitimation für seine Ressentiments, die wie oben zitiert natürlich auch auf Basis irgendwelche Ökonomie erfolgen kann....oder man erfindet z.B., die seien alle kriminell.
Vielmehr sind es Ressentiments, die zwar wie bei der Pauschalisierung im Kriminalitätsdiskurs rassistische Züge tragen können
Huch, sowas...
Man kennt das z.B. vom ganz klassischen "Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg" oder wahlweise "Die arbeiten alle nicht und leben vom Staat".
Natürlich würde man solche Aussagen gleich einem gewissen Klientel zusprechen...aber nicht bei der AfD.
Ich zweifle das Fazit von Herrn Herrje also an.
Ich würde zwar auch nicht behaupten, dass die interviewten Menschen Rassisten sind, dafür fehlen mir die Informationen, aber die von ihm aufgestellte These ist nicht ausreichend begründet.
Ein gewisser gerade an Fremdenfeindlichkeit scheint aber durchaus vorhanden, wenn man...Fremde abwertet.
Atrox schrieb:Ebenso wurde der Begriff "Rassist" schon für Leute verwendet, die Forderungen aussprachen, die einfach nicht rassistisch waren.
https://www.n-tv.de/politik/politik_kommentare/Packt-die-Rassismus-Keule-wieder-ein-article20312855.html
Selbst Frau Wagenknecht sprach die Essener Tafel vom Rassismus-Vorwurf frei.
Oh, da kann man durchaus geteilter Meinung sein...und die Meinung von Frau Wagenknecht als Autoritätsargument interessiert mich da ehrlich gesagt nicht.
Dass es eine Diskriminierung darstellt ist wohl unzweifelhaft und dass es kein Fall für den Gesetzgeber ist, ist auch lediglich damit begründet, dass die Staatsbürgerschaft als Kriterium galt...die wird nämlich vom AGG aus irgendeinem Grund nicht abgedeckt.
Man kann also davon ausgehen, dass sehr wohl kalkuliert war.
So wie es war, war es wohl nicht rassistisch, aber es war auch das Einzige, was die Gesetze hergeben.
Wenn Verantwortliche aber so Dinge von sich geben wie "Wir sind doch keine Kanakenjäger" oder Journalisten bei den falschen Fragen was "in die Fresse" androhen, dann darf da schon gezweifelt werden und die Kritik an sich ist eh vollkommen berechtigt.
Der Kommentar da ist übrigens absolut unterirdisch. Instrumentalisieren aller erster Güte.
Es ist nicht ganz so glaubwürdig, wenn man Leuten sein Herz über geschubste deutsche Omis auschüttet und es einem aber gleichzeitig offenbar scheißegal ist, ob blinde Iraker da noch etwas zu essen bekommen.
Die Doppelmoral die der Herr das ausgemacht haben will, die existiert nämlich nicht.
Ich wette, das kein einziger Mensch diese Randalierer dort verteidigt hat, sondern es ging einzig und allein darum, dass Leute, die keine deutsche Staatbürgerschaft besitzen und dort nicht randaliert haben, garantiert nichts dafür können, dass irgendwelche alten Frauen geschubst werden.
Da wird auch nur mit Emotionen gespielt:
Weil dr Vorfall sooooooo schlimm war, ist es nur berechtigt, dass das auch Leute trifft, die absolut nichts damit zu tun haben...und wer das anders sieht, verharmlost alles und relativiert und hat nichts für Großmütter übrig!!!
Nein
Hörst du schon die leisen Rufe von
@Bla-bla-bla ?
"Unschuldsvermutung! Sippen*haftung*! Der BGH hat aber..."
Nein? Ich auch nicht.