Es ist schon beachtlich, was für gravierende Fehler und Versäumnisse die etablierten Parteien, insbesondere die SPD, an vielen Stellen gemacht haben. Aber das ist ja nichts neues. Andernfalls wäre eine AfD wohl nicht entstanden und gewachsen.
[...]„Diese Mobilisierung ist bemerkenswert“, sagt Robert Pausch vom Göttinger Institut für Demokratieforschung, der den Aufstieg der AfD untersucht hat. „Was die Wähler vereint, ist Frustration und Ablehnung der etablierten Parteien“, sagte Pausch dieser Zeitung. Frappierend war das Abschneiden der AfD in klassischen SPD-Hochburgen. Im Norden Mannheims etwa, im Baden-Württembergischen Schönau, wo bis zur Jahrtausendwende noch über 50 Prozent ihr Kreuz bei der SPD machten und das als rote Bastion im Land galt, stimmten über 30 Prozent für die AfD. Insgesamt verlor die SPD in dem Bundesland knapp 90 000 Wähler an die Rechten und landete abgeschlagen bei 12,7 Prozent.
Pausch: „Die AfD wird zu großen Teilen von jenen gewählt, die jahrzehntelang als sozialdemokratische Kernklientel galten. Vor allem nach der Agenda 2010 von Schröder wendeten sich viele von der SPD ab, gingen nicht mehr zur Wahl oder wechselten zur Linken oder auch zur CDU.“ Nichtwähler, Arbeitslose, Arbeiter, Wechselwähler und enttäuschte SPD-Anhänger – bei ihnen konnte die AfD punkten. Und auch in NRW, vor allem im Ruhrgebiet, gibt es überproportional viele Menschen, die man diesen Gruppen zurechnen kann.
Prof. Strohmeier teilt Pauschs Erwartungen. In der Bevölkerung habe sich Fatalismus breit gemacht, man glaube nicht mehr daran, dass es besser wird. Im Revier lebten viele Wahlverweigerer – eine Klientel, die die AfD überraschend stark mobilisieren konnte. Eine kleine Hoffnung sei, so Strohmeier, dass das Ruhrgebiet durch seine lange Migrationsgeschichte eher immun sein könnte für Vorurteile und ausländerfeindliche Parolen als andere Regionen. „Aber insgesamt bin ich eher pessimistisch“, sagt der Sozialwissenschaftler. Die Politiker der etablierten Parteien müssten sich viel stärker für die abgehängten Stadtteile engagieren.[...]http://www.derwesten.de/politik/darum-rechnen-experten-mit-einem-durchmarsch-der-afd-in-nrw-id11685489.html (Archiv-Version vom 31.03.2016)Im Ruhrgebiet gibt es leider viele gesellschaftliche Verlierer und eine Menge sozialer Probleme; vor allem in den großen Städten wie Essen, Duisburg oder Dortmund. Es wundert mich nicht, dass eine Partei wie die AfD in NRW bzw. im Ruhrgebiet -trotz langer Erfahrung der Menschen mit Migranten und Migration- punkten kann. Man lässt hier beispielsweise ganze Stadtteile den Bach runtergehen, ohne etwas merklich dagegen zu tun. Das frustet. Und es ist dann weniger die AfD als Alternative an sich, sondern die offensichtliche Alternativlosigkeit des Handelns der etablierten Parteien, die ein gewisses Klientel zur AfD treibt. Warum? Weil die dringlichen Probleme, die die Menschen direkt berühren, systematisch vernachlässigt werden. Das trifft im Ruhrgebiet eben besonders die Arbeiter, die Rentner und selbstverständlich die Arbeitslosen. Also diejenigen, die sowieso schon abgehängt sind und nur sehr wenig haben.
Meiner Erfahrung nach sind das hier häufig Leute, die ganz normalen Kontakt bis hin zu Freundschaften mit Migranten pflegen (Das geht im Ruhrgebiet auch meist nicht anders.) - also keine Rechtsradikalen etc. sind (Für diejenigen gibt es hier andere 'Anlaufstellen'). Und man sollte eins auch nicht unterschätzen: Es gibt einen gewisses Potential auch bei Menschen mit Migrationshintergrund, die AfD zu wählen. Das sind dann allerdings auch überwiegend Arbeiter und solche, die schon länger in Deutschland leben. Wie auch immer. Bis Mai 2017 ist ja noch ein wenig Zeit. Wer weiß, wie sich das ganze bis dahin entwickelt. Die Bilanzen der Landes- und Kommunalpolitik ist einfach in vielen Bereichen im Ruhrgebiet beschissen. Bleibt alles beim alten, dann wird die AfD in NRW ansehnliche Ergebnisse einfahren. Soviel steht fest.